Freihung: Bleierzweg

Zunächst geht es am Rand des ehemaligen Geländes der Grube Vesuv entlang, vorbei an der ehemaligen Pegmatitgrube gelangt, nach Thansüß und gelangt über den Kohlbühl nach Tanzfleck.

Im weiteren Verlauf der Wanderung steigt man ins Vilstal hinab. Die Vils entspringt nur wenige Kilometer südlich von Freihung.

Die Wanderung passiert unter anderem die Schmelzmühle und die Hämmerleinsmühle, ehe der Ausgangspunkt des Rundwanderweges in Freihung wieder erreicht ist.

Infomaterialien

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Freihung

Bleierzweg – keine Infomaterialien vorhanden!

Gambach: Geologischer Lehrpfad

Der Geologische Lehrpfad am Kalbenstein führt über 2 km durch deutschlandweit bekannte geologische Aufschlüsse im Buntsandstein und Muschelkalk.

Diese Gesteinsformationen prägen heute unsere Landschaft in Franken. Wir bewegen uns also über ein Gelände, das in jenem Zeitabschnitt schon einmal Erdoberfläche war. Zwischenzeitlich fanden jedoch weitere Ablagerungen statt. Der Erosion schließlich haben wir es zu verdanken, dass heute die versteinerten Relikte aus dem Trias wieder sichtbar wurden und wir einen Einblick in dieses Zeitalter erhalten.

Der geologische Lehrpfad ist mit Wegweisern ausgeschildert, die einen Mastodonsaurus zeigen. Dessen Blickrichtung zeigt die Wegrichtung an.

DGGV: Kalbenstein – Geotop November 2018

Der Main hat zwischen Karlstadt und Gambach einen eindrucksvollen 2,5 Kilometer breiten und bis zu 150 Meter hohen Prallhang geschaffen. Hier ist ein fast vollständiges Profil im oberen Buntsandstein und Unteren Muschelkalk (Wellenkalk) erschlossen.

Zahlreiche Aufschlüsse entlang der Wanderwege und eines Klettersteiges ermöglichen eine Wanderung durch die Stratigraphie. Im Niveau des Plattensandsteins streift der Weg große historische Naturwerksteinbrüche. Hier wurden mit Mastodonsaurus ingens und Saurichnites gambachensis zwei Amphibien- bzw. Saurierarten erstmals gefunden und beschrieben. Im südlichen Teil des Prallhangs wurde durch eine große Rutschung im Jahr 1784 eine fast alpin anmutende Felswand (Kalbenstein) im Unteren Muschelkalk freigelegt. Verwerfungen sind für häufige Felsstürze verantwortlich, die vor der Wand eine spezifische morphologische Situation erzeugten. Zimmergroße Felsblöcke zeugen von den Ereignissen.

Der Geotop kann auf einer Rundwanderung erkundet werden: Ein geologischer Lehrpfad entlang der Gambacher Steige informiert mit 10 attraktiven Infotafeln über die Gesteine, bedeutende Fossilien und die erdgeschichtliche Entwicklung. Der aussichtsreiche Weiterweg entlang der Kante des Prallhangs über den Grainberg zum Aussichtspunkt Edelweiß wartet mit sehenswerter Trockenrasen-Vegetation auf.

Der Abstieg erfolgt über die Rutschmassen des Kalbensteins (mit Infotafel „Bayerns schönste Geotope“) zur Falteshütte, der Rückweg auf hangparallelem Weg mit weiteren Aufschlüssen nach Gambach. Diese Geo-Tour ist nicht nur aufgrund der geologischen Besonderheiten außergewöhnlich, sie sucht auch aufgrund der außerordentlichen landschaftlichen Schönheiten und teilweise alpinem Charakter im gesamten nordbayerischen Raum ihresgleichen!

Textquelle: Deutsche Geologische Vereinigung (DGGV); Geotop November  2018

Muschelkalkprofil Kalbenstein

An den Felswänden des Kalbensteins ist ein fast vollständiges Profil durch die rund 90 Meter mächtige Abfolge der Kalk- und Mergelsteine des Unteren Muschelkalkes (Wellenkalk) erschlossen. Eine Rutschung im Jahr 1784 legte die Felswand frei.

Beschreibung

Die Zeit des Muschelkalkes

Zu Beginn des Erdmittelalters nahm ein großes, flaches Becken weite Teile Deutschlands ein. Während der Zeit des Muschelkalks vor etwa 245 Millionen Jahren war in diesem Germanischen Becken ein flaches Binnenmeer entstanden, das im Südosten durch eine Festlandsschwelle (Vindelizisches Land) vom offenen, tiefen Ozean getrennt war. Nur über schmale Meerengen hatte es Verbindung zur Tethys, dem Mittelmeer des Erdmittelalters.
Heißes, trockenes Klima begünstigte damals in dem Flachmeer eine intensive Verdunstung mit direkter Kalkausfällung und Kalkabscheidung durch Organismen. Da nur wenig Material vom umgebenden Festland in das Becken eingetragen wurde, konnte sich eine Kalkabfolge mit Einschaltungen von Tonstein, Dolomit, Gips und Salz bilden – die Schichtfolge des Muschelkalkes.

Gesteinsserien am Kalbenstein

An den steilen Felswänden am Prallhang des Mains ist ein Profil durch die Kalke und Mergel des Unteren Muschelkalkes aufgeschlossen. Die dünnbankigen Kalksteine weisen als charakteristisches Merkmal wellenförmige Strukturen auf, daher bezeichnet man die Abfolge auch als Wellenkalk.

Die Gesteine zeigen, dass das Meer in diesem Gebiet damals ziemlich salzhaltig und lebensfeindlich war, denn es wurden nur wenige aus dem offenen Ozean eingewanderte Lebewesen heimisch. Betrachtet man die Abfolge genauer, so kann man eine Wechsellagerung von fossilarmen Wellenkalkpaketen mit sehr schalenreichen Gesteinsbänken erkennen. Häufig bilden die harten fossilreichen Kalksteine Steilstufen und Gesimse.

Diese charakteristischen Lagen lassen sich über weite Bereiche des Beckens verfolgen. Zusammen mit ihrem Fossilinhalt erlauben sie eine Gliederung der Abfolge, man bezeichnet sie daher als Leitbänke. Die oberste Steilstufe des Hanges bildet der Leithorizont der Schaumkalkbänke. Diese bestehen aus Kalkkügelchen (Ooiden) und Schalenbruchstücken und wittern schaumig an. Weitere Beispiele sind die Spiriferina-Bank und die Terebratelbänke, die jeweils nach dort häufig auftretenden Armfüßern (Brachiopoden) benannt sind. Armfüßer sind schalenbildende Meerestiere, die im Aussehen Muscheln ähneln.

Die Rutschung von 1784

Im Jahr 1784, dem Jahr des Jahrtausendhochwassers am Main, wurde die Wand des Klettergartens im Bereich des Kalbensteins durch eine Rutschung freigelegt. Wie kam es dazu? Der Kalkstein wird von großen Klüften sowie Störungen durchzogen. Unter dem geklüfteten Muschelkalk liegen Röttone des Buntsandsteins, die im Gegensatz zu den Kalken nicht wasserdurchlässig sind. Dort staut sich von der Oberfläche versickerndes Wasser. Zusammen mit dem Ton wirkt dieses wie ein Schmiermittel. Begünstigt durch die Erosionswirkung des Mains und starke Regenfälle rutschten vor gut 200 Jahren große Mengen Gestein herab. Auch heute noch kommt es am Mainprallhang zu kleineren Felsstürzen und Hangrutschungen.

Naturschutzgebiet Grainberg-Kalbenstein

Die schwer verwitternden Kalkbänke des Wellenkalks bilden Gesimse und Felsstufen und sind meist nur spärlich bewachsen. Auf den Steillagen am Kalbenstein und Grainberg entwickelte sich eine charakteristische Pflanzengemeinschaft. Diese einzigartigen Vorkommen von Kalk-Trockenrasen wurden 1941 als Naturschutzgebiet ausgewiesen, waren jedoch durch private Initiativen bereits seit 1905 unter Schutz.

Textquelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU Bayern)

Wegstationen
Station 1: Landschaft vor 245 Millionen Jahren

Bei Station 1 sehen wir unten den harten Felssandstein, dessen Festigkeit auf längere, stabile Verhältnisse zurückzuführen ist. Blickt man unterhalb der Treppenanlage über den Zaun des dortigen Anwesens hat man einen sehr schönen Einblick in die Karneol-Dolomit-Schichten über dem Felssandstein. 

Station 2: Ehemalige Steinbrüche im Plattensandstein

Die Steinbrüche waren wohl im 17. und 18. Jahrhundert aktiv. Die Abraumhalden zeugen von deren Größe. Die drei großen Steinquader bei der 2. Tafel stammen von der Oberkannte der Wand. Sie mussten aus sicherheitstechnischen Grünen abgebrochen werden. Wir befinden uns im Bereich des Plattensandsteins.

Station 3: Das Gesicht verschwundener Flüsse
Station 4: Schlammebenen bis zum Horizont
Station 5: Der geheimnisvolle Sandstein
Station 6: Eine neue Zeit: Der Muschelkalk beginnt
Station 7: Rätselraten um den Wellenkalk
Station 8: Der Main schreibt seine Geschichte
Station 9: Dünen unter dem Meeresspiegel

Infomaterialien

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Gambach

Geotop Buntsandsteinprofil WSW von Gambach

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Gambach

Kalbenstein: Schautafel am Muschelkalkprofil (Bayerns schönste Geotope, Nr. 35)

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Gambach

Funde aus der Urzeit (Presseartikel Uni Würzburg)

Geroldsgrün: Geopfad Lotharheiler Runde

GEOPARK Bayern-Böhmen

Cesko-Bavorský GEOPARK

Aufbruch ins Erdinnere

Tajemstvi zemského nitra

Pfad der landschaftlichen Vielfalt

Der Geopfad Geroldsgrün bietet weit mehr als nur eine abwechslungsreiche Tageswanderung durch eine der reizvollsten Regionen des Frankenwaldes. Drei einzeln oder in Kombination begehbare Runden machen ihn zu einem immer wieder abwechslungsreichen Ensemble von erdgeschichtlichen Wandertouren.

Geroldsgrün – am südwestlichen Rand der Hochfläche gelegen – ist dabei ein idealer Ausgangspunkt zur Erkundung der landschaftlichen und geologischen Facetten des Frankenwaldes. Besonders beeindruckend ist der meist abrupte Wechsel von der sanft gewellten, teils fast eben wirkenden Hochfläche zu den unvermittelt einsetzenden, tief eingekerbten und intensiv bewaldeten Tälern. Durchschnittlich mehr als 300 Meter über dem Vorland gelegen, ist die Frankenwald-Hochfläche ein Landschaftsraum von unverwechselbarer Prägung und zugleich ein Resultat der allerjüngsten Erdgeschichte. Erst vor etwa 2 Millionen Jahren, als bereits Urmenschen die Savannen Afrikas besiedelten, stieg der Frankenwald zu seiner heutigen Höhe auf.

Die beiden nördlichen Runden des Geopfades beginnen am unweit der Kirche zentral gelegenen Dorfplatz. Er wurde im Zuge der Erstellung des Geopfades auf gleichermaßen originelle wie landschaftstypische Weise erneuert. Heller Granit kontrastiert mit schwarzblauen Dachschiefern. Sie sind in Gestalt von Trockenmauern und künstlichen Halden arrangiert.

Auch im übrigen Ortsbereich ist der heimische Dachschiefer bis heute allgegenwärtig. In vielen Häuserfundamenten erscheint außerdem das markante „Hertwegsgrüner Konglomerat“, ein aus bunt zusammengewürfelten Geröllen von Schiefern, Kalksteinen und Grauwacken bestehendes Gestein der Karbon-Zeit. Es ist besonders schön in den Grundmauern des Rathauses zu studieren. Auch grüne und fleischfarbene Gesteine sind im Ortsbild häufig. Sie stammen aus einem der bedeutendsten Brüche des Frankenwaldes, dem nahe gelegenen Steinbruch von Horwagen. Der dort gewonnene Kalkstein wurde als „Horwagener Marmor“ weltweit vertrieben

Lotharheiler Runde

Lotharheil, das einzige Dachschiefer-Bergwerk Süddeutschlands, ist tief in den Geroldsgrüner Forst eingebettet. Seit 1857 wird dort das „Dürrenwaider Dachschieferlager“ unter Tage abgebaut.

Den Weg nach Lotharheil säumen zahlreiche eindrucksvolle Natur- und Bodendenkmäler, wie der schroffe Kämmleinsfelsen, der eine geologische Störungszone markiert und der sagenumwobene Burgstall Wallenrode. Dort stand vor 750 Jahren eine ausgedehnte und umstrittene Grenzfestung mit großer strategischer Bedeutung. Über das Langenautal (Rauhbergrunde) und Lotharheil führt der Weg nach Dürrenwaid, einem alten Bergbauort im Oelsnitztal.

 

Textquelle: Faltblatt „Geroldsgrüner Geopfade“

ALEXANDER VON HUMBOLDT in Oberfranken

Der in Berlin geborene Naturforscher und Forschungsreisende Alexander von Humboldt (1769-1859) war Universalgenie und Kosmopolit. Seine große Süd- und Mittelamerikareise von 1799 bis 1804 wurde als die zweite, die wissenschaftliche Entdeckung Südamerikas gefeiert. Naturwissenschaftliche Disziplinen wie z.B. die physische Geographie, Klimatologie und Ozeanographie sehen in Humboldt ihren Begründer. Humboldt entwickelte als einer der ersten unser heutiges Verständnis des Zusammenwirkens der Kräfte in der Natur – die Ökologie, auch wenn der Begriff dafür erst später entstanden ist.  Nicht nur sein Alterswerk, der fünfbändige "Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung" machten ihn weltberühmt.

Alexander von Humboldt trat 1792, im Alter von 23 Jahren, seinen Dienst für den preußischen König als Bergmeister für Oberfranken an, wo er rastlos von Revier zu Revier reiste und sich um die vielen Gruben und Hüttenwerke der Region kümmerte. In Steben gründete er ohne Wissen seiner Vorgesetzten schon im Folgejahr eine Berufsschule für Bergleute. Zur Verbesserung der Arbeitssituation unter Tage entwickelt er eine Sicherheits-Grubenlampe und eine Atemmaske. Nach dem Tod seiner Mutter Ende 1796 finanziell unabhängig, verlässt er Ende des Jahres den Staatsdienst, um sich ganz der Forschung zu widmen. Ein einmaliges Forscherleben nimmt seine große Fahrt auf.

Die "GEO-Tour ALEXANDER VON HUMBOLDT in Oberfranken" zeigt an verschiedenen Standorten im Fichtelgebirge und im Frankenwald - jeweils Teilregionen der Geoparks Bayern-Böhmen und Schieferland - das Wirken des jungen Bergbeamten ALEXANDER VON HUMBOLDT im Dienste des preußischen Königs zwischen 1792 und 1796.

An 18 Standorten informieren Schautafeln über jeweils einen Aspekt.

Hier geht es zu den Stationen der GEO-Tour
"ALEXANDER VON HUMBOLDT in Oberfranken" (Tafelstandorte)

Die GEO-Tour "ALEXANDER VON HUMBOLDT in Oberfranken" ist unter Federführung des GEOPARK Bayern-Böhmen ein Gemeinschaftsprojekt von Geopark Bayern-Böhmen, Geopark Schieferland in Kooperation mit den Städten und Gemeinden Arzberg, Bad Berneck, Bad Steben, Bayreuth, Bischofsgrün, Geroldsgrün, Goldronach, Lichtenberg, Ludwigsstadt, Tettau, Thiersheim und Wunsiedel, unter Mitwirkung der Projektpartner Goldbergbaumuseum Goldkronach und Deutsches SCHIEFERTAFEL-Museum Ludwigsstadt.

GEO-Tour Station 1: LAUENSTEIN
Humboldt in Falkenstein

Humboldt im Amt Lauenstein

Alexander von Humboldt betritt das zum Bayreuther Fürstentum gehörende Amt Lauenstein am 12. Juli 1792 am Falkenstein. Es ist der Beginn seiner dreiwöchigen "Inspektionsreise" im Auftrag des Ministers Friedrich Anton von Heinitz. Humboldt schreibt:

Ludwigstadt, den 12. Juli 1792
Hinter (Probst-)Zella trat ich heute in das Bayreuthische Amt Lauenstein ein. Ein nackter hervorstehender Fels am Falkenstein bezeichnet die Grenze.[...]

Humboldt besucht zunächst den am Falkenstein liegenden "Stielerschen Hammer". Er hat an diesem jedoch noch ein recht reichhaltiges weiteres Programm: "Müllerscher Kupferhammer" bei Lauenstein, "Dittmarscher Eisenhammer"(heute Unter-Neuhüttendorf) und "Wernershammer" (heute Ober-Neuhüttendorf), ein Dachschieferbruch bei Ludwigsstadt (der heutige Oertelsbruch), die Fuchseisenfabrik, die alte Saigerhütte zu Ludwigsstadt, eine Löffelfabrik und das eingegangene Vitriolwerk in Katzwich bei Ebersdorf und einiges mehr. Humboldt resümiert, dass der Bergbau und das Hüttenwesen im amt Lauenstein eine wichtige Bereicherung für die Krone Preußens sein würde, sobald Streitigkeiten hinsichtlich der Mansfeldischen Lehen (u.a. Kaulsdorf mit dem Roten Berg bei Saalfeld) geklärt sein würden. Dort lagen wichtige Lagerstätten für Eisenstein (Siderit) und Kobalt

Besonders ausführlich beschreibt Humboldt noch am ersten Abend den Stielerschen Hammer.

Der Stielersche Hammer

"Zuerst nahm ich Stielers Hammer am Falkenstein in Augenschein. Er besteht aus dem oberen und unteren Hammer und hat 2 Blauöfen und 2 Frischfeuer. Das Werk, welches, da der Stielersche Konkurs noch schwebt, den Kreditoren gehört, wurde anfangs von dem Berg-Commissair Knieling administriert, und endlich an ihn verpachtet...."

Humboldt beschreibt, dass Knieling überlege, die Pacht aufzugeben oder das Werk zu kaufen, um es an seinen Sohn zu übergeben und um selbst sich ganz dem Bergbau in Naila zu widmen. Er schildert weiter, dass das in Stielers Hammer als auch in den benachbarten Hammerwerken verschmolzene Eisenerz (Eisenstein) aus Kamsdorf stammt. Im weiteren Verlauf des Berichtes schildert Humboldt ausführlich Bau- und Funktionsweise der Blauöfen, macht Angaben zu den erforderlichen Mengen an Kohlen, Flussmitteln, Erz sowie der Menge an damit gewonnenem Roheisen. Was ist ein Blauofen? Ein Blauofen ist eine Weiterentwicklung des Rennofens und ist bereits eine Entwicklungsstufe hin zu den späteren Hochöfen. Für ihren Betrieb werden bereits durch Wasserkraft angetriebene Blasebläge eingesetzt. Die Bezeichnung "Blauofen" leitet sich vom englischen Ausdruck "blow" (blasen) ab, wobei dies eher eine phonetische Übertragung als eine Übersetzung ist. Humboldt lässt sich ausführlich die Funktionsweise und die Vorteile der Blauöfen erläutern. Humboldt beschreibt auch den Stabhammer: "Ein Stabhammer wiegt hier 310-315 Pfund. Die Geschwindigkeit, welche man hier am vorteilhaftesten hält, maß ich auf 90 Schläge in 1 Minute."

Falkenstein (Geschichte bis 1945)

Der Stielers Hammer (auch Schreiders Hammer nach seinem späteren Besitzer) wurde von dem „Oberberg- und Hütteninspekteur“ Stieler 1765 errichtet. Dieser hatte 1757 bereits das Alaun- und Vitriolwerk Katzewich bei Ebersdorf erworben. Zeitweilig pachtete er auch den Wernerschen Hammer. 1766 erbaut Stieler das Blaufeuer, 1768 den Blechhammer und zwei Wohnhäuser. Schon bald gerät Stieler in finanzielle Nöte, das zugesagte Gelder nicht wie erhofft flossen und auch nicht genügend Kohlen zur Verfügung standen.

1775 (oder 1776) stirb Stieler und das Hammerwerk kommt in Zwangsverwaltung in als Pacht in die Hände des Bergkommissarius Knieling.

1799 wurd der vom Fröbershammer in Bischofsgrün stammende Ernst Christian Müller neuer Besitzer. Durch Erlass erhält Müller 1801 „Umgeldfreiheit von dem konsumierenden Bier“, worin sich vermutlich die Rechtsgrundlage für die spätere Entwicklung des Eisenhammers zur Brauerei, Gastronomie- und Hotelbetrieb begründet. Aufgrund des Erlasses errichtet Müller ein Brauhüttengebäude. Schon 1821 existiert ein Lokal mit Biergarten und Kegelbahn (bis 1825).

1809 kauf der vom Schwarzenhammer bei Thierstein stammende Nikol Heinrich Schreiter (Schreider) den gesamten Besitz, bestehend aus den beiden Eisenhämmern, den beiden Wohnhäusern mit Nebengebäuden, das Brauhüttengebäude sowie Grund und Boden). Der Schreiders Hammer erlebt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nun seine Blütezeit.

In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts gehen die meisten Eisenhämmer in der Umgebung ein. Der Eisenhammer in Falkenstein hält sich jedoch bis 1875. Mit dessen Ende wird die vorhandene Brauerei mit dem bestehenden Ausflugslokal unter Isidor Schreider ausgebaut. Diese erleben mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Stockheim – Ludwigsstadt – Probstzella – Eichicht 1885 einen enormen Aufschwung. Nach dem Tod von Isidor Schreider 1897 übernimmt dessen Sohn Karl das Anwesen. Brauerei und Ausflugslokal werden zu einem weit nach Bayern und nach Thüringen hinein bekannten Unternehmen und Ausflugsort.

Falkenstein (Geschichte ab 1945)

Der Niedergang der "Bayerischen Bierbrauerei Karl Schreider" ist mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges besiegelt. Historisch war die alte Landesgrenze Bayern-Thüringen der unter dem Ausflugslokal fließende Steinbach. In einem Grenzabkommen vom 3./4. Juli 1945 zwischen Sowjets und Amerikanern wurde der Grenzverlauf neu geregelt, so dass das gesamte Lokal sowie die Wirtschaftsgebäude der Brauerei Schreider in die amerikanische Besatzungszone fielen (sogenanntes "Bierdeckelabkommen").

Aufgrund der Randlage und des fehlenden Absatzmarktes in Thüringen musste der Betrieb der Brauerei 1968 eingestellt werden. 1987 wurde der Gebäudekomplex der Brauerei abgerissen, 1991 die alte Mühle. Der Gaststättenbetrieb wurde verpachtet und noch einige wenige Jahre fortgeführt.

Nach der Wende erwarb das Ehepaar Lenk das baufällige ehemalige Ausflusgslokal. Heute erstrahlt es als prvat genutztes Wohnhaus als "Villa Falkenstein" in neuem Glanz. Seit 2005 finden hier kulturelle Veranstaltungen stattf.

Am 12. Juli 2019, am 227. Jahrestag der Ankunft Humboldts in Franken, eröffnete der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz in der Villa Falkenstein die GEO-Tour Alexander von Humboldt in Oberfranken.

Tipps

Steinbach an der Heide

2,5 Kilometer ostsüdöstlich liegt Steinbach an der Heide, zu dem Falkenstein gehört. Das Dorf liegt hoch über dem Tal der Loquitz in einer Senke und bietet teils weite Fernsichten. Prägend ist die alte erhaltene Dorfstruktur und der in der Ortsmitte gelegene Dorfgarten, der in seiner Art einzigartig ist. Anstelle eines Dorfplatzes bildet dieser das Zentrum des Runddorfes.

Burg Lauenstein

Die Burg Lauenstein ist die nördlichste Burg Bayerns. Sie geht in ihrer Anlage bis in das 12. Jahrhundert zurück. Sie wurde 1622 von Markgraf Christian von Brandenburg-Bayreuth erworben und war seitdem Sitz des Amtmannes für das Amt Lauenstein. Heute ist die Burg im Besitz des Freistaates Bayern und kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.

Thüringer Warte

Die Thüringer Warte ist ein 26,5 Meter hoher Aussichtsturm auf Gipfel des 678 m hohen Ratzenbergs. Der Turm liegt rund 200 Meter von der thüringisch-bayerischen Landesgrenze entfernt. Im Inneren informiert eine Dauerausstellung über die ehemalige innerdeutsche Grenze. Der Trum wurde 1963 errichtet.

GEO-Tour Station 2: LUDWIGSSTADT
Humboldt in Ludwigsstadt

Humboldt und der Schiefer

An seinem ersten Tag im Amt Lauenstein, am 12. Juli 1792, besichtigte Alexander von Humboldt auch den Dachschieferbruch bei Ludwigsstadt. Dieser war damals jedoch nicht in Betrieb. Bei seiner Weiterreise am folgenden Tag in das Stebener Revier besuchte Humboldt die Schieferbrüche bei Lehesten und kam zu dem Schluss, dass die Lehestener Dachschiefer in der gleichen geologischen Formation liegen würden, wie die Ludwigsstädter. Er sah in einer Wiederaufnahme der Ludwiggstäder Brüche großes Potenzial für die wirtschafltiche Entwicklung im Amt Lauenstein. Der Oertelsche Dachschieferbruch gehört heute zu den "100 schönsten Geotopen" von Bayern.

Der Dachschieferbruch bei Ludwigsstadt (Oertelscher Bruch)

Der von Alexander von Humboldt bei Ludwigsstadt beschriebene Dachschieferbruch liegt am Edelhof, ca. einen Kilometer westlich von Ludwigsstadt. Nach seinem späteren Besitzer Ernst Oertel wird er heute als "Oertelscher Bruch" bezeichnet - nicht zu verwechseln mit dem Oertelsbruch bei Schmiedebach.

Eröffnet wurde der Dachschieferbruch 1779 als Dach- und Tafelschieferbruch. Der dortige Schiefer ist von guter Qualität, d.h., er spaltet gut und ist aufgrund eines nur geringen Pyrit-Gehaltes nicht "nägelfressend". Allerdings wurde der Abbau dadurch erschwert, dass die abbauwürdigen Lager in den Berg einfallen und daher große Abbraummengen anfielen. Ein Untertage-Abbau war zur damaligen Zeit - auch später als Eugen Oertel den Bruch erwarb - technisch noch nicht möglich. Humboldt hatte daher die Anlage eines neuen Bruches in einem anderen Tal vorgeschlagen. Aufgrund der Schierigkeiten beim Abbau erwarb Eugen Oertel verschiedene kleinere Brüche zwischen Lehesten und Schmiedebach (ebenfalls in der Folge als "Oertelscher Bruch" bezeichnet. Dieser entwickelte sich zur Wende des 19./20. Jahrhunderts zum größten Schieferbruch des europäischen Kontinentes.

Humboldt und sein Einsatz für den Ludwigsstädter Schiefer

Alexander von Humboldt sah in einer Wiederbelebung des Ludwigsstädter Schieferabbaus eine Möglichkeit, den Zustand des Bergbaus und Hüttenwesens im Amt Lauenstein zu verbessern. Dies geht nicht nur aus seinem Befahrungsbericht von 1792/1793 hervor, sondern auch aus Dokumenten "den Betrieb des Dachschieferbruches bey Ludwigstadt betreffend, 1794 - 1802". In einem Schreiben vom 10. März 1794 an den König bittet Humboldt um ein Darlehn von 50 Gulden, um mit einer neuen Gewerkschaft den Bruch wiederzuleben. Darin heißt es:

Kaulsdorf auf Nailaer Revier den 10. März 1794
Der Oberbergmeister v. Humboldt bittet allerunterthänigst um ein Darlehen von Fünfzig Gulden zur Aufnahme des Dachschieferbruches bey Ludwigstadt.

Euer K.M. habe ich gewagt schon mehrmals den traurigen und nahrungslosen Zustand des Amtes Lauenstein allerunterthänigst vorzustellen. Von der Natur stiefmütterlich behandelt, unfähig sein eigenes Bedürfen an Korn und Fleisch zu befriedigen, kann es sich durch die Industrie seiner Bewohner doch kaum vor der Furcht einer allmäligen Verarmung sichern.

[...] Bey solchen Verhältnißen habe ich es mir zur Pflicht gemacht, solange mir die Direktion des Bergbaues in hiesigen Fürstenthümern anvertraut ist, wenigstens von meiner Seite alle Mittel aufzubieten, welche den Wohlstand der dürftigen, aber arbeitssamen hiesigen Volksklaße vermehren kann. [...] In der Nähe der Stadt Ludwigstadt wurde ehemals ein Dachschieferbruch betrieben, der einen dünnen, nicht Nägel freßenden sehr tauglichen Schiefer lieferte [...] und ein ansehnliches Gewerbe veranlaßte.

[...] Die widrigen natürlichen Verhältnisse des Bruchs / da die Schiefer ausfallen / mehr aber noch die völlige incuria der Nailaer Bergbeamten waren daran Schuld, daß die Gewerken ihr Unternehmen mit einem ansehnlichen Verluste aufgaben.

[...] Das Dekken mit Schindeln ist strenge verboten, Thon zu tauglichen Ziegeln ist nicht vorhanden und das Lehestener und Wurzbacher Produkt steigt bei abnehmender Güte jährlich im Preise, Ursache genung um zu dem Ludwigstädter Schieferbruch zurückzukehren!

Der Amtmann Fränkel zu Lauenstein, dessen unbegrenzte Thätigkeit und dessen Verdienst um den zunehmenden Gewerbefleiß der Unterthanen E.K.M. hinlänglich bekannt sind, will daher seinen bisherigen Verlust von ein paar Hundert Gulden gern verschmerzen, und mit einer neuen Gewerkschaft zusammentreten. Diese neue Gewerkschaft von dem Bergamte geleitet bedarf aber mäßig angeschlagen, eines Vorschußes von 150 fl. zur Aufnahme des Schieferbruchs.

Der kleine Fond an Bergbau-Hilfsgeldern der Nailaer Revier, von denen der Fried. Wilhelm Erbst.[ollen], die Königszeche betrieben werden soll, macht es mir unmöglich, mehr als 100 fl. für Schieferbrüche zusammenzubringen. 50 fl. denke ich aus dem Stücketat bis 1. Jan. 1794 und 50 fl. aus dem Etat 1794/5 zu bringen.

Darf ich es daher wagen E.K.M. noch um einen Zuschuß von fünfzig Gulden extra aus dem fond ad extraortinaria [Sonderfond] aller unterthänigst zu bitten.

Wird unser Unternehmen begünstigt, so wird die neue Gewerkschaft die 50 fl. in der Folge, doch unverzinst, herausgeben.

Kaulsdorf, d. 10. März 1794
A. v. Humboldt"

1798 wird der Abbau aufgrund der widrigen Abbauverhältnisse jedoch an anderer Stelle fortgesetzt. Diese liegt im Bereich der kleinen Baumgruppe links der heutigen Skilift-Trasse auf dem Anwesen Rosengasse 13. Da dieses Schieferlage jedoch bereits einer höheren geologischen Stufe im Kulm angehört und nicht so mächtig wie die Lehesten Vorkommen ist, wurde der Abbau hier auch bald wieder eingestellt.

Auch am Eisenberg liegen heute größere ehemalige Dachschiefergruben (u.a. Ferdinand- und Liebesbruch). Diese wurden um 1830 in Betrieb genommen. Die abgebauten Schiefer gehören der gleichen geologischen Formation wie die Lehestener Schiefer an.

Tipps

Deutsches Schiefertafelmuseum Ludwigsstadt

Ludwigsstadt war eines der Zentren der Schiefertafel-Fabrikation in Deutschland. Daran erinnert das 1981 Gründung zunächst in Steinbach an der Heide gegründete Museum, das sich seit 1993 in einem ehemaligen Fabrikgebäude direkt an der B 85 in Ludwigsstadt befindet. Zur Zeit gibt es die folgenden Dauerausstellungen: Geologie im Raum Ludwigsstadt und Thüringen, Geschichtliches zum Schieferbergbau, Arbeit im Schieferbruch, Arbeit in den Spalthütten, Schiefertafel- und Schiefergriffelherstellung, Wetzsteingewinnung aus Schiefer, Schieferwerksteine und elektrotechnische Isolierplatten aus Schiefer, Grabsteine und Kunstgewerbeartikel aus Schiefer, Schiefer als Rohstoff für die Industrie, Schieferdeckhandwerk, Sozialgeschichte der Schieferindustrie.

Internet: www.schiefermuseum.de

Geotop: Dachschieferbruch Oertelsbruch am Trogenbach

Das Geotop gehört zu den "100 schönsten Geotopen in Bayern". Lesen Sie Informationen hierzu auf den Internetseiten des Landesamtes für Umwelt hier.

 

Schieferpark Lehesten

Der Thüringische Schieferpark Lehesten ist ein historischer Schiefertagebau und ein technisches Denkmal mit einer Fläche von etwa 105 Hektar. Dort wurde zunächst in mehreren kleineren Brüchen seit etwa 1300 Schiefer abgebaut. Der sogenannte "Staatsbruch" war bis 1999 im Abbau. Dieser war einst einer der größten Schieferabbaue Europas, der seit 1920 staatlich betrieben wurde. Hier arbeiteten zeitweilig bis zu 2.500 Beschäftigte. Seit 2001 ist der "Staatsbruch" Naturschutzgebiet. Nach Beendigung des Schieferabbaus 1999 gründete die Vereinigte Thüringer Schiefergruben GmbH den heutigen Schieferpark Lehesten als Technisches Denkmal. Angeboten werden Hotel- und Ferienwohnungen, Führungen durch die denkmalgeschützten Industriegebäude sowie Vorführungen des historischen Schieferabbaus und die Bearbeitung des Schiefers. Ein Teil des Geländes ist jederzeit frei zugänglich. Mit Geopfad "Historischer Schieferabbau in Lehesten".

GEO-Tour Station 3: TETTAU
Humboldt in Tettau

Humboldt und das Porzellan

Die Königlich Privilegierte Porzellanfabrik Tettau feierte 1994 ihr 200jähriges Bestehen, doch endete die Produktion nach 225 Jahren Ende Mai 2019. Die Gründung der Porzellanfabrik wurde durch ein positives Gutachten Alexander von Humboldts ermöglicht. Humboldt sah nach dem Eingehen der meisten Eisenhämmer im Tettautal in der Porzellanfabrik eine neue Erwerbsmöglichkeit für die Bevölkerung. Die Concession zur Errichtung einer ächten Porzellain-Fabrik" hatten im Oktober 1793 der Porzellanfabrikant Georg Christian Friedmann Greiner und der Kaufmann Johann Friedrich Paul Schmidt gestellt. Der Lauensteiner Amtmann Johann Valentin Fränkel sowie der dafür zuständige Minister Freiherr von Hardenberg standen dem Antrag wohlwollend gegenüber, forderten jedoch Alexander von Humboldt zu einer Stellungnahme auf.

Das von Humboldt erstellte Gutachten ist heute nicht mehr erhalten. Lediglich ein Schreiben vom 9. April 1794 existiert, in dem Humboldt die Kgl. Oberforstmeisterei Lichtenberg auffordert, die Zuteilung der erforderlichen Brennholzmengen für die Porzellanfarik zu genehmigen. Dies war eine der grundlegenden Voraussetzungen, damit die Porzellanfabrik ihren Betrieb aufnehmen konnte.

Die Gründung einer neuen Porzellanfabrik in Tettau wird jedoch nicht von allen Seiten positiv gesehen. So versuchen sechs Glasmeister von Alexanderhütte mit Eingaben an die Kammer in Bayreuth diese zu verhindern. Die Glasmeister hatten 1785 die Konzession zum Bau einer Glasfabrik auf dem "Oberen Hammer" erhalten. Doch hatten zwischenzeitlich Schmidt und Greiner das ehemalige Thünaische Jagdschloss neben der Tettauer Kirche erworben und darin mit dem Aufbau der Porzellanfabrik begonnen. Am 28. Dezember 1794 wurde ihnen vom preußischen König die Konzession erteilt.

Vom Jagdschloss zur Porzellanfabrik

Das ehemalige Jagdschloss und ein inzwischen errichtetes Fabrikgebäude brannten 1897 nieder. Vom einstigen Jagdschloss ist nur noch der Eingang zu den Kellerräumen zu sehen, der sich unmittelbar neben der GEO-Tour-Infotafel befindet.

Die Porzellanfabrik blieb bis 1852 im Besitz der Familie Greiner. Danach wechselte das Unternehmen mehrmals den Eigentümer. Ab 1897 bis 1915 führt es die Bezeichnung Porzellanfabrik Tettau, vorm. Sontag & Söhne GmbH geführt. Zwischen 1899 bis 1901 entstehen auch neue Fabrikgebäude. 1915 wird das Porzellanunternehmen eine Aktiengesellschaft, 1957 eine GmbH innerhalb der Firmengruppe Seltmann Weiden.

Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Porzellanfabrik rund 200, während des 20. Jahrhunderts bis zu 600 Mitarbeiter. 2010 waren noch über 100 Mitarbeiter im Werk beschäftigt. Dekore von Königlich Tettau stammen selbst von Künstler wie Paul Klee, Franz Marc und August Macke.

Tipps

Tropenhaus "Klein Eden" am Rennsteig

Das Tropenhaus "Klein Eden" ist eine Forschungs- und Aufzuchtstation mit exotischen Früchten und tropischen Speisefischen in Bio-Qualität. Auf einer Fläche von 3.500 m2 ist es auch ein Referenzprojekt für energieeffiziente Abwärmenutzung im Niedrigtemperaturbereich. Im Bereich der Forschung beschäftigt man sich insbesondere mit der Frage, welche tropischen Nutzpflanzen sich für den Anbau und die Produktion unter Glas in Mitteleuropa eigenen und wie sich Wachstums- und Produktionsprozesse für biologische Nahrungsmittel standardisieren und optimieren lassen.

Besucherhaus und Sonderausstellungen lassen sich individuell besuchen, das Forschungshaus inklusive der Technik und Fischzucht sind jedoch nur im Rahmen von Führungen möglich. Bitte informieren Sie sich über die entsprechende Internetseite der Einrichtung.

Europäisches Flakonglasmuseum Kleintettau

Der Geschichte der Glasherstellung, der Ansiedlung der Glasmacher in Kleintettau mit Gründung der Dorfglashütte und der Herstellung von Flakonglas- und gefäßen widmet sich das Europäische Flakonglasmuseum.

Internet: www.glasbewahrer.de

GEO-Tour Station 4: SCHAUBERG
Humboldt in Schauberg

Humboldt macht "Blau"

Die Blaufarbenfabrik Schauberg wurde bereits 1712 gegründet und war lange prägend für die Geschichte des Ortes. 1770 wird Christoph Samuel Pensel als Eigentümer genannt, so dass in späteren Schriften auch von der "Penzelschen Fabrik" die Rede ist.

Im "Fränkischen Archiv" wird 1790 über diese wie folgt berichtet:

Diese Fabrik ist nicht nur die einzige ihrer Art in den Brandenburgischen Landen in Franken, sondern auch eine der imposantesten derselben, idem sie bey gehörigem ordentlichen Betrieb und Absatz der blauen Farben oder Schmalten bey 40 000 fl. jährlich umsetzen kann. [...]

Die ohnlängst eingetrettene Acquisition des Rittergutes Kaulsdorff zur Lehens-Curie des Hochfürstlichen Brandenburgischen Hauses, kan dieser Blaufarbenfabrik einen schwunghafteren Betrieb geben, da auf dem Kaulsdorfer Bezirk die vortreflichsten Koboldtanbrüche sowol von der Chursächsischen Bergamtsrevier Großcamsdorff, als von dem Saalfeldischen sogenannten rothen Berg dahin streichen, und der Centner Koboldt erst vor 3 jahren zu 60 Rthl. verkauft worden ist. Da auch ausserdeme der regierende Markgraf zu Auffindung eines tauglichen Koboldts in den hiesigen Landen, einen Preiß von 100 Dukaten ausgesetzt hat, und auch würklich schon seitdeme verschiedene Anbrüche davon sowol in der Nailaer als Wonsiedler Bergamtsrevier erschürfft worden sind: so läßt sich vermuthen, daß diese Fabrik aus Mangel an Koboldten niemals kalt stehen darf.

Die Fabrik braucht jährlich 700 - 800 Klafter Holz und kann mehr als 2 000 Centner Farbe oder Schmalten machen, die meistens nach Ohlland auf dem Main und Rhein gehen."

Lesen Sie hier den vollständigen Text aus der genannten Schrift.

Mit dem Übergang der fränkischen Fürstentümer an das preußische Königshaus wurde auch die Blaufarbenfabrik Schauberg für Preußen interessant. Aus Mangel an Kobalt stand das Werk 1792 jedoch still. Erst nach Beilegung des Jahre lang schwelenden Konflikes um die Kobalterze vom Roten Berg bei Kamsdorf/Kaulsdorf konnte das Penzelsche Blaufarbenwerk wieder in Betrieb gehen.

Was ist Schmalte bzw. Smalte?

Smalte ist ein durch Kobaltoxid blau gefärbtes Kalium-Silikatglas (CoO – K2O – SiO2). Das Kobalt-Erz aus Kaulsdorf war der sogenannte „schwarze Erdkobalt“ (Asbolan), ein Co-Mn-Erz, das zur rosafarbenen „Kobaltblüte“ (Erythrin) verwittert. Die Mischung aus Kobalterz, Quarzsand und Pottasche ergibt im Schmelzofen das blaue Farbglas. Im erkalteten Zustand fein vermahlen, wird dieses Glas zur Smalte.

Smalte war zur damaligen Zeit ein begehrtes Farbpigment zur Herstellung blauer Porzellandekore und zum Färben von Gläsern.

Vom Blaufarbenwerk zur heutigen Keramik-Fabrik

Mitte 1815 beginnt Friedrich Pensel mit der Produktion von Porzellan und Fayencen in Schauberg. Ende 1816 erwerben die Brüder Balthasar und Friedemann Greiner aus Tettau das Werk und stellen 1817 endgültig auf die Porzellanfabrikation um. Nach mehreren Besitzerwechseln übernimmt der aus dem Sudetenland stammende Porzellanfabrikant Richard Rösler 1948 den Betrieb. Seitdem wird es als Unternehmen Rösler Porzellan und Keramik GmbH & Co. KG bzw. als Rösler Ceramtec GmbH bis heute fortgeführt.

Tipps

Rösler Ceramtec GmbH

Werksverkauf:
Montag bis Donnerstag von 07:00 - 15:00 Uhr
Freitag von 07:00 - 12:00 Uhr

Betriebsführungen für Reisegruppen gegen Voranmeldung

GEO-Tour Station 5: LICHTENBERG
Humboldt in Lichtenberg

Humboldt zieht Bilanz

Lichtenberg liegt zu Zeiten Humboldts im Bergamt (Revier) Naila. Es ist Humboldts "Sorgenkind". Der Bergbau liegt schon seit Jahrzehnten darnieder, viele Lagerstätten sind nahezu erschöpft. Trotzdem gelingt es Humboldt, einige Bergwerke wieder rentabel zu machen. Hier in Lichtenberg soll u.a. der Bau des rund einen Kilometer langen Friedrich-Wilhelm-Stollens die Lichtenberger Friedensgrube entwässern. Die Pläne dazu waren schon älter und stammen von Christian Ernst Trommler, früherer Bergrath im Revier Naila (siehe unten).

Schon zu Beginn des Jahres 1795 erwägt Alexander von Humboldt, den preußischen Staatsdienst zu verlassen. Am 27. Februar kündigt er in einem Schreiben an Minister von Heinitz an, dass er seine derzeitige Lage verändern wolle und im Begriff sei "fast alle öffentliche Verhältnisse aufzugeben". Als Heinitz darauf nicht reagierte (offensichtlich erreichte diesen das Schreiben erst verspätet), schrieb Humboldt an den preußischen König selbst und bat diesen um Entlassung aus seinem Dienstverhältnis. Unter diesem Eindruck verfasst Humboldt am 28. April 1795 während seiner Generalbefahrung des Reviers Naila seinen Befahrungsbericht. Dieser fällt sehr ausführlich aus, da Humboldt ihn bereits als Übergabebericht für seinen Nachfolger verfasst. Er legt in diesem dar, welche wichtigen Maßnahmen er in diesem Revier durchgeführt bzw. in die Wege geleitet hat, charakterisiert seine Mitarbeiter und gibt seinem Nachfolger Hinweise für das weitere Vorgehen.

Lesen Sie hier den Beginn des Generalberichtes von 1795.

Humboldt gliedert seinen Bericht wie folgt:

Durch Anklicken der fett geschriebenen Begriff öffen Sie eine ausführliche Kommentierung von Humboldts Texten in einem separaten Fenster. Die Einträge werden erst nach und nach gefüllt.

Friedrich-Wilhelm-Stollen

Der Friedrich-Wilhelm-Stollen wurde 1793 von Alexander von Humboldt als Erbstollen projektiert und 1794 in Angriff genommen. Erbstollen bedeutet, dass der Stollen der Entwässerung vornehmlich der Friedensgrube in Lichtenberg dienen sollte. Humboldt verfolgte dabei aber auch das Ziel, weitere Erzvorkommen zu erschließen. Andererseits wird vermutet, dass Humboldt bereits mit der langen Bauzeit für den Stollen gerechnet haben soll und in diesem vor allem auch eine lange „Arbeitsplatzgarantie“ für die Bergleute gesehen haben könnte. Fertiggestellt wurde der Stollen unter erheblichem finanziellem Aufwand erst im Jahr 1831 nach einer Bauzeit von 38 Jahren. Der Vortrieb des Stollens wurde jedoch mehrmals unterbrochen.

Der Stollen wurde sehr aufwändig aufgefahren, so ist er für die damalige Zeit ungewöhnlich breit ("dass zwei Männer bequem nebeneinander gehen können"1) und hoch ("mehr als Mannshöhe" 1; 2,50 Meter). Angeblich soll an einen Abtransport von Gestein und Erzen mit Booten gedacht worden sein.

Im Frühjahr 1795 ist der Stollen bereits „"volle 60 Lr. [Lachter]"(ca. 120 Meter) weit vorgetrieben, so Humboldt in seinem Generalbericht. Doch geht danach der Bau nur schleppend voran, da sich das zu durchfahrene Gestein als überaus widerstandsfähig erweist. 1808 erreicht der Stollen eine Länge von rund 700 Metern. Zum Jahresende stellte man den Vortrieb jedoch zunächst ein, da die Rentabilität im Hinblick auf die fast gänzlich abgebaute Friedensgrube nicht mehr gegeben zu sein schien. Spätestens 1819 scheint es mit dem Bau des Stollens weitergegangen zu sein. Am Ende hatte der Friedrich-Wilhelm-Stollen eine Länge von 975 Metern erreicht.

Bereits während des Baus des Friedrich-Wilhelm-Stollens wurden mehrere Erzgänge (Eisen, Kupfer) durchquert. Mit deren Abbau begann man jedoch erst nach Fertigstellung des Abbaus. Es wurden folgende Gangzonen angefahren (Quelle: mineralienatlas.de):

  • bei 309,5 Meter - Gang Nr. I (Pyrit/Schwefelkies, Quarz), 60- 90 cm mächtig
  • bei 321 Meter - Gang II (Pyrit/Schwefelkies, Quarz), 60- 90 cm mächtig
  • bei 435,5 Meter - Gang Nr. III (wenig Kupferkies in Kalkspat, Quarz), 46 cm
  • bei 592 Meter - Gang IV (derber Kupferkies, Quarz und Kalkspat), bis 15 cm mächtig
  • bei 627 Meter - Gang V („Gang Eleonore“; Kupferkies, Kalkspat, Quarz), 18 bis ? 52 cm mächtig.

Auf der Strecke zwischen 628 und 743 Metern werden weitere vier Gänge angefahren, die jedoch alle sehr geringmächtig und kaum erzführend sind. Nach 968,5 Metern wird bereits im Bereich der Friedensgrube der "Friedensgruber Gang" (Gang X) angefahren, der hier jedoch nur als Kalkspat-führende Kluft entwickelt ist. Über den "Kotzauer Schacht" und einen Querschlag wird ein Zugang zur 37 Meter über der Sohle des Friedrich-Wilhelm-Schachtes zum Friedensgrubener Gang geschaffen.

Der Betrieb des Friedrich-Wilhelm-Stollens währt nur bis 1857. Erst rund 100 Jahre später wird er für den Abbau von Flussspat für nochmals rund zehn Jahre in Betrieb genommen.

Das Besucher-Bergwerk Friedrich-Wilhelm-Stollen

Der Friedrich-Wilhelm-Stollen ist seit 1995 als Besucherstollen auf gut 200 Metern Länge wieder begehbar. Danach verhindert ein Verbruch das Weiterkommen, doch arbeitet der das Besucher-Bergwerk betreibende Förderverein daran, weitere Streckenabschnitte begehbar zu machen. Zumindest ist ein Durchbruch zum hinteren Teil des Stollens bereits erfolgt.

Das ehemalige Zechenhaus dient bereits seit Schließung des Bergwerkes 1857 bis heute als Gaststätte. Webseite zum Besucher-Bergwerk: www.friedrich-wilhelm-stollen.de

Tipps

Infostelle Naturpark Frankenwald

Die Infostelle des Naturparks Frankenwald befindet sich im alten Bahnhofsgebäude Blechschmidtenhammer, nur wenige Meter vom Besucher-Bergwerk bzw. der GEO-Tour-Tafel entfernt. Dort erhalten Sie nicht nur Informationen zum Naturpark, sondern auch zum Geopark Schieferland.

Webseite: www.frankenwald-tourismus.de

Naturlehrpfad Höllental

Rundweg von ca. 5 Kilometern Länge durch das wildromantische Höllental vorbei an Bergbaurelikten (z.B. Rebecca-Stollen), sehenswerten Felsen und zur Quelle des Höllensprudels in Hölle. Start ist am Naturpark-Infozentrum.

GEO-Tour Station 6: BAD STEBEN
Humboldt in Bad Steben

Humboldt macht Schule

Am 8. Juni 1832 wurde Steben der Titel "Königlich Bayerisches Staatsbad" verliehen und trägt seitdem den Namen Bad Steben. Bedeutung hatte Steben zuvor als Zentrum des Bergbaus im Frankenwald. Bad Steben ist ein günstiger Ausgangsort für Entdeckungen auf Alexander von Humboldts Spuren im Revier Naila.

Steben war während seiner fränkischen Zeit für Humboldt mehr als "nur" ein Aufenthaltsort, in dem er sich bei seiner Anwesenheit im Bergamt Naila häufig aufhielt:

Steben hat einen so wesentlichen Einfluss auf meine Denkart gehabt, ich habe so große Pläne dort geschmiedet, mich dort so meinen Gefühlen überlassen, [...] war dort besonders im Winter 1794 und Herbst 93 in so einem immerwährenden Zustand der Spannung, dass ich des Abends nie die Bauernhäuser am Spitzberg in Nebel gehüllt und einzeln erleuchtet sehen konnte, ohne mich der Tränen zu enthalten. Diesseits des Meeres finde ich mir so einen Ort nicht wieder!"

Brief Alexander von Humboldts an Karl Freiesleben, 14. Dezember 1795

Der Name Steben ist vor allem mit der Einrichtung der Bergschule im November 1793 verbunden. Sie ist eine der ersten Berufsschulen überhaupt. Vorbild war für Humboldt die bereits 1777 in Freiberg in Sachsen gegründete Bergschule. Im Gegensatz zur dortigen Schule, die insbesondere der Ausbildung des gehobenen Führungspersonals im Bergbau diente, stand die Bergschule Steben allen Bergleuten offen bzw. allen Jungen, die den Beruf eines Bergmannes erlernen wollten.

Zu den Sehenswürdigkeiten in Bad Steben mit Bezug zu Alexander von Humboldt gehören:

  • "Humboldt-Haus" in der Badstraße 2 (Privatbesitz, daher keine Besichtigung)
  • Rathaus (ehemaliges Schulhaus)
  • "Altes Bergamt" (seit 1966 allerdings nur das Nachfolgehaus mit Hotel "Altes Bergamt")
  • Humboldt-Büste im Kurpark
  • Kurpark mit ehemals elf Bergwerken
  • Erzrevier Obere Mordlau.

 

Humboldt-Haus (Badstraße 2)

Das 1781 erbaute "Humboldt-Haus" ist heute noch weitgehend im Originalzustand erhalten. Es wurde in den vergangenen Jahren aufwändig saniert, ist als Privathaus jedoch nicht öffentlich zugänglich. Neben der Eingangstür erinnert eine Gedenktafel an die Anwesenheit Alexander von Humboldts in den Jahren 1792 bis 1795 in diesem Hause. Die Tafel wurde anlässlich des 100. Todestages Humboldts gestiftet. Das Gebäude war ursprünglich das markgräfliche Jagdhaus. Erbauen ließ es der markgräfliche Wildmeiser Johann Leonhard Och, dessen Initialien sich über der Eingangstür finden.

Ehemaliges Bergamt (Badstraße 6)

Das Gebäude des einstigen Bergamtes besteht heute nicht mehr. Es wurde 1966 abgerissen und durch das heutige Gebäude ersetzt. Der Name des nicht mehr bewirtschafteten Hotels "Zum alten Bergamt" erinnert noch daran. Erbaut wurde das Haus als erstes staatliches Kurhotel ("Bade- und Traiteurhaus") 1784 auf Veranlassung des Landeshauptmannes Philipp Ludwig von Weiterhausen. Das Gebäude wird tatsächlich nicht genutzt und steht jahrelang leer, da für die Aufnahme begüterter Gäste Stallungen nicht vorhanden sind und den Pächtern die Viehhaltung untersagt wird. 1796 zog in das Gebäude das Bergamt ein und 1806 wird auch die Bergschule aus dem heute als Rathaus genutzten Haus hierher verlegt.

Humboldt-Büste (Kurpark in Richtung Badstraße)

Die im Kurpark aufgestellte Büste von Alexander von Humboldt stammt von den Steinmetzen Uli und Michael Baumgärtel aus Schwarzenberg im Erzgebirge. Diese schufen die Büste im Jahr 2007 im Rahmen des 1. Internationalen Biedermeiertreffens im Bad Stebener Kurpark vor den Augen zahlreicher Zuschauer. Gestiftet wurde die Büste durch private Sponsoren anlässlich des "175-jährigen Jubiläums Staatsbad Bad Steben" in Erinnerung an den wohl bekanntesten Bewohner des Ortes. Die Idee dazu hatte der ortsansässige Geschichtsverein.

Die Büste zeigt den Kopf Alexander von Humboldts, ruhend auf drei Bänden seines berühmten Werkes "Kosmos". Als Naturwerkstein wurde ein Sandstein verwendet ("Buntsandstein").

Rathaus/ehemals Bergschule (Hauptstraße 2)

Das Gebäude des heutigen Rathauses hat eine wahrlich umfangreiche Geschichte. Wann es erbaut worden ist, ist nicht bekannt. Ende des 18. Jahrhunderts wohnte hier der "Berggeschworene", also ein Beamter des Bergamtes, dem die Aufsicht über den Bergbau in einem Teil des Bergamtsbezirkes oblag. Im November 1793 eröffnete in diesem Gebäude Alexander von Humboldt die Bergschule - dies ohne das Wissen seiner Vorgesetzten. Erst mit seinem "Pro Memoria" vom 13. März 1794 meldet er dem Oberbergdepartement in Bayreuth die Gründung der Schule. Als Lehrer setzt Humboldt den Berggeschworenen Georg Heinrich Spörl ein. Dieser unterrichtet die Jungen ab 12 Jahren in seinem Zimmer, einem großen hellen Raum, das vermutlich im Südteil des Gebäudes lag.

Die Bergschule zog 1806 in das leerstehende "Bade- und Traiteurhaus" in der Badstraße um. 1823 wurde in dem nun frei gewordenen Gebäude durch den Berggeschworenen Spörl und den Landphysikus die ersten Moorbäder in Steben verabreicht. Vermutlich wurden die Moorbäder im heutigen Ratskeller verabreicht, dies bis zur Fertigstellung des "Klenzebaus" im Jahr 1838.

1856 wurde das Anwesen mitsamt dem Gebäude verkauft und als Fabrikgebäude des Appels Spielwaren-Unternehmens verwendet. Nach Schließung der Fabrik diente das Gebäude als Wohnhaus, die Ratskeller als Freibank zum Verkauf des Fleisches von notgeschlachtetem Vieh. 1928 erwarb die Gemeinde das Haus und baute es zum Rathaus um.

Der "Gesundbrunnen zu Steben" / Das Staatsbad Bad Steben

Zu Zeiten Humboldts waren die Stebener Quellen bereits bekannt. Schon 1690 erschien ein erster wissenschaftlicher Bericht von dem Hof- und Stadtmedikus Gottfried von Stein. 1784 wurde ein erstes Badehaus errichtet, das "Bade- und Traiteurhaus", in dem 1806 das Bergamt Steben untergebracht wurde. Der Badebetrieb entwickelte sich vor allem mit dem Verkauf der Stebener Quellen für 600 Gulden an das Königreich Bayern 1832. König Ludwig I. (1825-1848) befasste sich höchstpersönlich mit den Plänen für einen Ausbau der Kuranlagen. 1838 wird das erste Kurhaus, errichtet nach den Bauplänen des König Ludwigs Hofarchitekten Leo von Klenze, eröffnet. In diesem findet sich heute die Touristinformation sowie die Trinkhalle.

Eine Beziehung des Stebener Quellen zu Alexander von Humboldt gibt es nur sehr indirekt. Der von ihm eingestellte erste Lehrer an der Bergschule, der Berggeschworene Georg Heinrich Spörl (1764-1830), war später für den "Gesundbrunnen zu Steben" verantwortlich. Von ihm stammt u.a. auch eine im Jahr 1810 erschienene Beschreibung der Quellen mit einem Rückblick auf deren Geschichte. Das Titelblatt weist ihn als "Berggeschworenen und ersten Lehrer an derKöniglich freien Bergschule zu Steben" aus. Finden Sie das Buch von Georg Heinrich Spörl im Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek digital hier.

GEO-Tour Station 7: GEROLDGSGRÜN
Humboldt in Geroldsgrün

Humboldt und der "Alte Mann"

Ein "Alter Mann" ist im Bergbau der Teil eines Bergwerkes, der schon in einer früheren Phase des Bergbaus abgebaut wurde. Oft wurden die alten Abbaue verfüllt oder sich selbst überlassen, so dass sie verstürzten, unzugänglich und vergessen wurden. Dies birgt dann große Gefahren für die späteren Bergleute.

Im Sommer 1793 - nur kurze Zeit nach dem Dienstantritt Humboldts im Oberbergdepartement in Bayreuth - ereignete sich im Bergwerk "Friedlicher Vertrag" bei Geroldsgrün ein Grubenunglück im Zusammenhang mit dem Einbruch eines älteren, unbekannten Stollens. Dieser mit Wasser geflutete Stollen war durch einen neuen Stollen unterfahren worden, so dass der ältere Stollen einbrach und den darunterliegenden mit Unmengen an Wasser und Schlamm flutete. Humboldt eilte umgehend von Kaulsdorf zum Unglücksort. Gottseidank geschah der Gebirgsbruch in der Nacht, so dass niemand zu Schaden kam.

Humboldts Besuch des alten Bergbaus bei Dürrenwaid 1792

Alexander von Humboldt besucht das alte Bergbaugebiet um Dürrenwaid bei Geroldsgrün im Rahmen seiner Inspektionsreise 1792 am 16. Juli. In seinem einleitenden Text erwähnt Humboldt, dass es um Dürrenwaid vier Roteisensteingruben (Siderit) gibt: "Vogel Strauß", "Bergmännisch Glück auf", "Glück halt an" und "Frisch Glück".

"Den heutigen Tag wandte ich an, um die roten Eisensteingruben zu befahren und die Spuren des alten Bergbaus bei Dürrenwaid p. zu besichtigen."

Wie an den Tagen zuvor ist Humboldts Programm wieder reichlich. Er besucht die folgenden Bergwerke und Gruben (vgl. Lage in der nebenstehenden Karte im Bayernatlas):

  • Vogel Strauß Fdgr.
  • Friedlicher Vertrag Fdgr.
  • Schwarzer Mohr Erbst.
  • Gevattergraben
  • Hoher Ofen zu Marxgrün

Die Beschreibungen der einzelnen von Humboldt besuchten Grubenbauten sind sehr fachlich formuliert. Er charakterisiert neben Fördermengen, die geologische Struktur der Gruben und der Lagerstätten (soweit bekannt). Interessant ist die folgende Passage über den Besuch des offensichtlich aufgelassenen Bergwerkes "Schwarzer Mohr":

"[...] An der Dürrenwaider Stufe aus dem Trommlerschen Kabinette1) ist keine Gebirgsart2) zu sehen, so wenig, als an den derben Bleiglänzen im Markgr. Kabinette zu Bayreuth. Man erkennt bloß Quarz als Gangart daran.
Dagegen ist ein 16 Mark3) wiegender silberner Becher in Gestalt eines Birnbaums mit einer großen Birne in jenem Kabinette vorhanden, ein Becher, welcher, wie die Inschrift besagt, 1538 aus dem ersten Dürrenwaider Silber verfertigt wurde. Die Gestalt ist eine Anspielung auf die Geschichte der ersten Entdeckung dieser Silbergrube. Ein Bauer, der auf einen Birnbaum stieg, verlor sein Hackemesser, welches den silberführenden Gang, in dem es in die Erde hieb, entblößte."

1) Christian Ernst Trommler (1719-1788) wurde 1748 Bergmeister für das Revier Naila, seit 1766 Bergrat, leitete 1762 bis 1772 das Nailaer und das Wunsiedler Revier. Trug eine zu seiner Zeit vielbeachtete Mineraliensammlung einheimlischer Fundstücke zusammen. Auf diese bezieht sich Humboldt hier.
2) Gebirgsart = Gesteinsart
3) Mark = aus dem Mittelalter stammende (lokal unterschiedliche) Gewichtseinheit, hier vermutlich "Nürnberger Mark" = 237,52 Gramm.

Auf www.mineralienatlas.de heißt es:

"1817 und im März 1863 wird wie folgt berichtet: Zwei ehemals im 'markgräflichen Naturalienkabinet zu Bayreuth' aufbewahrte 'silberne Pocale' wurden von der Ausbeute des 'Dürrenwaider Silbergwerkes' gefertigt. Einer davon "wieget 16 Mark" und trägt die Aufschrift: 'Von dem ersten Silber im Burggrafthum Nürnberg zu Lichtenberg erfunden und gemacht 1538. - Am Fuße desselben, der einen gewundenen Baum vorstellet, stehen die Worte: Klettert ein Bauer einen Baum hinan, so eine Holzaxt auf dem Rücken im Leibgurt stecken hat, durch deren Herabfallung der Gang des Silbererzes, aus welchem dieser Becher gemacht, entblößt worden sein soll.'" (abgerufen am 12.08.2019, Link anzeigen). Leider ist auf dieser Seite nicht die Quelle angegeben.

Humboldt nimmt die Legende zum Anlass darüber nachzudenken, ob die Silbergänge tatsächlich früher bis an die Erdoberfläche reichten. In seinem Bericht empfiehlt er, die Umgebung der Lagerstätte genauer zu untersuchen und den einen oder anderen Schurf anzulegen, um eine bessere Vorstellung von der Lagerstätte zu erhalten. Ohne dies wäre der Abbau ein Wagnis.

Humboldt besucht auch den Gevattergraben, das wohl bekannteste Goldvorkommen des Frankenwaldes. Der Überlieferung nach soll dort nicht nur Gold sondern auch Silber gewaschen worden sein. Humboldt charakterisiert den Gevattergraben wie folgt:

"Ebenfalls in diesem Gegengebirge, aber am mitternächtlichen [nach Norden geneigten] Abhang desselben liegt der Gevattersgraben, der wegen seiner Gold- und Silberwäsche bekannt ist. Der Graben oder kleine Bach ist kaum 2 Fuß breit und wenige Zoll tief. Er dient wohl nur bloß der Wäsche selbst, denn man leitete (ein Zeichen, daß der Gewinnst beträchtlich war) von Streitbach [gemeint ist Steinbach] um Großenreith die Wasser in Spundstücken hinzu [...] Noch vor 15 Jahren waren sächsische Bergleute, andere sagten Venetianer, hier und wuschen wirklich Gold. Die Nachrichten sind alle sehr fabelhaft und unbestimmt. Daß aber hier Gold und Silber wirklich gewaschen wurde, ist außer Zweifel."

Humboldt beschreibt die zu beiden Seiten des Grabens sichtbaren Halden und die Spuren der Schürfarbeiten. Er stellt sich dabei die Frage nach der eigentlichen Herkunft der Edelmetalle: "Sollte das über dem Kalkstein liegende aufgelöste tonartige Gebirge Goldkörner als Geschiebe geführt haben?". Immerhin schien es kein größeres Gewässer zu geben, das das Gold zusammengespült hatte.

Die von Humboldt aufgeworfene Frage ist nicht trivial und zeigt sein geologisch-lagerstättenkundliches Verständnis. Erst in den 1980er Jahren konnten Explorations- und Forschungsaktivitäten der Firma Preussag bzw. der Universität Kiel Licht hinter die Frage bringen. Danach überdecken die Sedimente des Gevattergrabens eine NNW-SSO verlaufende Störungszone (Bruchzone), in deren Spalten und Klüften das Gold sitzt (z.T. in Quarzgängen). Die Bergleute gruben sich über Jahrhunderte bis zu 15 Meter tief in die von der Oberfläche her verwitterte Störungszone, wuschen das Material durch und warfen das taube Gestein auf die Schultern des Grabens.

Im Gevattergraben soll bereits im 14. Jahrhundert Gold gewaschen worden sein. Urkundliche Erwähnung findet die Goldsuche jedoch erst im Lehenbuch von 1477:

"Heinrich Knoch von Gera, hat empfangen die Fundtgruben zu unserer lieben Frauen und sonst noch ein Lehen dabey, zu St. Johannes genannt, auf dem Gevatterbach bey Steinbach am Waldt gelegen mit seinen Lehen, Erbstohlen und aller Gerechtigkeit nach Bergwerksrecht."1

Die Alexander-von-Humboldt-Höhle

Zahlreiche Naturerscheinungen auf der Erde tragen den Namen von Alexander von Humboldt. Das einzige nach Humboldt benannte Naturobjekt in Deutschland ist die Alexander-von-Humboldt-Höhle am Rauheberg, etwa drei Kilometer westsüdwestlich von Geroldsgrün. Sie ist über den Geopfad Geroldsgrün (Rauhebergrunde) gut zu erreichen. Die Höhle ist allerdings nicht öffentlich zugänglich.

Die Alexander-von-Humboldt-Höhle ist die einzige bekannte Tropfsteinhöhle im Frankenwald. Sie liegt auf der Nordseite des 663 Meter hohen Rauheberges oberhalb des Langenaubach-Tales zwischen zwei aufgelassenen Kalksteinbrüchen. Die Kalksteine entstammen großen Kalkstein-Rutschmassen aus der geologischen Zeit des Oberdevons. In dieser Formation befindet sich auch die Humboldt-Höhle. Die Gesamtlänge der Höhle beträgt etwas mehr als 400 Meter, sie ist bis zu 30 Meter breit und bis zu 3 Meter hoch.

Die Alexander-von-Hmuboldt-Höhle hieß früher Rauh(e)berg- oder auch Langenau-Höhle. Ein erster Höhlenplan stammt von Hans Leheis (1904 - 1982), einem Heimatforscher aus Geroldsgrün. Dieser wurde u.a. in einer Publikation von Philipp Kohlmann im Berichtsband Nr. VIII der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Bayreuth (1953/54) abgedruckt. Von Hans Leheis stammt der Vorschlag, die Höhle zu Ehren des Naturforschers umzubenennen (wohl 1963). Von den 1960er Jahren bis 1982 gab es in der Höhle regelmäßige Führungen, die jedoch zum Schutz der Höhle eingestellt wurden.

Die Höhle wird erstmals 1761 als Grube "Lamm Gottes" erwähnt. Durch Verwitterung-/Verkarstungsprozesse lagerte sich in der Höhle Brauneisen ab, das zu verschiedenen Zeiten abgebaut wurde (u.a. 1795/96, 1804). Interessante Ausführungen zur Höhle finden sich auf www.mineralienatlas.de.

Tipps

Auf dem Geopfad Geroldsgrün durch alte Bergbaureviere

Die Umgebung von Geroldsgrün mit seinen Bergbaurevieren und der Humboldt-Höhle können Sie entlang der drei Routen des Geopfades Geroldsgrün erkunden. Finden Sie die Beschreibung des Geoweges im entsprechenden Faltblatt. [Download 0,5 MB]

 

Max-Marien-Heilquelle

Seit fast dreihundert Jahren ist im Talgrund des Langenautals eine Heilquelle bekannt, die Max-Marien-Quelle. Dabei handelt es sich um einen Calcium-Hydrogen-Carbonat-Säuerling. Sie befindet sich gegenüber dem ehemaligen Forsthaus in Langenau. Die Max-Marien-Quelle wurde 1981 neu gefasst und kann vor Ort aus einem Trinkbrunnen entnommen werden. Das Wasser wird auch in der Kuranlage in Bad Steben ausgeschenkt. Von Langenau kann man gut in die Rauheberg-Runde des Geroldsgrüner Geopfades einsteigen.

Summe der gelösten Mineralstoffe: 2.129 mg/l
Gelöste gasförmige Stoffe: Freies CO2 2.020 mg/l, Radon 5 Bq/l

GEO-Tour Station 8: HAIDBERG / ZELL IM FICHTELGEBIRGE
Humboldt in Haidberg / Zell im Fichtelgebirge

Humboldt und der Magnetberg

"Auf einer geognostischen Tour, welche ich mit zween Freunden, Herrn Münzmeister Gödeking und Herrn Oberbergmeister Killinger durch das Oberpfälzische und angränzende Gebirge machte, stieß ich auf eine Gebirgskuppe von Serpentinstein, dessen Fallungswinkel ich mit der Bussole bestimmen wollte. Kaum näherte ich dieselbe dem anstehenden Gestein, so sah ich den Südpol meiner Magnetnadel mit Heftigkeit aus ihrer Lage und in den wahren Norden gerissen [...] Einzelne Punkte sind so magnetisch, daß sie in einer Entfernung von 22 Fuß die Magnetnadel aus ihrer natürlichen Lage reissen. Welchen Bestandteil des Serpentinsteins adhäriert aber jene wunderbare magnetische Kraft? Das ist eine Frage, die sich einem von selbst aufdringt".

So beschreibt Alexander von Humboldt die Entdeckung der besonderen magnetischen Eigenschaft der Gesteine am Haidberg in einer Veröffentlichung im "Intelligenzblatt der Allgemeinen Jenaer Literaturzeitung" (Nr. 169) bereits im Dezember 1796. In einem Brief vom 14. November 1796 an Carl Freiesleben heißt es sogar:

"Ich eile Dir zu melden, mein guter Karl, daß ich die größte Entdeckung meines Lebens gemacht. [...] habe eine ganze Gebirgsmasse entdeckt, welche eine ungeheure magnetische Polarität zeigt."

Mit dieser Entdeckung gilt Alexander von Humboldt als einer der Entdecker der natürlichen Magnetisierung von Gesteinen. Zu seiner Zeit gab es allerdings noch keine Möglichkeit, die für die Magnetisierung verantwortlichen Mineralien (u.a. Magnetit, Fe3O4) zu identifizieren. Das gelang erst mit der Entwicklung geeigneter Mikroskope im 19. Jahrhundert.

Neue Entdeckung: Anzeige für Physiker und Geognosten

Bereits in der Dezember-Ausgabe 1796 des Intelligenzblattes der Allgemeinen Literaturzeitung erscheint eine mit "F.A. v. Humboldt" gezeichnete "Anzeige für Physiker und Geognosten" mit dem hier nachlesbaren Text. Dieser entspricht im Wesentlichen dem Text, den Humboldt in dem oben genannten Brief an Carl Freiesleben verfasst und besonders gekennzeichnet hatte. Humboldt bat Freiesleben, den Text schnellstmöglich unter dessen Namen zu verbreiten und schlug dafür das "Bergmännische Journal" vor. Humboldt schlug vor:

[...} Du könntest ja den Brief so anfangen: H.v.H[umboldt] meldet mir, daß er auf einer Reise durch das oberpfälzische und angrenzende Gebirge eine Entdekkung gemacht, die für die Geognosie ebenso wichtig als für die allgemeine Naturlehre...".

Humboldt benennt in dem besagten Brief an Freiesleben nicht den Fundort, obwohl er schreibt: "Den Ort will ich Dir, aber Dir allein genau angeben, wenn Du mir unverbrüchliches Stillschweigen versprichst". Humboldt nennt Freiesleben den genauen Ort erst in einem in Weimar abgefassten Brief vom 18. April 1797:

"[...] Der Magnetberg (Haidberg, aber nenne ihn ja niemand, bei Gefrees, denn bis Jun[ius 17]97 halte ich ihn geheim, die Bergleuthe haben schon 150 f. damit gewonnen) besteht aus ächtem, auf der Oberfläche weiß verwitternden, mit Aimant gemengtem, lauchgrünem Serpentin [...]"

Mit Brief vom 21. Dezember 1796 übersendet Humboldt seinem "Verehrungswerthen Lehrer" Abraham Gottlob Werner unter anderem eine Gesteinsprobe des Magnetberges. Er schreibt:

"[...] ist von der merkwürdigen Gebirgskuppe, welche ich in der beiliegenden Anzeige beschrieben und welche ich am 14tn Nov[ember] entdeckt habe. Sie sind der erste Mineraloge, welcher diese Seltenheit besitzt. Wem aber hätte ich dieselben auch früher anbieten sollen als Ihnen, dem ich für meine wisschenschaftliche Kultur so unendlich viel verdanke."

Der Haidberg aus heutiger Sicht

Der Serpentinit des Haidberges gehört geologisch in die Phyllit-Prasinit-Serie der sogenannten Münchberger Masse. Diese stellt eine aus mehreren tektonischen Decken zusammengesetzte fernüberschobene Gebirgsmasse dar. Die Phyllit-Prasinit-Serie ist die unterste Deckeneinheit.

Das Serpentinit-Gestein besteht aus unterschiedlichen Serpentinmineralen, das sind Schichtsilikate mit der Formel(Mg,Fe,Ni)6Si4O10(OH)8, wobei die Elemente Mg/Fe/Ni in unterschiedlichen Anteilen vorkommen. Die Serpentinminerale sind durch Umwandlung aus den Mineralen Olivin, Pyroxen und Amphibol hervorgegangen. Neben den Serpentinmineralen kommt häufig Magnetit vor (Fe3O4), der für den Magnetismus des Gesteins verantwortlich ist.

Das Ausgangsgestein für den Serpentinit ist Peridotit, der dem lithosphärischen Erdmantel entstammt. Die Serpentinisierung erfolgt bei relativ niedrigen Temperaturen von 300 - 500 °C am Übergang der ozeanischen Kruste zum Erdmantel.

Alexander von Humboldt beschreibt die magnetische Wirkung des Serpentinits, die sehr deutlich die Kompassnadel beeinflusst. Dabei schreibt er richtig die magnetische Wirkung dem Gestein zu. Dabei stellt er bereits die Frage, ob "der Serpentinstein mit magnet[ischem] Eisenstein [Magnetit] durchzogen" ist. Humboldt stellt auch die (teils unterschiedliche) Polarität der Magnetisierung im Gestein fest. Eine solche Polarität ist ihm vom Magnetit nicht bekannt. Diese lässt sich mit den damaligen Messmöglichkeiten tatsächlich auch nicht nachweisen. Die starke Magnetisierung der Serpentinite musste daher eine "im Gestein ruhende" Ursache haben.

Heute ist bekannt, dass Gesteine, die Magnetit enthalten, eine schwache Magnetisierung dadurch erhalten, dass sich beim Überschreiten der Curie-Temperatur von 578 °C die Magnetisierung im Erdmagnetfeld der Erde ausrichtet. Diese gerichtete Magnetisierung ist heute Grundlage, um die ehemalige Ortslage von Gesteinen zur Zeit ihrer Magnetisierung zu ermitteln ("Paläomagnetismus"). Durch "Einfrieren" der Inklinaton der magnetischen Feldlinien im Gestein lässt sich so bestimmen, auf welchem Breitengrad die Magnetisierung erfolgt ist.

Diese natürliche Magnetisierung der Gesteine ist i.d.R. zu schwach, um sie mit einem Kompass feststellen zu können. Am Haidberg ist zudem festzustellen, dass die Polarität als auch die Intensität der Magnetisierung sehr unterschiedlich sein kann. Geophysiker gehen daher davon aus, dass die Magnetisierung des Serpentinits durch Blitzschläge hervorgerufen wurde. Diese beträgt ein Vielfaches der natürlichen Magnetisierung. Das Signal kann bis zu 10.000 Jahre im Gestein erhalten bleiben.*

Literatur: Gustav Angenheister (1973): Die Interpretation der magnetischen Störfelder (Anomalien) von mehreren Serpentinit-Körpern in fünf Arealen im Westen der Böhmischen Masse. ─ Geologica Bavarica, 67: 35-63; München (Bayerisches Geologisches Landesamt).

Machen Sie Ihr eigenes Experiment

Wenn Sie einen Kompass besitzen, dann nehmen Sie in mit zum Haidberg. Halten Sie ihn an mehreren Stellen an das Gestein. Vor allem am Eingang zum ehemaligen Steinbruch finden sich in der Mauerung des Tores einige magnetische Serpentinite. Sollten Sie am Wegesrand einen Serpentinit finden, dann halten Sie diesen an den Kompass. Reagiert die Magnetnadel, bewegen Sie das Gestein zuerst langsam, dann schneller am Kompass vorbei. Mit etwas Geschick können Sie die Magnetnadel ins Schwingen bringen, im besten Fall sogar zum Kreisen. Bitte beachten Sie, dass der Haidberg unter Naturschutz steht, und schlagen Sie keine Gesteine aus dem Anstehenden heraus.

Tipps

Saalequelle im Münchberger Stadtwald/Waldstein

Die (Sächsische) Saale entspringt einem ehemaligen Bergwerk, über das bereits Alexander von Humboldt ein Gutachten verfasst hat. Um es zu erreichen, fahren Sie nach Zell. Im Ort biegen Sie am Ende der Straße nach rechts Richtung Gefrees. Etwa 100 Meter nach den letzten Häusern nach links abbiegen und der Ausschilderung folgen. Nach ca. 1,5 Kilometern liegt im Wald ein Parkplatz, von dem aus die Saalequelle nach 400 Metern gut zu erreichen ist.

Hier finden Sie die Lage der Saalequelle im Bayernatlas.

 

Oberfränkisches Bauernhofmuseum Kleinlosnitz

Das Bauernhofmuseum Kleinlosnitz bietet Ausstellungen und Veranstaltungen sowie eine Gaststube mit Biergarten im Oberen Hof, die während der Öffnungszeiten des Museums oder nach Anmeldung geöffnet ist.

Kontakt Museum Hier öffnen

GEO-Tour Station 9: BAD BERNECK
Humboldt in Bad Berneck

Humboldt in matten Wettern

Im Herbst 1795 wurde Alexander von Humboldt zum Oberbergrat befördert. Hierdurch entfielen viele zeitraubende Aufgaben in den einzelnen Bergrevieren vor Ort. Er konnte sich nun mit technischen Verbesserungen in den Bergwerken, mit Experimenten und naturwissenschaftlichen Untersuchungen befassen. Zu zwei besonderen Erfindungen Humboldts in dieser Zeit gehören der "Lichterhalter" ("Licht-Erhalter") und die "Respirationsmaschine", ein Atemgerät bei nicht ausreichendem Sauerstoff in der Grubenluft.

Humboldt experimentierte mit dem Lichterhalter in mehreren Bergwerken. Er und seine Mitstreiter begaben sich mit der Lampe bewusst in Teile der Grube mit "matten", d.h. sauerstoffarer Grubenluft. Vielfach entfachten sie zusätzlich Feuer, um den restlichen Sauerstoff zu verbrauchen, um dann den Lichterhalter zu testen. Nicht selten führte der Sauerstoff zum Unwohlsein. Am 13. oder 16. Oktober 1796 bestand Alexander von Humboldt im Bergwerk "Beständiges Glück" in Bad Berneck darauf, die Versuche in einem abgelegenen Teil des Bergwerkes alleine durchzuführen. Schon nach wenigen Augenblicken verlor er das Bewusstsein und es ist nur dem raschen Hinzueilen seiner Begleiter zu verdanken, dass Humboldt überlebte.

Lesen Sie hier einen Text aus der Veröffentlichung "Ueber die unterirdischen Gasarten und die Mittel ihren Nachtheil zu vermindern" von 1799, in der Humboldt die Ereignisse dieses Tages schildert.

In der geannten Veröffentlichung schreibt Humboldt zwar: "[..:] Bis auf wenige Mattigkeit spürte ich des andern Tages von dem unangenehmen Vorfalle keine Folgen mehr", doch finden sich an anderer Stelle auch gegenteilige Angaben, z.B. in einem Brief an Abraham Gottlob Werner vom 21. Dezember 1796:

"Die Erfindung meines Lichterhalters ist nun vollendet. Meine Gesundheit hat bei dieser Arbeit gelitten."

Auch in dem Brief, den er am 18. Oktober 1796 an Karl Freiesleben schreibt, berichtet Humboldt über den Vorfall. Lesen Sie diesen Text hier.

Das Bergwerk "Beständiges Glück"

Das Areal des Bergwerkes "Beständiges Glück" ist heute Teil des Dendrologischen Gartens von Bad Berneck. Erkennbar ist noch das rekonstruierte Stollenmundloch und die vorgelagerte große Halde. Vor dem Stollenmundloch informiert eine Schautafel über die Geschichte des Bergwerkes.

Das Bergwerk wurde 1486 eröffnet. Bis 1841, also 355 Jahre lang, förderte man hier "Alaunschiefer", d.h. schwefelkieshaltige Tonschiefer zur Herstellung von Alaun. Das Bergwerk bestand aus zwei Stollen, dem Oberen Stollen und dem Unteren Stollen. Das rekonstruierte Stollenmundloch gehört zum Oberen Stollen, der jedoch nach nur kurzem Verlauf verschüttet ist. Ein alter Grubenplan, der auch auf der Infotafel abgebildet ist, zeigt einige 10er Meter nach dem Stolleneingang eine gewölbeartige Weitung des Stollens. Es wird vermutet, dass es sich um das "Festgewölbe" handelt, in dem 1806 für den in Bayreuth weilenden Feldmarschall von Blücher ein Fest veranstaltet wurde. <br<
Die volle Regimentsmusik war bestellt und in einem Seitenschacht postiert ... im Inneren der Grube strahlte eine feentempelartige Beleuchtung ... Die Weitungen unten dienten zum Tanzsaale, während die Nebenräume, alle kostbar meubliert, dekoriert und illuminiert, zu Speisegemächern umgewandelt waren."
(Quelle: Chronist Adler; Infotafel Dendrologischer Garten Bad Berneck; Jahr o.A.)

Der Eingang zum Unteren Stollen liegt auf dem Grundstück des Hotels Blüchersruh. Der Stollen ist noch rund 170 Meter begehbar, auch existieren Schächte in weitere Sohlen. Dieser Stollen diente vor allem der Entwässerung ("Erbstollen").

Neben den Stollen gab es mehrere Schächte, die der Luftzufuhr ("Bewetterung"), der Einfahrt der Bergleute, der Förderung des Abraummaterials oder dem Einlass von Tageslicht dienten. Die Schächte sind weitgehend verfallen. Sie sind an der Oberfläche als trichterförmige Vertiefungen ("Pingen") vielfach im Areal noch erkennbar.

Der Dendrologische Garten (Rotherspark)

1861 verlegte der Waldsassener Textilfabrikant Wilhelm Rother (1818 - 1898) seinen Wohnsitz dauerhaft nach (Bad) Berneck. Er war schon Jahre zuvor ein begeisterter Kurgast des Ortes. Als Bürger von Berneck erwies sich Rother als Förderer des Kurortes, seit 1866 war er auch Mitglied des Kurkomitees. Auf den Halden des zwei Jahrzehnte zuvor stillgelegten Bergwerkes "Beständiges Glück" ließ Rother auf eigene Kosten einen Park ("Blüchersruhe") mit heimischen und exotischen Laub- und Nadelgehölzen anlegen. Dieser stellt heute eine überregionale Besonderheit dar.

Wilhelm Rother wurde 1867 Ehrenbürger von Berneck. Er starb 1898. Der Stadt Berneck hinterließ Rother testamentarisch mehr als eine halbe Million Goldmark, u.a. mit der Auflage, "dass die ganzen Zinsen und Renten des Nachlasses ausschließlich zum Vorteil und zur Hebung der Kuranstalten verwendet werden sollen". An den Förderer der Stadt Berneck erinnert im umbenannten "Rotherspark" der 1900 aufgestellte Granitobelisk aus Kösseine-Granit. Bestattet ist Wilhelm Rother auf dem alten Friedhof hinter der evangelischen Kirche.

Tipps

Thiesen Wetterstation

Carl Thiesen finanzierte dem Kurort eine für die damalige Zeit technologisch aufwendige und damit äußerst kostspielige Wetterstation. Diese steht heute noch oberhalb des Marktplatzes.

GEO-Tour Station 10: BRANDHOLZ
Humboldt in Brandholz

Humboldt im Goldrausch

Am Abend des 20. Juli 1792 verfasst Alexander von Humboldt bereits Teile seines Berichtes über die Befahrung der Fürstenzeche in Brandholz und fügt diesem in einem zweiten Teil unter der Überschrift "Aussichten zur fortzusetzenden Wiedergewältigung der Fürstenzechen Baue" hinzu. Bei Niederschrift dieses Berichtes ist Humboldt möglicherweise schon in das Wunsiedler Revier weitergereist.

Am Abend des 23. Juli notiert Humboldt (jetzt bereits in Arzberg) am Rand eines Briefes an Carl Freiesleben:

"Die Fürstenzeche in Goldkronach hat mich sehr intriguirt [= neugierig gemacht]. Ich habe Akten, Risse p. studiert, bin das ganze ein 50 Lr. (= Lachter, 1 Lr. ∼ 2 Meter) tiefe Gebäude mit Ueberhauen aus dem 14ten Jahrhundert! durchfahren. Nun habe ich alles ins Reine. Es ist ein ungeheurer Bau, eine Grube auf 1.300 Lr. Länge."

Die Fürstenzeche im Jahr 1792

In seinem Bericht der Inspektionsreise beschreibt Humboldt den Zustand der Fürstenzeche. Diese war bereits unter Burggraf Friedrich V. 1365 als Fürstenzeche eröffnet worden und hatte ihre Blütezeit bis zum Einfall der Husiten 1430. Bis dahin hatte man die goldreichsten und gut erschließbaren Bereiche der Lagerstätte schon weitgehend abgebaut, so dass die Ausbeute immer geringer und und der Abbau immer schwieriger wurde. Über viele Jahrhunderte hinweg wurde der Bergbau auf Gold sogar subventioniert (es wurde eine "Zubuße" gegeben).

Humboldt erwähnt in seinem Bericht, dass die "Wiedergewältigung" der Fürstenzeche (sie befand sich demnach 1792 nicht in Betrieb) seit wenigen Monaten ("1 Quartal") auf allerhöchsten Befehl (vermutlich durch Minister Hardenberg) eingestellt worden war und dass man "[...] bloß das Ganze durch Einwechslung der Türstöcke in befahrbarem Stande" hielt. Humboldt studiert bereits zu diesem Zeitpunkt alte Bergwerksakten, u.a. die "lehrreichen Beschreibungen des Herrn Berghauptmann von Bothmer". Carl Ludwig Freiherr von Bothmer (1736–1803) war Berghauptmann im Fürstentum Bayreuth. Dessen Berichte können nur wenige Jahre zuvor verfasst worden sein.

Humboldt erwähnt in seinem Bericht die folgenden Stollen, Schächte und erzführenden Gänge:

    • Tannenschacht
    • Schmuzler
    • Schmiedtenstollen/Schmidtenstollen
    • Jacobschacht
    • Ferberschacht
    • Nasses Lichtloch
    • Rautenkranzer Gang (aber noch keine Rautenkranz-Zeche)
    • Knechtgang
    • Spießglasgang (= Spießglanz, Antimonit)
    • Weißer Kiesgang

.

Damit werden viele Lokalitäten genannt, deren Zeugnissen man noch heute bei einer Wanderung entlang des Humboldtweges begegnen kann.

Aus Humboldts Beschreibungen geht der sehr komplexe Aufbau der Goldlagerstätte am Goldberg hervor. Ursache dafür ist die starke tektonische Zergliederung des Gebirges im Nahfeld der Bruchzone der "Fränkischen Linie" (deren Einfluss Humboldt natürlich noch nicht kennen konnte). Humboldt widerspricht in seinem Bericht der Auffassung, dass "die Golderze auf der Fürstenzeche nicht auf ordentlichen Gängen, sondern [an] das Gestein durchschwärmenden Trümmern" gebunden wären. Diese Ansicht hätte vielfach zu einer wenig rentablen Wiedergewältigung der Zeche geführt.

Tipps

Goldbergbaumuseum Goldkronach

Das Goldbergbaumuseum in Goldkronach präsentiert in mehreren Abteilungen die Stadtgeschichte Goldkronachs, die Geologie der Umgebung und der Goldlagerstätte, die Geschichte des Bergbaus, das Blattgold-Kunsthandwerk sowie Alexander von Humboldt im Fichtelgebirge.

Internet: www.goldbergbaumuseum.de

GEO-Tour Station 11: GOLDKRONACH
Humboldt in Goldkronach

Humboldt und das Goldstädtchen

Goldkronach gehört zu den Orten in Oberfranken, in denen Alexander von Humboldt heute wohl noch am gegenwärtigsten ist. So bezeichnet sich das kleine Städtchen vielfach auch als "Humboldt-Stadt". In Goldkronach hat auch der Verein Alexander von Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach e.V. seinen Sitz. Dessen Anliegen ist es, insbesondere an Humboldts Wirken in Goldkronach von 1792 bis 1795 zu erinnern. Einen Link auf die Internet-Präsenz des Vereins finden Sie weiter unten.

Als Sitz des Bergamtes Goldkronach und die einst reichen Goldlagerstätte am Goldberg hatte Goldkronach besondere Bedeutung für Alexander von Humboldt. Erstmals kam Humboldt am 20. Juli 1792 im Rahmen seiner Inspektionsreise nach Goldkronach. Von hier aus befuhr er die Fürstenzeche und blieb bis zur Weiterreise ins Wunsiedler Revier (20. Juli in Arzberg). Nach seinem offiziellen Dienstantritt im Oberbergdepartement Ende Mai 1793 war Goldkronach Ziel von Humboldts erstem Geländebesuch. Hier hält er sich im Juni mehrere Tage auf. Sein Quartier ist die alte Quickmühle (Amalgamiermühle) in Goldmühl. Von dort schreibt er am 10. Juni 1793 seinem Freund Carl Freiesleben:

"Ich komme eben aus der Grube. Ich bin 2 Meilen geritten und an 3 Stunden auf der Fürstenzeche gefahren, wundern Sie Sich also nicht, liebster Freiesleben, wenn ich Ihnen einen verworrenen Brief schreibe. Mit dem Bergbau geht alles schneller, als ich dachte. [...] In bin seit wenigen Tagen hier, um den eingestellten Bau auf der Fürstenzeche [...] vorzurichten. Das allgemeine Vertrauen, welches der gemeine Bergmann mir übberall zeigt, macht mir meine Arbeit lieb, denn sonst ist meine Lage sonderbar genug, ich thue eingentlich Dienste als Geschworener, nicht als O[ber]bergmeister. Von meinen Vorrichtungen schriebe ich Ihnen jezt nichts. Ich bin zu müde, die Hitze ist unerträglich und die Grubenwetter matt.[...] Die alte Mühle, die ich bewohne, war eine Quikmühle schon im 13ten Jahrhundert. Die Zoppte stürzt sich wild durch die Felsklippen durch. Wenn es glükken sollte, die ausgewanderten Bergleute wiederzurufen, dieser romantischen Gegend nur einen kleinen Theil ihres alten Glanzes wiederzugeben ..."

Humboldtorte

Die alte Mühle in Goldmühl

In den Jahren 1793 und 1794 diente die ehemalige Quickmühle in Goldmühl (heute Ortsteil von Bad Berneck) Alexander von Humboldt als Quartier. Die Mühle wurde um 1557 (nicht wie Humboldt schrieb "schon im 13ten Jahrhundert") als Schneidsäge mit sechs Wasserrädern erbaut. Die Wasserräder trieben ein Pochwerk, eine Mahlmühle und Blasebälge für eine Schmelzhütte an. In den ersten Jahren diente sie auch als Amalgamierwerk ("Quickmühle"), d.h., aus dem durch das Pochen zerkleinerten Erz wurde das Gold mit Hilfe von Quecksilber herausgelöst. Mahl- und Quickmühle arbeiteten bis 1563, danach wird die Mühle zunächst nur noch als Schmelzhütte betrieben, kommen eine Drahtzieherei (um 1600) und eine Getreidemühle (1689) hinzu (Holl & Schulz-Lüpertz 2012). Das heutige Wohnhaus stammt von 1769 (dem Geburtsjahr Humboldts!) und wird als solches noch heute privat genutzt. Die neben der Haustür angebrachte Gedenktafel sehen Sie nebenstehend.

Hotel "Alexander von Humboldt" (vormals Gasthaus "Zum weißen Schwan")

Das heutige Hotel steht an dem Ort, an dem zu Humboldts Zeit das Haus des Musikus und Handelsmannes Johann Georg Todschinder stand. In diesem hatte Humboldt möglicherweise seinen Amtssitz. Daran erinnert die an der Fassade angebrachte Gedenktafel:

"An diesem Platze stand das Haus, in welchem Alexander von Humboldt in den Jahren 1792 - 1795 als koenigl. Preußischer Bergamtsassessor und Oberbergmeister zeitweilig amtierte"

Ganz sicher belegt ist dies jedoch nicht. Das heutige Hotelgebäude wurde nach dem großen Stadtbrand von 1836 errichtet. Diesem Brand waren viele Gebäude des Ortes zum Opfer gefallen. Ursprünglich hieß das hier untergebrachte Gasthaus "Zum weißen Schwan". Es wurde im Jahr 1868 in einem Festakt in "Alexander von Humboldt-Hotel" umbenannt.

Ehemaliges Forsthaus (heute Goldbergbaumuseum)

Das heutige Goldbergbaumuseum an Durchgangsstraße (Bayreuther Straße 21) trägt im Wappenrelief über der Eingangstür die Jahreszahl 1740. In ihm befand sich zu Zeiten Humboldts (bis in die heutige Zeit) eine Forstdienststelle. Oberförster war damals Adolph Ferdinand Böhner, Schwiegervater von Georg Friedrich Püttner (Büttner bei Humboldt). Dieser war einer der Freiberger Kommilitonen von Humboldt. In einem Brief vom 11. Juli 1793 an einen anderen Freiberger Studienfreund, den Russen Vladimir Jurevič Sojmonov, erwähnt Alexander von Humboldt, dass er bei Böhner den gemeinsamen Studienfreund Püttner getroffen habe. Vielfach wird erwähnt, Humboldt hätte in dem Haus auch kurzzeitig gewohnt. Dies geht aus dem erwähnten Brief jedoch nicht hervor. Dort schreibt Humboldt von Forstmeister Böhner, in dessen Nachbarschaft er wohne.

Ein Besuch des Goldbergbaumuseums sollte man nicht versäumen. Es ist zurzeit allerdings nur von April bis Ende November an Sonn- und Feiertagen von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Neben der Geologie und Bergbaugeschichte im Raum Goldkronach beinhaltet das Museum auch einen eigenen Raum zu Alexander von Humboldt.

Einstiges Wohnhaus Marktplatz 11 (heute Bäckerei)

Dort wo heute auf der Nordseite des Marktplatzes ein Gebäude mit einer Bäckerei besteht, stand bis zum Stadtbrand von 1836 das Wohnhaus des Schichtmeisters, Bergverwalters und Knappschaftsschreibers Christian Ernst Tornesi. Dieser wohnte hier mit seiner Familie in den Jahren von 1738 bis 1754. Christian Ernst Tornesi kam 1731 aus dem Unterharz nach Goldkronach. Am 7. April 1748 wurde hier als eines von neun Kindern sein Sohn Otto Heinrich Tornesi geboren, der später ein geschätzter Kollege von Alexander von Humboldt und 1798 dessen Nachfolger im Oberbergdepartement werden sollte (siehe dazu weiter unten). Die ganze Familie siedelte 1754 nach Bayreuth über. Christian Ernst Tornesi war dort zum Inspektor und Verwalter für das Zucht- und Arbeitshaus in St. Georgen berufen worden. Dem Zuchthaus war eine Marmorfabrik angeliedert, in dem die Häftlinge arbeiten mussten und die Tornesi ebenfalls leitete.

Schloss Goldkronach und Humboldt-Kulturforum

Das Goldkronacher Schloss ist ein ehemaliges Ritterschloss aus dem 16./18. Jahrhundert. Es ist heute in Privatbesitz und Sitz des Alexander-von-Humboldt Kulturforums. Eine kleine Sonderausstellung zu Alexander von Humboldt sowie die von Hans Dressel (†) stammende Humboldt-Büste können bei Veranstaltungen der Kulturforums oder Führungen des GEOPARK Bayern-Böhmen besichtigt werden.

Nationles Geotop Goldberg

Seit 2019 gehört der Goldberg bei Goldkronach, das Zentrum des einstigen Goldbergbaus, zu den Nationalen Geotopen Deutschlands. Zu verdanken ist dies seiner montanhistorischer Bedeutung, auch im Hinblick auf das Wirken Alexander von Humboldts, und der dort vorhandenen Infrastruktur.

Tipps

Humboldt-Weg und Besucher-Bergwerke

Der rund sechs Kilometer lange Rundweg führt auf Waldwegen und -pfaden, innerorts auf befestigten Wegen, vorbei an vielen ehemaligen Zeugnissen des Bergbaus seit dem Mittelalter. Startpunkte sind am Infohaus zu den Besucher-Bergwerken auf dem Goldberg, am Parkplatz des Friedhofes, am Wanderparkplatz in Brandholz. Auch der Start in Goldkronach am Marktplatz ist empfehlenswert (Wegstrecke ca. zwei Kilometer länger). Dieser beginnt am Marktplatz und führt ca. 100 Meter nach der Bäckerei am Marktplatz 11 in Richtung Sichersreuth bzw. am Ende der Stadtkirche über einen Wanderpfad zunächst zum Parkplatz am Friedhof (eine Abkürzung direkt auf die Straße an der Ottenleite ist möglich).

 

Goldbergbaumuseum

Öffnungszeiten:
April bis Ende November Sonn- und Feiertage, 13 bis 17 Uhr
Für Gruppen sind gesonderte Termine möglich.

 

Kulturforum Alexander von Humboldt Schloss Goldkronach
www.humboldt-kulturforum.de

Goldbergbaumuseum Goldkronach
www.goldbergbaumuseum.de

Goldbergknappen

http://www.goldbergknappen.de/html/rundgang_beginn.html

GEO-Tour Station 12: BISCHOFSGRÜN
Humboldt in Bischofsgrün

Humboldt und die Perlen

Alexander von Humboldt besucht Bischofsgrün bzw. den Fröbershammer erstmals am 21. Juli 1792. Er notiert in seinem Inspektionsbericht, dass es dort zwei Frischfeuer, einen Zainhammer (für die Nagelschmiede) und eine Knopfhütte gibt. Der Knopfhütte widmet er besondere Aufmerksamkeit.

Humboldt führt aus, dass die Knopfhütte nur in fünf Wintermonaten betrieben wird und dem Kommerzienrat Loewel gehört. Aus dem Hinweis, dass man "die Arbeiter [im Sommer] zum Holzhauen und zur Feldwirtschaft braucht" geht hervor, dass die einheimischen Bauern die Arbeit in der Knopfhütte verrichteten. Zum Zeitpunkt seines Besuches (Juli) wurde in der Knopfhütte jedoch wohl nicht gearbeitet. Humboldt hat sich demnach die Knopfhütte vor Ort ausführlich schildern lassen. Als Rohstoff für die Glasknöpfe - die Batterlessteine / Paterle - nennt Humboldt einen Grünstein mit wenig Feldspat und vieler innig beigemengter Hornblende von Schneeberg und Ochsenkopf. Er selbst habe das Gestein noch nirgends im Lande anstehend gefunden", es liege dort "in Butzen umher".

Bei dem von Humboldt angsprochenen Gestein handelt es sich um ein vulkanisches Gestein, dass in einer rund 5 Kilometer langen und bis zu 20 Meter breiten NNW-SSO-verlaufenden Förderspalte quer durch den Ochsenkopf vorkommt, den sogenannten Proterobas. Vorkommen am Schneeberg gibt es allerdings nicht.

Humboldt berichtet über das Schmelzen des Gesteins, den Knopfofen sowie das Arbeiten am Ofen. Am Ofen arbeiten 25 Mann (!) vor je einer Öffnung und zogen die geschmolzene Masse (das Glas) mit einer langen Zange ("Kluft" bei Humboldt, auch "Kluppe" genannt) aus dem im Ofen stehenden Schmelztiegel, um es anschließend (durch Drehen) zu "modeln".

Hergestellt werden im Jahr Knöpfe im Wert von 4.000 - 5.000 Gulden. Bei einem Preis von 6 Kreuzer je "Schnur" mit je 20 Dutzend Knöpfen sind dies ... Knöpfe.

Die schwarzen Proterobas-Knöpfe wurden mit Emailfarbe bemalt und anschließend die Farbe eingebrannt. Als Farbstoffe wurden verwendet: weiß - Brauneisenstein mit Arsenikkalk, gelb - Birkenkohle, blau - Smalte (mit Kobald gefärbetes Kaliumsilikatglas).

Humboldt berichtet, dass Glasknöpfe bereits seit 200 bis 300 Jahren in der Region hergestellt werden und ihren Ursprung in "in der Warmen Steinach" - also in Warmensteinach - hat. Derzeit gäbe es im Bayreutherischen fünf Fabriken, die ihre Erzeugnisse nach Schlesien und Polen, teils für den "Sklavenhandel nach Afrika [?] geben."

Humboldt schließt seinen Bericht über die Knopfhütte mit einer Bemerkung zur Abwanderung von Arbeitern aus dem Bayreuther Fürstentum in die nahegelegee obere Pfalz und nach Böhmen:

"Bayreuther Arbeiter sind in die obere Pfalz und nach Böhmen übergelaufen und die Konkurrenz der dort neu angelegten Fabriken, die wohlfeileres [= günstigeres] Holz haben, hat den Absatz vermindert und die Ware wohlfeiler gemacht."

Dies lässt erkennen, dass der Mangel an Holz in der Region wirtschaftliche Folgen hatte.

Der Fröbershammer

Humboldt berichtet auch über die Frischfeuer und den Zainhammer, die "vortrefflich eingerichtet" sind und "sehr gute Ware" liefern. Er merkt jedoch an, dass der Verlust an Eisen durch das Frischen beträchtlich ist (3/8). Als wahrscheinliche Ursache benennt er das "Anlaufen" (siehe unten).

In einem Frischfeuer wird das Roheisen bei starker Hitze wieder aufgeschmolzen. Mit einem Blasebalg wird Luft über die Eisenschmelze geführt, um dem im Eisen von der Herstellung noch vorhandenen Kohlenstoff zu verbrennen. Zwischendurch wird das flüssige Eisen immer wieder umgerührt. Ziel ist es, möglichst wenig Kohlenstoff im Eisen zu haben, um es weniger spröde und damit gut schmiedbar zu bekommen. Das Frischen dauert 5 bis 6 Stunden.

Der von Humboldt verwendete Begriff des "Anlaufens" ist möglicherweise ein Hinweis darauf, dass man das Eisen mit einer Stange unter Drehen aus der flüssigen Schmelzmasse herausgenommen hat. Während des Drehens setzte sich das Eisen an der Stange fest. Anschließend wurde es abgeschreckt und geschmiedet. Dann wurde das Eisen wieder in die Schmelzmasse gehalten und die nächste Schicht lagerte sich an. Der Vorgang wurde so lang fortgesetzt, wie sich das Eisen schmieden ließ und dem Schmied nicht zu schwer. Am Grund des Ofens setzte sich das minderwertige "Theileisen" ab. Durch das Schmieden werden noch vorhandene Schlackenreste aus dem Eisen entfernt.

Das Frischen des Eisens ist ein sehr viel Energie verbrauchender Vorgang. Humboldt berichtet, dass je Frischfeuer am Fröbershammer je Woche 42 Zentner Eisen gefrischt werden, wobei dafür 84 Kübel Holzkohlen verbraucht wurden. Hierzu benötigte man 17 bis 21 Klafter Holz (ganz grob 1 Klafter Holz = 3 Kubikmeter). Für beide Frischfeuer waren das pro Woche rund 102 bis 126 Kubikmeter Holz!

Lesen Sie hier den gesamten Text Humboldts über die Frischfeuer und den Zainhammer zu Bischofsgrün. Es sei hier als Beispiel der von ihm verwendeten Fachtermini und Darstellungsweise aufgezeigt.

Tipps

Glaswanderweg

Der Glaswanderweg ist ein industriehistorisch interessanter und naturräumlich reizvoller Themenwanderweg mit einer Länge von 42 Kilometern zwischen Weidenberg und Bischofsgrün. Er ist in die Abschnitte

  • Weidenberg - Sophienthal - Zainhammer
  • Zainhammer - Warmensteinach - Grünstein
  • Grünstein - Neugrün - Fichtelberg - Karches
  • Karches - Bischofsgrün

gegliedert. Ausführliche Informationen finden sich auf der Internetseite www.glas-im-fichtelgebirge.de.

Waldglashütte am Ochsenkopf

Archivalische Notizen aus dem 17. Jahrhundert beschreiben eine „Glas- und Knopfhütte am Fichtelberg“, entlegen an der Landesgrenze zwischen den Fürstentümern Brandenburg-Kulmbach und Obere Pfalz. Archäologische Ausgrabungen unter Trägerschaft der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Bayreuth e. V. zwischen 2004 und 2006 haben die Relikte der alten Proterobas-Glashütte wieder zum Vorschein gebracht. Die begleitenden archäologischen Untersuchungen sind ein allererster Schritt hin zu einer wissenschaftlichen und interdisziplinären Aufarbeitung der Siedlungs-, Wirtschafts-, Sozial- und Kunstgeschichte im zentralsten deutschen Mittelgebirge.

Die am südlichen Hang des Ochsenkopfes im heutigen Landkreis Bayreuth ausgegrabene Glashütte lässt sich weit zurückverfolgen. Lorenz Glaser bittet 1616 um die Genehmigung zur Errichtung einer neuen Hütte auf oberpfälzischen Grund an der Mooslohe. Der Standort zwischen Proterobas- und Quarzitgängen an dem aus den Kalten Brunnen fließenden Bächlein ist ideal gelegen.

Die Waldglashütte erreichen Sie am besten vom Parkplatz nahe der Bleaml-Alm auf dem Forstweg Richtung Ochsenkopf. An der ersten Abzweigung (ca. 400 Meter nach Eintritt in das Waldgebiet) nach rechts und dem Forstweg noch etwa 200 Meter folgen.

GEO-Tour Station 13: LUISENBURG / WUNSIEDEL
Humboldt in Luisenburg / Wunsiedel

Humboldt und die Luisenburg

Bislang wurde im Zusammenhang mit dem Felsenlabyrinth der Luisenburg als berühmtester Besucher Johann Wolfgang von Goethe genannt. Dieser duchstieg Teile des Felsenmeeres 1785, noch vor der ersten Ausbauphase zu einem bürgerlichen Landschaftsgarten, und bei einem zweiten Besuch 1820. Zu diesem Zeitpunkt war das Labyrinth schon nahezu in seiner heutigen Form begehbar. Über Besuche Alexander von Humboldts ist tatsächlich nur sehr wenig bekannt. Die Kenntnis davon stützt sich auf eine Reisebeschreibung des polnische Grafen de Lagarde-Messence in von 1819, in der es heißt: "[...] dort findet man ein rechtmerkwürdiges Moos, das in der Finsternis schimmert. Als Herr von Humboldt, Bergwerksmeister seines Zeichens, durch diese Berge ging, machte er die Analyse davon [...]". Aufzeichnungen Humboldts selbst hierzu sind jedoch heute nicht mehr verfügbar.

In Humboldts Inspektionsbereicht von 1792 findet sich die folgende Textstelle:
"Daß das relative Alter dieser Granit-Abänderungen sehr verschieden ist, läßt sich schon daraus abnehmen, daß man auch die eine nicht selten ("an der Luxburg") als Bruchstück in anderen eingewachsen findet."

Einige Absätze weiter heißt Humboldt:

"Der Granit auf dem höchsten Kuppengebirge liegt teils söhlig (aie auf der Luxburg), teils schießt er (wie auf dem Schneeberge) unter 10° gegen Abend [nach Westen] ein."

Humboldt bezieht sich mit seinen Beobachtungen zweimal auf die Luxburg, die 1805 zu Ehren des Besuches der preußischen Königin Luise in Luisenburg umbenannt wurde. Es ist daher davon auszugehen, dass Humboldt diese Erscheinungen mit eigenen Augen gesehen hat. Anders wäre es auch verwunderlich gewesen, denn bereits ab 1790 begann die Begehbarmachung des Labyrinthes.

Humboldt und der Granit

Humboldt ist zu einer fränkischen Zeit noch dem "Lager der Neptunisten" zuzuordnen. Er folgt damit der Lehrmeinung seines Lehrers in Freiberg, Abraham Gottlob Werner. Danach wurde der Granit in einer frühen Phase der Bildung der Erdkruste aus einem Urozean, d.h. aus einem wässrigen Medkum, ausgefällt. Als ein Indiz dafür galt auch die "Schichtung" des Granits:

"Da, wo noch das alte Ausgehende1) des Granits zu sehen ist, d.i. auf einzelnen, turmähnlichen Kuppen, findet sich der Granit äußerst regelmäßig, wie dichter Kalkstein geschichtet, und zwar in Lagern zu 2 Fuß 8 Zoll."

1) Das Ausgehende meint hier "die obersten Schichten". Humboldt beschreibt hier Felstürme, Felsbastionen, an denen die horizontalen Lagerklüfte gut zu erkennen sind.

Seine erste Niederschrift ergänzt Humboldt bei einer Überarbeitung des Manuskriptes (zwischen August 1792 und April 1793) wie folgt:

"Ich glaube nämlich, daß aller Granit ursprünglich (da wo die trocknenden Wasser die Atmosphäre berührten) d.h. im Ausgehenden geschichtet war und daß geschichteter Granit nur darum ein so seltenes (von einigen nicht reisenden Geognosten geleugnetes) Phänomen ist, weil wir überall gleichsam in den Vertiefungen der zerstörten Erdrinde wohnen und das alte Ausgehende des Granits nur auf den höchsten besuchten Punkten der Erdoberfläche zu suchen ist."

Für Humboldt ist der Granit nur in seinen obersten Abschnitten geschichtet: "[...] da wo die trocknenden Wasser die Atmosphäre berührten." Auch wenn es im Inspektionsbericht nicht weiter ausgeführt ist, dürfte Humboldt den Granit in der Tiefe als strukturlose Masse betrachtet haben. Ob er Vorstellungen darüber hatte, wie es hierzu gekommen sein soll, ist ebenfalls nicht ausgeführt.

Bei Seußen nahe Arzberg macht Humboldt eine weitere Beobachtung in den granitischen Gesteinen des Fichtelgebirges, die ihm so bemerkenswert erscheint, dass er sie noch während seiner Inspektionsreise im Juli 1792 an den Herausgeber des Bergmännischen Journals schreibt (vermutlich am 23. Juli). Der Brief erscheint daraufhin noch in der Juli-Ausgabe des Journals.

"Auf einer Reise durch das Wunsiedler Bergamt entdeckte mein lehrreicher Begleiter Herr Hof-Kammerrath Tornesi, [...] zwei vollkommene Granitkugeln am Wege unweit Seisen [= Seußen]! Dies Phänomen wird Ihnen gewiß nicht weniger auffallend scheinen, als es mir war. Beide Granitkugeln waren von 14-16 Zoll im Durchmesser [35-40 cm][...]. Sie bestehen aus einem deutlichen feinkörnigen Granite mit vielem tombackbraunen Glimmer, und zeigen konzentrisch-schalige absonderte Stücke, von denen wir zwei Schalen ablößten. Beide waren noch ihrer natürlichen Lagerstätte, eingewachsen in einem grobkörnigen Granite, der sich durch den (am Fichtelberg nicht seltenen) kristallisierten Feldspat auszeichnete und der Verwitterung nahe war: ein Beweis also, daß selbst der Granit [...] die Fähigkeit [hat] sich kugelartig zu ballen!"

Was Humboldt in die Eigenschaft des Granits "sich kugelartig zu ballen" hineininterpretiert, lässt sich nicht ohne Weiteres erschließen. Es ist vermutlich vor allem eine Beobachtung, die er der geognostischen Gemeinschaft kundtun will. Humboldt erwähnt die Kugeln auch in seinem Inspektionsbericht:

"[...] kommen auch Granitkugeln mit 2- 3fach konzentrisch, schalig abgesonderten Stücken in einem verwitterten Granite bei Seäßen vor".

In einer nachträglichen Ergänzung kommentiert Humboldt:

"Ihre Art des Vorkommens zeigt, daß sie nicht sekundär sind. In anderen Teilen europäischer Gebirge sind sie noch nie entdeckt worden und unseren Gebirgen [...] ausschließlich eigen."

Die Beobachtung Humboldts zeigt sein Interesse und Gespür für das "Nichtalltägliche", die Besonderheiten, die es gilt weiter zu erforschen. Die von Humboldt beschriebene Erscheinung erklärt sich heute als Folge von Verwitterungsprozessen (was sich bei Humboldts Beschreibung ja bereits andeutet). Die "Kugeln" sind in einer Verwitterungsdecke infolge des richtungslosen Gefüges des magmatischen Gesteins entstanden. Ausgehend von einer quaderförmigen, durch Klüfte begrenzten Rohform sind die Gesteinskanten rasch verwittert. In die kugelige Form sind Verwitterungslösungen unterschiedlich weit eingedrungen (oder auch thermische Einwirkungen, Frost oder Temperatur) und haben die konzentrischen Schalen abgelöst.

Tipps

Besuchen Sie das Felsenlabyrinth der Luisenburg - eine der wichtigsten geologischen Lokalitäten im GEOPARK Bayern-Böhmen.

GEO-Tour Station 14: KLAUSEN / SEUßEN
Humboldt in Klausen / Seußen

Humboldt und das Klima

Alexander von Humboldt besucht das Püttnersche Alaunwerk Treue Freundschaft in der Klausen bei Seußen erstmals am 24. Juli 1792 im Rahmen seiner "Inspektionsreise". In seinem Bericht schildert er ausführlich das Werk und die Produktionsschritte der Herstellung von Alaun.

Schon in seinem Bericht beschreibt er die bituminöse Blätterkohle, in der "oft noch unversehrte Tannenzweige, die ihre natürliche Rinde erhalten" haben, zu finden sind. Humboldt erwähnt diese Fossilien auch in einem Brief an den Verleger des "Bergmännichen Journals" Hoffmann, der diesen bereits in der Juli-Ausgabe 1792 abdruckt. Dort heißt es:

[...]Bei Klausen an der Oberpfälzischen Grenze liegt das 21 Lachter mächtige Braunkohlenflöz unter einem Gerölle von mehr oder weniger verwitterten Basaltkugeln. Einige sind mit den Fingern zerreiblich, und doch erkennt man noch die 6-9 fach concntrisch schaligen abgesonderten Stücke. In der Braunkohle finden sich unversehrte Aeste von Tannenzweigen, die fast ihre natürliche Farbe erhalten haben, und so also gegen die Feuerrevolution zeugen. [...]"

Mit dem Zeugnis gegen die Feuerrevolution spielt Humboldt auf die Diskussion zwischen Neptunisten und Plutonisten an (siehe dazu Station Luisenburg und Steinhaus). Nachdem Basalte die Braunkohlen überlagern, war Humboldt der Meinung, dass - wären diese aus glutflüssiger Lava erstarrt - die Lava die Pflanzenfossilien in der Farbe verändert, vermutlich verbrannt hätten. Aus heutiger Sicht ist bereits die Interpretation der Lagerungsverhältnisse nicht richtig. Die Basaltblöcke sind in einer lehmigen Grundmasse durch den Prozess des Bodenfließens hangabwärts auf die Braunkohlenlager verfrachtet worden.

Die Sache mit der Ekliptik

Im November 1794 schreibt Alexander von Humboldt einen Brief an den Mathematiker Johann Friedrich Pfaff. Darin kündigt er ein größeres Werk unter dem Titel "Ideen zu einer künftigen Geschichte und Geographie der Pflanzen oder historische Nachricht von der allmäligen Ausbreitung der Gewächse über den Erdboden und ihren allgemeinsten geognostischen Verhältnissen" an, das "in 20 Jahren" erscheinen soll. In dem Brief erläutert Humboldt, dass selbst in hohen geographischen Breiten Pflanzenfossilien vorkommen, die unter "Tropenwärme" vor Ort gewachsen sind. "Unter den vielen möglichen Gründen, welche eine Tropenwärme [...] hervorbringen können, studiere ich den besonders über die veränderte Schiefe der Ekliptik ...". Humboldt bittet Pfaff um eine Stellungnahme darüber, ob die Ekliptik in der Vergangenheit nicht auch 48° (gegenüber heute 23 1/2°) betragen haben könnte. Die Antwort von Pfaff ist nicht erhalten, da Humboldt in aller Regel die an ihn gerichteten Briefe vernichtete. In einem Vortrag vor der Akademie zu Berlin am 24. Januar 1823 stellt Humboldt eine völlig andere Hypothese zum Wachstum wärmeliebender Pflanzen weit außerhalb der heutigen Tropen auf. Lesen Sie diese Textpassage hier

Humboldt schließt seinen Brief wie folgt:

"Auf meinen rauhen Felsenhöhen hänge ich solchen Träumereien nach. Beraubt von den nothwendigsten Hilfsmitteln muß ich mich an lebendige Orakel wenden ...".

Was ist Alaun?

Alaun ist chemisch ein wasserhaltiges Doppelsulfat (SO44-), ein Salz der Schwefelsäure, vermischt mit Tonerde, einer kleinen Menge Potasche (Kalium) und Ammonium. Verwendung fand Alaun u.a.

  • in der Färberei als Beizmittel vor dem Aufbringen von Farbstoffen,
  • in der Gerberei, um weißgares Leder herzustellen,
  • zum Leimen von Papier, um es tintenfest zu machen,
  • zum Härten von Gips und Gelatine,
  • zum Stillen innerer Blutungen und Durchfälle
  • zum Blutstillen bei Schnittwunden (Rasur)
  • als Deodorant

Alaun kommt in der Natur i.d.R. nicht als Mineral vor, sondern muss in mehreren Schritten aus Schwefel-führenden Gesteinen ausgelaugt werden. In Frage kommen dafür Braunkohlen oder Schwefelkies-haltige Alaunschiefer.

Das ehemalige Alaunwerk auf der Klausen

Bereits 1732 gab es in Hohenberg a.d. Eger die Braunkohlengrube "Freundschaft". Dort verbrannte man die Kohle und laugte sie anschließend zur Herstellung von Alaun aus. In Arzberg entstand 1765 eine Alaunhütte am Schachtweg "in der Biih" (= bei der Alaunhütte), die ihre Braunkohle ebenfalls aus Hohenberg bezog, jedoch bereits 1770 ihren Betrieb wieder einstellte.

Für das Gebiet der Klausen erwirbt der in Seußen ansässige Oberförster Balthasar Christoph Reiz die Mutungsrechte für die Zeche "Treue Freundschaft", die 1762 ihren Betrieb aufnimmt. Vor Ort entsteht ein Alaunwerk, in dem aus der Schwefelkies-haltigen Braunkohle bis 1837 (75 Jahre lang) Alaun produziert wird. Erwähnung finden die Schwefelkies-haltigen Braunkohlen allerdings schon in der von dem markgräflichen Bergrat Johann Wilhelm Kretschmann stammenden "Sammlung zu einer Berg Historia" als "Schefel Kieße von der Clausen, eine Stunde von Redwitz nach Arzberg zu, wobei eine Art Stein Kohlenn, so alaunisch seyn ...".

Eine erste Beschreibung des Alaunwerkes stammt von 1786:

"Das Werk besteht aus 2 Hauptgebäuden, wovon jedes 2 Stockwerke hoch ist. In denselben wird zu ebener Erde in 5 kleinen Blechpfannen die Lauge gekocht und in 5 größeren Bleipfannen abgekühlt [...]. Hinter dem Gebäude befindet sich eine Hütte mit 10 hölzernen Kufen verschiedener Größe, in welchen sich die Sole sammelt. 11 Personen liefern wöchentlich 8 Zentner Alaun und etwas rote Farberde". (Nach: J.K. Bundschuh, Geographisches Lexikon von Franken, Ulm 1799-1804).

Alexander von Humboldt und das Alaunwerk auf der Klausen

Alexander von Humboldt widmet dem Alaunwerk auf der Klausen 1792 einen ausführlichen Bericht. Er stellt darin fest, dass das Gestein, "aus welchem man hier den Alaun gewinnt, [...] weder Alaunschiefer noch Alaunerde, sondern wahre Braunkohle" ist. Die Lagerstätte des Flözes bezeichnet er als "überaus merkwürdig".

Aus Humboldts Beschreibung der Lagenstätte lässt sich der folgende geologische Aufbau ableiten:

  • Humus
  • 2 - 3 m Verwitterungslehm mit 37 - 42 cm großen Basaltkugeln
  • 4 - 5 m weiße und braune Letten
  • darunter (ab ca. 8 m) folgt das Braunkohlenflöz

Die Mächtigkeit des Flözes ist offensichtlich unbekannt, es soll jedoch noch in 42 m Tiefe erbohrt worden sein. Humboldt hält fest, dass die Lagerstätte im Nordwesten von Gneisen begrenzt wird (man findet sie in mehreren Aufschlüssen heute noch entlang des nördlichen Uferweges. In der Braunkohle beschreibt Humboldt "unversehrte Tannenzweige, die ihre natürliche Rinde erhalten [haben], und unverwitterte Schwefelkiese."

Der Beschreibung Humboldts zufolge erreichten die Bergleute das Braunkohlenflöz von der Oberfläche her über mehrere mit großem Aufwand gezimmerte Schächte. Über diese wurde das "mit dem Keilhauer Gewonnene durch Haspel herausgefördert." Der eigentliche Abbaustollen lag bis in 28 Meter Tiefe und hatte eine Länge von rund 220 Metern in südlicher Richtung. Der größte Teil des Stollens war ausgezimmert.

Zur Zeit von Humboldts Besuch arbeiteten 12 Bergleute auf der Grube, das Alaunsieden erfolgte nur während der wärmeren Jahreszeit. Das mit verwittertem und unverwittertem Schwefelkies durchsetzte Alaunerz, die Braunkohle, wurde auf die "Bühne" verbracht, ein aus Balken und Brettern bestehendes Bauwerk oberhalb der Grube, die mundartlich so genannte "Biih". Auf der "Biih" wurden die Braunkohlen vor der eigentlichen Alaunproduktion erst eineinhalb bis zwei Jahre gelagert, um dort zu "wittern". Danach beginnt das Auslaugen (12-15 Jahre!). Während der Lagerung und später beim Begießen und Wenden der Braunkohlen oxidiert der Luftsauerstoff den Schwefelkies (Pyrit) in der Braunkohle. Die dabei freigesetzte Schwefelsäure löst aus den tonigen Begleitsedimenten der Braunkohle Aluminium, Kieselsäure und Bitumen heraus. Diese Lauge wird in einen Schuppen nahe der Alaunhütte geleitet, wo sie in mehreren, im Boden eingelassenen Vorratskästen (1,50 m im Durchmesser, 1,20 m tief) zwischengelagert wird.

Im nächsten Schritt wird die Lauge in drei "Läuterpfannen" 36 Stunden lang "gesotten" (gekocht). Während des Siedens setzen sich die bituminösen Bestandteile und die Kieselsäure als teerartige Masse ab, die getrocknet schwarz-glänzend ist und einen muscheligen Bruch hat. Die geläuterte Lauge wird zum Abkühlen in größere Pfannen geleitet, danach in zwei Garpfannen unter Zugabe von Pottasche (Kaliumkarbonat) 24 Stunden eingedampft.

Humboldt nennt in seinem Bericht, dass wöchentlich 5 Zentner Alaun produziert werden. Der Holzbedarf dafür beträgt 10 Klafter. Humboldt bilanziert daraus die jährliche Produktion von 100 - 120 Zentner Alaun mit einem Holzverbrauch von 200 - 240 Klaftern (bei 5 - 6 Monaten Betrieb). Kritisch äußert er sich über den hohen Holzverbrauch, den er u.a. einer unsachgemäßen Befeuerung und falschen Bauweise der Pfannen zuschreibt.

Das "Püttnersche Alaunwerk" auf der Klausen

Humboldt benennt das Alaunwerk auf der Klausen als das "Püttnersche Alaunwerk". Es gehörte demnach der Kaufmanns- und Bankierfamilie Jakob Friedrich Püttner (1720-1798) aus Hof, die auch Eigentümer der Vitriol- und Alaunhütte "Goldene Adlerhütte" bei Wirsberg war. Dessen Enkel, Georg Friedrich Püttner, war Kommilitone Humboldts in Freiberg und übernahm später das Vitriolwerk bei Wirsberg und die Alaushütte auf der Klausen.

Hüttenmeister zur Zeit des Besuches von Humboldt war der Johann Christian Ullmann, "... ein sehr verständiger Mensch, aber ehemaliger Bermann aus Johanngeorgenstadt, der sich wohl besser auf Bergbau als Pyrotechnik verstehen mag." (Humboldt). Von 1808 an leitete das Püttnersche Alaunwerk der aus der Niederlausitz stammende August Reinsch (1778 - 1869), der ausgebildeter Apotheker war. Er war zuvor als Laborant auf der "Goldenen Adlerhütte" tätig. Reinsch übernahm nach dem Tod des Obersteigers J.C. Benker 1805 die Leitung der 1795 von Alexander von Humboldt in Arzberg gegründeten Bergschule. Reinsch übernimmt einige Jahre vor 1833 das Alaunwerk zu eigener Pacht. Für das Jahr 1829 werden noch 5 Bergarbeiter und 10 Alaunsieder genannt. Das Alauswerk wird 1833 von den Püttnerschen Gewerken an den Seußener Gutsbesitzer Christian Paul Aecker verkauft. Reinsch geht als "Berg- und Hüttenfaktor" (Verwalter) des Schwefelkiesbergwerkes am Silberberg nach Bodenmais (heute Besucher-Bergwerk).

Der Niedergang des Alaunwerkes auf der Klausen

Der neue Eigentümer seit 1833 des Alauswerkes, Christian Paul Aecker aus Seußen, betrieb das Werk nach einer Angabe von Carl Wilhelm von Gümbel nur bis zum Jahr 1837. 1834 heißt es in einem Text jedoch bereits, das sich " [...] sämtliche Grubenbaue der 'Treuen Freundschaft'bei Seußen ohne alle Beaufsichtigung und Unterhaltung befinden, wodurch eine sehr üble Gruben- und Hüttenwirtschaft [entstanden] ist". 1853 kam es durch das Bergamt zu einer "Freierklärung", da die Erben des mittlerweile verstorbenen Christian Paul Aecker den Verpflichtungen des Bergamtes nicht nachkamen.

Vom Alaunwerk zum Freizeitsee

1870 entsteht an Stelle der aufgelassenen Bergbaugrube der Klausenteich, jedoch wird die Staumauer durch ein Hochwasser im Juni 1913 zerstört. Erst 1935 wird der Teich durch den Klausenwirt Georg Sölch neu angelegt. Dieser wird 1912 zusammen mit seiner Familie als Bewohner des Gebäudes Nr. 1 des Anwesens "Treue Freundschaft" genannt. Im anderen Gebäude (1a) lebten sechs weitere Familien. Das von dem Ökonomen und Bierwirt Wirtshaus bestand bis zur Flutung des Feisnitzsee 1972/73 als Kühlwasserreservoir für das Braunkohlen-Kraftwerk Arzberg.

Tipps

Machen Sie einen Rundgang um den Feisnitz- bzw. Haid-Speichersee (Wegstrecke rund 2,2 Kilometer) oder besuchen Sie den 32 Meter hohen Aussichtsturm, die Waldenfelswarte, auf dem 633 Meter hohen Kohlberg. Von diesem haben Sie eine einzigartige Aussicht in das Fichtelgebirge, nach Böhmen und in die nördliche Oberpfalz (einfache Wegstrecke ab Parkplatz 1,6 Kilometer).

GEO-Tour Station 15: ARZBERG
Humboldt in Arzberg

Die Lagerstätten in Arzberg und Umgebung waren zurzeit Humboldts und darüber hinaus die ergiebigsten im Wunsiedler Revier. Abgebaut wurden die an den Wunsiedler Marmor gebundenen Eisenerze. Und dies bereits seit dem Mittelalter. Erst 1941 kam der Bergbau in Arzberg mit der Stilllegung der Zeche "Kleiner Johannes" zum Ende. Über die Geschichte des Bergbaus, das Wirken Alexander von Humboldts in Arzberg und die Geologie des Fichtelgebirges informiert die heute auf dem Gelände der ehemaligen Zeche bestehende Infostelle von Naturpark Fichtelgebirge und GEOPARK Bayern-Böhmen.

Entsprechend der Bedeutung von Arzberg hielt sich Alexander von Humboldt häufiger wohl auch in Arzberg auf, doch gibt es nachweislich nur wenige Briefe, die von hier stammen. Humboldt wohnte während seiner Aufenthalte in Arzberg im Müssel'schen Haus, dem heutigen Bergbräu. Eine Gedenktafel in der Hausfassade erinnert daran. Sie wurde bereits am 12. September 1880 dort angebracht. Der damalige Arzberger Bürgermeister gab bei der Einweihung der Gedenktafel das Versprechen, "dass er sowohl als auch alle seine Nachfolger dasselbe würdig für alle Zeiten schützen und der Nachwelt zum ewigen Andenken an den großen Gelehrten, auf den Deutschland, Europa, ja die ganze zivilisierte Welt stolz ist, erhalten wollen".

Wie in Steben richtet Alexander von Humboldt in Arzberg eine Bergschule ein. Ende Juni schrieb Humboldt von seinen Plänen an das Oberbergdepartement in Bayreuth. Man sei "dort oben in der Kultur zurück", und die Schule sei hier nötiger als irgendwo. Nach langem Suchen wäre die Wahl auf den Obersteiger Johann Caspar Bencker (†1805) als Schulleiter gefallen. Dieser sei ein verdienstvoller und sehr erfahrener Grubenbeamter, der gewiss auch als Lehrer einiges leisten würde. Im Herbst 1795 schreibt Humboldt in seinem Generalbericht über das Wunsiedler Revier, dass der Etat für die Schule bereits eingeplant sei. Begonnen wurde mit dem Unterricht jedoch erst 1796. Es handelte sich um eine Winterschule mit Unterricht von November bis Mai für "Bergjungen" ab dem 12. Lebensjahr. Weder in Arzberg noch in Wunsiedel ist allerdings ein Gebäude für die Bergschule nachweisbar. Es ist daher anzunehmen, dass der Unterricht in der Wohnung des Bergschullehrers abgehalten wurde. Im Jahr 1804 wurde die Arzberger Bergschule nach Goldkronach verlegt.

Lesen Sie hier die Textpassage aus Humboldts Generalbericht von 1795, in der er auf die geplante Bergschule in Arzberg eingeht.

Aus den Briefen und Berichten Alexander von Humboldts geht hervor, dass er in Arzberg häufig persönlich in die Bergwerke eingefahren ist. Schon während seiner Inspektionsreise 1792 besuchte er eine Reihe dieser Gruben:

"Die Gruben, welche ich befahren, waren Susannen-Glück und Goldkammer Fundgrube, Silberkammer Fundgrube, Anna Christiana Fundgrube, Gottes Geschick Fundgrube und Friedrich Christian Fundgrube. Die beiden Hauptgruben gehören dem Faktor Müßel, dessen Vater sein Vermögen dem Bergbau fast schon ganz aufgeopfert hatte, als er diese Werke aufnahm, welche ihm und den Nachkommen einen reichlichen Ersatz geben und die [Berg-] Baulust zu Arzberg aufs neue sehr rege gemacht haben".

St. Georg-Stollen im Röslautal

In seinem Generalbericht schreibt Humboldt auch über den St. Georg-Stollen im Tal der Röslau (= Gsteinigt). Konkret geht es um Verbesserungsvorschläge für den weiteren Ausbau des Entwässerungsstollens für die Arzberger Bergwerke (= Erbstollen). Über dem Eingang des 2008 wiederhergestellten Mundlochs stehen die Jahreszahlen 1722-1795-1817-2008. Sie kennzeichnen die wichtigsten Ausbau- und Sanierungsetappen des Stollens.

Der St. Georg-Stollen wurde 1722 im Tal der Röslau so tief wie möglich angelegt und bis 1727 bis zur Eisensteinzeche Morgenstein vorangetrieben. In einem Befahrungsbericht vom August 1770 wird erwähnt, dass der Stollen im Bereich der Zeche Morgenstern fast völlig verbrochen ist. Bis zur Grube "Gold- und Silberkammer" scheint er jedoch durchgängig gewesen zu sein. [3] Die Gold- und Silberkammer ist die wohl bedeutendste Grube des Wunsiedler Reviers.

Im Jahr 1817 wurde in dem Stollen erstmals eine "Wasserkunst" eingebaut. Darunter versteht man im Bergbau eine technische Vorrichtung zur Entwässerung von Grubenbauten. Diese wurde bereits von Alexander von Humboldt ins Gespräch gebracht. So schreibt Humboldt 1795 in seinem Generalbericht:

"Mein hartes Eindringen in den Faktor [= Unternehmer] Müssel, nach Vorschriften des B.[erg]Amts nun so zu bauen, daß die Gewältigung mit dem Kunstgezeuge möglich wäre [...]."

Im nächsten Satz heißt es:

[...] und hielt es für besser, jetzt loszubrechen, als eine so wichtige den Arzberger Bergbau allein erhaltende Arbeit verzögert zu sehen."

Für den Einbau einer Wasserkunst will Humboldt die technischen Voraussetzungen schaffen. So schlägt er zunächst die Beseitigung von Krümmungen im bestehenden Stollen vor.

"Bei einem so langen Gestänge, zu dem man sich ja ohnedies nur aus Noth verstehen mußte, weil kein anderes Mittel die Arzberger Gruben zu sichern übrig blieb, bei einem so langen Gestänge muß jede Krümmung vermieden werden."

Mit dem Einbau der Wasserkunst sollte es möglich werden, insbesondere die Abbausohlen der ertragreichen Gold- und Silberkammer Gruben tiefer zu legen. Erst nach Humboldts Weggang wird die technische Anlage 1797 bis ins Detail geplant. Umgesetzt wurde sie jedoch erst im Jahr 1817. Angetrieben wurden die eingebaute Wasserhebemaschinen (mit 20 Pumpwerken, verbunden über ein Gestänge im St. Georg-Stollen) durch ein unterschlächtiges Wasserrad im Röslautal. Der Schacht der Grube Gold- und Silberkammer konnte bis 1841 auf 120 Meter unter Gelände abgeteuft werden. Noch heute sind im Uferbereich die Reste der ehemaligen Radstube zu erkennen.

Lesen Sie hier Humboldts Originaltext zum Sankt-Georg-Stollen.

Der St. Georg-Stollen besteht noch heute. Während des 2. Weltkrieges diente ein Teil von ihm den Arzbergern zeitweilig als Luftschutzraum. Nach dem Krieg wurde das Mundloch verschlossen und war kaum noch als solches zu erkennen. Im Jahr 2008 wurde der Stolleneingang wieder freigelegt und nach der alten Aufnahme von 1913 in seiner heutigen Form saniert. Seit 2009 gehört das Gsteinigt mit seinen geologischen und montanhistorischen Zeugnissen zu den "100 schönsten Geotopen von Bayern".

Humboldt-Orte in Arzberg

Müssel-Haus / Bergbräu

Bei seinen Aufenthalten in Arzberg wohnte Alexander von Humboldt auf dem Kirchberg im Hause der Patrizierfamilie Müssel.

Infostelle Altes Bergwerk Kleiner Johannes

Die Infostelle befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Eisenerz-Bergwerkes Kleiner Johannes. Sie zeigt in mehreren Räumen einen Querschnitt durch die wichtigsten Gesteine und Mineralien des Fichtelgebirges sowie die Geschichte des Bergbaus in Arzberg. Auf dem Gelände befindet sich eine kleine Ausstellung mit Gesteinsexponaten aus dem Fichtelgebirge, der Nachbau der ehemaligen Förderanlage sowie ein Schaustollen. Eine 2017 ergänzte Ausstellung zur ehemaligen Specksteingrube Johannes bei Göpfersgrün ist nur zu besonderen Zeiten möglich.

Anschrift: Altes Bergwerk, Altes Bergwerk 1, 95659 Arzberg
Telefon: (0)9233 40 40 (Stadt Arzberg)
GPS: 50.059242, 12.192009

Öffnungszeiten der Infostelle:
Von Josefi (19.3.) bis Barbara (4.12.),
jeweils von 8 - 17 Uhr

Das Bergbaurevier Arzberg-Röthenbach

Die Verhältnisse im einstigen Arzberg-Röthenbacher Revier sind in der Monografie von Ernst Schmidtill (1963) ausführlich beschrieben. Die Lagerstätte, die an den Marmorzug gebunden ist, ist zwischen Röthenbach und Arzberg zweigeteilt in einen südlichen und einen nördlichen Erzzug (entsprechend zweier Marmorzüge). Das Profil der unten gezeigten Karte zeigt zwei voneinander getrennte Marmorlagen, die durch einen Phyllitrücken getrennt sind. Marmor und Phyllite fallen mit 70 - 80° nach Südwesten ein. Der Phyllitrücken ist bei Röthenbach etwa 60 Meter mächtig, östlich davon nur noch rund 30 Meter. Bei Arzberg ist er überhaupt nicht mehr vorhanden.

Mehr erfahren

Tipps

Volkskundliches Gerätemuseum Bergnersreuth

Das Museum Bergnersreuth ist ein Freilichtmuseum in einem alten Bauerngehöft. Neben den Dauerausstellungen zu den landwirtschaftlichen Geräten gibt es Abteilungen zur Bodenqualität und -bearbeitung. Original erhalten sind teils die Wohnstuben der ehemaligen Bewohner. Das Museum ist auch Station der GEO-Tour Boden des GEOPARK Bayern-Böhmen.

Anschrift: Wunsiedler Str. 14, 95659 Arzberg
Telefon: (0 92 33) 52 25
Internet: www.bergnersreuth.de

Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: jeweils von 10-17 Uhr (Montg geschlossen)

GEO-Tour Station 16: STEINBERG / Steinhaus Thiersheim
Humboldt in Steinberg / Steinhaus Thiersheim

Humboldt, die Kohle und der Vulkan

Das Steinhaus liegt am Fuße des "Steinberg-Vulkans". Dieser gehört zusammen mit dem "Neuhauser Schloßberg" und dem bereits in Tschechien liegenden "Plattenberg" (Blatná) zu einem vulkanischen "Dreigespann" an der bayerisch-tschechischen Grenze. Zwischen dem Steinberg und dem Plattenberg hat sich die Eger in einem markanten Tal eingetieft.

Der Steinberg wird von Alexander von Humboldt im Zusammenhang mit der Suche nach Steinkohlen erwähnt. Der hohe Bedarf an Brennmaterial für das Montanwesen weckte schon vor Humboldts Amtszeit in Franken das Interesse der Bergbehörde an diesem fossilen Energieträger, doch war die Suche danach wohl eher unsystematisch. Humboldt stellt die Kohleprospektion auf neue Füße. Der Fokus lag dabei in den Gebieten zwischen Bayreuth und Kulmbach (Kulmbach/Kessel, Schlemme/Schlämm, Lanzendorf: Lettenkohlen/Keuper), Neustadt am Kulm (Lettenkohlen/Keuper) und in der Umgebung des Steinberges (Tertiär).

Am 22. Oktober 1794 schreibt Alexander von Humboldt an der Oberbergdepartement in Bayreuth:

"Da durch einzelne, unvollendete Versuche auf Steinkohlen bisher die Frage, ob wir bauwürdige Flöze im Lande haben, nicht entschieden und viel Geld versplittert worden ist, so hatte ich mich entschlossen, die Sache methodisch anzugreifen.[...] und gab ihm [dem Berggeschworenen Sievert] eine ausführliche Anweisung, alle Punkte, wo nur Sage oder Hofnung auf Steinkohlen wäre, einzeln zu untersuchen und ein Verzeichniß davon anzufertigen. Ich hielt es für ökonomisch wichtig genug, wenn man nur eine sichere Liste solcher Orte niederlegen könnte, wo nicht mehr zu suchen ist, statt dass man sonst immer auf dieselben Punkte zurückkehrt. Ich habe, indem ich dies Verfahren dem Hochl.[öblichen] K[öniglichen O.B. Dep. gehorsamst anzeige, die Ehre, den Anfang der Sieverschen Arbeit in der Anlage einzureichen, weit entfernt indes von der Besorgnis, dass alle Versuche, welche

bei Culmbach,
bei Lanzendorf und Schlemme,
unter den Basalten der Arzberger Refier und vielleicht bei Sulz im Ansbachischen anzustellen sind, gleich fruchtlos sein werden."

In einem weiteren Schreiben am 19. März 1795 schlägt Humboldt tiefere Bohrungen (20 - 24 Lachter, ca. 40 - 48 m) u.a. "an den Basalten des Wunsiedler Refiers" (am Steinberg) vor. Die Bohrung am Steinberg wird in der Folgezeit auch durchgeführt. Jedoch ohne einen erhofften Erfolg.

Im Herbst 1796 erreicht Humboldt eine Anfrage des Oberbergdepartements zu einer weiteren Erkundungsbohrung bei Kothigenbibersbach. Humboldt rät davon ab. Lesen Sie hier den gesamten Wortlaut der Briefes Humboldts an das Oberbergdepartement.

Der Vulkan und der Basalt

Auch wenn es der Titel unserer Tafel suggeriert, Alexander von Humboldt sah im Steinberg keinen Vulkan. Dass es sich dabei um einen Basaltberg handelte, war ihm bewusst. Das geht aus seinen Briefen ans Oberbergdepartement hervor. Humboldt war während seine Zeit in Franken jedoch noch Anhänger der Lehrmeinung Gottlob Abraham Werners. Dieser war in Deutschland der wichtigste und einflussreichste Vertreter der "Neptunisten". Diese sahen im Basalt ein aus einem Urozean ausgefälltes Gestein, das in keinem Zusammenhang mit Gesteinsschmelzen oder Vulkanen stehen würde. Vulkane waren für die Neptunisten dagegen das Ergebnis im Untergund brennender Kohlelager. Humboldt maß daher dem Basalt des Steinberges keine besondere Bedeutung bei.

Tipps

Hutschenreuther Gedenkstein

Besuchen Sie den Carolus Magnus Hutschenreuther-Gedenkstein. Dieser erinnert an das Auffinden von Kaolin in der Nähe des Steins durch den Begründer der C. M. Hutschenreuther Porzellanfabrik in Hohenberg a.d. Eger (1822). Tatsächlich hatte ihm das Kaolin sein Verwandter und späterer Schwiegervater, der Oberförster Ernst Ludwig Reuß, bei einem Besuch in Hohenberg gezeigt. Hutschenreuther blieb in Hohenberg und richtete 1814 in Räumen der Hohenberger Burg, die ihm Reuß zur Verfügung gestellt hatte, eine Porzellanmalerei ein. Das Jahr 1814 gilt daher auch als Geburtsjahr der Porzellanindustrie im Fichtelgebirge. In Sichtweise zum Gedenkstein liegt eine ehemalige Farberde-Grube (mit kleiner Infotafel).

Geotop Heiligenberg

Über den "Mittelweg" ("M") erreichen Sie das auf der Nordostseite des Steinberges liegende Geotop "Heiligenberg". Dort können Sie die Basalte des Steinberges in anstehenden Felsen sehen. Von hier aus hat man auch eine Aussicht ins Egerer Becken.

© GEOPARK Bayern-Böhmen

Mit freundlicher Genehmigung. Vielen Dank.

Infomaterialien

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Geroldsgrün

Faltblatt „Geroldsgrüner Geopfade“

Geroldsgrün: Geopfad Panoramarunde

GEOPARK Bayern-Böhmen

Cesko-Bavorský GEOPARK

Aufbruch ins Erdinnere

Tajemstvi zemského nitra

Pfad der landschaftlichen Vielfalt

Der Geopfad Geroldsgrün bietet weit mehr als nur eine abwechslungsreiche Tageswanderung durch eine der reizvollsten Regionen des Frankenwaldes. Drei einzeln oder in Kombination begehbare Runden machen ihn zu einem immer wieder abwechslungsreichen Ensemble von erdgeschichtlichen Wandertouren.

Geroldsgrün – am südwestlichen Rand der Hochfläche gelegen – ist dabei ein idealer Ausgangspunkt zur Erkundung der landschaftlichen und geologischen Facetten des Frankenwaldes. Besonders beeindruckend ist der meist abrupte Wechsel von der sanft gewellten, teils fast eben wirkenden Hochfläche zu den unvermittelt einsetzenden, tief eingekerbten und intensiv bewaldeten Tälern. Durchschnittlich mehr als 300 Meter über dem Vorland gelegen, ist die Frankenwald-Hochfläche ein Landschaftsraum von unverwechselbarer Prägung und zugleich ein Resultat der allerjüngsten Erdgeschichte. Erst vor etwa 2 Millionen Jahren, als bereits Urmenschen die Savannen Afrikas besiedelten, stieg der Frankenwald zu seiner heutigen Höhe auf.

Die beiden nördlichen Runden des Geopfades beginnen am unweit der Kirche zentral gelegenen Dorfplatz. Er wurde im Zuge der Erstellung des Geopfades auf gleichermaßen originelle wie landschaftstypische Weise erneuert. Heller Granit kontrastiert mit schwarzblauen Dachschiefern. Sie sind in Gestalt von Trockenmauern und künstlichen Halden arrangiert.

Auch im übrigen Ortsbereich ist der heimische Dachschiefer bis heute allgegenwärtig. In vielen Häuserfundamenten erscheint außerdem das markante „Hertwegsgrüner Konglomerat“, ein aus bunt zusammengewürfelten Geröllen von Schiefern, Kalksteinen und Grauwacken bestehendes Gestein der Karbon-Zeit. Es ist besonders schön in den Grundmauern des Rathauses zu studieren. Auch grüne und fleischfarbene Gesteine sind im Ortsbild häufig. Sie stammen aus einem der bedeutendsten Brüche des Frankenwaldes, dem nahe gelegenen Steinbruch von Horwagen. Der dort gewonnene Kalkstein wurde als „Horwagener Marmor“ weltweit vertrieben

Panoramarunde

Die Panoramarunde kreuzt zwei der herausragenden Aussichtspunkte der Region. Der malerische Aussichtsturm auf der Frankenwarte bei Hirschberglein öffnet den Blick über die sanft nach Osten abfallende Hochfläche. Am Horizont erscheint zunächst das Bayerische, dahinter das Sächsische Vogtland mit den Hügeln um Hof und Plauen. Der Turm selbst ist auf markanten Felsbildungen der tief Oberdevonischen Diabasbrekzie erbaut. Auch die Wasserwarte auf dem als „Langes Bühl“ bekannten Höhenrücken über Steinbach steht auf diesem Gestein. Von hier geht der Blick bevorzugt nach Süden und Westen auf die Kerbtäler und Höhenzüge des Westfrankenwaldes.

Nach Querung des Langenbachtales werden die grandiosen Dachschieferhalden über dem Dürrenwaider Hammer erreicht. Die Halden sind mehr als nur Abraum, denn sie bieten wertvolle Lebensräume für seltene Moose, Flechten und Blütenpflanzen. Am Schiefertisch vor dem aufgelassenen Dachschieferbruch geht der Blick durch das Tal der Oelsnitz nach Dürrenwaid. Mit der Lotharheiler Runde folgt die Panoramarunde diesem Tal mit seinen eindrucksvollen Felsbildungen zurück nach Geroldsgrün.

Textquelle: Faltblatt „Geroldsgrüner Geopfade“

ALEXANDER VON HUMBOLDT in Oberfranken

Der in Berlin geborene Naturforscher und Forschungsreisende Alexander von Humboldt (1769-1859) war Universalgenie und Kosmopolit. Seine große Süd- und Mittelamerikareise von 1799 bis 1804 wurde als die zweite, die wissenschaftliche Entdeckung Südamerikas gefeiert. Naturwissenschaftliche Disziplinen wie z.B. die physische Geographie, Klimatologie und Ozeanographie sehen in Humboldt ihren Begründer. Humboldt entwickelte als einer der ersten unser heutiges Verständnis des Zusammenwirkens der Kräfte in der Natur – die Ökologie, auch wenn der Begriff dafür erst später entstanden ist.  Nicht nur sein Alterswerk, der fünfbändige "Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung" machten ihn weltberühmt.

Alexander von Humboldt trat 1792, im Alter von 23 Jahren, seinen Dienst für den preußischen König als Bergmeister für Oberfranken an, wo er rastlos von Revier zu Revier reiste und sich um die vielen Gruben und Hüttenwerke der Region kümmerte. In Steben gründete er ohne Wissen seiner Vorgesetzten schon im Folgejahr eine Berufsschule für Bergleute. Zur Verbesserung der Arbeitssituation unter Tage entwickelt er eine Sicherheits-Grubenlampe und eine Atemmaske. Nach dem Tod seiner Mutter Ende 1796 finanziell unabhängig, verlässt er Ende des Jahres den Staatsdienst, um sich ganz der Forschung zu widmen. Ein einmaliges Forscherleben nimmt seine große Fahrt auf.

Die "GEO-Tour ALEXANDER VON HUMBOLDT in Oberfranken" zeigt an verschiedenen Standorten im Fichtelgebirge und im Frankenwald - jeweils Teilregionen der Geoparks Bayern-Böhmen und Schieferland - das Wirken des jungen Bergbeamten ALEXANDER VON HUMBOLDT im Dienste des preußischen Königs zwischen 1792 und 1796.

An 18 Standorten informieren Schautafeln über jeweils einen Aspekt.

Hier geht es zu den Stationen der GEO-Tour
"ALEXANDER VON HUMBOLDT in Oberfranken" (Tafelstandorte)

Die GEO-Tour "ALEXANDER VON HUMBOLDT in Oberfranken" ist unter Federführung des GEOPARK Bayern-Böhmen ein Gemeinschaftsprojekt von Geopark Bayern-Böhmen, Geopark Schieferland in Kooperation mit den Städten und Gemeinden Arzberg, Bad Berneck, Bad Steben, Bayreuth, Bischofsgrün, Geroldsgrün, Goldronach, Lichtenberg, Ludwigsstadt, Tettau, Thiersheim und Wunsiedel, unter Mitwirkung der Projektpartner Goldbergbaumuseum Goldkronach und Deutsches SCHIEFERTAFEL-Museum Ludwigsstadt.

GEO-Tour Station 1: LAUENSTEIN
Humboldt in Falkenstein

Humboldt im Amt Lauenstein

Alexander von Humboldt betritt das zum Bayreuther Fürstentum gehörende Amt Lauenstein am 12. Juli 1792 am Falkenstein. Es ist der Beginn seiner dreiwöchigen "Inspektionsreise" im Auftrag des Ministers Friedrich Anton von Heinitz. Humboldt schreibt:

Ludwigstadt, den 12. Juli 1792
Hinter (Probst-)Zella trat ich heute in das Bayreuthische Amt Lauenstein ein. Ein nackter hervorstehender Fels am Falkenstein bezeichnet die Grenze.[...]

Humboldt besucht zunächst den am Falkenstein liegenden "Stielerschen Hammer". Er hat an diesem jedoch noch ein recht reichhaltiges weiteres Programm: "Müllerscher Kupferhammer" bei Lauenstein, "Dittmarscher Eisenhammer"(heute Unter-Neuhüttendorf) und "Wernershammer" (heute Ober-Neuhüttendorf), ein Dachschieferbruch bei Ludwigsstadt (der heutige Oertelsbruch), die Fuchseisenfabrik, die alte Saigerhütte zu Ludwigsstadt, eine Löffelfabrik und das eingegangene Vitriolwerk in Katzwich bei Ebersdorf und einiges mehr. Humboldt resümiert, dass der Bergbau und das Hüttenwesen im amt Lauenstein eine wichtige Bereicherung für die Krone Preußens sein würde, sobald Streitigkeiten hinsichtlich der Mansfeldischen Lehen (u.a. Kaulsdorf mit dem Roten Berg bei Saalfeld) geklärt sein würden. Dort lagen wichtige Lagerstätten für Eisenstein (Siderit) und Kobalt

Besonders ausführlich beschreibt Humboldt noch am ersten Abend den Stielerschen Hammer.

Der Stielersche Hammer

"Zuerst nahm ich Stielers Hammer am Falkenstein in Augenschein. Er besteht aus dem oberen und unteren Hammer und hat 2 Blauöfen und 2 Frischfeuer. Das Werk, welches, da der Stielersche Konkurs noch schwebt, den Kreditoren gehört, wurde anfangs von dem Berg-Commissair Knieling administriert, und endlich an ihn verpachtet...."

Humboldt beschreibt, dass Knieling überlege, die Pacht aufzugeben oder das Werk zu kaufen, um es an seinen Sohn zu übergeben und um selbst sich ganz dem Bergbau in Naila zu widmen. Er schildert weiter, dass das in Stielers Hammer als auch in den benachbarten Hammerwerken verschmolzene Eisenerz (Eisenstein) aus Kamsdorf stammt. Im weiteren Verlauf des Berichtes schildert Humboldt ausführlich Bau- und Funktionsweise der Blauöfen, macht Angaben zu den erforderlichen Mengen an Kohlen, Flussmitteln, Erz sowie der Menge an damit gewonnenem Roheisen. Was ist ein Blauofen? Ein Blauofen ist eine Weiterentwicklung des Rennofens und ist bereits eine Entwicklungsstufe hin zu den späteren Hochöfen. Für ihren Betrieb werden bereits durch Wasserkraft angetriebene Blasebläge eingesetzt. Die Bezeichnung "Blauofen" leitet sich vom englischen Ausdruck "blow" (blasen) ab, wobei dies eher eine phonetische Übertragung als eine Übersetzung ist. Humboldt lässt sich ausführlich die Funktionsweise und die Vorteile der Blauöfen erläutern. Humboldt beschreibt auch den Stabhammer: "Ein Stabhammer wiegt hier 310-315 Pfund. Die Geschwindigkeit, welche man hier am vorteilhaftesten hält, maß ich auf 90 Schläge in 1 Minute."

Falkenstein (Geschichte bis 1945)

Der Stielers Hammer (auch Schreiders Hammer nach seinem späteren Besitzer) wurde von dem „Oberberg- und Hütteninspekteur“ Stieler 1765 errichtet. Dieser hatte 1757 bereits das Alaun- und Vitriolwerk Katzewich bei Ebersdorf erworben. Zeitweilig pachtete er auch den Wernerschen Hammer. 1766 erbaut Stieler das Blaufeuer, 1768 den Blechhammer und zwei Wohnhäuser. Schon bald gerät Stieler in finanzielle Nöte, das zugesagte Gelder nicht wie erhofft flossen und auch nicht genügend Kohlen zur Verfügung standen.

1775 (oder 1776) stirb Stieler und das Hammerwerk kommt in Zwangsverwaltung in als Pacht in die Hände des Bergkommissarius Knieling.

1799 wurd der vom Fröbershammer in Bischofsgrün stammende Ernst Christian Müller neuer Besitzer. Durch Erlass erhält Müller 1801 „Umgeldfreiheit von dem konsumierenden Bier“, worin sich vermutlich die Rechtsgrundlage für die spätere Entwicklung des Eisenhammers zur Brauerei, Gastronomie- und Hotelbetrieb begründet. Aufgrund des Erlasses errichtet Müller ein Brauhüttengebäude. Schon 1821 existiert ein Lokal mit Biergarten und Kegelbahn (bis 1825).

1809 kauf der vom Schwarzenhammer bei Thierstein stammende Nikol Heinrich Schreiter (Schreider) den gesamten Besitz, bestehend aus den beiden Eisenhämmern, den beiden Wohnhäusern mit Nebengebäuden, das Brauhüttengebäude sowie Grund und Boden). Der Schreiders Hammer erlebt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nun seine Blütezeit.

In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts gehen die meisten Eisenhämmer in der Umgebung ein. Der Eisenhammer in Falkenstein hält sich jedoch bis 1875. Mit dessen Ende wird die vorhandene Brauerei mit dem bestehenden Ausflugslokal unter Isidor Schreider ausgebaut. Diese erleben mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Stockheim – Ludwigsstadt – Probstzella – Eichicht 1885 einen enormen Aufschwung. Nach dem Tod von Isidor Schreider 1897 übernimmt dessen Sohn Karl das Anwesen. Brauerei und Ausflugslokal werden zu einem weit nach Bayern und nach Thüringen hinein bekannten Unternehmen und Ausflugsort.

Falkenstein (Geschichte ab 1945)

Der Niedergang der "Bayerischen Bierbrauerei Karl Schreider" ist mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges besiegelt. Historisch war die alte Landesgrenze Bayern-Thüringen der unter dem Ausflugslokal fließende Steinbach. In einem Grenzabkommen vom 3./4. Juli 1945 zwischen Sowjets und Amerikanern wurde der Grenzverlauf neu geregelt, so dass das gesamte Lokal sowie die Wirtschaftsgebäude der Brauerei Schreider in die amerikanische Besatzungszone fielen (sogenanntes "Bierdeckelabkommen").

Aufgrund der Randlage und des fehlenden Absatzmarktes in Thüringen musste der Betrieb der Brauerei 1968 eingestellt werden. 1987 wurde der Gebäudekomplex der Brauerei abgerissen, 1991 die alte Mühle. Der Gaststättenbetrieb wurde verpachtet und noch einige wenige Jahre fortgeführt.

Nach der Wende erwarb das Ehepaar Lenk das baufällige ehemalige Ausflusgslokal. Heute erstrahlt es als prvat genutztes Wohnhaus als "Villa Falkenstein" in neuem Glanz. Seit 2005 finden hier kulturelle Veranstaltungen stattf.

Am 12. Juli 2019, am 227. Jahrestag der Ankunft Humboldts in Franken, eröffnete der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz in der Villa Falkenstein die GEO-Tour Alexander von Humboldt in Oberfranken.

Tipps

Steinbach an der Heide

2,5 Kilometer ostsüdöstlich liegt Steinbach an der Heide, zu dem Falkenstein gehört. Das Dorf liegt hoch über dem Tal der Loquitz in einer Senke und bietet teils weite Fernsichten. Prägend ist die alte erhaltene Dorfstruktur und der in der Ortsmitte gelegene Dorfgarten, der in seiner Art einzigartig ist. Anstelle eines Dorfplatzes bildet dieser das Zentrum des Runddorfes.

Burg Lauenstein

Die Burg Lauenstein ist die nördlichste Burg Bayerns. Sie geht in ihrer Anlage bis in das 12. Jahrhundert zurück. Sie wurde 1622 von Markgraf Christian von Brandenburg-Bayreuth erworben und war seitdem Sitz des Amtmannes für das Amt Lauenstein. Heute ist die Burg im Besitz des Freistaates Bayern und kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.

Thüringer Warte

Die Thüringer Warte ist ein 26,5 Meter hoher Aussichtsturm auf Gipfel des 678 m hohen Ratzenbergs. Der Turm liegt rund 200 Meter von der thüringisch-bayerischen Landesgrenze entfernt. Im Inneren informiert eine Dauerausstellung über die ehemalige innerdeutsche Grenze. Der Trum wurde 1963 errichtet.

GEO-Tour Station 2: LUDWIGSSTADT
Humboldt in Ludwigsstadt

Humboldt und der Schiefer

An seinem ersten Tag im Amt Lauenstein, am 12. Juli 1792, besichtigte Alexander von Humboldt auch den Dachschieferbruch bei Ludwigsstadt. Dieser war damals jedoch nicht in Betrieb. Bei seiner Weiterreise am folgenden Tag in das Stebener Revier besuchte Humboldt die Schieferbrüche bei Lehesten und kam zu dem Schluss, dass die Lehestener Dachschiefer in der gleichen geologischen Formation liegen würden, wie die Ludwigsstädter. Er sah in einer Wiederaufnahme der Ludwiggstäder Brüche großes Potenzial für die wirtschafltiche Entwicklung im Amt Lauenstein. Der Oertelsche Dachschieferbruch gehört heute zu den "100 schönsten Geotopen" von Bayern.

Der Dachschieferbruch bei Ludwigsstadt (Oertelscher Bruch)

Der von Alexander von Humboldt bei Ludwigsstadt beschriebene Dachschieferbruch liegt am Edelhof, ca. einen Kilometer westlich von Ludwigsstadt. Nach seinem späteren Besitzer Ernst Oertel wird er heute als "Oertelscher Bruch" bezeichnet - nicht zu verwechseln mit dem Oertelsbruch bei Schmiedebach.

Eröffnet wurde der Dachschieferbruch 1779 als Dach- und Tafelschieferbruch. Der dortige Schiefer ist von guter Qualität, d.h., er spaltet gut und ist aufgrund eines nur geringen Pyrit-Gehaltes nicht "nägelfressend". Allerdings wurde der Abbau dadurch erschwert, dass die abbauwürdigen Lager in den Berg einfallen und daher große Abbraummengen anfielen. Ein Untertage-Abbau war zur damaligen Zeit - auch später als Eugen Oertel den Bruch erwarb - technisch noch nicht möglich. Humboldt hatte daher die Anlage eines neuen Bruches in einem anderen Tal vorgeschlagen. Aufgrund der Schierigkeiten beim Abbau erwarb Eugen Oertel verschiedene kleinere Brüche zwischen Lehesten und Schmiedebach (ebenfalls in der Folge als "Oertelscher Bruch" bezeichnet. Dieser entwickelte sich zur Wende des 19./20. Jahrhunderts zum größten Schieferbruch des europäischen Kontinentes.

Humboldt und sein Einsatz für den Ludwigsstädter Schiefer

Alexander von Humboldt sah in einer Wiederbelebung des Ludwigsstädter Schieferabbaus eine Möglichkeit, den Zustand des Bergbaus und Hüttenwesens im Amt Lauenstein zu verbessern. Dies geht nicht nur aus seinem Befahrungsbericht von 1792/1793 hervor, sondern auch aus Dokumenten "den Betrieb des Dachschieferbruches bey Ludwigstadt betreffend, 1794 - 1802". In einem Schreiben vom 10. März 1794 an den König bittet Humboldt um ein Darlehn von 50 Gulden, um mit einer neuen Gewerkschaft den Bruch wiederzuleben. Darin heißt es:

Kaulsdorf auf Nailaer Revier den 10. März 1794
Der Oberbergmeister v. Humboldt bittet allerunterthänigst um ein Darlehen von Fünfzig Gulden zur Aufnahme des Dachschieferbruches bey Ludwigstadt.

Euer K.M. habe ich gewagt schon mehrmals den traurigen und nahrungslosen Zustand des Amtes Lauenstein allerunterthänigst vorzustellen. Von der Natur stiefmütterlich behandelt, unfähig sein eigenes Bedürfen an Korn und Fleisch zu befriedigen, kann es sich durch die Industrie seiner Bewohner doch kaum vor der Furcht einer allmäligen Verarmung sichern.

[...] Bey solchen Verhältnißen habe ich es mir zur Pflicht gemacht, solange mir die Direktion des Bergbaues in hiesigen Fürstenthümern anvertraut ist, wenigstens von meiner Seite alle Mittel aufzubieten, welche den Wohlstand der dürftigen, aber arbeitssamen hiesigen Volksklaße vermehren kann. [...] In der Nähe der Stadt Ludwigstadt wurde ehemals ein Dachschieferbruch betrieben, der einen dünnen, nicht Nägel freßenden sehr tauglichen Schiefer lieferte [...] und ein ansehnliches Gewerbe veranlaßte.

[...] Die widrigen natürlichen Verhältnisse des Bruchs / da die Schiefer ausfallen / mehr aber noch die völlige incuria der Nailaer Bergbeamten waren daran Schuld, daß die Gewerken ihr Unternehmen mit einem ansehnlichen Verluste aufgaben.

[...] Das Dekken mit Schindeln ist strenge verboten, Thon zu tauglichen Ziegeln ist nicht vorhanden und das Lehestener und Wurzbacher Produkt steigt bei abnehmender Güte jährlich im Preise, Ursache genung um zu dem Ludwigstädter Schieferbruch zurückzukehren!

Der Amtmann Fränkel zu Lauenstein, dessen unbegrenzte Thätigkeit und dessen Verdienst um den zunehmenden Gewerbefleiß der Unterthanen E.K.M. hinlänglich bekannt sind, will daher seinen bisherigen Verlust von ein paar Hundert Gulden gern verschmerzen, und mit einer neuen Gewerkschaft zusammentreten. Diese neue Gewerkschaft von dem Bergamte geleitet bedarf aber mäßig angeschlagen, eines Vorschußes von 150 fl. zur Aufnahme des Schieferbruchs.

Der kleine Fond an Bergbau-Hilfsgeldern der Nailaer Revier, von denen der Fried. Wilhelm Erbst.[ollen], die Königszeche betrieben werden soll, macht es mir unmöglich, mehr als 100 fl. für Schieferbrüche zusammenzubringen. 50 fl. denke ich aus dem Stücketat bis 1. Jan. 1794 und 50 fl. aus dem Etat 1794/5 zu bringen.

Darf ich es daher wagen E.K.M. noch um einen Zuschuß von fünfzig Gulden extra aus dem fond ad extraortinaria [Sonderfond] aller unterthänigst zu bitten.

Wird unser Unternehmen begünstigt, so wird die neue Gewerkschaft die 50 fl. in der Folge, doch unverzinst, herausgeben.

Kaulsdorf, d. 10. März 1794
A. v. Humboldt"

1798 wird der Abbau aufgrund der widrigen Abbauverhältnisse jedoch an anderer Stelle fortgesetzt. Diese liegt im Bereich der kleinen Baumgruppe links der heutigen Skilift-Trasse auf dem Anwesen Rosengasse 13. Da dieses Schieferlage jedoch bereits einer höheren geologischen Stufe im Kulm angehört und nicht so mächtig wie die Lehesten Vorkommen ist, wurde der Abbau hier auch bald wieder eingestellt.

Auch am Eisenberg liegen heute größere ehemalige Dachschiefergruben (u.a. Ferdinand- und Liebesbruch). Diese wurden um 1830 in Betrieb genommen. Die abgebauten Schiefer gehören der gleichen geologischen Formation wie die Lehestener Schiefer an.

Tipps

Deutsches Schiefertafelmuseum Ludwigsstadt

Ludwigsstadt war eines der Zentren der Schiefertafel-Fabrikation in Deutschland. Daran erinnert das 1981 Gründung zunächst in Steinbach an der Heide gegründete Museum, das sich seit 1993 in einem ehemaligen Fabrikgebäude direkt an der B 85 in Ludwigsstadt befindet. Zur Zeit gibt es die folgenden Dauerausstellungen: Geologie im Raum Ludwigsstadt und Thüringen, Geschichtliches zum Schieferbergbau, Arbeit im Schieferbruch, Arbeit in den Spalthütten, Schiefertafel- und Schiefergriffelherstellung, Wetzsteingewinnung aus Schiefer, Schieferwerksteine und elektrotechnische Isolierplatten aus Schiefer, Grabsteine und Kunstgewerbeartikel aus Schiefer, Schiefer als Rohstoff für die Industrie, Schieferdeckhandwerk, Sozialgeschichte der Schieferindustrie.

Internet: www.schiefermuseum.de

Geotop: Dachschieferbruch Oertelsbruch am Trogenbach

Das Geotop gehört zu den "100 schönsten Geotopen in Bayern". Lesen Sie Informationen hierzu auf den Internetseiten des Landesamtes für Umwelt hier.

 

Schieferpark Lehesten

Der Thüringische Schieferpark Lehesten ist ein historischer Schiefertagebau und ein technisches Denkmal mit einer Fläche von etwa 105 Hektar. Dort wurde zunächst in mehreren kleineren Brüchen seit etwa 1300 Schiefer abgebaut. Der sogenannte "Staatsbruch" war bis 1999 im Abbau. Dieser war einst einer der größten Schieferabbaue Europas, der seit 1920 staatlich betrieben wurde. Hier arbeiteten zeitweilig bis zu 2.500 Beschäftigte. Seit 2001 ist der "Staatsbruch" Naturschutzgebiet. Nach Beendigung des Schieferabbaus 1999 gründete die Vereinigte Thüringer Schiefergruben GmbH den heutigen Schieferpark Lehesten als Technisches Denkmal. Angeboten werden Hotel- und Ferienwohnungen, Führungen durch die denkmalgeschützten Industriegebäude sowie Vorführungen des historischen Schieferabbaus und die Bearbeitung des Schiefers. Ein Teil des Geländes ist jederzeit frei zugänglich. Mit Geopfad "Historischer Schieferabbau in Lehesten".

GEO-Tour Station 3: TETTAU
Humboldt in Tettau

Humboldt und das Porzellan

Die Königlich Privilegierte Porzellanfabrik Tettau feierte 1994 ihr 200jähriges Bestehen, doch endete die Produktion nach 225 Jahren Ende Mai 2019. Die Gründung der Porzellanfabrik wurde durch ein positives Gutachten Alexander von Humboldts ermöglicht. Humboldt sah nach dem Eingehen der meisten Eisenhämmer im Tettautal in der Porzellanfabrik eine neue Erwerbsmöglichkeit für die Bevölkerung. Die Concession zur Errichtung einer ächten Porzellain-Fabrik" hatten im Oktober 1793 der Porzellanfabrikant Georg Christian Friedmann Greiner und der Kaufmann Johann Friedrich Paul Schmidt gestellt. Der Lauensteiner Amtmann Johann Valentin Fränkel sowie der dafür zuständige Minister Freiherr von Hardenberg standen dem Antrag wohlwollend gegenüber, forderten jedoch Alexander von Humboldt zu einer Stellungnahme auf.

Das von Humboldt erstellte Gutachten ist heute nicht mehr erhalten. Lediglich ein Schreiben vom 9. April 1794 existiert, in dem Humboldt die Kgl. Oberforstmeisterei Lichtenberg auffordert, die Zuteilung der erforderlichen Brennholzmengen für die Porzellanfarik zu genehmigen. Dies war eine der grundlegenden Voraussetzungen, damit die Porzellanfabrik ihren Betrieb aufnehmen konnte.

Die Gründung einer neuen Porzellanfabrik in Tettau wird jedoch nicht von allen Seiten positiv gesehen. So versuchen sechs Glasmeister von Alexanderhütte mit Eingaben an die Kammer in Bayreuth diese zu verhindern. Die Glasmeister hatten 1785 die Konzession zum Bau einer Glasfabrik auf dem "Oberen Hammer" erhalten. Doch hatten zwischenzeitlich Schmidt und Greiner das ehemalige Thünaische Jagdschloss neben der Tettauer Kirche erworben und darin mit dem Aufbau der Porzellanfabrik begonnen. Am 28. Dezember 1794 wurde ihnen vom preußischen König die Konzession erteilt.

Vom Jagdschloss zur Porzellanfabrik

Das ehemalige Jagdschloss und ein inzwischen errichtetes Fabrikgebäude brannten 1897 nieder. Vom einstigen Jagdschloss ist nur noch der Eingang zu den Kellerräumen zu sehen, der sich unmittelbar neben der GEO-Tour-Infotafel befindet.

Die Porzellanfabrik blieb bis 1852 im Besitz der Familie Greiner. Danach wechselte das Unternehmen mehrmals den Eigentümer. Ab 1897 bis 1915 führt es die Bezeichnung Porzellanfabrik Tettau, vorm. Sontag & Söhne GmbH geführt. Zwischen 1899 bis 1901 entstehen auch neue Fabrikgebäude. 1915 wird das Porzellanunternehmen eine Aktiengesellschaft, 1957 eine GmbH innerhalb der Firmengruppe Seltmann Weiden.

Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Porzellanfabrik rund 200, während des 20. Jahrhunderts bis zu 600 Mitarbeiter. 2010 waren noch über 100 Mitarbeiter im Werk beschäftigt. Dekore von Königlich Tettau stammen selbst von Künstler wie Paul Klee, Franz Marc und August Macke.

Tipps

Tropenhaus "Klein Eden" am Rennsteig

Das Tropenhaus "Klein Eden" ist eine Forschungs- und Aufzuchtstation mit exotischen Früchten und tropischen Speisefischen in Bio-Qualität. Auf einer Fläche von 3.500 m2 ist es auch ein Referenzprojekt für energieeffiziente Abwärmenutzung im Niedrigtemperaturbereich. Im Bereich der Forschung beschäftigt man sich insbesondere mit der Frage, welche tropischen Nutzpflanzen sich für den Anbau und die Produktion unter Glas in Mitteleuropa eigenen und wie sich Wachstums- und Produktionsprozesse für biologische Nahrungsmittel standardisieren und optimieren lassen.

Besucherhaus und Sonderausstellungen lassen sich individuell besuchen, das Forschungshaus inklusive der Technik und Fischzucht sind jedoch nur im Rahmen von Führungen möglich. Bitte informieren Sie sich über die entsprechende Internetseite der Einrichtung.

Europäisches Flakonglasmuseum Kleintettau

Der Geschichte der Glasherstellung, der Ansiedlung der Glasmacher in Kleintettau mit Gründung der Dorfglashütte und der Herstellung von Flakonglas- und gefäßen widmet sich das Europäische Flakonglasmuseum.

Internet: www.glasbewahrer.de

GEO-Tour Station 4: SCHAUBERG
Humboldt in Schauberg

Humboldt macht "Blau"

Die Blaufarbenfabrik Schauberg wurde bereits 1712 gegründet und war lange prägend für die Geschichte des Ortes. 1770 wird Christoph Samuel Pensel als Eigentümer genannt, so dass in späteren Schriften auch von der "Penzelschen Fabrik" die Rede ist.

Im "Fränkischen Archiv" wird 1790 über diese wie folgt berichtet:

Diese Fabrik ist nicht nur die einzige ihrer Art in den Brandenburgischen Landen in Franken, sondern auch eine der imposantesten derselben, idem sie bey gehörigem ordentlichen Betrieb und Absatz der blauen Farben oder Schmalten bey 40 000 fl. jährlich umsetzen kann. [...]

Die ohnlängst eingetrettene Acquisition des Rittergutes Kaulsdorff zur Lehens-Curie des Hochfürstlichen Brandenburgischen Hauses, kan dieser Blaufarbenfabrik einen schwunghafteren Betrieb geben, da auf dem Kaulsdorfer Bezirk die vortreflichsten Koboldtanbrüche sowol von der Chursächsischen Bergamtsrevier Großcamsdorff, als von dem Saalfeldischen sogenannten rothen Berg dahin streichen, und der Centner Koboldt erst vor 3 jahren zu 60 Rthl. verkauft worden ist. Da auch ausserdeme der regierende Markgraf zu Auffindung eines tauglichen Koboldts in den hiesigen Landen, einen Preiß von 100 Dukaten ausgesetzt hat, und auch würklich schon seitdeme verschiedene Anbrüche davon sowol in der Nailaer als Wonsiedler Bergamtsrevier erschürfft worden sind: so läßt sich vermuthen, daß diese Fabrik aus Mangel an Koboldten niemals kalt stehen darf.

Die Fabrik braucht jährlich 700 - 800 Klafter Holz und kann mehr als 2 000 Centner Farbe oder Schmalten machen, die meistens nach Ohlland auf dem Main und Rhein gehen."

Lesen Sie hier den vollständigen Text aus der genannten Schrift.

Mit dem Übergang der fränkischen Fürstentümer an das preußische Königshaus wurde auch die Blaufarbenfabrik Schauberg für Preußen interessant. Aus Mangel an Kobalt stand das Werk 1792 jedoch still. Erst nach Beilegung des Jahre lang schwelenden Konflikes um die Kobalterze vom Roten Berg bei Kamsdorf/Kaulsdorf konnte das Penzelsche Blaufarbenwerk wieder in Betrieb gehen.

Was ist Schmalte bzw. Smalte?

Smalte ist ein durch Kobaltoxid blau gefärbtes Kalium-Silikatglas (CoO – K2O – SiO2). Das Kobalt-Erz aus Kaulsdorf war der sogenannte „schwarze Erdkobalt“ (Asbolan), ein Co-Mn-Erz, das zur rosafarbenen „Kobaltblüte“ (Erythrin) verwittert. Die Mischung aus Kobalterz, Quarzsand und Pottasche ergibt im Schmelzofen das blaue Farbglas. Im erkalteten Zustand fein vermahlen, wird dieses Glas zur Smalte.

Smalte war zur damaligen Zeit ein begehrtes Farbpigment zur Herstellung blauer Porzellandekore und zum Färben von Gläsern.

Vom Blaufarbenwerk zur heutigen Keramik-Fabrik

Mitte 1815 beginnt Friedrich Pensel mit der Produktion von Porzellan und Fayencen in Schauberg. Ende 1816 erwerben die Brüder Balthasar und Friedemann Greiner aus Tettau das Werk und stellen 1817 endgültig auf die Porzellanfabrikation um. Nach mehreren Besitzerwechseln übernimmt der aus dem Sudetenland stammende Porzellanfabrikant Richard Rösler 1948 den Betrieb. Seitdem wird es als Unternehmen Rösler Porzellan und Keramik GmbH & Co. KG bzw. als Rösler Ceramtec GmbH bis heute fortgeführt.

Tipps

Rösler Ceramtec GmbH

Werksverkauf:
Montag bis Donnerstag von 07:00 - 15:00 Uhr
Freitag von 07:00 - 12:00 Uhr

Betriebsführungen für Reisegruppen gegen Voranmeldung

GEO-Tour Station 5: LICHTENBERG
Humboldt in Lichtenberg

Humboldt zieht Bilanz

Lichtenberg liegt zu Zeiten Humboldts im Bergamt (Revier) Naila. Es ist Humboldts "Sorgenkind". Der Bergbau liegt schon seit Jahrzehnten darnieder, viele Lagerstätten sind nahezu erschöpft. Trotzdem gelingt es Humboldt, einige Bergwerke wieder rentabel zu machen. Hier in Lichtenberg soll u.a. der Bau des rund einen Kilometer langen Friedrich-Wilhelm-Stollens die Lichtenberger Friedensgrube entwässern. Die Pläne dazu waren schon älter und stammen von Christian Ernst Trommler, früherer Bergrath im Revier Naila (siehe unten).

Schon zu Beginn des Jahres 1795 erwägt Alexander von Humboldt, den preußischen Staatsdienst zu verlassen. Am 27. Februar kündigt er in einem Schreiben an Minister von Heinitz an, dass er seine derzeitige Lage verändern wolle und im Begriff sei "fast alle öffentliche Verhältnisse aufzugeben". Als Heinitz darauf nicht reagierte (offensichtlich erreichte diesen das Schreiben erst verspätet), schrieb Humboldt an den preußischen König selbst und bat diesen um Entlassung aus seinem Dienstverhältnis. Unter diesem Eindruck verfasst Humboldt am 28. April 1795 während seiner Generalbefahrung des Reviers Naila seinen Befahrungsbericht. Dieser fällt sehr ausführlich aus, da Humboldt ihn bereits als Übergabebericht für seinen Nachfolger verfasst. Er legt in diesem dar, welche wichtigen Maßnahmen er in diesem Revier durchgeführt bzw. in die Wege geleitet hat, charakterisiert seine Mitarbeiter und gibt seinem Nachfolger Hinweise für das weitere Vorgehen.

Lesen Sie hier den Beginn des Generalberichtes von 1795.

Humboldt gliedert seinen Bericht wie folgt:

Durch Anklicken der fett geschriebenen Begriff öffen Sie eine ausführliche Kommentierung von Humboldts Texten in einem separaten Fenster. Die Einträge werden erst nach und nach gefüllt.

Friedrich-Wilhelm-Stollen

Der Friedrich-Wilhelm-Stollen wurde 1793 von Alexander von Humboldt als Erbstollen projektiert und 1794 in Angriff genommen. Erbstollen bedeutet, dass der Stollen der Entwässerung vornehmlich der Friedensgrube in Lichtenberg dienen sollte. Humboldt verfolgte dabei aber auch das Ziel, weitere Erzvorkommen zu erschließen. Andererseits wird vermutet, dass Humboldt bereits mit der langen Bauzeit für den Stollen gerechnet haben soll und in diesem vor allem auch eine lange „Arbeitsplatzgarantie“ für die Bergleute gesehen haben könnte. Fertiggestellt wurde der Stollen unter erheblichem finanziellem Aufwand erst im Jahr 1831 nach einer Bauzeit von 38 Jahren. Der Vortrieb des Stollens wurde jedoch mehrmals unterbrochen.

Der Stollen wurde sehr aufwändig aufgefahren, so ist er für die damalige Zeit ungewöhnlich breit ("dass zwei Männer bequem nebeneinander gehen können"1) und hoch ("mehr als Mannshöhe" 1; 2,50 Meter). Angeblich soll an einen Abtransport von Gestein und Erzen mit Booten gedacht worden sein.

Im Frühjahr 1795 ist der Stollen bereits „"volle 60 Lr. [Lachter]"(ca. 120 Meter) weit vorgetrieben, so Humboldt in seinem Generalbericht. Doch geht danach der Bau nur schleppend voran, da sich das zu durchfahrene Gestein als überaus widerstandsfähig erweist. 1808 erreicht der Stollen eine Länge von rund 700 Metern. Zum Jahresende stellte man den Vortrieb jedoch zunächst ein, da die Rentabilität im Hinblick auf die fast gänzlich abgebaute Friedensgrube nicht mehr gegeben zu sein schien. Spätestens 1819 scheint es mit dem Bau des Stollens weitergegangen zu sein. Am Ende hatte der Friedrich-Wilhelm-Stollen eine Länge von 975 Metern erreicht.

Bereits während des Baus des Friedrich-Wilhelm-Stollens wurden mehrere Erzgänge (Eisen, Kupfer) durchquert. Mit deren Abbau begann man jedoch erst nach Fertigstellung des Abbaus. Es wurden folgende Gangzonen angefahren (Quelle: mineralienatlas.de):

  • bei 309,5 Meter - Gang Nr. I (Pyrit/Schwefelkies, Quarz), 60- 90 cm mächtig
  • bei 321 Meter - Gang II (Pyrit/Schwefelkies, Quarz), 60- 90 cm mächtig
  • bei 435,5 Meter - Gang Nr. III (wenig Kupferkies in Kalkspat, Quarz), 46 cm
  • bei 592 Meter - Gang IV (derber Kupferkies, Quarz und Kalkspat), bis 15 cm mächtig
  • bei 627 Meter - Gang V („Gang Eleonore“; Kupferkies, Kalkspat, Quarz), 18 bis ? 52 cm mächtig.

Auf der Strecke zwischen 628 und 743 Metern werden weitere vier Gänge angefahren, die jedoch alle sehr geringmächtig und kaum erzführend sind. Nach 968,5 Metern wird bereits im Bereich der Friedensgrube der "Friedensgruber Gang" (Gang X) angefahren, der hier jedoch nur als Kalkspat-führende Kluft entwickelt ist. Über den "Kotzauer Schacht" und einen Querschlag wird ein Zugang zur 37 Meter über der Sohle des Friedrich-Wilhelm-Schachtes zum Friedensgrubener Gang geschaffen.

Der Betrieb des Friedrich-Wilhelm-Stollens währt nur bis 1857. Erst rund 100 Jahre später wird er für den Abbau von Flussspat für nochmals rund zehn Jahre in Betrieb genommen.

Das Besucher-Bergwerk Friedrich-Wilhelm-Stollen

Der Friedrich-Wilhelm-Stollen ist seit 1995 als Besucherstollen auf gut 200 Metern Länge wieder begehbar. Danach verhindert ein Verbruch das Weiterkommen, doch arbeitet der das Besucher-Bergwerk betreibende Förderverein daran, weitere Streckenabschnitte begehbar zu machen. Zumindest ist ein Durchbruch zum hinteren Teil des Stollens bereits erfolgt.

Das ehemalige Zechenhaus dient bereits seit Schließung des Bergwerkes 1857 bis heute als Gaststätte. Webseite zum Besucher-Bergwerk: www.friedrich-wilhelm-stollen.de

Tipps

Infostelle Naturpark Frankenwald

Die Infostelle des Naturparks Frankenwald befindet sich im alten Bahnhofsgebäude Blechschmidtenhammer, nur wenige Meter vom Besucher-Bergwerk bzw. der GEO-Tour-Tafel entfernt. Dort erhalten Sie nicht nur Informationen zum Naturpark, sondern auch zum Geopark Schieferland.

Webseite: www.frankenwald-tourismus.de

Naturlehrpfad Höllental

Rundweg von ca. 5 Kilometern Länge durch das wildromantische Höllental vorbei an Bergbaurelikten (z.B. Rebecca-Stollen), sehenswerten Felsen und zur Quelle des Höllensprudels in Hölle. Start ist am Naturpark-Infozentrum.

GEO-Tour Station 6: BAD STEBEN
Humboldt in Bad Steben

Humboldt macht Schule

Am 8. Juni 1832 wurde Steben der Titel "Königlich Bayerisches Staatsbad" verliehen und trägt seitdem den Namen Bad Steben. Bedeutung hatte Steben zuvor als Zentrum des Bergbaus im Frankenwald. Bad Steben ist ein günstiger Ausgangsort für Entdeckungen auf Alexander von Humboldts Spuren im Revier Naila.

Steben war während seiner fränkischen Zeit für Humboldt mehr als "nur" ein Aufenthaltsort, in dem er sich bei seiner Anwesenheit im Bergamt Naila häufig aufhielt:

Steben hat einen so wesentlichen Einfluss auf meine Denkart gehabt, ich habe so große Pläne dort geschmiedet, mich dort so meinen Gefühlen überlassen, [...] war dort besonders im Winter 1794 und Herbst 93 in so einem immerwährenden Zustand der Spannung, dass ich des Abends nie die Bauernhäuser am Spitzberg in Nebel gehüllt und einzeln erleuchtet sehen konnte, ohne mich der Tränen zu enthalten. Diesseits des Meeres finde ich mir so einen Ort nicht wieder!"

Brief Alexander von Humboldts an Karl Freiesleben, 14. Dezember 1795

Der Name Steben ist vor allem mit der Einrichtung der Bergschule im November 1793 verbunden. Sie ist eine der ersten Berufsschulen überhaupt. Vorbild war für Humboldt die bereits 1777 in Freiberg in Sachsen gegründete Bergschule. Im Gegensatz zur dortigen Schule, die insbesondere der Ausbildung des gehobenen Führungspersonals im Bergbau diente, stand die Bergschule Steben allen Bergleuten offen bzw. allen Jungen, die den Beruf eines Bergmannes erlernen wollten.

Zu den Sehenswürdigkeiten in Bad Steben mit Bezug zu Alexander von Humboldt gehören:

  • "Humboldt-Haus" in der Badstraße 2 (Privatbesitz, daher keine Besichtigung)
  • Rathaus (ehemaliges Schulhaus)
  • "Altes Bergamt" (seit 1966 allerdings nur das Nachfolgehaus mit Hotel "Altes Bergamt")
  • Humboldt-Büste im Kurpark
  • Kurpark mit ehemals elf Bergwerken
  • Erzrevier Obere Mordlau.

 

Humboldt-Haus (Badstraße 2)

Das 1781 erbaute "Humboldt-Haus" ist heute noch weitgehend im Originalzustand erhalten. Es wurde in den vergangenen Jahren aufwändig saniert, ist als Privathaus jedoch nicht öffentlich zugänglich. Neben der Eingangstür erinnert eine Gedenktafel an die Anwesenheit Alexander von Humboldts in den Jahren 1792 bis 1795 in diesem Hause. Die Tafel wurde anlässlich des 100. Todestages Humboldts gestiftet. Das Gebäude war ursprünglich das markgräfliche Jagdhaus. Erbauen ließ es der markgräfliche Wildmeiser Johann Leonhard Och, dessen Initialien sich über der Eingangstür finden.

Ehemaliges Bergamt (Badstraße 6)

Das Gebäude des einstigen Bergamtes besteht heute nicht mehr. Es wurde 1966 abgerissen und durch das heutige Gebäude ersetzt. Der Name des nicht mehr bewirtschafteten Hotels "Zum alten Bergamt" erinnert noch daran. Erbaut wurde das Haus als erstes staatliches Kurhotel ("Bade- und Traiteurhaus") 1784 auf Veranlassung des Landeshauptmannes Philipp Ludwig von Weiterhausen. Das Gebäude wird tatsächlich nicht genutzt und steht jahrelang leer, da für die Aufnahme begüterter Gäste Stallungen nicht vorhanden sind und den Pächtern die Viehhaltung untersagt wird. 1796 zog in das Gebäude das Bergamt ein und 1806 wird auch die Bergschule aus dem heute als Rathaus genutzten Haus hierher verlegt.

Humboldt-Büste (Kurpark in Richtung Badstraße)

Die im Kurpark aufgestellte Büste von Alexander von Humboldt stammt von den Steinmetzen Uli und Michael Baumgärtel aus Schwarzenberg im Erzgebirge. Diese schufen die Büste im Jahr 2007 im Rahmen des 1. Internationalen Biedermeiertreffens im Bad Stebener Kurpark vor den Augen zahlreicher Zuschauer. Gestiftet wurde die Büste durch private Sponsoren anlässlich des "175-jährigen Jubiläums Staatsbad Bad Steben" in Erinnerung an den wohl bekanntesten Bewohner des Ortes. Die Idee dazu hatte der ortsansässige Geschichtsverein.

Die Büste zeigt den Kopf Alexander von Humboldts, ruhend auf drei Bänden seines berühmten Werkes "Kosmos". Als Naturwerkstein wurde ein Sandstein verwendet ("Buntsandstein").

Rathaus/ehemals Bergschule (Hauptstraße 2)

Das Gebäude des heutigen Rathauses hat eine wahrlich umfangreiche Geschichte. Wann es erbaut worden ist, ist nicht bekannt. Ende des 18. Jahrhunderts wohnte hier der "Berggeschworene", also ein Beamter des Bergamtes, dem die Aufsicht über den Bergbau in einem Teil des Bergamtsbezirkes oblag. Im November 1793 eröffnete in diesem Gebäude Alexander von Humboldt die Bergschule - dies ohne das Wissen seiner Vorgesetzten. Erst mit seinem "Pro Memoria" vom 13. März 1794 meldet er dem Oberbergdepartement in Bayreuth die Gründung der Schule. Als Lehrer setzt Humboldt den Berggeschworenen Georg Heinrich Spörl ein. Dieser unterrichtet die Jungen ab 12 Jahren in seinem Zimmer, einem großen hellen Raum, das vermutlich im Südteil des Gebäudes lag.

Die Bergschule zog 1806 in das leerstehende "Bade- und Traiteurhaus" in der Badstraße um. 1823 wurde in dem nun frei gewordenen Gebäude durch den Berggeschworenen Spörl und den Landphysikus die ersten Moorbäder in Steben verabreicht. Vermutlich wurden die Moorbäder im heutigen Ratskeller verabreicht, dies bis zur Fertigstellung des "Klenzebaus" im Jahr 1838.

1856 wurde das Anwesen mitsamt dem Gebäude verkauft und als Fabrikgebäude des Appels Spielwaren-Unternehmens verwendet. Nach Schließung der Fabrik diente das Gebäude als Wohnhaus, die Ratskeller als Freibank zum Verkauf des Fleisches von notgeschlachtetem Vieh. 1928 erwarb die Gemeinde das Haus und baute es zum Rathaus um.

Der "Gesundbrunnen zu Steben" / Das Staatsbad Bad Steben

Zu Zeiten Humboldts waren die Stebener Quellen bereits bekannt. Schon 1690 erschien ein erster wissenschaftlicher Bericht von dem Hof- und Stadtmedikus Gottfried von Stein. 1784 wurde ein erstes Badehaus errichtet, das "Bade- und Traiteurhaus", in dem 1806 das Bergamt Steben untergebracht wurde. Der Badebetrieb entwickelte sich vor allem mit dem Verkauf der Stebener Quellen für 600 Gulden an das Königreich Bayern 1832. König Ludwig I. (1825-1848) befasste sich höchstpersönlich mit den Plänen für einen Ausbau der Kuranlagen. 1838 wird das erste Kurhaus, errichtet nach den Bauplänen des König Ludwigs Hofarchitekten Leo von Klenze, eröffnet. In diesem findet sich heute die Touristinformation sowie die Trinkhalle.

Eine Beziehung des Stebener Quellen zu Alexander von Humboldt gibt es nur sehr indirekt. Der von ihm eingestellte erste Lehrer an der Bergschule, der Berggeschworene Georg Heinrich Spörl (1764-1830), war später für den "Gesundbrunnen zu Steben" verantwortlich. Von ihm stammt u.a. auch eine im Jahr 1810 erschienene Beschreibung der Quellen mit einem Rückblick auf deren Geschichte. Das Titelblatt weist ihn als "Berggeschworenen und ersten Lehrer an derKöniglich freien Bergschule zu Steben" aus. Finden Sie das Buch von Georg Heinrich Spörl im Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek digital hier.

GEO-Tour Station 7: GEROLDGSGRÜN
Humboldt in Geroldsgrün

Humboldt und der "Alte Mann"

Ein "Alter Mann" ist im Bergbau der Teil eines Bergwerkes, der schon in einer früheren Phase des Bergbaus abgebaut wurde. Oft wurden die alten Abbaue verfüllt oder sich selbst überlassen, so dass sie verstürzten, unzugänglich und vergessen wurden. Dies birgt dann große Gefahren für die späteren Bergleute.

Im Sommer 1793 - nur kurze Zeit nach dem Dienstantritt Humboldts im Oberbergdepartement in Bayreuth - ereignete sich im Bergwerk "Friedlicher Vertrag" bei Geroldsgrün ein Grubenunglück im Zusammenhang mit dem Einbruch eines älteren, unbekannten Stollens. Dieser mit Wasser geflutete Stollen war durch einen neuen Stollen unterfahren worden, so dass der ältere Stollen einbrach und den darunterliegenden mit Unmengen an Wasser und Schlamm flutete. Humboldt eilte umgehend von Kaulsdorf zum Unglücksort. Gottseidank geschah der Gebirgsbruch in der Nacht, so dass niemand zu Schaden kam.

Humboldts Besuch des alten Bergbaus bei Dürrenwaid 1792

Alexander von Humboldt besucht das alte Bergbaugebiet um Dürrenwaid bei Geroldsgrün im Rahmen seiner Inspektionsreise 1792 am 16. Juli. In seinem einleitenden Text erwähnt Humboldt, dass es um Dürrenwaid vier Roteisensteingruben (Siderit) gibt: "Vogel Strauß", "Bergmännisch Glück auf", "Glück halt an" und "Frisch Glück".

"Den heutigen Tag wandte ich an, um die roten Eisensteingruben zu befahren und die Spuren des alten Bergbaus bei Dürrenwaid p. zu besichtigen."

Wie an den Tagen zuvor ist Humboldts Programm wieder reichlich. Er besucht die folgenden Bergwerke und Gruben (vgl. Lage in der nebenstehenden Karte im Bayernatlas):

  • Vogel Strauß Fdgr.
  • Friedlicher Vertrag Fdgr.
  • Schwarzer Mohr Erbst.
  • Gevattergraben
  • Hoher Ofen zu Marxgrün

Die Beschreibungen der einzelnen von Humboldt besuchten Grubenbauten sind sehr fachlich formuliert. Er charakterisiert neben Fördermengen, die geologische Struktur der Gruben und der Lagerstätten (soweit bekannt). Interessant ist die folgende Passage über den Besuch des offensichtlich aufgelassenen Bergwerkes "Schwarzer Mohr":

"[...] An der Dürrenwaider Stufe aus dem Trommlerschen Kabinette1) ist keine Gebirgsart2) zu sehen, so wenig, als an den derben Bleiglänzen im Markgr. Kabinette zu Bayreuth. Man erkennt bloß Quarz als Gangart daran.
Dagegen ist ein 16 Mark3) wiegender silberner Becher in Gestalt eines Birnbaums mit einer großen Birne in jenem Kabinette vorhanden, ein Becher, welcher, wie die Inschrift besagt, 1538 aus dem ersten Dürrenwaider Silber verfertigt wurde. Die Gestalt ist eine Anspielung auf die Geschichte der ersten Entdeckung dieser Silbergrube. Ein Bauer, der auf einen Birnbaum stieg, verlor sein Hackemesser, welches den silberführenden Gang, in dem es in die Erde hieb, entblößte."

1) Christian Ernst Trommler (1719-1788) wurde 1748 Bergmeister für das Revier Naila, seit 1766 Bergrat, leitete 1762 bis 1772 das Nailaer und das Wunsiedler Revier. Trug eine zu seiner Zeit vielbeachtete Mineraliensammlung einheimlischer Fundstücke zusammen. Auf diese bezieht sich Humboldt hier.
2) Gebirgsart = Gesteinsart
3) Mark = aus dem Mittelalter stammende (lokal unterschiedliche) Gewichtseinheit, hier vermutlich "Nürnberger Mark" = 237,52 Gramm.

Auf www.mineralienatlas.de heißt es:

"1817 und im März 1863 wird wie folgt berichtet: Zwei ehemals im 'markgräflichen Naturalienkabinet zu Bayreuth' aufbewahrte 'silberne Pocale' wurden von der Ausbeute des 'Dürrenwaider Silbergwerkes' gefertigt. Einer davon "wieget 16 Mark" und trägt die Aufschrift: 'Von dem ersten Silber im Burggrafthum Nürnberg zu Lichtenberg erfunden und gemacht 1538. - Am Fuße desselben, der einen gewundenen Baum vorstellet, stehen die Worte: Klettert ein Bauer einen Baum hinan, so eine Holzaxt auf dem Rücken im Leibgurt stecken hat, durch deren Herabfallung der Gang des Silbererzes, aus welchem dieser Becher gemacht, entblößt worden sein soll.'" (abgerufen am 12.08.2019, Link anzeigen). Leider ist auf dieser Seite nicht die Quelle angegeben.

Humboldt nimmt die Legende zum Anlass darüber nachzudenken, ob die Silbergänge tatsächlich früher bis an die Erdoberfläche reichten. In seinem Bericht empfiehlt er, die Umgebung der Lagerstätte genauer zu untersuchen und den einen oder anderen Schurf anzulegen, um eine bessere Vorstellung von der Lagerstätte zu erhalten. Ohne dies wäre der Abbau ein Wagnis.

Humboldt besucht auch den Gevattergraben, das wohl bekannteste Goldvorkommen des Frankenwaldes. Der Überlieferung nach soll dort nicht nur Gold sondern auch Silber gewaschen worden sein. Humboldt charakterisiert den Gevattergraben wie folgt:

"Ebenfalls in diesem Gegengebirge, aber am mitternächtlichen [nach Norden geneigten] Abhang desselben liegt der Gevattersgraben, der wegen seiner Gold- und Silberwäsche bekannt ist. Der Graben oder kleine Bach ist kaum 2 Fuß breit und wenige Zoll tief. Er dient wohl nur bloß der Wäsche selbst, denn man leitete (ein Zeichen, daß der Gewinnst beträchtlich war) von Streitbach [gemeint ist Steinbach] um Großenreith die Wasser in Spundstücken hinzu [...] Noch vor 15 Jahren waren sächsische Bergleute, andere sagten Venetianer, hier und wuschen wirklich Gold. Die Nachrichten sind alle sehr fabelhaft und unbestimmt. Daß aber hier Gold und Silber wirklich gewaschen wurde, ist außer Zweifel."

Humboldt beschreibt die zu beiden Seiten des Grabens sichtbaren Halden und die Spuren der Schürfarbeiten. Er stellt sich dabei die Frage nach der eigentlichen Herkunft der Edelmetalle: "Sollte das über dem Kalkstein liegende aufgelöste tonartige Gebirge Goldkörner als Geschiebe geführt haben?". Immerhin schien es kein größeres Gewässer zu geben, das das Gold zusammengespült hatte.

Die von Humboldt aufgeworfene Frage ist nicht trivial und zeigt sein geologisch-lagerstättenkundliches Verständnis. Erst in den 1980er Jahren konnten Explorations- und Forschungsaktivitäten der Firma Preussag bzw. der Universität Kiel Licht hinter die Frage bringen. Danach überdecken die Sedimente des Gevattergrabens eine NNW-SSO verlaufende Störungszone (Bruchzone), in deren Spalten und Klüften das Gold sitzt (z.T. in Quarzgängen). Die Bergleute gruben sich über Jahrhunderte bis zu 15 Meter tief in die von der Oberfläche her verwitterte Störungszone, wuschen das Material durch und warfen das taube Gestein auf die Schultern des Grabens.

Im Gevattergraben soll bereits im 14. Jahrhundert Gold gewaschen worden sein. Urkundliche Erwähnung findet die Goldsuche jedoch erst im Lehenbuch von 1477:

"Heinrich Knoch von Gera, hat empfangen die Fundtgruben zu unserer lieben Frauen und sonst noch ein Lehen dabey, zu St. Johannes genannt, auf dem Gevatterbach bey Steinbach am Waldt gelegen mit seinen Lehen, Erbstohlen und aller Gerechtigkeit nach Bergwerksrecht."1

Die Alexander-von-Humboldt-Höhle

Zahlreiche Naturerscheinungen auf der Erde tragen den Namen von Alexander von Humboldt. Das einzige nach Humboldt benannte Naturobjekt in Deutschland ist die Alexander-von-Humboldt-Höhle am Rauheberg, etwa drei Kilometer westsüdwestlich von Geroldsgrün. Sie ist über den Geopfad Geroldsgrün (Rauhebergrunde) gut zu erreichen. Die Höhle ist allerdings nicht öffentlich zugänglich.

Die Alexander-von-Humboldt-Höhle ist die einzige bekannte Tropfsteinhöhle im Frankenwald. Sie liegt auf der Nordseite des 663 Meter hohen Rauheberges oberhalb des Langenaubach-Tales zwischen zwei aufgelassenen Kalksteinbrüchen. Die Kalksteine entstammen großen Kalkstein-Rutschmassen aus der geologischen Zeit des Oberdevons. In dieser Formation befindet sich auch die Humboldt-Höhle. Die Gesamtlänge der Höhle beträgt etwas mehr als 400 Meter, sie ist bis zu 30 Meter breit und bis zu 3 Meter hoch.

Die Alexander-von-Hmuboldt-Höhle hieß früher Rauh(e)berg- oder auch Langenau-Höhle. Ein erster Höhlenplan stammt von Hans Leheis (1904 - 1982), einem Heimatforscher aus Geroldsgrün. Dieser wurde u.a. in einer Publikation von Philipp Kohlmann im Berichtsband Nr. VIII der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Bayreuth (1953/54) abgedruckt. Von Hans Leheis stammt der Vorschlag, die Höhle zu Ehren des Naturforschers umzubenennen (wohl 1963). Von den 1960er Jahren bis 1982 gab es in der Höhle regelmäßige Führungen, die jedoch zum Schutz der Höhle eingestellt wurden.

Die Höhle wird erstmals 1761 als Grube "Lamm Gottes" erwähnt. Durch Verwitterung-/Verkarstungsprozesse lagerte sich in der Höhle Brauneisen ab, das zu verschiedenen Zeiten abgebaut wurde (u.a. 1795/96, 1804). Interessante Ausführungen zur Höhle finden sich auf www.mineralienatlas.de.

Tipps

Auf dem Geopfad Geroldsgrün durch alte Bergbaureviere

Die Umgebung von Geroldsgrün mit seinen Bergbaurevieren und der Humboldt-Höhle können Sie entlang der drei Routen des Geopfades Geroldsgrün erkunden. Finden Sie die Beschreibung des Geoweges im entsprechenden Faltblatt. [Download 0,5 MB]

 

Max-Marien-Heilquelle

Seit fast dreihundert Jahren ist im Talgrund des Langenautals eine Heilquelle bekannt, die Max-Marien-Quelle. Dabei handelt es sich um einen Calcium-Hydrogen-Carbonat-Säuerling. Sie befindet sich gegenüber dem ehemaligen Forsthaus in Langenau. Die Max-Marien-Quelle wurde 1981 neu gefasst und kann vor Ort aus einem Trinkbrunnen entnommen werden. Das Wasser wird auch in der Kuranlage in Bad Steben ausgeschenkt. Von Langenau kann man gut in die Rauheberg-Runde des Geroldsgrüner Geopfades einsteigen.

Summe der gelösten Mineralstoffe: 2.129 mg/l
Gelöste gasförmige Stoffe: Freies CO2 2.020 mg/l, Radon 5 Bq/l

GEO-Tour Station 8: HAIDBERG / ZELL IM FICHTELGEBIRGE
Humboldt in Haidberg / Zell im Fichtelgebirge

Humboldt und der Magnetberg

"Auf einer geognostischen Tour, welche ich mit zween Freunden, Herrn Münzmeister Gödeking und Herrn Oberbergmeister Killinger durch das Oberpfälzische und angränzende Gebirge machte, stieß ich auf eine Gebirgskuppe von Serpentinstein, dessen Fallungswinkel ich mit der Bussole bestimmen wollte. Kaum näherte ich dieselbe dem anstehenden Gestein, so sah ich den Südpol meiner Magnetnadel mit Heftigkeit aus ihrer Lage und in den wahren Norden gerissen [...] Einzelne Punkte sind so magnetisch, daß sie in einer Entfernung von 22 Fuß die Magnetnadel aus ihrer natürlichen Lage reissen. Welchen Bestandteil des Serpentinsteins adhäriert aber jene wunderbare magnetische Kraft? Das ist eine Frage, die sich einem von selbst aufdringt".

So beschreibt Alexander von Humboldt die Entdeckung der besonderen magnetischen Eigenschaft der Gesteine am Haidberg in einer Veröffentlichung im "Intelligenzblatt der Allgemeinen Jenaer Literaturzeitung" (Nr. 169) bereits im Dezember 1796. In einem Brief vom 14. November 1796 an Carl Freiesleben heißt es sogar:

"Ich eile Dir zu melden, mein guter Karl, daß ich die größte Entdeckung meines Lebens gemacht. [...] habe eine ganze Gebirgsmasse entdeckt, welche eine ungeheure magnetische Polarität zeigt."

Mit dieser Entdeckung gilt Alexander von Humboldt als einer der Entdecker der natürlichen Magnetisierung von Gesteinen. Zu seiner Zeit gab es allerdings noch keine Möglichkeit, die für die Magnetisierung verantwortlichen Mineralien (u.a. Magnetit, Fe3O4) zu identifizieren. Das gelang erst mit der Entwicklung geeigneter Mikroskope im 19. Jahrhundert.

Neue Entdeckung: Anzeige für Physiker und Geognosten

Bereits in der Dezember-Ausgabe 1796 des Intelligenzblattes der Allgemeinen Literaturzeitung erscheint eine mit "F.A. v. Humboldt" gezeichnete "Anzeige für Physiker und Geognosten" mit dem hier nachlesbaren Text. Dieser entspricht im Wesentlichen dem Text, den Humboldt in dem oben genannten Brief an Carl Freiesleben verfasst und besonders gekennzeichnet hatte. Humboldt bat Freiesleben, den Text schnellstmöglich unter dessen Namen zu verbreiten und schlug dafür das "Bergmännische Journal" vor. Humboldt schlug vor:

[...} Du könntest ja den Brief so anfangen: H.v.H[umboldt] meldet mir, daß er auf einer Reise durch das oberpfälzische und angrenzende Gebirge eine Entdekkung gemacht, die für die Geognosie ebenso wichtig als für die allgemeine Naturlehre...".

Humboldt benennt in dem besagten Brief an Freiesleben nicht den Fundort, obwohl er schreibt: "Den Ort will ich Dir, aber Dir allein genau angeben, wenn Du mir unverbrüchliches Stillschweigen versprichst". Humboldt nennt Freiesleben den genauen Ort erst in einem in Weimar abgefassten Brief vom 18. April 1797:

"[...] Der Magnetberg (Haidberg, aber nenne ihn ja niemand, bei Gefrees, denn bis Jun[ius 17]97 halte ich ihn geheim, die Bergleuthe haben schon 150 f. damit gewonnen) besteht aus ächtem, auf der Oberfläche weiß verwitternden, mit Aimant gemengtem, lauchgrünem Serpentin [...]"

Mit Brief vom 21. Dezember 1796 übersendet Humboldt seinem "Verehrungswerthen Lehrer" Abraham Gottlob Werner unter anderem eine Gesteinsprobe des Magnetberges. Er schreibt:

"[...] ist von der merkwürdigen Gebirgskuppe, welche ich in der beiliegenden Anzeige beschrieben und welche ich am 14tn Nov[ember] entdeckt habe. Sie sind der erste Mineraloge, welcher diese Seltenheit besitzt. Wem aber hätte ich dieselben auch früher anbieten sollen als Ihnen, dem ich für meine wisschenschaftliche Kultur so unendlich viel verdanke."

Der Haidberg aus heutiger Sicht

Der Serpentinit des Haidberges gehört geologisch in die Phyllit-Prasinit-Serie der sogenannten Münchberger Masse. Diese stellt eine aus mehreren tektonischen Decken zusammengesetzte fernüberschobene Gebirgsmasse dar. Die Phyllit-Prasinit-Serie ist die unterste Deckeneinheit.

Das Serpentinit-Gestein besteht aus unterschiedlichen Serpentinmineralen, das sind Schichtsilikate mit der Formel(Mg,Fe,Ni)6Si4O10(OH)8, wobei die Elemente Mg/Fe/Ni in unterschiedlichen Anteilen vorkommen. Die Serpentinminerale sind durch Umwandlung aus den Mineralen Olivin, Pyroxen und Amphibol hervorgegangen. Neben den Serpentinmineralen kommt häufig Magnetit vor (Fe3O4), der für den Magnetismus des Gesteins verantwortlich ist.

Das Ausgangsgestein für den Serpentinit ist Peridotit, der dem lithosphärischen Erdmantel entstammt. Die Serpentinisierung erfolgt bei relativ niedrigen Temperaturen von 300 - 500 °C am Übergang der ozeanischen Kruste zum Erdmantel.

Alexander von Humboldt beschreibt die magnetische Wirkung des Serpentinits, die sehr deutlich die Kompassnadel beeinflusst. Dabei schreibt er richtig die magnetische Wirkung dem Gestein zu. Dabei stellt er bereits die Frage, ob "der Serpentinstein mit magnet[ischem] Eisenstein [Magnetit] durchzogen" ist. Humboldt stellt auch die (teils unterschiedliche) Polarität der Magnetisierung im Gestein fest. Eine solche Polarität ist ihm vom Magnetit nicht bekannt. Diese lässt sich mit den damaligen Messmöglichkeiten tatsächlich auch nicht nachweisen. Die starke Magnetisierung der Serpentinite musste daher eine "im Gestein ruhende" Ursache haben.

Heute ist bekannt, dass Gesteine, die Magnetit enthalten, eine schwache Magnetisierung dadurch erhalten, dass sich beim Überschreiten der Curie-Temperatur von 578 °C die Magnetisierung im Erdmagnetfeld der Erde ausrichtet. Diese gerichtete Magnetisierung ist heute Grundlage, um die ehemalige Ortslage von Gesteinen zur Zeit ihrer Magnetisierung zu ermitteln ("Paläomagnetismus"). Durch "Einfrieren" der Inklinaton der magnetischen Feldlinien im Gestein lässt sich so bestimmen, auf welchem Breitengrad die Magnetisierung erfolgt ist.

Diese natürliche Magnetisierung der Gesteine ist i.d.R. zu schwach, um sie mit einem Kompass feststellen zu können. Am Haidberg ist zudem festzustellen, dass die Polarität als auch die Intensität der Magnetisierung sehr unterschiedlich sein kann. Geophysiker gehen daher davon aus, dass die Magnetisierung des Serpentinits durch Blitzschläge hervorgerufen wurde. Diese beträgt ein Vielfaches der natürlichen Magnetisierung. Das Signal kann bis zu 10.000 Jahre im Gestein erhalten bleiben.*

Literatur: Gustav Angenheister (1973): Die Interpretation der magnetischen Störfelder (Anomalien) von mehreren Serpentinit-Körpern in fünf Arealen im Westen der Böhmischen Masse. ─ Geologica Bavarica, 67: 35-63; München (Bayerisches Geologisches Landesamt).

Machen Sie Ihr eigenes Experiment

Wenn Sie einen Kompass besitzen, dann nehmen Sie in mit zum Haidberg. Halten Sie ihn an mehreren Stellen an das Gestein. Vor allem am Eingang zum ehemaligen Steinbruch finden sich in der Mauerung des Tores einige magnetische Serpentinite. Sollten Sie am Wegesrand einen Serpentinit finden, dann halten Sie diesen an den Kompass. Reagiert die Magnetnadel, bewegen Sie das Gestein zuerst langsam, dann schneller am Kompass vorbei. Mit etwas Geschick können Sie die Magnetnadel ins Schwingen bringen, im besten Fall sogar zum Kreisen. Bitte beachten Sie, dass der Haidberg unter Naturschutz steht, und schlagen Sie keine Gesteine aus dem Anstehenden heraus.

Tipps

Saalequelle im Münchberger Stadtwald/Waldstein

Die (Sächsische) Saale entspringt einem ehemaligen Bergwerk, über das bereits Alexander von Humboldt ein Gutachten verfasst hat. Um es zu erreichen, fahren Sie nach Zell. Im Ort biegen Sie am Ende der Straße nach rechts Richtung Gefrees. Etwa 100 Meter nach den letzten Häusern nach links abbiegen und der Ausschilderung folgen. Nach ca. 1,5 Kilometern liegt im Wald ein Parkplatz, von dem aus die Saalequelle nach 400 Metern gut zu erreichen ist.

Hier finden Sie die Lage der Saalequelle im Bayernatlas.

 

Oberfränkisches Bauernhofmuseum Kleinlosnitz

Das Bauernhofmuseum Kleinlosnitz bietet Ausstellungen und Veranstaltungen sowie eine Gaststube mit Biergarten im Oberen Hof, die während der Öffnungszeiten des Museums oder nach Anmeldung geöffnet ist.

Kontakt Museum Hier öffnen

GEO-Tour Station 9: BAD BERNECK
Humboldt in Bad Berneck

Humboldt in matten Wettern

Im Herbst 1795 wurde Alexander von Humboldt zum Oberbergrat befördert. Hierdurch entfielen viele zeitraubende Aufgaben in den einzelnen Bergrevieren vor Ort. Er konnte sich nun mit technischen Verbesserungen in den Bergwerken, mit Experimenten und naturwissenschaftlichen Untersuchungen befassen. Zu zwei besonderen Erfindungen Humboldts in dieser Zeit gehören der "Lichterhalter" ("Licht-Erhalter") und die "Respirationsmaschine", ein Atemgerät bei nicht ausreichendem Sauerstoff in der Grubenluft.

Humboldt experimentierte mit dem Lichterhalter in mehreren Bergwerken. Er und seine Mitstreiter begaben sich mit der Lampe bewusst in Teile der Grube mit "matten", d.h. sauerstoffarer Grubenluft. Vielfach entfachten sie zusätzlich Feuer, um den restlichen Sauerstoff zu verbrauchen, um dann den Lichterhalter zu testen. Nicht selten führte der Sauerstoff zum Unwohlsein. Am 13. oder 16. Oktober 1796 bestand Alexander von Humboldt im Bergwerk "Beständiges Glück" in Bad Berneck darauf, die Versuche in einem abgelegenen Teil des Bergwerkes alleine durchzuführen. Schon nach wenigen Augenblicken verlor er das Bewusstsein und es ist nur dem raschen Hinzueilen seiner Begleiter zu verdanken, dass Humboldt überlebte.

Lesen Sie hier einen Text aus der Veröffentlichung "Ueber die unterirdischen Gasarten und die Mittel ihren Nachtheil zu vermindern" von 1799, in der Humboldt die Ereignisse dieses Tages schildert.

In der geannten Veröffentlichung schreibt Humboldt zwar: "[..:] Bis auf wenige Mattigkeit spürte ich des andern Tages von dem unangenehmen Vorfalle keine Folgen mehr", doch finden sich an anderer Stelle auch gegenteilige Angaben, z.B. in einem Brief an Abraham Gottlob Werner vom 21. Dezember 1796:

"Die Erfindung meines Lichterhalters ist nun vollendet. Meine Gesundheit hat bei dieser Arbeit gelitten."

Auch in dem Brief, den er am 18. Oktober 1796 an Karl Freiesleben schreibt, berichtet Humboldt über den Vorfall. Lesen Sie diesen Text hier.

Das Bergwerk "Beständiges Glück"

Das Areal des Bergwerkes "Beständiges Glück" ist heute Teil des Dendrologischen Gartens von Bad Berneck. Erkennbar ist noch das rekonstruierte Stollenmundloch und die vorgelagerte große Halde. Vor dem Stollenmundloch informiert eine Schautafel über die Geschichte des Bergwerkes.

Das Bergwerk wurde 1486 eröffnet. Bis 1841, also 355 Jahre lang, förderte man hier "Alaunschiefer", d.h. schwefelkieshaltige Tonschiefer zur Herstellung von Alaun. Das Bergwerk bestand aus zwei Stollen, dem Oberen Stollen und dem Unteren Stollen. Das rekonstruierte Stollenmundloch gehört zum Oberen Stollen, der jedoch nach nur kurzem Verlauf verschüttet ist. Ein alter Grubenplan, der auch auf der Infotafel abgebildet ist, zeigt einige 10er Meter nach dem Stolleneingang eine gewölbeartige Weitung des Stollens. Es wird vermutet, dass es sich um das "Festgewölbe" handelt, in dem 1806 für den in Bayreuth weilenden Feldmarschall von Blücher ein Fest veranstaltet wurde. <br<
Die volle Regimentsmusik war bestellt und in einem Seitenschacht postiert ... im Inneren der Grube strahlte eine feentempelartige Beleuchtung ... Die Weitungen unten dienten zum Tanzsaale, während die Nebenräume, alle kostbar meubliert, dekoriert und illuminiert, zu Speisegemächern umgewandelt waren."
(Quelle: Chronist Adler; Infotafel Dendrologischer Garten Bad Berneck; Jahr o.A.)

Der Eingang zum Unteren Stollen liegt auf dem Grundstück des Hotels Blüchersruh. Der Stollen ist noch rund 170 Meter begehbar, auch existieren Schächte in weitere Sohlen. Dieser Stollen diente vor allem der Entwässerung ("Erbstollen").

Neben den Stollen gab es mehrere Schächte, die der Luftzufuhr ("Bewetterung"), der Einfahrt der Bergleute, der Förderung des Abraummaterials oder dem Einlass von Tageslicht dienten. Die Schächte sind weitgehend verfallen. Sie sind an der Oberfläche als trichterförmige Vertiefungen ("Pingen") vielfach im Areal noch erkennbar.

Der Dendrologische Garten (Rotherspark)

1861 verlegte der Waldsassener Textilfabrikant Wilhelm Rother (1818 - 1898) seinen Wohnsitz dauerhaft nach (Bad) Berneck. Er war schon Jahre zuvor ein begeisterter Kurgast des Ortes. Als Bürger von Berneck erwies sich Rother als Förderer des Kurortes, seit 1866 war er auch Mitglied des Kurkomitees. Auf den Halden des zwei Jahrzehnte zuvor stillgelegten Bergwerkes "Beständiges Glück" ließ Rother auf eigene Kosten einen Park ("Blüchersruhe") mit heimischen und exotischen Laub- und Nadelgehölzen anlegen. Dieser stellt heute eine überregionale Besonderheit dar.

Wilhelm Rother wurde 1867 Ehrenbürger von Berneck. Er starb 1898. Der Stadt Berneck hinterließ Rother testamentarisch mehr als eine halbe Million Goldmark, u.a. mit der Auflage, "dass die ganzen Zinsen und Renten des Nachlasses ausschließlich zum Vorteil und zur Hebung der Kuranstalten verwendet werden sollen". An den Förderer der Stadt Berneck erinnert im umbenannten "Rotherspark" der 1900 aufgestellte Granitobelisk aus Kösseine-Granit. Bestattet ist Wilhelm Rother auf dem alten Friedhof hinter der evangelischen Kirche.

Tipps

Thiesen Wetterstation

Carl Thiesen finanzierte dem Kurort eine für die damalige Zeit technologisch aufwendige und damit äußerst kostspielige Wetterstation. Diese steht heute noch oberhalb des Marktplatzes.

GEO-Tour Station 10: BRANDHOLZ
Humboldt in Brandholz

Humboldt im Goldrausch

Am Abend des 20. Juli 1792 verfasst Alexander von Humboldt bereits Teile seines Berichtes über die Befahrung der Fürstenzeche in Brandholz und fügt diesem in einem zweiten Teil unter der Überschrift "Aussichten zur fortzusetzenden Wiedergewältigung der Fürstenzechen Baue" hinzu. Bei Niederschrift dieses Berichtes ist Humboldt möglicherweise schon in das Wunsiedler Revier weitergereist.

Am Abend des 23. Juli notiert Humboldt (jetzt bereits in Arzberg) am Rand eines Briefes an Carl Freiesleben:

"Die Fürstenzeche in Goldkronach hat mich sehr intriguirt [= neugierig gemacht]. Ich habe Akten, Risse p. studiert, bin das ganze ein 50 Lr. (= Lachter, 1 Lr. ∼ 2 Meter) tiefe Gebäude mit Ueberhauen aus dem 14ten Jahrhundert! durchfahren. Nun habe ich alles ins Reine. Es ist ein ungeheurer Bau, eine Grube auf 1.300 Lr. Länge."

Die Fürstenzeche im Jahr 1792

In seinem Bericht der Inspektionsreise beschreibt Humboldt den Zustand der Fürstenzeche. Diese war bereits unter Burggraf Friedrich V. 1365 als Fürstenzeche eröffnet worden und hatte ihre Blütezeit bis zum Einfall der Husiten 1430. Bis dahin hatte man die goldreichsten und gut erschließbaren Bereiche der Lagerstätte schon weitgehend abgebaut, so dass die Ausbeute immer geringer und und der Abbau immer schwieriger wurde. Über viele Jahrhunderte hinweg wurde der Bergbau auf Gold sogar subventioniert (es wurde eine "Zubuße" gegeben).

Humboldt erwähnt in seinem Bericht, dass die "Wiedergewältigung" der Fürstenzeche (sie befand sich demnach 1792 nicht in Betrieb) seit wenigen Monaten ("1 Quartal") auf allerhöchsten Befehl (vermutlich durch Minister Hardenberg) eingestellt worden war und dass man "[...] bloß das Ganze durch Einwechslung der Türstöcke in befahrbarem Stande" hielt. Humboldt studiert bereits zu diesem Zeitpunkt alte Bergwerksakten, u.a. die "lehrreichen Beschreibungen des Herrn Berghauptmann von Bothmer". Carl Ludwig Freiherr von Bothmer (1736–1803) war Berghauptmann im Fürstentum Bayreuth. Dessen Berichte können nur wenige Jahre zuvor verfasst worden sein.

Humboldt erwähnt in seinem Bericht die folgenden Stollen, Schächte und erzführenden Gänge:

    • Tannenschacht
    • Schmuzler
    • Schmiedtenstollen/Schmidtenstollen
    • Jacobschacht
    • Ferberschacht
    • Nasses Lichtloch
    • Rautenkranzer Gang (aber noch keine Rautenkranz-Zeche)
    • Knechtgang
    • Spießglasgang (= Spießglanz, Antimonit)
    • Weißer Kiesgang

.

Damit werden viele Lokalitäten genannt, deren Zeugnissen man noch heute bei einer Wanderung entlang des Humboldtweges begegnen kann.

Aus Humboldts Beschreibungen geht der sehr komplexe Aufbau der Goldlagerstätte am Goldberg hervor. Ursache dafür ist die starke tektonische Zergliederung des Gebirges im Nahfeld der Bruchzone der "Fränkischen Linie" (deren Einfluss Humboldt natürlich noch nicht kennen konnte). Humboldt widerspricht in seinem Bericht der Auffassung, dass "die Golderze auf der Fürstenzeche nicht auf ordentlichen Gängen, sondern [an] das Gestein durchschwärmenden Trümmern" gebunden wären. Diese Ansicht hätte vielfach zu einer wenig rentablen Wiedergewältigung der Zeche geführt.

Tipps

Goldbergbaumuseum Goldkronach

Das Goldbergbaumuseum in Goldkronach präsentiert in mehreren Abteilungen die Stadtgeschichte Goldkronachs, die Geologie der Umgebung und der Goldlagerstätte, die Geschichte des Bergbaus, das Blattgold-Kunsthandwerk sowie Alexander von Humboldt im Fichtelgebirge.

Internet: www.goldbergbaumuseum.de

GEO-Tour Station 11: GOLDKRONACH
Humboldt in Goldkronach

Humboldt und das Goldstädtchen

Goldkronach gehört zu den Orten in Oberfranken, in denen Alexander von Humboldt heute wohl noch am gegenwärtigsten ist. So bezeichnet sich das kleine Städtchen vielfach auch als "Humboldt-Stadt". In Goldkronach hat auch der Verein Alexander von Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach e.V. seinen Sitz. Dessen Anliegen ist es, insbesondere an Humboldts Wirken in Goldkronach von 1792 bis 1795 zu erinnern. Einen Link auf die Internet-Präsenz des Vereins finden Sie weiter unten.

Als Sitz des Bergamtes Goldkronach und die einst reichen Goldlagerstätte am Goldberg hatte Goldkronach besondere Bedeutung für Alexander von Humboldt. Erstmals kam Humboldt am 20. Juli 1792 im Rahmen seiner Inspektionsreise nach Goldkronach. Von hier aus befuhr er die Fürstenzeche und blieb bis zur Weiterreise ins Wunsiedler Revier (20. Juli in Arzberg). Nach seinem offiziellen Dienstantritt im Oberbergdepartement Ende Mai 1793 war Goldkronach Ziel von Humboldts erstem Geländebesuch. Hier hält er sich im Juni mehrere Tage auf. Sein Quartier ist die alte Quickmühle (Amalgamiermühle) in Goldmühl. Von dort schreibt er am 10. Juni 1793 seinem Freund Carl Freiesleben:

"Ich komme eben aus der Grube. Ich bin 2 Meilen geritten und an 3 Stunden auf der Fürstenzeche gefahren, wundern Sie Sich also nicht, liebster Freiesleben, wenn ich Ihnen einen verworrenen Brief schreibe. Mit dem Bergbau geht alles schneller, als ich dachte. [...] In bin seit wenigen Tagen hier, um den eingestellten Bau auf der Fürstenzeche [...] vorzurichten. Das allgemeine Vertrauen, welches der gemeine Bergmann mir übberall zeigt, macht mir meine Arbeit lieb, denn sonst ist meine Lage sonderbar genug, ich thue eingentlich Dienste als Geschworener, nicht als O[ber]bergmeister. Von meinen Vorrichtungen schriebe ich Ihnen jezt nichts. Ich bin zu müde, die Hitze ist unerträglich und die Grubenwetter matt.[...] Die alte Mühle, die ich bewohne, war eine Quikmühle schon im 13ten Jahrhundert. Die Zoppte stürzt sich wild durch die Felsklippen durch. Wenn es glükken sollte, die ausgewanderten Bergleute wiederzurufen, dieser romantischen Gegend nur einen kleinen Theil ihres alten Glanzes wiederzugeben ..."

Humboldtorte

Die alte Mühle in Goldmühl

In den Jahren 1793 und 1794 diente die ehemalige Quickmühle in Goldmühl (heute Ortsteil von Bad Berneck) Alexander von Humboldt als Quartier. Die Mühle wurde um 1557 (nicht wie Humboldt schrieb "schon im 13ten Jahrhundert") als Schneidsäge mit sechs Wasserrädern erbaut. Die Wasserräder trieben ein Pochwerk, eine Mahlmühle und Blasebälge für eine Schmelzhütte an. In den ersten Jahren diente sie auch als Amalgamierwerk ("Quickmühle"), d.h., aus dem durch das Pochen zerkleinerten Erz wurde das Gold mit Hilfe von Quecksilber herausgelöst. Mahl- und Quickmühle arbeiteten bis 1563, danach wird die Mühle zunächst nur noch als Schmelzhütte betrieben, kommen eine Drahtzieherei (um 1600) und eine Getreidemühle (1689) hinzu (Holl & Schulz-Lüpertz 2012). Das heutige Wohnhaus stammt von 1769 (dem Geburtsjahr Humboldts!) und wird als solches noch heute privat genutzt. Die neben der Haustür angebrachte Gedenktafel sehen Sie nebenstehend.

Hotel "Alexander von Humboldt" (vormals Gasthaus "Zum weißen Schwan")

Das heutige Hotel steht an dem Ort, an dem zu Humboldts Zeit das Haus des Musikus und Handelsmannes Johann Georg Todschinder stand. In diesem hatte Humboldt möglicherweise seinen Amtssitz. Daran erinnert die an der Fassade angebrachte Gedenktafel:

"An diesem Platze stand das Haus, in welchem Alexander von Humboldt in den Jahren 1792 - 1795 als koenigl. Preußischer Bergamtsassessor und Oberbergmeister zeitweilig amtierte"

Ganz sicher belegt ist dies jedoch nicht. Das heutige Hotelgebäude wurde nach dem großen Stadtbrand von 1836 errichtet. Diesem Brand waren viele Gebäude des Ortes zum Opfer gefallen. Ursprünglich hieß das hier untergebrachte Gasthaus "Zum weißen Schwan". Es wurde im Jahr 1868 in einem Festakt in "Alexander von Humboldt-Hotel" umbenannt.

Ehemaliges Forsthaus (heute Goldbergbaumuseum)

Das heutige Goldbergbaumuseum an Durchgangsstraße (Bayreuther Straße 21) trägt im Wappenrelief über der Eingangstür die Jahreszahl 1740. In ihm befand sich zu Zeiten Humboldts (bis in die heutige Zeit) eine Forstdienststelle. Oberförster war damals Adolph Ferdinand Böhner, Schwiegervater von Georg Friedrich Püttner (Büttner bei Humboldt). Dieser war einer der Freiberger Kommilitonen von Humboldt. In einem Brief vom 11. Juli 1793 an einen anderen Freiberger Studienfreund, den Russen Vladimir Jurevič Sojmonov, erwähnt Alexander von Humboldt, dass er bei Böhner den gemeinsamen Studienfreund Püttner getroffen habe. Vielfach wird erwähnt, Humboldt hätte in dem Haus auch kurzzeitig gewohnt. Dies geht aus dem erwähnten Brief jedoch nicht hervor. Dort schreibt Humboldt von Forstmeister Böhner, in dessen Nachbarschaft er wohne.

Ein Besuch des Goldbergbaumuseums sollte man nicht versäumen. Es ist zurzeit allerdings nur von April bis Ende November an Sonn- und Feiertagen von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Neben der Geologie und Bergbaugeschichte im Raum Goldkronach beinhaltet das Museum auch einen eigenen Raum zu Alexander von Humboldt.

Einstiges Wohnhaus Marktplatz 11 (heute Bäckerei)

Dort wo heute auf der Nordseite des Marktplatzes ein Gebäude mit einer Bäckerei besteht, stand bis zum Stadtbrand von 1836 das Wohnhaus des Schichtmeisters, Bergverwalters und Knappschaftsschreibers Christian Ernst Tornesi. Dieser wohnte hier mit seiner Familie in den Jahren von 1738 bis 1754. Christian Ernst Tornesi kam 1731 aus dem Unterharz nach Goldkronach. Am 7. April 1748 wurde hier als eines von neun Kindern sein Sohn Otto Heinrich Tornesi geboren, der später ein geschätzter Kollege von Alexander von Humboldt und 1798 dessen Nachfolger im Oberbergdepartement werden sollte (siehe dazu weiter unten). Die ganze Familie siedelte 1754 nach Bayreuth über. Christian Ernst Tornesi war dort zum Inspektor und Verwalter für das Zucht- und Arbeitshaus in St. Georgen berufen worden. Dem Zuchthaus war eine Marmorfabrik angeliedert, in dem die Häftlinge arbeiten mussten und die Tornesi ebenfalls leitete.

Schloss Goldkronach und Humboldt-Kulturforum

Das Goldkronacher Schloss ist ein ehemaliges Ritterschloss aus dem 16./18. Jahrhundert. Es ist heute in Privatbesitz und Sitz des Alexander-von-Humboldt Kulturforums. Eine kleine Sonderausstellung zu Alexander von Humboldt sowie die von Hans Dressel (†) stammende Humboldt-Büste können bei Veranstaltungen der Kulturforums oder Führungen des GEOPARK Bayern-Böhmen besichtigt werden.

Nationles Geotop Goldberg

Seit 2019 gehört der Goldberg bei Goldkronach, das Zentrum des einstigen Goldbergbaus, zu den Nationalen Geotopen Deutschlands. Zu verdanken ist dies seiner montanhistorischer Bedeutung, auch im Hinblick auf das Wirken Alexander von Humboldts, und der dort vorhandenen Infrastruktur.

Tipps

Humboldt-Weg und Besucher-Bergwerke

Der rund sechs Kilometer lange Rundweg führt auf Waldwegen und -pfaden, innerorts auf befestigten Wegen, vorbei an vielen ehemaligen Zeugnissen des Bergbaus seit dem Mittelalter. Startpunkte sind am Infohaus zu den Besucher-Bergwerken auf dem Goldberg, am Parkplatz des Friedhofes, am Wanderparkplatz in Brandholz. Auch der Start in Goldkronach am Marktplatz ist empfehlenswert (Wegstrecke ca. zwei Kilometer länger). Dieser beginnt am Marktplatz und führt ca. 100 Meter nach der Bäckerei am Marktplatz 11 in Richtung Sichersreuth bzw. am Ende der Stadtkirche über einen Wanderpfad zunächst zum Parkplatz am Friedhof (eine Abkürzung direkt auf die Straße an der Ottenleite ist möglich).

 

Goldbergbaumuseum

Öffnungszeiten:
April bis Ende November Sonn- und Feiertage, 13 bis 17 Uhr
Für Gruppen sind gesonderte Termine möglich.

 

Kulturforum Alexander von Humboldt Schloss Goldkronach
www.humboldt-kulturforum.de

Goldbergbaumuseum Goldkronach
www.goldbergbaumuseum.de

Goldbergknappen

http://www.goldbergknappen.de/html/rundgang_beginn.html

GEO-Tour Station 12: BISCHOFSGRÜN
Humboldt in Bischofsgrün

Humboldt und die Perlen

Alexander von Humboldt besucht Bischofsgrün bzw. den Fröbershammer erstmals am 21. Juli 1792. Er notiert in seinem Inspektionsbericht, dass es dort zwei Frischfeuer, einen Zainhammer (für die Nagelschmiede) und eine Knopfhütte gibt. Der Knopfhütte widmet er besondere Aufmerksamkeit.

Humboldt führt aus, dass die Knopfhütte nur in fünf Wintermonaten betrieben wird und dem Kommerzienrat Loewel gehört. Aus dem Hinweis, dass man "die Arbeiter [im Sommer] zum Holzhauen und zur Feldwirtschaft braucht" geht hervor, dass die einheimischen Bauern die Arbeit in der Knopfhütte verrichteten. Zum Zeitpunkt seines Besuches (Juli) wurde in der Knopfhütte jedoch wohl nicht gearbeitet. Humboldt hat sich demnach die Knopfhütte vor Ort ausführlich schildern lassen. Als Rohstoff für die Glasknöpfe - die Batterlessteine / Paterle - nennt Humboldt einen Grünstein mit wenig Feldspat und vieler innig beigemengter Hornblende von Schneeberg und Ochsenkopf. Er selbst habe das Gestein noch nirgends im Lande anstehend gefunden", es liege dort "in Butzen umher".

Bei dem von Humboldt angsprochenen Gestein handelt es sich um ein vulkanisches Gestein, dass in einer rund 5 Kilometer langen und bis zu 20 Meter breiten NNW-SSO-verlaufenden Förderspalte quer durch den Ochsenkopf vorkommt, den sogenannten Proterobas. Vorkommen am Schneeberg gibt es allerdings nicht.

Humboldt berichtet über das Schmelzen des Gesteins, den Knopfofen sowie das Arbeiten am Ofen. Am Ofen arbeiten 25 Mann (!) vor je einer Öffnung und zogen die geschmolzene Masse (das Glas) mit einer langen Zange ("Kluft" bei Humboldt, auch "Kluppe" genannt) aus dem im Ofen stehenden Schmelztiegel, um es anschließend (durch Drehen) zu "modeln".

Hergestellt werden im Jahr Knöpfe im Wert von 4.000 - 5.000 Gulden. Bei einem Preis von 6 Kreuzer je "Schnur" mit je 20 Dutzend Knöpfen sind dies ... Knöpfe.

Die schwarzen Proterobas-Knöpfe wurden mit Emailfarbe bemalt und anschließend die Farbe eingebrannt. Als Farbstoffe wurden verwendet: weiß - Brauneisenstein mit Arsenikkalk, gelb - Birkenkohle, blau - Smalte (mit Kobald gefärbetes Kaliumsilikatglas).

Humboldt berichtet, dass Glasknöpfe bereits seit 200 bis 300 Jahren in der Region hergestellt werden und ihren Ursprung in "in der Warmen Steinach" - also in Warmensteinach - hat. Derzeit gäbe es im Bayreutherischen fünf Fabriken, die ihre Erzeugnisse nach Schlesien und Polen, teils für den "Sklavenhandel nach Afrika [?] geben."

Humboldt schließt seinen Bericht über die Knopfhütte mit einer Bemerkung zur Abwanderung von Arbeitern aus dem Bayreuther Fürstentum in die nahegelegee obere Pfalz und nach Böhmen:

"Bayreuther Arbeiter sind in die obere Pfalz und nach Böhmen übergelaufen und die Konkurrenz der dort neu angelegten Fabriken, die wohlfeileres [= günstigeres] Holz haben, hat den Absatz vermindert und die Ware wohlfeiler gemacht."

Dies lässt erkennen, dass der Mangel an Holz in der Region wirtschaftliche Folgen hatte.

Der Fröbershammer

Humboldt berichtet auch über die Frischfeuer und den Zainhammer, die "vortrefflich eingerichtet" sind und "sehr gute Ware" liefern. Er merkt jedoch an, dass der Verlust an Eisen durch das Frischen beträchtlich ist (3/8). Als wahrscheinliche Ursache benennt er das "Anlaufen" (siehe unten).

In einem Frischfeuer wird das Roheisen bei starker Hitze wieder aufgeschmolzen. Mit einem Blasebalg wird Luft über die Eisenschmelze geführt, um dem im Eisen von der Herstellung noch vorhandenen Kohlenstoff zu verbrennen. Zwischendurch wird das flüssige Eisen immer wieder umgerührt. Ziel ist es, möglichst wenig Kohlenstoff im Eisen zu haben, um es weniger spröde und damit gut schmiedbar zu bekommen. Das Frischen dauert 5 bis 6 Stunden.

Der von Humboldt verwendete Begriff des "Anlaufens" ist möglicherweise ein Hinweis darauf, dass man das Eisen mit einer Stange unter Drehen aus der flüssigen Schmelzmasse herausgenommen hat. Während des Drehens setzte sich das Eisen an der Stange fest. Anschließend wurde es abgeschreckt und geschmiedet. Dann wurde das Eisen wieder in die Schmelzmasse gehalten und die nächste Schicht lagerte sich an. Der Vorgang wurde so lang fortgesetzt, wie sich das Eisen schmieden ließ und dem Schmied nicht zu schwer. Am Grund des Ofens setzte sich das minderwertige "Theileisen" ab. Durch das Schmieden werden noch vorhandene Schlackenreste aus dem Eisen entfernt.

Das Frischen des Eisens ist ein sehr viel Energie verbrauchender Vorgang. Humboldt berichtet, dass je Frischfeuer am Fröbershammer je Woche 42 Zentner Eisen gefrischt werden, wobei dafür 84 Kübel Holzkohlen verbraucht wurden. Hierzu benötigte man 17 bis 21 Klafter Holz (ganz grob 1 Klafter Holz = 3 Kubikmeter). Für beide Frischfeuer waren das pro Woche rund 102 bis 126 Kubikmeter Holz!

Lesen Sie hier den gesamten Text Humboldts über die Frischfeuer und den Zainhammer zu Bischofsgrün. Es sei hier als Beispiel der von ihm verwendeten Fachtermini und Darstellungsweise aufgezeigt.

Tipps

Glaswanderweg

Der Glaswanderweg ist ein industriehistorisch interessanter und naturräumlich reizvoller Themenwanderweg mit einer Länge von 42 Kilometern zwischen Weidenberg und Bischofsgrün. Er ist in die Abschnitte

  • Weidenberg - Sophienthal - Zainhammer
  • Zainhammer - Warmensteinach - Grünstein
  • Grünstein - Neugrün - Fichtelberg - Karches
  • Karches - Bischofsgrün

gegliedert. Ausführliche Informationen finden sich auf der Internetseite www.glas-im-fichtelgebirge.de.

Waldglashütte am Ochsenkopf

Archivalische Notizen aus dem 17. Jahrhundert beschreiben eine „Glas- und Knopfhütte am Fichtelberg“, entlegen an der Landesgrenze zwischen den Fürstentümern Brandenburg-Kulmbach und Obere Pfalz. Archäologische Ausgrabungen unter Trägerschaft der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Bayreuth e. V. zwischen 2004 und 2006 haben die Relikte der alten Proterobas-Glashütte wieder zum Vorschein gebracht. Die begleitenden archäologischen Untersuchungen sind ein allererster Schritt hin zu einer wissenschaftlichen und interdisziplinären Aufarbeitung der Siedlungs-, Wirtschafts-, Sozial- und Kunstgeschichte im zentralsten deutschen Mittelgebirge.

Die am südlichen Hang des Ochsenkopfes im heutigen Landkreis Bayreuth ausgegrabene Glashütte lässt sich weit zurückverfolgen. Lorenz Glaser bittet 1616 um die Genehmigung zur Errichtung einer neuen Hütte auf oberpfälzischen Grund an der Mooslohe. Der Standort zwischen Proterobas- und Quarzitgängen an dem aus den Kalten Brunnen fließenden Bächlein ist ideal gelegen.

Die Waldglashütte erreichen Sie am besten vom Parkplatz nahe der Bleaml-Alm auf dem Forstweg Richtung Ochsenkopf. An der ersten Abzweigung (ca. 400 Meter nach Eintritt in das Waldgebiet) nach rechts und dem Forstweg noch etwa 200 Meter folgen.

GEO-Tour Station 13: LUISENBURG / WUNSIEDEL
Humboldt in Luisenburg / Wunsiedel

Humboldt und die Luisenburg

Bislang wurde im Zusammenhang mit dem Felsenlabyrinth der Luisenburg als berühmtester Besucher Johann Wolfgang von Goethe genannt. Dieser duchstieg Teile des Felsenmeeres 1785, noch vor der ersten Ausbauphase zu einem bürgerlichen Landschaftsgarten, und bei einem zweiten Besuch 1820. Zu diesem Zeitpunkt war das Labyrinth schon nahezu in seiner heutigen Form begehbar. Über Besuche Alexander von Humboldts ist tatsächlich nur sehr wenig bekannt. Die Kenntnis davon stützt sich auf eine Reisebeschreibung des polnische Grafen de Lagarde-Messence in von 1819, in der es heißt: "[...] dort findet man ein rechtmerkwürdiges Moos, das in der Finsternis schimmert. Als Herr von Humboldt, Bergwerksmeister seines Zeichens, durch diese Berge ging, machte er die Analyse davon [...]". Aufzeichnungen Humboldts selbst hierzu sind jedoch heute nicht mehr verfügbar.

In Humboldts Inspektionsbereicht von 1792 findet sich die folgende Textstelle:
"Daß das relative Alter dieser Granit-Abänderungen sehr verschieden ist, läßt sich schon daraus abnehmen, daß man auch die eine nicht selten ("an der Luxburg") als Bruchstück in anderen eingewachsen findet."

Einige Absätze weiter heißt Humboldt:

"Der Granit auf dem höchsten Kuppengebirge liegt teils söhlig (aie auf der Luxburg), teils schießt er (wie auf dem Schneeberge) unter 10° gegen Abend [nach Westen] ein."

Humboldt bezieht sich mit seinen Beobachtungen zweimal auf die Luxburg, die 1805 zu Ehren des Besuches der preußischen Königin Luise in Luisenburg umbenannt wurde. Es ist daher davon auszugehen, dass Humboldt diese Erscheinungen mit eigenen Augen gesehen hat. Anders wäre es auch verwunderlich gewesen, denn bereits ab 1790 begann die Begehbarmachung des Labyrinthes.

Humboldt und der Granit

Humboldt ist zu einer fränkischen Zeit noch dem "Lager der Neptunisten" zuzuordnen. Er folgt damit der Lehrmeinung seines Lehrers in Freiberg, Abraham Gottlob Werner. Danach wurde der Granit in einer frühen Phase der Bildung der Erdkruste aus einem Urozean, d.h. aus einem wässrigen Medkum, ausgefällt. Als ein Indiz dafür galt auch die "Schichtung" des Granits:

"Da, wo noch das alte Ausgehende1) des Granits zu sehen ist, d.i. auf einzelnen, turmähnlichen Kuppen, findet sich der Granit äußerst regelmäßig, wie dichter Kalkstein geschichtet, und zwar in Lagern zu 2 Fuß 8 Zoll."

1) Das Ausgehende meint hier "die obersten Schichten". Humboldt beschreibt hier Felstürme, Felsbastionen, an denen die horizontalen Lagerklüfte gut zu erkennen sind.

Seine erste Niederschrift ergänzt Humboldt bei einer Überarbeitung des Manuskriptes (zwischen August 1792 und April 1793) wie folgt:

"Ich glaube nämlich, daß aller Granit ursprünglich (da wo die trocknenden Wasser die Atmosphäre berührten) d.h. im Ausgehenden geschichtet war und daß geschichteter Granit nur darum ein so seltenes (von einigen nicht reisenden Geognosten geleugnetes) Phänomen ist, weil wir überall gleichsam in den Vertiefungen der zerstörten Erdrinde wohnen und das alte Ausgehende des Granits nur auf den höchsten besuchten Punkten der Erdoberfläche zu suchen ist."

Für Humboldt ist der Granit nur in seinen obersten Abschnitten geschichtet: "[...] da wo die trocknenden Wasser die Atmosphäre berührten." Auch wenn es im Inspektionsbericht nicht weiter ausgeführt ist, dürfte Humboldt den Granit in der Tiefe als strukturlose Masse betrachtet haben. Ob er Vorstellungen darüber hatte, wie es hierzu gekommen sein soll, ist ebenfalls nicht ausgeführt.

Bei Seußen nahe Arzberg macht Humboldt eine weitere Beobachtung in den granitischen Gesteinen des Fichtelgebirges, die ihm so bemerkenswert erscheint, dass er sie noch während seiner Inspektionsreise im Juli 1792 an den Herausgeber des Bergmännischen Journals schreibt (vermutlich am 23. Juli). Der Brief erscheint daraufhin noch in der Juli-Ausgabe des Journals.

"Auf einer Reise durch das Wunsiedler Bergamt entdeckte mein lehrreicher Begleiter Herr Hof-Kammerrath Tornesi, [...] zwei vollkommene Granitkugeln am Wege unweit Seisen [= Seußen]! Dies Phänomen wird Ihnen gewiß nicht weniger auffallend scheinen, als es mir war. Beide Granitkugeln waren von 14-16 Zoll im Durchmesser [35-40 cm][...]. Sie bestehen aus einem deutlichen feinkörnigen Granite mit vielem tombackbraunen Glimmer, und zeigen konzentrisch-schalige absonderte Stücke, von denen wir zwei Schalen ablößten. Beide waren noch ihrer natürlichen Lagerstätte, eingewachsen in einem grobkörnigen Granite, der sich durch den (am Fichtelberg nicht seltenen) kristallisierten Feldspat auszeichnete und der Verwitterung nahe war: ein Beweis also, daß selbst der Granit [...] die Fähigkeit [hat] sich kugelartig zu ballen!"

Was Humboldt in die Eigenschaft des Granits "sich kugelartig zu ballen" hineininterpretiert, lässt sich nicht ohne Weiteres erschließen. Es ist vermutlich vor allem eine Beobachtung, die er der geognostischen Gemeinschaft kundtun will. Humboldt erwähnt die Kugeln auch in seinem Inspektionsbericht:

"[...] kommen auch Granitkugeln mit 2- 3fach konzentrisch, schalig abgesonderten Stücken in einem verwitterten Granite bei Seäßen vor".

In einer nachträglichen Ergänzung kommentiert Humboldt:

"Ihre Art des Vorkommens zeigt, daß sie nicht sekundär sind. In anderen Teilen europäischer Gebirge sind sie noch nie entdeckt worden und unseren Gebirgen [...] ausschließlich eigen."

Die Beobachtung Humboldts zeigt sein Interesse und Gespür für das "Nichtalltägliche", die Besonderheiten, die es gilt weiter zu erforschen. Die von Humboldt beschriebene Erscheinung erklärt sich heute als Folge von Verwitterungsprozessen (was sich bei Humboldts Beschreibung ja bereits andeutet). Die "Kugeln" sind in einer Verwitterungsdecke infolge des richtungslosen Gefüges des magmatischen Gesteins entstanden. Ausgehend von einer quaderförmigen, durch Klüfte begrenzten Rohform sind die Gesteinskanten rasch verwittert. In die kugelige Form sind Verwitterungslösungen unterschiedlich weit eingedrungen (oder auch thermische Einwirkungen, Frost oder Temperatur) und haben die konzentrischen Schalen abgelöst.

Tipps

Besuchen Sie das Felsenlabyrinth der Luisenburg - eine der wichtigsten geologischen Lokalitäten im GEOPARK Bayern-Böhmen.

GEO-Tour Station 14: KLAUSEN / SEUßEN
Humboldt in Klausen / Seußen

Humboldt und das Klima

Alexander von Humboldt besucht das Püttnersche Alaunwerk Treue Freundschaft in der Klausen bei Seußen erstmals am 24. Juli 1792 im Rahmen seiner "Inspektionsreise". In seinem Bericht schildert er ausführlich das Werk und die Produktionsschritte der Herstellung von Alaun.

Schon in seinem Bericht beschreibt er die bituminöse Blätterkohle, in der "oft noch unversehrte Tannenzweige, die ihre natürliche Rinde erhalten" haben, zu finden sind. Humboldt erwähnt diese Fossilien auch in einem Brief an den Verleger des "Bergmännichen Journals" Hoffmann, der diesen bereits in der Juli-Ausgabe 1792 abdruckt. Dort heißt es:

[...]Bei Klausen an der Oberpfälzischen Grenze liegt das 21 Lachter mächtige Braunkohlenflöz unter einem Gerölle von mehr oder weniger verwitterten Basaltkugeln. Einige sind mit den Fingern zerreiblich, und doch erkennt man noch die 6-9 fach concntrisch schaligen abgesonderten Stücke. In der Braunkohle finden sich unversehrte Aeste von Tannenzweigen, die fast ihre natürliche Farbe erhalten haben, und so also gegen die Feuerrevolution zeugen. [...]"

Mit dem Zeugnis gegen die Feuerrevolution spielt Humboldt auf die Diskussion zwischen Neptunisten und Plutonisten an (siehe dazu Station Luisenburg und Steinhaus). Nachdem Basalte die Braunkohlen überlagern, war Humboldt der Meinung, dass - wären diese aus glutflüssiger Lava erstarrt - die Lava die Pflanzenfossilien in der Farbe verändert, vermutlich verbrannt hätten. Aus heutiger Sicht ist bereits die Interpretation der Lagerungsverhältnisse nicht richtig. Die Basaltblöcke sind in einer lehmigen Grundmasse durch den Prozess des Bodenfließens hangabwärts auf die Braunkohlenlager verfrachtet worden.

Die Sache mit der Ekliptik

Im November 1794 schreibt Alexander von Humboldt einen Brief an den Mathematiker Johann Friedrich Pfaff. Darin kündigt er ein größeres Werk unter dem Titel "Ideen zu einer künftigen Geschichte und Geographie der Pflanzen oder historische Nachricht von der allmäligen Ausbreitung der Gewächse über den Erdboden und ihren allgemeinsten geognostischen Verhältnissen" an, das "in 20 Jahren" erscheinen soll. In dem Brief erläutert Humboldt, dass selbst in hohen geographischen Breiten Pflanzenfossilien vorkommen, die unter "Tropenwärme" vor Ort gewachsen sind. "Unter den vielen möglichen Gründen, welche eine Tropenwärme [...] hervorbringen können, studiere ich den besonders über die veränderte Schiefe der Ekliptik ...". Humboldt bittet Pfaff um eine Stellungnahme darüber, ob die Ekliptik in der Vergangenheit nicht auch 48° (gegenüber heute 23 1/2°) betragen haben könnte. Die Antwort von Pfaff ist nicht erhalten, da Humboldt in aller Regel die an ihn gerichteten Briefe vernichtete. In einem Vortrag vor der Akademie zu Berlin am 24. Januar 1823 stellt Humboldt eine völlig andere Hypothese zum Wachstum wärmeliebender Pflanzen weit außerhalb der heutigen Tropen auf. Lesen Sie diese Textpassage hier

Humboldt schließt seinen Brief wie folgt:

"Auf meinen rauhen Felsenhöhen hänge ich solchen Träumereien nach. Beraubt von den nothwendigsten Hilfsmitteln muß ich mich an lebendige Orakel wenden ...".

Was ist Alaun?

Alaun ist chemisch ein wasserhaltiges Doppelsulfat (SO44-), ein Salz der Schwefelsäure, vermischt mit Tonerde, einer kleinen Menge Potasche (Kalium) und Ammonium. Verwendung fand Alaun u.a.

  • in der Färberei als Beizmittel vor dem Aufbringen von Farbstoffen,
  • in der Gerberei, um weißgares Leder herzustellen,
  • zum Leimen von Papier, um es tintenfest zu machen,
  • zum Härten von Gips und Gelatine,
  • zum Stillen innerer Blutungen und Durchfälle
  • zum Blutstillen bei Schnittwunden (Rasur)
  • als Deodorant

Alaun kommt in der Natur i.d.R. nicht als Mineral vor, sondern muss in mehreren Schritten aus Schwefel-führenden Gesteinen ausgelaugt werden. In Frage kommen dafür Braunkohlen oder Schwefelkies-haltige Alaunschiefer.

Das ehemalige Alaunwerk auf der Klausen

Bereits 1732 gab es in Hohenberg a.d. Eger die Braunkohlengrube "Freundschaft". Dort verbrannte man die Kohle und laugte sie anschließend zur Herstellung von Alaun aus. In Arzberg entstand 1765 eine Alaunhütte am Schachtweg "in der Biih" (= bei der Alaunhütte), die ihre Braunkohle ebenfalls aus Hohenberg bezog, jedoch bereits 1770 ihren Betrieb wieder einstellte.

Für das Gebiet der Klausen erwirbt der in Seußen ansässige Oberförster Balthasar Christoph Reiz die Mutungsrechte für die Zeche "Treue Freundschaft", die 1762 ihren Betrieb aufnimmt. Vor Ort entsteht ein Alaunwerk, in dem aus der Schwefelkies-haltigen Braunkohle bis 1837 (75 Jahre lang) Alaun produziert wird. Erwähnung finden die Schwefelkies-haltigen Braunkohlen allerdings schon in der von dem markgräflichen Bergrat Johann Wilhelm Kretschmann stammenden "Sammlung zu einer Berg Historia" als "Schefel Kieße von der Clausen, eine Stunde von Redwitz nach Arzberg zu, wobei eine Art Stein Kohlenn, so alaunisch seyn ...".

Eine erste Beschreibung des Alaunwerkes stammt von 1786:

"Das Werk besteht aus 2 Hauptgebäuden, wovon jedes 2 Stockwerke hoch ist. In denselben wird zu ebener Erde in 5 kleinen Blechpfannen die Lauge gekocht und in 5 größeren Bleipfannen abgekühlt [...]. Hinter dem Gebäude befindet sich eine Hütte mit 10 hölzernen Kufen verschiedener Größe, in welchen sich die Sole sammelt. 11 Personen liefern wöchentlich 8 Zentner Alaun und etwas rote Farberde". (Nach: J.K. Bundschuh, Geographisches Lexikon von Franken, Ulm 1799-1804).

Alexander von Humboldt und das Alaunwerk auf der Klausen

Alexander von Humboldt widmet dem Alaunwerk auf der Klausen 1792 einen ausführlichen Bericht. Er stellt darin fest, dass das Gestein, "aus welchem man hier den Alaun gewinnt, [...] weder Alaunschiefer noch Alaunerde, sondern wahre Braunkohle" ist. Die Lagerstätte des Flözes bezeichnet er als "überaus merkwürdig".

Aus Humboldts Beschreibung der Lagenstätte lässt sich der folgende geologische Aufbau ableiten:

  • Humus
  • 2 - 3 m Verwitterungslehm mit 37 - 42 cm großen Basaltkugeln
  • 4 - 5 m weiße und braune Letten
  • darunter (ab ca. 8 m) folgt das Braunkohlenflöz

Die Mächtigkeit des Flözes ist offensichtlich unbekannt, es soll jedoch noch in 42 m Tiefe erbohrt worden sein. Humboldt hält fest, dass die Lagerstätte im Nordwesten von Gneisen begrenzt wird (man findet sie in mehreren Aufschlüssen heute noch entlang des nördlichen Uferweges. In der Braunkohle beschreibt Humboldt "unversehrte Tannenzweige, die ihre natürliche Rinde erhalten [haben], und unverwitterte Schwefelkiese."

Der Beschreibung Humboldts zufolge erreichten die Bergleute das Braunkohlenflöz von der Oberfläche her über mehrere mit großem Aufwand gezimmerte Schächte. Über diese wurde das "mit dem Keilhauer Gewonnene durch Haspel herausgefördert." Der eigentliche Abbaustollen lag bis in 28 Meter Tiefe und hatte eine Länge von rund 220 Metern in südlicher Richtung. Der größte Teil des Stollens war ausgezimmert.

Zur Zeit von Humboldts Besuch arbeiteten 12 Bergleute auf der Grube, das Alaunsieden erfolgte nur während der wärmeren Jahreszeit. Das mit verwittertem und unverwittertem Schwefelkies durchsetzte Alaunerz, die Braunkohle, wurde auf die "Bühne" verbracht, ein aus Balken und Brettern bestehendes Bauwerk oberhalb der Grube, die mundartlich so genannte "Biih". Auf der "Biih" wurden die Braunkohlen vor der eigentlichen Alaunproduktion erst eineinhalb bis zwei Jahre gelagert, um dort zu "wittern". Danach beginnt das Auslaugen (12-15 Jahre!). Während der Lagerung und später beim Begießen und Wenden der Braunkohlen oxidiert der Luftsauerstoff den Schwefelkies (Pyrit) in der Braunkohle. Die dabei freigesetzte Schwefelsäure löst aus den tonigen Begleitsedimenten der Braunkohle Aluminium, Kieselsäure und Bitumen heraus. Diese Lauge wird in einen Schuppen nahe der Alaunhütte geleitet, wo sie in mehreren, im Boden eingelassenen Vorratskästen (1,50 m im Durchmesser, 1,20 m tief) zwischengelagert wird.

Im nächsten Schritt wird die Lauge in drei "Läuterpfannen" 36 Stunden lang "gesotten" (gekocht). Während des Siedens setzen sich die bituminösen Bestandteile und die Kieselsäure als teerartige Masse ab, die getrocknet schwarz-glänzend ist und einen muscheligen Bruch hat. Die geläuterte Lauge wird zum Abkühlen in größere Pfannen geleitet, danach in zwei Garpfannen unter Zugabe von Pottasche (Kaliumkarbonat) 24 Stunden eingedampft.

Humboldt nennt in seinem Bericht, dass wöchentlich 5 Zentner Alaun produziert werden. Der Holzbedarf dafür beträgt 10 Klafter. Humboldt bilanziert daraus die jährliche Produktion von 100 - 120 Zentner Alaun mit einem Holzverbrauch von 200 - 240 Klaftern (bei 5 - 6 Monaten Betrieb). Kritisch äußert er sich über den hohen Holzverbrauch, den er u.a. einer unsachgemäßen Befeuerung und falschen Bauweise der Pfannen zuschreibt.

Das "Püttnersche Alaunwerk" auf der Klausen

Humboldt benennt das Alaunwerk auf der Klausen als das "Püttnersche Alaunwerk". Es gehörte demnach der Kaufmanns- und Bankierfamilie Jakob Friedrich Püttner (1720-1798) aus Hof, die auch Eigentümer der Vitriol- und Alaunhütte "Goldene Adlerhütte" bei Wirsberg war. Dessen Enkel, Georg Friedrich Püttner, war Kommilitone Humboldts in Freiberg und übernahm später das Vitriolwerk bei Wirsberg und die Alaushütte auf der Klausen.

Hüttenmeister zur Zeit des Besuches von Humboldt war der Johann Christian Ullmann, "... ein sehr verständiger Mensch, aber ehemaliger Bermann aus Johanngeorgenstadt, der sich wohl besser auf Bergbau als Pyrotechnik verstehen mag." (Humboldt). Von 1808 an leitete das Püttnersche Alaunwerk der aus der Niederlausitz stammende August Reinsch (1778 - 1869), der ausgebildeter Apotheker war. Er war zuvor als Laborant auf der "Goldenen Adlerhütte" tätig. Reinsch übernahm nach dem Tod des Obersteigers J.C. Benker 1805 die Leitung der 1795 von Alexander von Humboldt in Arzberg gegründeten Bergschule. Reinsch übernimmt einige Jahre vor 1833 das Alaunwerk zu eigener Pacht. Für das Jahr 1829 werden noch 5 Bergarbeiter und 10 Alaunsieder genannt. Das Alauswerk wird 1833 von den Püttnerschen Gewerken an den Seußener Gutsbesitzer Christian Paul Aecker verkauft. Reinsch geht als "Berg- und Hüttenfaktor" (Verwalter) des Schwefelkiesbergwerkes am Silberberg nach Bodenmais (heute Besucher-Bergwerk).

Der Niedergang des Alaunwerkes auf der Klausen

Der neue Eigentümer seit 1833 des Alauswerkes, Christian Paul Aecker aus Seußen, betrieb das Werk nach einer Angabe von Carl Wilhelm von Gümbel nur bis zum Jahr 1837. 1834 heißt es in einem Text jedoch bereits, das sich " [...] sämtliche Grubenbaue der 'Treuen Freundschaft'bei Seußen ohne alle Beaufsichtigung und Unterhaltung befinden, wodurch eine sehr üble Gruben- und Hüttenwirtschaft [entstanden] ist". 1853 kam es durch das Bergamt zu einer "Freierklärung", da die Erben des mittlerweile verstorbenen Christian Paul Aecker den Verpflichtungen des Bergamtes nicht nachkamen.

Vom Alaunwerk zum Freizeitsee

1870 entsteht an Stelle der aufgelassenen Bergbaugrube der Klausenteich, jedoch wird die Staumauer durch ein Hochwasser im Juni 1913 zerstört. Erst 1935 wird der Teich durch den Klausenwirt Georg Sölch neu angelegt. Dieser wird 1912 zusammen mit seiner Familie als Bewohner des Gebäudes Nr. 1 des Anwesens "Treue Freundschaft" genannt. Im anderen Gebäude (1a) lebten sechs weitere Familien. Das von dem Ökonomen und Bierwirt Wirtshaus bestand bis zur Flutung des Feisnitzsee 1972/73 als Kühlwasserreservoir für das Braunkohlen-Kraftwerk Arzberg.

Tipps

Machen Sie einen Rundgang um den Feisnitz- bzw. Haid-Speichersee (Wegstrecke rund 2,2 Kilometer) oder besuchen Sie den 32 Meter hohen Aussichtsturm, die Waldenfelswarte, auf dem 633 Meter hohen Kohlberg. Von diesem haben Sie eine einzigartige Aussicht in das Fichtelgebirge, nach Böhmen und in die nördliche Oberpfalz (einfache Wegstrecke ab Parkplatz 1,6 Kilometer).

GEO-Tour Station 15: ARZBERG
Humboldt in Arzberg

Die Lagerstätten in Arzberg und Umgebung waren zurzeit Humboldts und darüber hinaus die ergiebigsten im Wunsiedler Revier. Abgebaut wurden die an den Wunsiedler Marmor gebundenen Eisenerze. Und dies bereits seit dem Mittelalter. Erst 1941 kam der Bergbau in Arzberg mit der Stilllegung der Zeche "Kleiner Johannes" zum Ende. Über die Geschichte des Bergbaus, das Wirken Alexander von Humboldts in Arzberg und die Geologie des Fichtelgebirges informiert die heute auf dem Gelände der ehemaligen Zeche bestehende Infostelle von Naturpark Fichtelgebirge und GEOPARK Bayern-Böhmen.

Entsprechend der Bedeutung von Arzberg hielt sich Alexander von Humboldt häufiger wohl auch in Arzberg auf, doch gibt es nachweislich nur wenige Briefe, die von hier stammen. Humboldt wohnte während seiner Aufenthalte in Arzberg im Müssel'schen Haus, dem heutigen Bergbräu. Eine Gedenktafel in der Hausfassade erinnert daran. Sie wurde bereits am 12. September 1880 dort angebracht. Der damalige Arzberger Bürgermeister gab bei der Einweihung der Gedenktafel das Versprechen, "dass er sowohl als auch alle seine Nachfolger dasselbe würdig für alle Zeiten schützen und der Nachwelt zum ewigen Andenken an den großen Gelehrten, auf den Deutschland, Europa, ja die ganze zivilisierte Welt stolz ist, erhalten wollen".

Wie in Steben richtet Alexander von Humboldt in Arzberg eine Bergschule ein. Ende Juni schrieb Humboldt von seinen Plänen an das Oberbergdepartement in Bayreuth. Man sei "dort oben in der Kultur zurück", und die Schule sei hier nötiger als irgendwo. Nach langem Suchen wäre die Wahl auf den Obersteiger Johann Caspar Bencker (†1805) als Schulleiter gefallen. Dieser sei ein verdienstvoller und sehr erfahrener Grubenbeamter, der gewiss auch als Lehrer einiges leisten würde. Im Herbst 1795 schreibt Humboldt in seinem Generalbericht über das Wunsiedler Revier, dass der Etat für die Schule bereits eingeplant sei. Begonnen wurde mit dem Unterricht jedoch erst 1796. Es handelte sich um eine Winterschule mit Unterricht von November bis Mai für "Bergjungen" ab dem 12. Lebensjahr. Weder in Arzberg noch in Wunsiedel ist allerdings ein Gebäude für die Bergschule nachweisbar. Es ist daher anzunehmen, dass der Unterricht in der Wohnung des Bergschullehrers abgehalten wurde. Im Jahr 1804 wurde die Arzberger Bergschule nach Goldkronach verlegt.

Lesen Sie hier die Textpassage aus Humboldts Generalbericht von 1795, in der er auf die geplante Bergschule in Arzberg eingeht.

Aus den Briefen und Berichten Alexander von Humboldts geht hervor, dass er in Arzberg häufig persönlich in die Bergwerke eingefahren ist. Schon während seiner Inspektionsreise 1792 besuchte er eine Reihe dieser Gruben:

"Die Gruben, welche ich befahren, waren Susannen-Glück und Goldkammer Fundgrube, Silberkammer Fundgrube, Anna Christiana Fundgrube, Gottes Geschick Fundgrube und Friedrich Christian Fundgrube. Die beiden Hauptgruben gehören dem Faktor Müßel, dessen Vater sein Vermögen dem Bergbau fast schon ganz aufgeopfert hatte, als er diese Werke aufnahm, welche ihm und den Nachkommen einen reichlichen Ersatz geben und die [Berg-] Baulust zu Arzberg aufs neue sehr rege gemacht haben".

St. Georg-Stollen im Röslautal

In seinem Generalbericht schreibt Humboldt auch über den St. Georg-Stollen im Tal der Röslau (= Gsteinigt). Konkret geht es um Verbesserungsvorschläge für den weiteren Ausbau des Entwässerungsstollens für die Arzberger Bergwerke (= Erbstollen). Über dem Eingang des 2008 wiederhergestellten Mundlochs stehen die Jahreszahlen 1722-1795-1817-2008. Sie kennzeichnen die wichtigsten Ausbau- und Sanierungsetappen des Stollens.

Der St. Georg-Stollen wurde 1722 im Tal der Röslau so tief wie möglich angelegt und bis 1727 bis zur Eisensteinzeche Morgenstein vorangetrieben. In einem Befahrungsbericht vom August 1770 wird erwähnt, dass der Stollen im Bereich der Zeche Morgenstern fast völlig verbrochen ist. Bis zur Grube "Gold- und Silberkammer" scheint er jedoch durchgängig gewesen zu sein. [3] Die Gold- und Silberkammer ist die wohl bedeutendste Grube des Wunsiedler Reviers.

Im Jahr 1817 wurde in dem Stollen erstmals eine "Wasserkunst" eingebaut. Darunter versteht man im Bergbau eine technische Vorrichtung zur Entwässerung von Grubenbauten. Diese wurde bereits von Alexander von Humboldt ins Gespräch gebracht. So schreibt Humboldt 1795 in seinem Generalbericht:

"Mein hartes Eindringen in den Faktor [= Unternehmer] Müssel, nach Vorschriften des B.[erg]Amts nun so zu bauen, daß die Gewältigung mit dem Kunstgezeuge möglich wäre [...]."

Im nächsten Satz heißt es:

[...] und hielt es für besser, jetzt loszubrechen, als eine so wichtige den Arzberger Bergbau allein erhaltende Arbeit verzögert zu sehen."

Für den Einbau einer Wasserkunst will Humboldt die technischen Voraussetzungen schaffen. So schlägt er zunächst die Beseitigung von Krümmungen im bestehenden Stollen vor.

"Bei einem so langen Gestänge, zu dem man sich ja ohnedies nur aus Noth verstehen mußte, weil kein anderes Mittel die Arzberger Gruben zu sichern übrig blieb, bei einem so langen Gestänge muß jede Krümmung vermieden werden."

Mit dem Einbau der Wasserkunst sollte es möglich werden, insbesondere die Abbausohlen der ertragreichen Gold- und Silberkammer Gruben tiefer zu legen. Erst nach Humboldts Weggang wird die technische Anlage 1797 bis ins Detail geplant. Umgesetzt wurde sie jedoch erst im Jahr 1817. Angetrieben wurden die eingebaute Wasserhebemaschinen (mit 20 Pumpwerken, verbunden über ein Gestänge im St. Georg-Stollen) durch ein unterschlächtiges Wasserrad im Röslautal. Der Schacht der Grube Gold- und Silberkammer konnte bis 1841 auf 120 Meter unter Gelände abgeteuft werden. Noch heute sind im Uferbereich die Reste der ehemaligen Radstube zu erkennen.

Lesen Sie hier Humboldts Originaltext zum Sankt-Georg-Stollen.

Der St. Georg-Stollen besteht noch heute. Während des 2. Weltkrieges diente ein Teil von ihm den Arzbergern zeitweilig als Luftschutzraum. Nach dem Krieg wurde das Mundloch verschlossen und war kaum noch als solches zu erkennen. Im Jahr 2008 wurde der Stolleneingang wieder freigelegt und nach der alten Aufnahme von 1913 in seiner heutigen Form saniert. Seit 2009 gehört das Gsteinigt mit seinen geologischen und montanhistorischen Zeugnissen zu den "100 schönsten Geotopen von Bayern".

Humboldt-Orte in Arzberg

Müssel-Haus / Bergbräu

Bei seinen Aufenthalten in Arzberg wohnte Alexander von Humboldt auf dem Kirchberg im Hause der Patrizierfamilie Müssel.

Infostelle Altes Bergwerk Kleiner Johannes

Die Infostelle befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Eisenerz-Bergwerkes Kleiner Johannes. Sie zeigt in mehreren Räumen einen Querschnitt durch die wichtigsten Gesteine und Mineralien des Fichtelgebirges sowie die Geschichte des Bergbaus in Arzberg. Auf dem Gelände befindet sich eine kleine Ausstellung mit Gesteinsexponaten aus dem Fichtelgebirge, der Nachbau der ehemaligen Förderanlage sowie ein Schaustollen. Eine 2017 ergänzte Ausstellung zur ehemaligen Specksteingrube Johannes bei Göpfersgrün ist nur zu besonderen Zeiten möglich.

Anschrift: Altes Bergwerk, Altes Bergwerk 1, 95659 Arzberg
Telefon: (0)9233 40 40 (Stadt Arzberg)
GPS: 50.059242, 12.192009

Öffnungszeiten der Infostelle:
Von Josefi (19.3.) bis Barbara (4.12.),
jeweils von 8 - 17 Uhr

Das Bergbaurevier Arzberg-Röthenbach

Die Verhältnisse im einstigen Arzberg-Röthenbacher Revier sind in der Monografie von Ernst Schmidtill (1963) ausführlich beschrieben. Die Lagerstätte, die an den Marmorzug gebunden ist, ist zwischen Röthenbach und Arzberg zweigeteilt in einen südlichen und einen nördlichen Erzzug (entsprechend zweier Marmorzüge). Das Profil der unten gezeigten Karte zeigt zwei voneinander getrennte Marmorlagen, die durch einen Phyllitrücken getrennt sind. Marmor und Phyllite fallen mit 70 - 80° nach Südwesten ein. Der Phyllitrücken ist bei Röthenbach etwa 60 Meter mächtig, östlich davon nur noch rund 30 Meter. Bei Arzberg ist er überhaupt nicht mehr vorhanden.

Mehr erfahren

Tipps

Volkskundliches Gerätemuseum Bergnersreuth

Das Museum Bergnersreuth ist ein Freilichtmuseum in einem alten Bauerngehöft. Neben den Dauerausstellungen zu den landwirtschaftlichen Geräten gibt es Abteilungen zur Bodenqualität und -bearbeitung. Original erhalten sind teils die Wohnstuben der ehemaligen Bewohner. Das Museum ist auch Station der GEO-Tour Boden des GEOPARK Bayern-Böhmen.

Anschrift: Wunsiedler Str. 14, 95659 Arzberg
Telefon: (0 92 33) 52 25
Internet: www.bergnersreuth.de

Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: jeweils von 10-17 Uhr (Montg geschlossen)

GEO-Tour Station 16: STEINBERG / Steinhaus Thiersheim
Humboldt in Steinberg / Steinhaus Thiersheim

Humboldt, die Kohle und der Vulkan

Das Steinhaus liegt am Fuße des "Steinberg-Vulkans". Dieser gehört zusammen mit dem "Neuhauser Schloßberg" und dem bereits in Tschechien liegenden "Plattenberg" (Blatná) zu einem vulkanischen "Dreigespann" an der bayerisch-tschechischen Grenze. Zwischen dem Steinberg und dem Plattenberg hat sich die Eger in einem markanten Tal eingetieft.

Der Steinberg wird von Alexander von Humboldt im Zusammenhang mit der Suche nach Steinkohlen erwähnt. Der hohe Bedarf an Brennmaterial für das Montanwesen weckte schon vor Humboldts Amtszeit in Franken das Interesse der Bergbehörde an diesem fossilen Energieträger, doch war die Suche danach wohl eher unsystematisch. Humboldt stellt die Kohleprospektion auf neue Füße. Der Fokus lag dabei in den Gebieten zwischen Bayreuth und Kulmbach (Kulmbach/Kessel, Schlemme/Schlämm, Lanzendorf: Lettenkohlen/Keuper), Neustadt am Kulm (Lettenkohlen/Keuper) und in der Umgebung des Steinberges (Tertiär).

Am 22. Oktober 1794 schreibt Alexander von Humboldt an der Oberbergdepartement in Bayreuth:

"Da durch einzelne, unvollendete Versuche auf Steinkohlen bisher die Frage, ob wir bauwürdige Flöze im Lande haben, nicht entschieden und viel Geld versplittert worden ist, so hatte ich mich entschlossen, die Sache methodisch anzugreifen.[...] und gab ihm [dem Berggeschworenen Sievert] eine ausführliche Anweisung, alle Punkte, wo nur Sage oder Hofnung auf Steinkohlen wäre, einzeln zu untersuchen und ein Verzeichniß davon anzufertigen. Ich hielt es für ökonomisch wichtig genug, wenn man nur eine sichere Liste solcher Orte niederlegen könnte, wo nicht mehr zu suchen ist, statt dass man sonst immer auf dieselben Punkte zurückkehrt. Ich habe, indem ich dies Verfahren dem Hochl.[öblichen] K[öniglichen O.B. Dep. gehorsamst anzeige, die Ehre, den Anfang der Sieverschen Arbeit in der Anlage einzureichen, weit entfernt indes von der Besorgnis, dass alle Versuche, welche

bei Culmbach,
bei Lanzendorf und Schlemme,
unter den Basalten der Arzberger Refier und vielleicht bei Sulz im Ansbachischen anzustellen sind, gleich fruchtlos sein werden."

In einem weiteren Schreiben am 19. März 1795 schlägt Humboldt tiefere Bohrungen (20 - 24 Lachter, ca. 40 - 48 m) u.a. "an den Basalten des Wunsiedler Refiers" (am Steinberg) vor. Die Bohrung am Steinberg wird in der Folgezeit auch durchgeführt. Jedoch ohne einen erhofften Erfolg.

Im Herbst 1796 erreicht Humboldt eine Anfrage des Oberbergdepartements zu einer weiteren Erkundungsbohrung bei Kothigenbibersbach. Humboldt rät davon ab. Lesen Sie hier den gesamten Wortlaut der Briefes Humboldts an das Oberbergdepartement.

Der Vulkan und der Basalt

Auch wenn es der Titel unserer Tafel suggeriert, Alexander von Humboldt sah im Steinberg keinen Vulkan. Dass es sich dabei um einen Basaltberg handelte, war ihm bewusst. Das geht aus seinen Briefen ans Oberbergdepartement hervor. Humboldt war während seine Zeit in Franken jedoch noch Anhänger der Lehrmeinung Gottlob Abraham Werners. Dieser war in Deutschland der wichtigste und einflussreichste Vertreter der "Neptunisten". Diese sahen im Basalt ein aus einem Urozean ausgefälltes Gestein, das in keinem Zusammenhang mit Gesteinsschmelzen oder Vulkanen stehen würde. Vulkane waren für die Neptunisten dagegen das Ergebnis im Untergund brennender Kohlelager. Humboldt maß daher dem Basalt des Steinberges keine besondere Bedeutung bei.

Tipps

Hutschenreuther Gedenkstein

Besuchen Sie den Carolus Magnus Hutschenreuther-Gedenkstein. Dieser erinnert an das Auffinden von Kaolin in der Nähe des Steins durch den Begründer der C. M. Hutschenreuther Porzellanfabrik in Hohenberg a.d. Eger (1822). Tatsächlich hatte ihm das Kaolin sein Verwandter und späterer Schwiegervater, der Oberförster Ernst Ludwig Reuß, bei einem Besuch in Hohenberg gezeigt. Hutschenreuther blieb in Hohenberg und richtete 1814 in Räumen der Hohenberger Burg, die ihm Reuß zur Verfügung gestellt hatte, eine Porzellanmalerei ein. Das Jahr 1814 gilt daher auch als Geburtsjahr der Porzellanindustrie im Fichtelgebirge. In Sichtweise zum Gedenkstein liegt eine ehemalige Farberde-Grube (mit kleiner Infotafel).

Geotop Heiligenberg

Über den "Mittelweg" ("M") erreichen Sie das auf der Nordostseite des Steinberges liegende Geotop "Heiligenberg". Dort können Sie die Basalte des Steinberges in anstehenden Felsen sehen. Von hier aus hat man auch eine Aussicht ins Egerer Becken.

© GEOPARK Bayern-Böhmen

Mit freundlicher Genehmigung. Vielen Dank.

Infomaterialien

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Geroldsgrün

Faltblatt „Geroldsgrüner Geopfade“

Geroldsgrün: Geopfad Rauhbergrunde

GEOPARK Bayern-Böhmen

Cesko-Bavorský GEOPARK

Aufbruch ins Erdinnere

Tajemstvi zemského nitra

Pfad der landschaftlichen Vielfalt

Der Geopfad Geroldsgrün bietet weit mehr als nur eine abwechslungsreiche Tageswanderung durch eine der reizvollsten Regionen des Frankenwaldes. Drei einzeln oder in Kombination begehbare Runden machen ihn zu einem immer wieder abwechslungsreichen Ensemble von erdgeschichtlichen Wandertouren.

Geroldsgrün – am südwestlichen Rand der Hochfläche gelegen – ist dabei ein idealer Ausgangspunkt zur Erkundung der landschaftlichen und geologischen Facetten des Frankenwaldes. Besonders beeindruckend ist der meist abrupte Wechsel von der sanft gewellten, teils fast eben wirkenden Hochfläche zu den unvermittelt einsetzenden, tief eingekerbten und intensiv bewaldeten Tälern. Durchschnittlich mehr als 300 Meter über dem Vorland gelegen, ist die Frankenwald-Hochfläche ein Landschaftsraum von unverwechselbarer Prägung und zugleich ein Resultat der allerjüngsten Erdgeschichte. Erst vor etwa 2 Millionen Jahren, als bereits Urmenschen die Savannen Afrikas besiedelten, stieg der Frankenwald zu seiner heutigen Höhe auf.

Die beiden nördlichen Runden des Geopfades beginnen am unweit der Kirche zentral gelegenen Dorfplatz. Er wurde im Zuge der Erstellung des Geopfades auf gleichermaßen originelle wie landschaftstypische Weise erneuert. Heller Granit kontrastiert mit schwarzblauen Dachschiefern. Sie sind in Gestalt von Trockenmauern und künstlichen Halden arrangiert.

Auch im übrigen Ortsbereich ist der heimische Dachschiefer bis heute allgegenwärtig. In vielen Häuserfundamenten erscheint außerdem das markante „Hertwegsgrüner Konglomerat“, ein aus bunt zusammengewürfelten Geröllen von Schiefern, Kalksteinen und Grauwacken bestehendes Gestein der Karbon-Zeit. Es ist besonders schön in den Grundmauern des Rathauses zu studieren. Auch grüne und fleischfarbene Gesteine sind im Ortsbild häufig. Sie stammen aus einem der bedeutendsten Brüche des Frankenwaldes, dem nahe gelegenen Steinbruch von Horwagen. Der dort gewonnene Kalkstein wurde als „Horwagener Marmor“ weltweit vertrieben

Rauhbergrunde

Ausgangspunkt der Rauhbergrunde ist das alte Forsthaus im Langenautal. Dort entspringt die Max-Marienquelle, eine der bekanntesten Mineralquellen des Frankenwaldes, deren Entstehung unmittelbar mit den geologischen Verhältnissen am Rauhberg verknüpft ist.

Nach Querung des malerischen Floßteiches, der von der historischen Bedeutung der Holzwirtschaft zeugt, sind 150 Höhenmeter zu überwinden. Unterhalb des Rauhberggipfels entschädigt dafür ein ganzes Ensemble alter Kalksteinbrüche rund um den Eingang zur Humboldt-Höhle.

Die größte Tropfsteinhöhle des Frankenwaldes ist mehr als 100 Meter lang und in der Regel nicht für Besucher zugänglich. Vor dem Abstieg durch den wildromantischen Grund des Langenaubaches lohnt der Abstecher zum Burgstein (Lotharheiler Runde).

Textquelle: Faltblatt „Geroldsgrüner Geopfade“

ALEXANDER VON HUMBOLDT in Oberfranken

Der in Berlin geborene Naturforscher und Forschungsreisende Alexander von Humboldt (1769-1859) war Universalgenie und Kosmopolit. Seine große Süd- und Mittelamerikareise von 1799 bis 1804 wurde als die zweite, die wissenschaftliche Entdeckung Südamerikas gefeiert. Naturwissenschaftliche Disziplinen wie z.B. die physische Geographie, Klimatologie und Ozeanographie sehen in Humboldt ihren Begründer. Humboldt entwickelte als einer der ersten unser heutiges Verständnis des Zusammenwirkens der Kräfte in der Natur – die Ökologie, auch wenn der Begriff dafür erst später entstanden ist.  Nicht nur sein Alterswerk, der fünfbändige "Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung" machten ihn weltberühmt.

Alexander von Humboldt trat 1792, im Alter von 23 Jahren, seinen Dienst für den preußischen König als Bergmeister für Oberfranken an, wo er rastlos von Revier zu Revier reiste und sich um die vielen Gruben und Hüttenwerke der Region kümmerte. In Steben gründete er ohne Wissen seiner Vorgesetzten schon im Folgejahr eine Berufsschule für Bergleute. Zur Verbesserung der Arbeitssituation unter Tage entwickelt er eine Sicherheits-Grubenlampe und eine Atemmaske. Nach dem Tod seiner Mutter Ende 1796 finanziell unabhängig, verlässt er Ende des Jahres den Staatsdienst, um sich ganz der Forschung zu widmen. Ein einmaliges Forscherleben nimmt seine große Fahrt auf.

Die "GEO-Tour ALEXANDER VON HUMBOLDT in Oberfranken" zeigt an verschiedenen Standorten im Fichtelgebirge und im Frankenwald - jeweils Teilregionen der Geoparks Bayern-Böhmen und Schieferland - das Wirken des jungen Bergbeamten ALEXANDER VON HUMBOLDT im Dienste des preußischen Königs zwischen 1792 und 1796.

An 18 Standorten informieren Schautafeln über jeweils einen Aspekt.

Hier geht es zu den Stationen der GEO-Tour
"ALEXANDER VON HUMBOLDT in Oberfranken" (Tafelstandorte)

Die GEO-Tour "ALEXANDER VON HUMBOLDT in Oberfranken" ist unter Federführung des GEOPARK Bayern-Böhmen ein Gemeinschaftsprojekt von Geopark Bayern-Böhmen, Geopark Schieferland in Kooperation mit den Städten und Gemeinden Arzberg, Bad Berneck, Bad Steben, Bayreuth, Bischofsgrün, Geroldsgrün, Goldronach, Lichtenberg, Ludwigsstadt, Tettau, Thiersheim und Wunsiedel, unter Mitwirkung der Projektpartner Goldbergbaumuseum Goldkronach und Deutsches SCHIEFERTAFEL-Museum Ludwigsstadt.

GEO-Tour Station 1: LAUENSTEIN
Humboldt in Falkenstein

Humboldt im Amt Lauenstein

Alexander von Humboldt betritt das zum Bayreuther Fürstentum gehörende Amt Lauenstein am 12. Juli 1792 am Falkenstein. Es ist der Beginn seiner dreiwöchigen "Inspektionsreise" im Auftrag des Ministers Friedrich Anton von Heinitz. Humboldt schreibt:

Ludwigstadt, den 12. Juli 1792
Hinter (Probst-)Zella trat ich heute in das Bayreuthische Amt Lauenstein ein. Ein nackter hervorstehender Fels am Falkenstein bezeichnet die Grenze.[...]

Humboldt besucht zunächst den am Falkenstein liegenden "Stielerschen Hammer". Er hat an diesem jedoch noch ein recht reichhaltiges weiteres Programm: "Müllerscher Kupferhammer" bei Lauenstein, "Dittmarscher Eisenhammer"(heute Unter-Neuhüttendorf) und "Wernershammer" (heute Ober-Neuhüttendorf), ein Dachschieferbruch bei Ludwigsstadt (der heutige Oertelsbruch), die Fuchseisenfabrik, die alte Saigerhütte zu Ludwigsstadt, eine Löffelfabrik und das eingegangene Vitriolwerk in Katzwich bei Ebersdorf und einiges mehr. Humboldt resümiert, dass der Bergbau und das Hüttenwesen im amt Lauenstein eine wichtige Bereicherung für die Krone Preußens sein würde, sobald Streitigkeiten hinsichtlich der Mansfeldischen Lehen (u.a. Kaulsdorf mit dem Roten Berg bei Saalfeld) geklärt sein würden. Dort lagen wichtige Lagerstätten für Eisenstein (Siderit) und Kobalt

Besonders ausführlich beschreibt Humboldt noch am ersten Abend den Stielerschen Hammer.

Der Stielersche Hammer

"Zuerst nahm ich Stielers Hammer am Falkenstein in Augenschein. Er besteht aus dem oberen und unteren Hammer und hat 2 Blauöfen und 2 Frischfeuer. Das Werk, welches, da der Stielersche Konkurs noch schwebt, den Kreditoren gehört, wurde anfangs von dem Berg-Commissair Knieling administriert, und endlich an ihn verpachtet...."

Humboldt beschreibt, dass Knieling überlege, die Pacht aufzugeben oder das Werk zu kaufen, um es an seinen Sohn zu übergeben und um selbst sich ganz dem Bergbau in Naila zu widmen. Er schildert weiter, dass das in Stielers Hammer als auch in den benachbarten Hammerwerken verschmolzene Eisenerz (Eisenstein) aus Kamsdorf stammt. Im weiteren Verlauf des Berichtes schildert Humboldt ausführlich Bau- und Funktionsweise der Blauöfen, macht Angaben zu den erforderlichen Mengen an Kohlen, Flussmitteln, Erz sowie der Menge an damit gewonnenem Roheisen. Was ist ein Blauofen? Ein Blauofen ist eine Weiterentwicklung des Rennofens und ist bereits eine Entwicklungsstufe hin zu den späteren Hochöfen. Für ihren Betrieb werden bereits durch Wasserkraft angetriebene Blasebläge eingesetzt. Die Bezeichnung "Blauofen" leitet sich vom englischen Ausdruck "blow" (blasen) ab, wobei dies eher eine phonetische Übertragung als eine Übersetzung ist. Humboldt lässt sich ausführlich die Funktionsweise und die Vorteile der Blauöfen erläutern. Humboldt beschreibt auch den Stabhammer: "Ein Stabhammer wiegt hier 310-315 Pfund. Die Geschwindigkeit, welche man hier am vorteilhaftesten hält, maß ich auf 90 Schläge in 1 Minute."

Falkenstein (Geschichte bis 1945)

Der Stielers Hammer (auch Schreiders Hammer nach seinem späteren Besitzer) wurde von dem „Oberberg- und Hütteninspekteur“ Stieler 1765 errichtet. Dieser hatte 1757 bereits das Alaun- und Vitriolwerk Katzewich bei Ebersdorf erworben. Zeitweilig pachtete er auch den Wernerschen Hammer. 1766 erbaut Stieler das Blaufeuer, 1768 den Blechhammer und zwei Wohnhäuser. Schon bald gerät Stieler in finanzielle Nöte, das zugesagte Gelder nicht wie erhofft flossen und auch nicht genügend Kohlen zur Verfügung standen.

1775 (oder 1776) stirb Stieler und das Hammerwerk kommt in Zwangsverwaltung in als Pacht in die Hände des Bergkommissarius Knieling.

1799 wurd der vom Fröbershammer in Bischofsgrün stammende Ernst Christian Müller neuer Besitzer. Durch Erlass erhält Müller 1801 „Umgeldfreiheit von dem konsumierenden Bier“, worin sich vermutlich die Rechtsgrundlage für die spätere Entwicklung des Eisenhammers zur Brauerei, Gastronomie- und Hotelbetrieb begründet. Aufgrund des Erlasses errichtet Müller ein Brauhüttengebäude. Schon 1821 existiert ein Lokal mit Biergarten und Kegelbahn (bis 1825).

1809 kauf der vom Schwarzenhammer bei Thierstein stammende Nikol Heinrich Schreiter (Schreider) den gesamten Besitz, bestehend aus den beiden Eisenhämmern, den beiden Wohnhäusern mit Nebengebäuden, das Brauhüttengebäude sowie Grund und Boden). Der Schreiders Hammer erlebt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nun seine Blütezeit.

In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts gehen die meisten Eisenhämmer in der Umgebung ein. Der Eisenhammer in Falkenstein hält sich jedoch bis 1875. Mit dessen Ende wird die vorhandene Brauerei mit dem bestehenden Ausflugslokal unter Isidor Schreider ausgebaut. Diese erleben mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Stockheim – Ludwigsstadt – Probstzella – Eichicht 1885 einen enormen Aufschwung. Nach dem Tod von Isidor Schreider 1897 übernimmt dessen Sohn Karl das Anwesen. Brauerei und Ausflugslokal werden zu einem weit nach Bayern und nach Thüringen hinein bekannten Unternehmen und Ausflugsort.

Falkenstein (Geschichte ab 1945)

Der Niedergang der "Bayerischen Bierbrauerei Karl Schreider" ist mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges besiegelt. Historisch war die alte Landesgrenze Bayern-Thüringen der unter dem Ausflugslokal fließende Steinbach. In einem Grenzabkommen vom 3./4. Juli 1945 zwischen Sowjets und Amerikanern wurde der Grenzverlauf neu geregelt, so dass das gesamte Lokal sowie die Wirtschaftsgebäude der Brauerei Schreider in die amerikanische Besatzungszone fielen (sogenanntes "Bierdeckelabkommen").

Aufgrund der Randlage und des fehlenden Absatzmarktes in Thüringen musste der Betrieb der Brauerei 1968 eingestellt werden. 1987 wurde der Gebäudekomplex der Brauerei abgerissen, 1991 die alte Mühle. Der Gaststättenbetrieb wurde verpachtet und noch einige wenige Jahre fortgeführt.

Nach der Wende erwarb das Ehepaar Lenk das baufällige ehemalige Ausflusgslokal. Heute erstrahlt es als prvat genutztes Wohnhaus als "Villa Falkenstein" in neuem Glanz. Seit 2005 finden hier kulturelle Veranstaltungen stattf.

Am 12. Juli 2019, am 227. Jahrestag der Ankunft Humboldts in Franken, eröffnete der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz in der Villa Falkenstein die GEO-Tour Alexander von Humboldt in Oberfranken.

Tipps

Steinbach an der Heide

2,5 Kilometer ostsüdöstlich liegt Steinbach an der Heide, zu dem Falkenstein gehört. Das Dorf liegt hoch über dem Tal der Loquitz in einer Senke und bietet teils weite Fernsichten. Prägend ist die alte erhaltene Dorfstruktur und der in der Ortsmitte gelegene Dorfgarten, der in seiner Art einzigartig ist. Anstelle eines Dorfplatzes bildet dieser das Zentrum des Runddorfes.

Burg Lauenstein

Die Burg Lauenstein ist die nördlichste Burg Bayerns. Sie geht in ihrer Anlage bis in das 12. Jahrhundert zurück. Sie wurde 1622 von Markgraf Christian von Brandenburg-Bayreuth erworben und war seitdem Sitz des Amtmannes für das Amt Lauenstein. Heute ist die Burg im Besitz des Freistaates Bayern und kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.

Thüringer Warte

Die Thüringer Warte ist ein 26,5 Meter hoher Aussichtsturm auf Gipfel des 678 m hohen Ratzenbergs. Der Turm liegt rund 200 Meter von der thüringisch-bayerischen Landesgrenze entfernt. Im Inneren informiert eine Dauerausstellung über die ehemalige innerdeutsche Grenze. Der Trum wurde 1963 errichtet.

GEO-Tour Station 2: LUDWIGSSTADT
Humboldt in Ludwigsstadt

Humboldt und der Schiefer

An seinem ersten Tag im Amt Lauenstein, am 12. Juli 1792, besichtigte Alexander von Humboldt auch den Dachschieferbruch bei Ludwigsstadt. Dieser war damals jedoch nicht in Betrieb. Bei seiner Weiterreise am folgenden Tag in das Stebener Revier besuchte Humboldt die Schieferbrüche bei Lehesten und kam zu dem Schluss, dass die Lehestener Dachschiefer in der gleichen geologischen Formation liegen würden, wie die Ludwigsstädter. Er sah in einer Wiederaufnahme der Ludwiggstäder Brüche großes Potenzial für die wirtschafltiche Entwicklung im Amt Lauenstein. Der Oertelsche Dachschieferbruch gehört heute zu den "100 schönsten Geotopen" von Bayern.

Der Dachschieferbruch bei Ludwigsstadt (Oertelscher Bruch)

Der von Alexander von Humboldt bei Ludwigsstadt beschriebene Dachschieferbruch liegt am Edelhof, ca. einen Kilometer westlich von Ludwigsstadt. Nach seinem späteren Besitzer Ernst Oertel wird er heute als "Oertelscher Bruch" bezeichnet - nicht zu verwechseln mit dem Oertelsbruch bei Schmiedebach.

Eröffnet wurde der Dachschieferbruch 1779 als Dach- und Tafelschieferbruch. Der dortige Schiefer ist von guter Qualität, d.h., er spaltet gut und ist aufgrund eines nur geringen Pyrit-Gehaltes nicht "nägelfressend". Allerdings wurde der Abbau dadurch erschwert, dass die abbauwürdigen Lager in den Berg einfallen und daher große Abbraummengen anfielen. Ein Untertage-Abbau war zur damaligen Zeit - auch später als Eugen Oertel den Bruch erwarb - technisch noch nicht möglich. Humboldt hatte daher die Anlage eines neuen Bruches in einem anderen Tal vorgeschlagen. Aufgrund der Schierigkeiten beim Abbau erwarb Eugen Oertel verschiedene kleinere Brüche zwischen Lehesten und Schmiedebach (ebenfalls in der Folge als "Oertelscher Bruch" bezeichnet. Dieser entwickelte sich zur Wende des 19./20. Jahrhunderts zum größten Schieferbruch des europäischen Kontinentes.

Humboldt und sein Einsatz für den Ludwigsstädter Schiefer

Alexander von Humboldt sah in einer Wiederbelebung des Ludwigsstädter Schieferabbaus eine Möglichkeit, den Zustand des Bergbaus und Hüttenwesens im Amt Lauenstein zu verbessern. Dies geht nicht nur aus seinem Befahrungsbericht von 1792/1793 hervor, sondern auch aus Dokumenten "den Betrieb des Dachschieferbruches bey Ludwigstadt betreffend, 1794 - 1802". In einem Schreiben vom 10. März 1794 an den König bittet Humboldt um ein Darlehn von 50 Gulden, um mit einer neuen Gewerkschaft den Bruch wiederzuleben. Darin heißt es:

Kaulsdorf auf Nailaer Revier den 10. März 1794
Der Oberbergmeister v. Humboldt bittet allerunterthänigst um ein Darlehen von Fünfzig Gulden zur Aufnahme des Dachschieferbruches bey Ludwigstadt.

Euer K.M. habe ich gewagt schon mehrmals den traurigen und nahrungslosen Zustand des Amtes Lauenstein allerunterthänigst vorzustellen. Von der Natur stiefmütterlich behandelt, unfähig sein eigenes Bedürfen an Korn und Fleisch zu befriedigen, kann es sich durch die Industrie seiner Bewohner doch kaum vor der Furcht einer allmäligen Verarmung sichern.

[...] Bey solchen Verhältnißen habe ich es mir zur Pflicht gemacht, solange mir die Direktion des Bergbaues in hiesigen Fürstenthümern anvertraut ist, wenigstens von meiner Seite alle Mittel aufzubieten, welche den Wohlstand der dürftigen, aber arbeitssamen hiesigen Volksklaße vermehren kann. [...] In der Nähe der Stadt Ludwigstadt wurde ehemals ein Dachschieferbruch betrieben, der einen dünnen, nicht Nägel freßenden sehr tauglichen Schiefer lieferte [...] und ein ansehnliches Gewerbe veranlaßte.

[...] Die widrigen natürlichen Verhältnisse des Bruchs / da die Schiefer ausfallen / mehr aber noch die völlige incuria der Nailaer Bergbeamten waren daran Schuld, daß die Gewerken ihr Unternehmen mit einem ansehnlichen Verluste aufgaben.

[...] Das Dekken mit Schindeln ist strenge verboten, Thon zu tauglichen Ziegeln ist nicht vorhanden und das Lehestener und Wurzbacher Produkt steigt bei abnehmender Güte jährlich im Preise, Ursache genung um zu dem Ludwigstädter Schieferbruch zurückzukehren!

Der Amtmann Fränkel zu Lauenstein, dessen unbegrenzte Thätigkeit und dessen Verdienst um den zunehmenden Gewerbefleiß der Unterthanen E.K.M. hinlänglich bekannt sind, will daher seinen bisherigen Verlust von ein paar Hundert Gulden gern verschmerzen, und mit einer neuen Gewerkschaft zusammentreten. Diese neue Gewerkschaft von dem Bergamte geleitet bedarf aber mäßig angeschlagen, eines Vorschußes von 150 fl. zur Aufnahme des Schieferbruchs.

Der kleine Fond an Bergbau-Hilfsgeldern der Nailaer Revier, von denen der Fried. Wilhelm Erbst.[ollen], die Königszeche betrieben werden soll, macht es mir unmöglich, mehr als 100 fl. für Schieferbrüche zusammenzubringen. 50 fl. denke ich aus dem Stücketat bis 1. Jan. 1794 und 50 fl. aus dem Etat 1794/5 zu bringen.

Darf ich es daher wagen E.K.M. noch um einen Zuschuß von fünfzig Gulden extra aus dem fond ad extraortinaria [Sonderfond] aller unterthänigst zu bitten.

Wird unser Unternehmen begünstigt, so wird die neue Gewerkschaft die 50 fl. in der Folge, doch unverzinst, herausgeben.

Kaulsdorf, d. 10. März 1794
A. v. Humboldt"

1798 wird der Abbau aufgrund der widrigen Abbauverhältnisse jedoch an anderer Stelle fortgesetzt. Diese liegt im Bereich der kleinen Baumgruppe links der heutigen Skilift-Trasse auf dem Anwesen Rosengasse 13. Da dieses Schieferlage jedoch bereits einer höheren geologischen Stufe im Kulm angehört und nicht so mächtig wie die Lehesten Vorkommen ist, wurde der Abbau hier auch bald wieder eingestellt.

Auch am Eisenberg liegen heute größere ehemalige Dachschiefergruben (u.a. Ferdinand- und Liebesbruch). Diese wurden um 1830 in Betrieb genommen. Die abgebauten Schiefer gehören der gleichen geologischen Formation wie die Lehestener Schiefer an.

Tipps

Deutsches Schiefertafelmuseum Ludwigsstadt

Ludwigsstadt war eines der Zentren der Schiefertafel-Fabrikation in Deutschland. Daran erinnert das 1981 Gründung zunächst in Steinbach an der Heide gegründete Museum, das sich seit 1993 in einem ehemaligen Fabrikgebäude direkt an der B 85 in Ludwigsstadt befindet. Zur Zeit gibt es die folgenden Dauerausstellungen: Geologie im Raum Ludwigsstadt und Thüringen, Geschichtliches zum Schieferbergbau, Arbeit im Schieferbruch, Arbeit in den Spalthütten, Schiefertafel- und Schiefergriffelherstellung, Wetzsteingewinnung aus Schiefer, Schieferwerksteine und elektrotechnische Isolierplatten aus Schiefer, Grabsteine und Kunstgewerbeartikel aus Schiefer, Schiefer als Rohstoff für die Industrie, Schieferdeckhandwerk, Sozialgeschichte der Schieferindustrie.

Internet: www.schiefermuseum.de

Geotop: Dachschieferbruch Oertelsbruch am Trogenbach

Das Geotop gehört zu den "100 schönsten Geotopen in Bayern". Lesen Sie Informationen hierzu auf den Internetseiten des Landesamtes für Umwelt hier.

 

Schieferpark Lehesten

Der Thüringische Schieferpark Lehesten ist ein historischer Schiefertagebau und ein technisches Denkmal mit einer Fläche von etwa 105 Hektar. Dort wurde zunächst in mehreren kleineren Brüchen seit etwa 1300 Schiefer abgebaut. Der sogenannte "Staatsbruch" war bis 1999 im Abbau. Dieser war einst einer der größten Schieferabbaue Europas, der seit 1920 staatlich betrieben wurde. Hier arbeiteten zeitweilig bis zu 2.500 Beschäftigte. Seit 2001 ist der "Staatsbruch" Naturschutzgebiet. Nach Beendigung des Schieferabbaus 1999 gründete die Vereinigte Thüringer Schiefergruben GmbH den heutigen Schieferpark Lehesten als Technisches Denkmal. Angeboten werden Hotel- und Ferienwohnungen, Führungen durch die denkmalgeschützten Industriegebäude sowie Vorführungen des historischen Schieferabbaus und die Bearbeitung des Schiefers. Ein Teil des Geländes ist jederzeit frei zugänglich. Mit Geopfad "Historischer Schieferabbau in Lehesten".

GEO-Tour Station 3: TETTAU
Humboldt in Tettau

Humboldt und das Porzellan

Die Königlich Privilegierte Porzellanfabrik Tettau feierte 1994 ihr 200jähriges Bestehen, doch endete die Produktion nach 225 Jahren Ende Mai 2019. Die Gründung der Porzellanfabrik wurde durch ein positives Gutachten Alexander von Humboldts ermöglicht. Humboldt sah nach dem Eingehen der meisten Eisenhämmer im Tettautal in der Porzellanfabrik eine neue Erwerbsmöglichkeit für die Bevölkerung. Die Concession zur Errichtung einer ächten Porzellain-Fabrik" hatten im Oktober 1793 der Porzellanfabrikant Georg Christian Friedmann Greiner und der Kaufmann Johann Friedrich Paul Schmidt gestellt. Der Lauensteiner Amtmann Johann Valentin Fränkel sowie der dafür zuständige Minister Freiherr von Hardenberg standen dem Antrag wohlwollend gegenüber, forderten jedoch Alexander von Humboldt zu einer Stellungnahme auf.

Das von Humboldt erstellte Gutachten ist heute nicht mehr erhalten. Lediglich ein Schreiben vom 9. April 1794 existiert, in dem Humboldt die Kgl. Oberforstmeisterei Lichtenberg auffordert, die Zuteilung der erforderlichen Brennholzmengen für die Porzellanfarik zu genehmigen. Dies war eine der grundlegenden Voraussetzungen, damit die Porzellanfabrik ihren Betrieb aufnehmen konnte.

Die Gründung einer neuen Porzellanfabrik in Tettau wird jedoch nicht von allen Seiten positiv gesehen. So versuchen sechs Glasmeister von Alexanderhütte mit Eingaben an die Kammer in Bayreuth diese zu verhindern. Die Glasmeister hatten 1785 die Konzession zum Bau einer Glasfabrik auf dem "Oberen Hammer" erhalten. Doch hatten zwischenzeitlich Schmidt und Greiner das ehemalige Thünaische Jagdschloss neben der Tettauer Kirche erworben und darin mit dem Aufbau der Porzellanfabrik begonnen. Am 28. Dezember 1794 wurde ihnen vom preußischen König die Konzession erteilt.

Vom Jagdschloss zur Porzellanfabrik

Das ehemalige Jagdschloss und ein inzwischen errichtetes Fabrikgebäude brannten 1897 nieder. Vom einstigen Jagdschloss ist nur noch der Eingang zu den Kellerräumen zu sehen, der sich unmittelbar neben der GEO-Tour-Infotafel befindet.

Die Porzellanfabrik blieb bis 1852 im Besitz der Familie Greiner. Danach wechselte das Unternehmen mehrmals den Eigentümer. Ab 1897 bis 1915 führt es die Bezeichnung Porzellanfabrik Tettau, vorm. Sontag & Söhne GmbH geführt. Zwischen 1899 bis 1901 entstehen auch neue Fabrikgebäude. 1915 wird das Porzellanunternehmen eine Aktiengesellschaft, 1957 eine GmbH innerhalb der Firmengruppe Seltmann Weiden.

Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Porzellanfabrik rund 200, während des 20. Jahrhunderts bis zu 600 Mitarbeiter. 2010 waren noch über 100 Mitarbeiter im Werk beschäftigt. Dekore von Königlich Tettau stammen selbst von Künstler wie Paul Klee, Franz Marc und August Macke.

Tipps

Tropenhaus "Klein Eden" am Rennsteig

Das Tropenhaus "Klein Eden" ist eine Forschungs- und Aufzuchtstation mit exotischen Früchten und tropischen Speisefischen in Bio-Qualität. Auf einer Fläche von 3.500 m2 ist es auch ein Referenzprojekt für energieeffiziente Abwärmenutzung im Niedrigtemperaturbereich. Im Bereich der Forschung beschäftigt man sich insbesondere mit der Frage, welche tropischen Nutzpflanzen sich für den Anbau und die Produktion unter Glas in Mitteleuropa eigenen und wie sich Wachstums- und Produktionsprozesse für biologische Nahrungsmittel standardisieren und optimieren lassen.

Besucherhaus und Sonderausstellungen lassen sich individuell besuchen, das Forschungshaus inklusive der Technik und Fischzucht sind jedoch nur im Rahmen von Führungen möglich. Bitte informieren Sie sich über die entsprechende Internetseite der Einrichtung.

Europäisches Flakonglasmuseum Kleintettau

Der Geschichte der Glasherstellung, der Ansiedlung der Glasmacher in Kleintettau mit Gründung der Dorfglashütte und der Herstellung von Flakonglas- und gefäßen widmet sich das Europäische Flakonglasmuseum.

Internet: www.glasbewahrer.de

GEO-Tour Station 4: SCHAUBERG
Humboldt in Schauberg

Humboldt macht "Blau"

Die Blaufarbenfabrik Schauberg wurde bereits 1712 gegründet und war lange prägend für die Geschichte des Ortes. 1770 wird Christoph Samuel Pensel als Eigentümer genannt, so dass in späteren Schriften auch von der "Penzelschen Fabrik" die Rede ist.

Im "Fränkischen Archiv" wird 1790 über diese wie folgt berichtet:

Diese Fabrik ist nicht nur die einzige ihrer Art in den Brandenburgischen Landen in Franken, sondern auch eine der imposantesten derselben, idem sie bey gehörigem ordentlichen Betrieb und Absatz der blauen Farben oder Schmalten bey 40 000 fl. jährlich umsetzen kann. [...]

Die ohnlängst eingetrettene Acquisition des Rittergutes Kaulsdorff zur Lehens-Curie des Hochfürstlichen Brandenburgischen Hauses, kan dieser Blaufarbenfabrik einen schwunghafteren Betrieb geben, da auf dem Kaulsdorfer Bezirk die vortreflichsten Koboldtanbrüche sowol von der Chursächsischen Bergamtsrevier Großcamsdorff, als von dem Saalfeldischen sogenannten rothen Berg dahin streichen, und der Centner Koboldt erst vor 3 jahren zu 60 Rthl. verkauft worden ist. Da auch ausserdeme der regierende Markgraf zu Auffindung eines tauglichen Koboldts in den hiesigen Landen, einen Preiß von 100 Dukaten ausgesetzt hat, und auch würklich schon seitdeme verschiedene Anbrüche davon sowol in der Nailaer als Wonsiedler Bergamtsrevier erschürfft worden sind: so läßt sich vermuthen, daß diese Fabrik aus Mangel an Koboldten niemals kalt stehen darf.

Die Fabrik braucht jährlich 700 - 800 Klafter Holz und kann mehr als 2 000 Centner Farbe oder Schmalten machen, die meistens nach Ohlland auf dem Main und Rhein gehen."

Lesen Sie hier den vollständigen Text aus der genannten Schrift.

Mit dem Übergang der fränkischen Fürstentümer an das preußische Königshaus wurde auch die Blaufarbenfabrik Schauberg für Preußen interessant. Aus Mangel an Kobalt stand das Werk 1792 jedoch still. Erst nach Beilegung des Jahre lang schwelenden Konflikes um die Kobalterze vom Roten Berg bei Kamsdorf/Kaulsdorf konnte das Penzelsche Blaufarbenwerk wieder in Betrieb gehen.

Was ist Schmalte bzw. Smalte?

Smalte ist ein durch Kobaltoxid blau gefärbtes Kalium-Silikatglas (CoO – K2O – SiO2). Das Kobalt-Erz aus Kaulsdorf war der sogenannte „schwarze Erdkobalt“ (Asbolan), ein Co-Mn-Erz, das zur rosafarbenen „Kobaltblüte“ (Erythrin) verwittert. Die Mischung aus Kobalterz, Quarzsand und Pottasche ergibt im Schmelzofen das blaue Farbglas. Im erkalteten Zustand fein vermahlen, wird dieses Glas zur Smalte.

Smalte war zur damaligen Zeit ein begehrtes Farbpigment zur Herstellung blauer Porzellandekore und zum Färben von Gläsern.

Vom Blaufarbenwerk zur heutigen Keramik-Fabrik

Mitte 1815 beginnt Friedrich Pensel mit der Produktion von Porzellan und Fayencen in Schauberg. Ende 1816 erwerben die Brüder Balthasar und Friedemann Greiner aus Tettau das Werk und stellen 1817 endgültig auf die Porzellanfabrikation um. Nach mehreren Besitzerwechseln übernimmt der aus dem Sudetenland stammende Porzellanfabrikant Richard Rösler 1948 den Betrieb. Seitdem wird es als Unternehmen Rösler Porzellan und Keramik GmbH & Co. KG bzw. als Rösler Ceramtec GmbH bis heute fortgeführt.

Tipps

Rösler Ceramtec GmbH

Werksverkauf:
Montag bis Donnerstag von 07:00 - 15:00 Uhr
Freitag von 07:00 - 12:00 Uhr

Betriebsführungen für Reisegruppen gegen Voranmeldung

GEO-Tour Station 5: LICHTENBERG
Humboldt in Lichtenberg

Humboldt zieht Bilanz

Lichtenberg liegt zu Zeiten Humboldts im Bergamt (Revier) Naila. Es ist Humboldts "Sorgenkind". Der Bergbau liegt schon seit Jahrzehnten darnieder, viele Lagerstätten sind nahezu erschöpft. Trotzdem gelingt es Humboldt, einige Bergwerke wieder rentabel zu machen. Hier in Lichtenberg soll u.a. der Bau des rund einen Kilometer langen Friedrich-Wilhelm-Stollens die Lichtenberger Friedensgrube entwässern. Die Pläne dazu waren schon älter und stammen von Christian Ernst Trommler, früherer Bergrath im Revier Naila (siehe unten).

Schon zu Beginn des Jahres 1795 erwägt Alexander von Humboldt, den preußischen Staatsdienst zu verlassen. Am 27. Februar kündigt er in einem Schreiben an Minister von Heinitz an, dass er seine derzeitige Lage verändern wolle und im Begriff sei "fast alle öffentliche Verhältnisse aufzugeben". Als Heinitz darauf nicht reagierte (offensichtlich erreichte diesen das Schreiben erst verspätet), schrieb Humboldt an den preußischen König selbst und bat diesen um Entlassung aus seinem Dienstverhältnis. Unter diesem Eindruck verfasst Humboldt am 28. April 1795 während seiner Generalbefahrung des Reviers Naila seinen Befahrungsbericht. Dieser fällt sehr ausführlich aus, da Humboldt ihn bereits als Übergabebericht für seinen Nachfolger verfasst. Er legt in diesem dar, welche wichtigen Maßnahmen er in diesem Revier durchgeführt bzw. in die Wege geleitet hat, charakterisiert seine Mitarbeiter und gibt seinem Nachfolger Hinweise für das weitere Vorgehen.

Lesen Sie hier den Beginn des Generalberichtes von 1795.

Humboldt gliedert seinen Bericht wie folgt:

Durch Anklicken der fett geschriebenen Begriff öffen Sie eine ausführliche Kommentierung von Humboldts Texten in einem separaten Fenster. Die Einträge werden erst nach und nach gefüllt.

Friedrich-Wilhelm-Stollen

Der Friedrich-Wilhelm-Stollen wurde 1793 von Alexander von Humboldt als Erbstollen projektiert und 1794 in Angriff genommen. Erbstollen bedeutet, dass der Stollen der Entwässerung vornehmlich der Friedensgrube in Lichtenberg dienen sollte. Humboldt verfolgte dabei aber auch das Ziel, weitere Erzvorkommen zu erschließen. Andererseits wird vermutet, dass Humboldt bereits mit der langen Bauzeit für den Stollen gerechnet haben soll und in diesem vor allem auch eine lange „Arbeitsplatzgarantie“ für die Bergleute gesehen haben könnte. Fertiggestellt wurde der Stollen unter erheblichem finanziellem Aufwand erst im Jahr 1831 nach einer Bauzeit von 38 Jahren. Der Vortrieb des Stollens wurde jedoch mehrmals unterbrochen.

Der Stollen wurde sehr aufwändig aufgefahren, so ist er für die damalige Zeit ungewöhnlich breit ("dass zwei Männer bequem nebeneinander gehen können"1) und hoch ("mehr als Mannshöhe" 1; 2,50 Meter). Angeblich soll an einen Abtransport von Gestein und Erzen mit Booten gedacht worden sein.

Im Frühjahr 1795 ist der Stollen bereits „"volle 60 Lr. [Lachter]"(ca. 120 Meter) weit vorgetrieben, so Humboldt in seinem Generalbericht. Doch geht danach der Bau nur schleppend voran, da sich das zu durchfahrene Gestein als überaus widerstandsfähig erweist. 1808 erreicht der Stollen eine Länge von rund 700 Metern. Zum Jahresende stellte man den Vortrieb jedoch zunächst ein, da die Rentabilität im Hinblick auf die fast gänzlich abgebaute Friedensgrube nicht mehr gegeben zu sein schien. Spätestens 1819 scheint es mit dem Bau des Stollens weitergegangen zu sein. Am Ende hatte der Friedrich-Wilhelm-Stollen eine Länge von 975 Metern erreicht.

Bereits während des Baus des Friedrich-Wilhelm-Stollens wurden mehrere Erzgänge (Eisen, Kupfer) durchquert. Mit deren Abbau begann man jedoch erst nach Fertigstellung des Abbaus. Es wurden folgende Gangzonen angefahren (Quelle: mineralienatlas.de):

  • bei 309,5 Meter - Gang Nr. I (Pyrit/Schwefelkies, Quarz), 60- 90 cm mächtig
  • bei 321 Meter - Gang II (Pyrit/Schwefelkies, Quarz), 60- 90 cm mächtig
  • bei 435,5 Meter - Gang Nr. III (wenig Kupferkies in Kalkspat, Quarz), 46 cm
  • bei 592 Meter - Gang IV (derber Kupferkies, Quarz und Kalkspat), bis 15 cm mächtig
  • bei 627 Meter - Gang V („Gang Eleonore“; Kupferkies, Kalkspat, Quarz), 18 bis ? 52 cm mächtig.

Auf der Strecke zwischen 628 und 743 Metern werden weitere vier Gänge angefahren, die jedoch alle sehr geringmächtig und kaum erzführend sind. Nach 968,5 Metern wird bereits im Bereich der Friedensgrube der "Friedensgruber Gang" (Gang X) angefahren, der hier jedoch nur als Kalkspat-führende Kluft entwickelt ist. Über den "Kotzauer Schacht" und einen Querschlag wird ein Zugang zur 37 Meter über der Sohle des Friedrich-Wilhelm-Schachtes zum Friedensgrubener Gang geschaffen.

Der Betrieb des Friedrich-Wilhelm-Stollens währt nur bis 1857. Erst rund 100 Jahre später wird er für den Abbau von Flussspat für nochmals rund zehn Jahre in Betrieb genommen.

Das Besucher-Bergwerk Friedrich-Wilhelm-Stollen

Der Friedrich-Wilhelm-Stollen ist seit 1995 als Besucherstollen auf gut 200 Metern Länge wieder begehbar. Danach verhindert ein Verbruch das Weiterkommen, doch arbeitet der das Besucher-Bergwerk betreibende Förderverein daran, weitere Streckenabschnitte begehbar zu machen. Zumindest ist ein Durchbruch zum hinteren Teil des Stollens bereits erfolgt.

Das ehemalige Zechenhaus dient bereits seit Schließung des Bergwerkes 1857 bis heute als Gaststätte. Webseite zum Besucher-Bergwerk: www.friedrich-wilhelm-stollen.de

Tipps

Infostelle Naturpark Frankenwald

Die Infostelle des Naturparks Frankenwald befindet sich im alten Bahnhofsgebäude Blechschmidtenhammer, nur wenige Meter vom Besucher-Bergwerk bzw. der GEO-Tour-Tafel entfernt. Dort erhalten Sie nicht nur Informationen zum Naturpark, sondern auch zum Geopark Schieferland.

Webseite: www.frankenwald-tourismus.de

Naturlehrpfad Höllental

Rundweg von ca. 5 Kilometern Länge durch das wildromantische Höllental vorbei an Bergbaurelikten (z.B. Rebecca-Stollen), sehenswerten Felsen und zur Quelle des Höllensprudels in Hölle. Start ist am Naturpark-Infozentrum.

GEO-Tour Station 6: BAD STEBEN
Humboldt in Bad Steben

Humboldt macht Schule

Am 8. Juni 1832 wurde Steben der Titel "Königlich Bayerisches Staatsbad" verliehen und trägt seitdem den Namen Bad Steben. Bedeutung hatte Steben zuvor als Zentrum des Bergbaus im Frankenwald. Bad Steben ist ein günstiger Ausgangsort für Entdeckungen auf Alexander von Humboldts Spuren im Revier Naila.

Steben war während seiner fränkischen Zeit für Humboldt mehr als "nur" ein Aufenthaltsort, in dem er sich bei seiner Anwesenheit im Bergamt Naila häufig aufhielt:

Steben hat einen so wesentlichen Einfluss auf meine Denkart gehabt, ich habe so große Pläne dort geschmiedet, mich dort so meinen Gefühlen überlassen, [...] war dort besonders im Winter 1794 und Herbst 93 in so einem immerwährenden Zustand der Spannung, dass ich des Abends nie die Bauernhäuser am Spitzberg in Nebel gehüllt und einzeln erleuchtet sehen konnte, ohne mich der Tränen zu enthalten. Diesseits des Meeres finde ich mir so einen Ort nicht wieder!"

Brief Alexander von Humboldts an Karl Freiesleben, 14. Dezember 1795

Der Name Steben ist vor allem mit der Einrichtung der Bergschule im November 1793 verbunden. Sie ist eine der ersten Berufsschulen überhaupt. Vorbild war für Humboldt die bereits 1777 in Freiberg in Sachsen gegründete Bergschule. Im Gegensatz zur dortigen Schule, die insbesondere der Ausbildung des gehobenen Führungspersonals im Bergbau diente, stand die Bergschule Steben allen Bergleuten offen bzw. allen Jungen, die den Beruf eines Bergmannes erlernen wollten.

Zu den Sehenswürdigkeiten in Bad Steben mit Bezug zu Alexander von Humboldt gehören:

  • "Humboldt-Haus" in der Badstraße 2 (Privatbesitz, daher keine Besichtigung)
  • Rathaus (ehemaliges Schulhaus)
  • "Altes Bergamt" (seit 1966 allerdings nur das Nachfolgehaus mit Hotel "Altes Bergamt")
  • Humboldt-Büste im Kurpark
  • Kurpark mit ehemals elf Bergwerken
  • Erzrevier Obere Mordlau.

 

Humboldt-Haus (Badstraße 2)

Das 1781 erbaute "Humboldt-Haus" ist heute noch weitgehend im Originalzustand erhalten. Es wurde in den vergangenen Jahren aufwändig saniert, ist als Privathaus jedoch nicht öffentlich zugänglich. Neben der Eingangstür erinnert eine Gedenktafel an die Anwesenheit Alexander von Humboldts in den Jahren 1792 bis 1795 in diesem Hause. Die Tafel wurde anlässlich des 100. Todestages Humboldts gestiftet. Das Gebäude war ursprünglich das markgräfliche Jagdhaus. Erbauen ließ es der markgräfliche Wildmeiser Johann Leonhard Och, dessen Initialien sich über der Eingangstür finden.

Ehemaliges Bergamt (Badstraße 6)

Das Gebäude des einstigen Bergamtes besteht heute nicht mehr. Es wurde 1966 abgerissen und durch das heutige Gebäude ersetzt. Der Name des nicht mehr bewirtschafteten Hotels "Zum alten Bergamt" erinnert noch daran. Erbaut wurde das Haus als erstes staatliches Kurhotel ("Bade- und Traiteurhaus") 1784 auf Veranlassung des Landeshauptmannes Philipp Ludwig von Weiterhausen. Das Gebäude wird tatsächlich nicht genutzt und steht jahrelang leer, da für die Aufnahme begüterter Gäste Stallungen nicht vorhanden sind und den Pächtern die Viehhaltung untersagt wird. 1796 zog in das Gebäude das Bergamt ein und 1806 wird auch die Bergschule aus dem heute als Rathaus genutzten Haus hierher verlegt.

Humboldt-Büste (Kurpark in Richtung Badstraße)

Die im Kurpark aufgestellte Büste von Alexander von Humboldt stammt von den Steinmetzen Uli und Michael Baumgärtel aus Schwarzenberg im Erzgebirge. Diese schufen die Büste im Jahr 2007 im Rahmen des 1. Internationalen Biedermeiertreffens im Bad Stebener Kurpark vor den Augen zahlreicher Zuschauer. Gestiftet wurde die Büste durch private Sponsoren anlässlich des "175-jährigen Jubiläums Staatsbad Bad Steben" in Erinnerung an den wohl bekanntesten Bewohner des Ortes. Die Idee dazu hatte der ortsansässige Geschichtsverein.

Die Büste zeigt den Kopf Alexander von Humboldts, ruhend auf drei Bänden seines berühmten Werkes "Kosmos". Als Naturwerkstein wurde ein Sandstein verwendet ("Buntsandstein").

Rathaus/ehemals Bergschule (Hauptstraße 2)

Das Gebäude des heutigen Rathauses hat eine wahrlich umfangreiche Geschichte. Wann es erbaut worden ist, ist nicht bekannt. Ende des 18. Jahrhunderts wohnte hier der "Berggeschworene", also ein Beamter des Bergamtes, dem die Aufsicht über den Bergbau in einem Teil des Bergamtsbezirkes oblag. Im November 1793 eröffnete in diesem Gebäude Alexander von Humboldt die Bergschule - dies ohne das Wissen seiner Vorgesetzten. Erst mit seinem "Pro Memoria" vom 13. März 1794 meldet er dem Oberbergdepartement in Bayreuth die Gründung der Schule. Als Lehrer setzt Humboldt den Berggeschworenen Georg Heinrich Spörl ein. Dieser unterrichtet die Jungen ab 12 Jahren in seinem Zimmer, einem großen hellen Raum, das vermutlich im Südteil des Gebäudes lag.

Die Bergschule zog 1806 in das leerstehende "Bade- und Traiteurhaus" in der Badstraße um. 1823 wurde in dem nun frei gewordenen Gebäude durch den Berggeschworenen Spörl und den Landphysikus die ersten Moorbäder in Steben verabreicht. Vermutlich wurden die Moorbäder im heutigen Ratskeller verabreicht, dies bis zur Fertigstellung des "Klenzebaus" im Jahr 1838.

1856 wurde das Anwesen mitsamt dem Gebäude verkauft und als Fabrikgebäude des Appels Spielwaren-Unternehmens verwendet. Nach Schließung der Fabrik diente das Gebäude als Wohnhaus, die Ratskeller als Freibank zum Verkauf des Fleisches von notgeschlachtetem Vieh. 1928 erwarb die Gemeinde das Haus und baute es zum Rathaus um.

Der "Gesundbrunnen zu Steben" / Das Staatsbad Bad Steben

Zu Zeiten Humboldts waren die Stebener Quellen bereits bekannt. Schon 1690 erschien ein erster wissenschaftlicher Bericht von dem Hof- und Stadtmedikus Gottfried von Stein. 1784 wurde ein erstes Badehaus errichtet, das "Bade- und Traiteurhaus", in dem 1806 das Bergamt Steben untergebracht wurde. Der Badebetrieb entwickelte sich vor allem mit dem Verkauf der Stebener Quellen für 600 Gulden an das Königreich Bayern 1832. König Ludwig I. (1825-1848) befasste sich höchstpersönlich mit den Plänen für einen Ausbau der Kuranlagen. 1838 wird das erste Kurhaus, errichtet nach den Bauplänen des König Ludwigs Hofarchitekten Leo von Klenze, eröffnet. In diesem findet sich heute die Touristinformation sowie die Trinkhalle.

Eine Beziehung des Stebener Quellen zu Alexander von Humboldt gibt es nur sehr indirekt. Der von ihm eingestellte erste Lehrer an der Bergschule, der Berggeschworene Georg Heinrich Spörl (1764-1830), war später für den "Gesundbrunnen zu Steben" verantwortlich. Von ihm stammt u.a. auch eine im Jahr 1810 erschienene Beschreibung der Quellen mit einem Rückblick auf deren Geschichte. Das Titelblatt weist ihn als "Berggeschworenen und ersten Lehrer an derKöniglich freien Bergschule zu Steben" aus. Finden Sie das Buch von Georg Heinrich Spörl im Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek digital hier.

GEO-Tour Station 7: GEROLDGSGRÜN
Humboldt in Geroldsgrün

Humboldt und der "Alte Mann"

Ein "Alter Mann" ist im Bergbau der Teil eines Bergwerkes, der schon in einer früheren Phase des Bergbaus abgebaut wurde. Oft wurden die alten Abbaue verfüllt oder sich selbst überlassen, so dass sie verstürzten, unzugänglich und vergessen wurden. Dies birgt dann große Gefahren für die späteren Bergleute.

Im Sommer 1793 - nur kurze Zeit nach dem Dienstantritt Humboldts im Oberbergdepartement in Bayreuth - ereignete sich im Bergwerk "Friedlicher Vertrag" bei Geroldsgrün ein Grubenunglück im Zusammenhang mit dem Einbruch eines älteren, unbekannten Stollens. Dieser mit Wasser geflutete Stollen war durch einen neuen Stollen unterfahren worden, so dass der ältere Stollen einbrach und den darunterliegenden mit Unmengen an Wasser und Schlamm flutete. Humboldt eilte umgehend von Kaulsdorf zum Unglücksort. Gottseidank geschah der Gebirgsbruch in der Nacht, so dass niemand zu Schaden kam.

Humboldts Besuch des alten Bergbaus bei Dürrenwaid 1792

Alexander von Humboldt besucht das alte Bergbaugebiet um Dürrenwaid bei Geroldsgrün im Rahmen seiner Inspektionsreise 1792 am 16. Juli. In seinem einleitenden Text erwähnt Humboldt, dass es um Dürrenwaid vier Roteisensteingruben (Siderit) gibt: "Vogel Strauß", "Bergmännisch Glück auf", "Glück halt an" und "Frisch Glück".

"Den heutigen Tag wandte ich an, um die roten Eisensteingruben zu befahren und die Spuren des alten Bergbaus bei Dürrenwaid p. zu besichtigen."

Wie an den Tagen zuvor ist Humboldts Programm wieder reichlich. Er besucht die folgenden Bergwerke und Gruben (vgl. Lage in der nebenstehenden Karte im Bayernatlas):

  • Vogel Strauß Fdgr.
  • Friedlicher Vertrag Fdgr.
  • Schwarzer Mohr Erbst.
  • Gevattergraben
  • Hoher Ofen zu Marxgrün

Die Beschreibungen der einzelnen von Humboldt besuchten Grubenbauten sind sehr fachlich formuliert. Er charakterisiert neben Fördermengen, die geologische Struktur der Gruben und der Lagerstätten (soweit bekannt). Interessant ist die folgende Passage über den Besuch des offensichtlich aufgelassenen Bergwerkes "Schwarzer Mohr":

"[...] An der Dürrenwaider Stufe aus dem Trommlerschen Kabinette1) ist keine Gebirgsart2) zu sehen, so wenig, als an den derben Bleiglänzen im Markgr. Kabinette zu Bayreuth. Man erkennt bloß Quarz als Gangart daran.
Dagegen ist ein 16 Mark3) wiegender silberner Becher in Gestalt eines Birnbaums mit einer großen Birne in jenem Kabinette vorhanden, ein Becher, welcher, wie die Inschrift besagt, 1538 aus dem ersten Dürrenwaider Silber verfertigt wurde. Die Gestalt ist eine Anspielung auf die Geschichte der ersten Entdeckung dieser Silbergrube. Ein Bauer, der auf einen Birnbaum stieg, verlor sein Hackemesser, welches den silberführenden Gang, in dem es in die Erde hieb, entblößte."

1) Christian Ernst Trommler (1719-1788) wurde 1748 Bergmeister für das Revier Naila, seit 1766 Bergrat, leitete 1762 bis 1772 das Nailaer und das Wunsiedler Revier. Trug eine zu seiner Zeit vielbeachtete Mineraliensammlung einheimlischer Fundstücke zusammen. Auf diese bezieht sich Humboldt hier.
2) Gebirgsart = Gesteinsart
3) Mark = aus dem Mittelalter stammende (lokal unterschiedliche) Gewichtseinheit, hier vermutlich "Nürnberger Mark" = 237,52 Gramm.

Auf www.mineralienatlas.de heißt es:

"1817 und im März 1863 wird wie folgt berichtet: Zwei ehemals im 'markgräflichen Naturalienkabinet zu Bayreuth' aufbewahrte 'silberne Pocale' wurden von der Ausbeute des 'Dürrenwaider Silbergwerkes' gefertigt. Einer davon "wieget 16 Mark" und trägt die Aufschrift: 'Von dem ersten Silber im Burggrafthum Nürnberg zu Lichtenberg erfunden und gemacht 1538. - Am Fuße desselben, der einen gewundenen Baum vorstellet, stehen die Worte: Klettert ein Bauer einen Baum hinan, so eine Holzaxt auf dem Rücken im Leibgurt stecken hat, durch deren Herabfallung der Gang des Silbererzes, aus welchem dieser Becher gemacht, entblößt worden sein soll.'" (abgerufen am 12.08.2019, Link anzeigen). Leider ist auf dieser Seite nicht die Quelle angegeben.

Humboldt nimmt die Legende zum Anlass darüber nachzudenken, ob die Silbergänge tatsächlich früher bis an die Erdoberfläche reichten. In seinem Bericht empfiehlt er, die Umgebung der Lagerstätte genauer zu untersuchen und den einen oder anderen Schurf anzulegen, um eine bessere Vorstellung von der Lagerstätte zu erhalten. Ohne dies wäre der Abbau ein Wagnis.

Humboldt besucht auch den Gevattergraben, das wohl bekannteste Goldvorkommen des Frankenwaldes. Der Überlieferung nach soll dort nicht nur Gold sondern auch Silber gewaschen worden sein. Humboldt charakterisiert den Gevattergraben wie folgt:

"Ebenfalls in diesem Gegengebirge, aber am mitternächtlichen [nach Norden geneigten] Abhang desselben liegt der Gevattersgraben, der wegen seiner Gold- und Silberwäsche bekannt ist. Der Graben oder kleine Bach ist kaum 2 Fuß breit und wenige Zoll tief. Er dient wohl nur bloß der Wäsche selbst, denn man leitete (ein Zeichen, daß der Gewinnst beträchtlich war) von Streitbach [gemeint ist Steinbach] um Großenreith die Wasser in Spundstücken hinzu [...] Noch vor 15 Jahren waren sächsische Bergleute, andere sagten Venetianer, hier und wuschen wirklich Gold. Die Nachrichten sind alle sehr fabelhaft und unbestimmt. Daß aber hier Gold und Silber wirklich gewaschen wurde, ist außer Zweifel."

Humboldt beschreibt die zu beiden Seiten des Grabens sichtbaren Halden und die Spuren der Schürfarbeiten. Er stellt sich dabei die Frage nach der eigentlichen Herkunft der Edelmetalle: "Sollte das über dem Kalkstein liegende aufgelöste tonartige Gebirge Goldkörner als Geschiebe geführt haben?". Immerhin schien es kein größeres Gewässer zu geben, das das Gold zusammengespült hatte.

Die von Humboldt aufgeworfene Frage ist nicht trivial und zeigt sein geologisch-lagerstättenkundliches Verständnis. Erst in den 1980er Jahren konnten Explorations- und Forschungsaktivitäten der Firma Preussag bzw. der Universität Kiel Licht hinter die Frage bringen. Danach überdecken die Sedimente des Gevattergrabens eine NNW-SSO verlaufende Störungszone (Bruchzone), in deren Spalten und Klüften das Gold sitzt (z.T. in Quarzgängen). Die Bergleute gruben sich über Jahrhunderte bis zu 15 Meter tief in die von der Oberfläche her verwitterte Störungszone, wuschen das Material durch und warfen das taube Gestein auf die Schultern des Grabens.

Im Gevattergraben soll bereits im 14. Jahrhundert Gold gewaschen worden sein. Urkundliche Erwähnung findet die Goldsuche jedoch erst im Lehenbuch von 1477:

"Heinrich Knoch von Gera, hat empfangen die Fundtgruben zu unserer lieben Frauen und sonst noch ein Lehen dabey, zu St. Johannes genannt, auf dem Gevatterbach bey Steinbach am Waldt gelegen mit seinen Lehen, Erbstohlen und aller Gerechtigkeit nach Bergwerksrecht."1

Die Alexander-von-Humboldt-Höhle

Zahlreiche Naturerscheinungen auf der Erde tragen den Namen von Alexander von Humboldt. Das einzige nach Humboldt benannte Naturobjekt in Deutschland ist die Alexander-von-Humboldt-Höhle am Rauheberg, etwa drei Kilometer westsüdwestlich von Geroldsgrün. Sie ist über den Geopfad Geroldsgrün (Rauhebergrunde) gut zu erreichen. Die Höhle ist allerdings nicht öffentlich zugänglich.

Die Alexander-von-Humboldt-Höhle ist die einzige bekannte Tropfsteinhöhle im Frankenwald. Sie liegt auf der Nordseite des 663 Meter hohen Rauheberges oberhalb des Langenaubach-Tales zwischen zwei aufgelassenen Kalksteinbrüchen. Die Kalksteine entstammen großen Kalkstein-Rutschmassen aus der geologischen Zeit des Oberdevons. In dieser Formation befindet sich auch die Humboldt-Höhle. Die Gesamtlänge der Höhle beträgt etwas mehr als 400 Meter, sie ist bis zu 30 Meter breit und bis zu 3 Meter hoch.

Die Alexander-von-Hmuboldt-Höhle hieß früher Rauh(e)berg- oder auch Langenau-Höhle. Ein erster Höhlenplan stammt von Hans Leheis (1904 - 1982), einem Heimatforscher aus Geroldsgrün. Dieser wurde u.a. in einer Publikation von Philipp Kohlmann im Berichtsband Nr. VIII der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Bayreuth (1953/54) abgedruckt. Von Hans Leheis stammt der Vorschlag, die Höhle zu Ehren des Naturforschers umzubenennen (wohl 1963). Von den 1960er Jahren bis 1982 gab es in der Höhle regelmäßige Führungen, die jedoch zum Schutz der Höhle eingestellt wurden.

Die Höhle wird erstmals 1761 als Grube "Lamm Gottes" erwähnt. Durch Verwitterung-/Verkarstungsprozesse lagerte sich in der Höhle Brauneisen ab, das zu verschiedenen Zeiten abgebaut wurde (u.a. 1795/96, 1804). Interessante Ausführungen zur Höhle finden sich auf www.mineralienatlas.de.

Tipps

Auf dem Geopfad Geroldsgrün durch alte Bergbaureviere

Die Umgebung von Geroldsgrün mit seinen Bergbaurevieren und der Humboldt-Höhle können Sie entlang der drei Routen des Geopfades Geroldsgrün erkunden. Finden Sie die Beschreibung des Geoweges im entsprechenden Faltblatt. [Download 0,5 MB]

 

Max-Marien-Heilquelle

Seit fast dreihundert Jahren ist im Talgrund des Langenautals eine Heilquelle bekannt, die Max-Marien-Quelle. Dabei handelt es sich um einen Calcium-Hydrogen-Carbonat-Säuerling. Sie befindet sich gegenüber dem ehemaligen Forsthaus in Langenau. Die Max-Marien-Quelle wurde 1981 neu gefasst und kann vor Ort aus einem Trinkbrunnen entnommen werden. Das Wasser wird auch in der Kuranlage in Bad Steben ausgeschenkt. Von Langenau kann man gut in die Rauheberg-Runde des Geroldsgrüner Geopfades einsteigen.

Summe der gelösten Mineralstoffe: 2.129 mg/l
Gelöste gasförmige Stoffe: Freies CO2 2.020 mg/l, Radon 5 Bq/l

GEO-Tour Station 8: HAIDBERG / ZELL IM FICHTELGEBIRGE
Humboldt in Haidberg / Zell im Fichtelgebirge

Humboldt und der Magnetberg

"Auf einer geognostischen Tour, welche ich mit zween Freunden, Herrn Münzmeister Gödeking und Herrn Oberbergmeister Killinger durch das Oberpfälzische und angränzende Gebirge machte, stieß ich auf eine Gebirgskuppe von Serpentinstein, dessen Fallungswinkel ich mit der Bussole bestimmen wollte. Kaum näherte ich dieselbe dem anstehenden Gestein, so sah ich den Südpol meiner Magnetnadel mit Heftigkeit aus ihrer Lage und in den wahren Norden gerissen [...] Einzelne Punkte sind so magnetisch, daß sie in einer Entfernung von 22 Fuß die Magnetnadel aus ihrer natürlichen Lage reissen. Welchen Bestandteil des Serpentinsteins adhäriert aber jene wunderbare magnetische Kraft? Das ist eine Frage, die sich einem von selbst aufdringt".

So beschreibt Alexander von Humboldt die Entdeckung der besonderen magnetischen Eigenschaft der Gesteine am Haidberg in einer Veröffentlichung im "Intelligenzblatt der Allgemeinen Jenaer Literaturzeitung" (Nr. 169) bereits im Dezember 1796. In einem Brief vom 14. November 1796 an Carl Freiesleben heißt es sogar:

"Ich eile Dir zu melden, mein guter Karl, daß ich die größte Entdeckung meines Lebens gemacht. [...] habe eine ganze Gebirgsmasse entdeckt, welche eine ungeheure magnetische Polarität zeigt."

Mit dieser Entdeckung gilt Alexander von Humboldt als einer der Entdecker der natürlichen Magnetisierung von Gesteinen. Zu seiner Zeit gab es allerdings noch keine Möglichkeit, die für die Magnetisierung verantwortlichen Mineralien (u.a. Magnetit, Fe3O4) zu identifizieren. Das gelang erst mit der Entwicklung geeigneter Mikroskope im 19. Jahrhundert.

Neue Entdeckung: Anzeige für Physiker und Geognosten

Bereits in der Dezember-Ausgabe 1796 des Intelligenzblattes der Allgemeinen Literaturzeitung erscheint eine mit "F.A. v. Humboldt" gezeichnete "Anzeige für Physiker und Geognosten" mit dem hier nachlesbaren Text. Dieser entspricht im Wesentlichen dem Text, den Humboldt in dem oben genannten Brief an Carl Freiesleben verfasst und besonders gekennzeichnet hatte. Humboldt bat Freiesleben, den Text schnellstmöglich unter dessen Namen zu verbreiten und schlug dafür das "Bergmännische Journal" vor. Humboldt schlug vor:

[...} Du könntest ja den Brief so anfangen: H.v.H[umboldt] meldet mir, daß er auf einer Reise durch das oberpfälzische und angrenzende Gebirge eine Entdekkung gemacht, die für die Geognosie ebenso wichtig als für die allgemeine Naturlehre...".

Humboldt benennt in dem besagten Brief an Freiesleben nicht den Fundort, obwohl er schreibt: "Den Ort will ich Dir, aber Dir allein genau angeben, wenn Du mir unverbrüchliches Stillschweigen versprichst". Humboldt nennt Freiesleben den genauen Ort erst in einem in Weimar abgefassten Brief vom 18. April 1797:

"[...] Der Magnetberg (Haidberg, aber nenne ihn ja niemand, bei Gefrees, denn bis Jun[ius 17]97 halte ich ihn geheim, die Bergleuthe haben schon 150 f. damit gewonnen) besteht aus ächtem, auf der Oberfläche weiß verwitternden, mit Aimant gemengtem, lauchgrünem Serpentin [...]"

Mit Brief vom 21. Dezember 1796 übersendet Humboldt seinem "Verehrungswerthen Lehrer" Abraham Gottlob Werner unter anderem eine Gesteinsprobe des Magnetberges. Er schreibt:

"[...] ist von der merkwürdigen Gebirgskuppe, welche ich in der beiliegenden Anzeige beschrieben und welche ich am 14tn Nov[ember] entdeckt habe. Sie sind der erste Mineraloge, welcher diese Seltenheit besitzt. Wem aber hätte ich dieselben auch früher anbieten sollen als Ihnen, dem ich für meine wisschenschaftliche Kultur so unendlich viel verdanke."

Der Haidberg aus heutiger Sicht

Der Serpentinit des Haidberges gehört geologisch in die Phyllit-Prasinit-Serie der sogenannten Münchberger Masse. Diese stellt eine aus mehreren tektonischen Decken zusammengesetzte fernüberschobene Gebirgsmasse dar. Die Phyllit-Prasinit-Serie ist die unterste Deckeneinheit.

Das Serpentinit-Gestein besteht aus unterschiedlichen Serpentinmineralen, das sind Schichtsilikate mit der Formel(Mg,Fe,Ni)6Si4O10(OH)8, wobei die Elemente Mg/Fe/Ni in unterschiedlichen Anteilen vorkommen. Die Serpentinminerale sind durch Umwandlung aus den Mineralen Olivin, Pyroxen und Amphibol hervorgegangen. Neben den Serpentinmineralen kommt häufig Magnetit vor (Fe3O4), der für den Magnetismus des Gesteins verantwortlich ist.

Das Ausgangsgestein für den Serpentinit ist Peridotit, der dem lithosphärischen Erdmantel entstammt. Die Serpentinisierung erfolgt bei relativ niedrigen Temperaturen von 300 - 500 °C am Übergang der ozeanischen Kruste zum Erdmantel.

Alexander von Humboldt beschreibt die magnetische Wirkung des Serpentinits, die sehr deutlich die Kompassnadel beeinflusst. Dabei schreibt er richtig die magnetische Wirkung dem Gestein zu. Dabei stellt er bereits die Frage, ob "der Serpentinstein mit magnet[ischem] Eisenstein [Magnetit] durchzogen" ist. Humboldt stellt auch die (teils unterschiedliche) Polarität der Magnetisierung im Gestein fest. Eine solche Polarität ist ihm vom Magnetit nicht bekannt. Diese lässt sich mit den damaligen Messmöglichkeiten tatsächlich auch nicht nachweisen. Die starke Magnetisierung der Serpentinite musste daher eine "im Gestein ruhende" Ursache haben.

Heute ist bekannt, dass Gesteine, die Magnetit enthalten, eine schwache Magnetisierung dadurch erhalten, dass sich beim Überschreiten der Curie-Temperatur von 578 °C die Magnetisierung im Erdmagnetfeld der Erde ausrichtet. Diese gerichtete Magnetisierung ist heute Grundlage, um die ehemalige Ortslage von Gesteinen zur Zeit ihrer Magnetisierung zu ermitteln ("Paläomagnetismus"). Durch "Einfrieren" der Inklinaton der magnetischen Feldlinien im Gestein lässt sich so bestimmen, auf welchem Breitengrad die Magnetisierung erfolgt ist.

Diese natürliche Magnetisierung der Gesteine ist i.d.R. zu schwach, um sie mit einem Kompass feststellen zu können. Am Haidberg ist zudem festzustellen, dass die Polarität als auch die Intensität der Magnetisierung sehr unterschiedlich sein kann. Geophysiker gehen daher davon aus, dass die Magnetisierung des Serpentinits durch Blitzschläge hervorgerufen wurde. Diese beträgt ein Vielfaches der natürlichen Magnetisierung. Das Signal kann bis zu 10.000 Jahre im Gestein erhalten bleiben.*

Literatur: Gustav Angenheister (1973): Die Interpretation der magnetischen Störfelder (Anomalien) von mehreren Serpentinit-Körpern in fünf Arealen im Westen der Böhmischen Masse. ─ Geologica Bavarica, 67: 35-63; München (Bayerisches Geologisches Landesamt).

Machen Sie Ihr eigenes Experiment

Wenn Sie einen Kompass besitzen, dann nehmen Sie in mit zum Haidberg. Halten Sie ihn an mehreren Stellen an das Gestein. Vor allem am Eingang zum ehemaligen Steinbruch finden sich in der Mauerung des Tores einige magnetische Serpentinite. Sollten Sie am Wegesrand einen Serpentinit finden, dann halten Sie diesen an den Kompass. Reagiert die Magnetnadel, bewegen Sie das Gestein zuerst langsam, dann schneller am Kompass vorbei. Mit etwas Geschick können Sie die Magnetnadel ins Schwingen bringen, im besten Fall sogar zum Kreisen. Bitte beachten Sie, dass der Haidberg unter Naturschutz steht, und schlagen Sie keine Gesteine aus dem Anstehenden heraus.

Tipps

Saalequelle im Münchberger Stadtwald/Waldstein

Die (Sächsische) Saale entspringt einem ehemaligen Bergwerk, über das bereits Alexander von Humboldt ein Gutachten verfasst hat. Um es zu erreichen, fahren Sie nach Zell. Im Ort biegen Sie am Ende der Straße nach rechts Richtung Gefrees. Etwa 100 Meter nach den letzten Häusern nach links abbiegen und der Ausschilderung folgen. Nach ca. 1,5 Kilometern liegt im Wald ein Parkplatz, von dem aus die Saalequelle nach 400 Metern gut zu erreichen ist.

Hier finden Sie die Lage der Saalequelle im Bayernatlas.

 

Oberfränkisches Bauernhofmuseum Kleinlosnitz

Das Bauernhofmuseum Kleinlosnitz bietet Ausstellungen und Veranstaltungen sowie eine Gaststube mit Biergarten im Oberen Hof, die während der Öffnungszeiten des Museums oder nach Anmeldung geöffnet ist.

Kontakt Museum Hier öffnen

GEO-Tour Station 9: BAD BERNECK
Humboldt in Bad Berneck

Humboldt in matten Wettern

Im Herbst 1795 wurde Alexander von Humboldt zum Oberbergrat befördert. Hierdurch entfielen viele zeitraubende Aufgaben in den einzelnen Bergrevieren vor Ort. Er konnte sich nun mit technischen Verbesserungen in den Bergwerken, mit Experimenten und naturwissenschaftlichen Untersuchungen befassen. Zu zwei besonderen Erfindungen Humboldts in dieser Zeit gehören der "Lichterhalter" ("Licht-Erhalter") und die "Respirationsmaschine", ein Atemgerät bei nicht ausreichendem Sauerstoff in der Grubenluft.

Humboldt experimentierte mit dem Lichterhalter in mehreren Bergwerken. Er und seine Mitstreiter begaben sich mit der Lampe bewusst in Teile der Grube mit "matten", d.h. sauerstoffarer Grubenluft. Vielfach entfachten sie zusätzlich Feuer, um den restlichen Sauerstoff zu verbrauchen, um dann den Lichterhalter zu testen. Nicht selten führte der Sauerstoff zum Unwohlsein. Am 13. oder 16. Oktober 1796 bestand Alexander von Humboldt im Bergwerk "Beständiges Glück" in Bad Berneck darauf, die Versuche in einem abgelegenen Teil des Bergwerkes alleine durchzuführen. Schon nach wenigen Augenblicken verlor er das Bewusstsein und es ist nur dem raschen Hinzueilen seiner Begleiter zu verdanken, dass Humboldt überlebte.

Lesen Sie hier einen Text aus der Veröffentlichung "Ueber die unterirdischen Gasarten und die Mittel ihren Nachtheil zu vermindern" von 1799, in der Humboldt die Ereignisse dieses Tages schildert.

In der geannten Veröffentlichung schreibt Humboldt zwar: "[..:] Bis auf wenige Mattigkeit spürte ich des andern Tages von dem unangenehmen Vorfalle keine Folgen mehr", doch finden sich an anderer Stelle auch gegenteilige Angaben, z.B. in einem Brief an Abraham Gottlob Werner vom 21. Dezember 1796:

"Die Erfindung meines Lichterhalters ist nun vollendet. Meine Gesundheit hat bei dieser Arbeit gelitten."

Auch in dem Brief, den er am 18. Oktober 1796 an Karl Freiesleben schreibt, berichtet Humboldt über den Vorfall. Lesen Sie diesen Text hier.

Das Bergwerk "Beständiges Glück"

Das Areal des Bergwerkes "Beständiges Glück" ist heute Teil des Dendrologischen Gartens von Bad Berneck. Erkennbar ist noch das rekonstruierte Stollenmundloch und die vorgelagerte große Halde. Vor dem Stollenmundloch informiert eine Schautafel über die Geschichte des Bergwerkes.

Das Bergwerk wurde 1486 eröffnet. Bis 1841, also 355 Jahre lang, förderte man hier "Alaunschiefer", d.h. schwefelkieshaltige Tonschiefer zur Herstellung von Alaun. Das Bergwerk bestand aus zwei Stollen, dem Oberen Stollen und dem Unteren Stollen. Das rekonstruierte Stollenmundloch gehört zum Oberen Stollen, der jedoch nach nur kurzem Verlauf verschüttet ist. Ein alter Grubenplan, der auch auf der Infotafel abgebildet ist, zeigt einige 10er Meter nach dem Stolleneingang eine gewölbeartige Weitung des Stollens. Es wird vermutet, dass es sich um das "Festgewölbe" handelt, in dem 1806 für den in Bayreuth weilenden Feldmarschall von Blücher ein Fest veranstaltet wurde. <br<
Die volle Regimentsmusik war bestellt und in einem Seitenschacht postiert ... im Inneren der Grube strahlte eine feentempelartige Beleuchtung ... Die Weitungen unten dienten zum Tanzsaale, während die Nebenräume, alle kostbar meubliert, dekoriert und illuminiert, zu Speisegemächern umgewandelt waren."
(Quelle: Chronist Adler; Infotafel Dendrologischer Garten Bad Berneck; Jahr o.A.)

Der Eingang zum Unteren Stollen liegt auf dem Grundstück des Hotels Blüchersruh. Der Stollen ist noch rund 170 Meter begehbar, auch existieren Schächte in weitere Sohlen. Dieser Stollen diente vor allem der Entwässerung ("Erbstollen").

Neben den Stollen gab es mehrere Schächte, die der Luftzufuhr ("Bewetterung"), der Einfahrt der Bergleute, der Förderung des Abraummaterials oder dem Einlass von Tageslicht dienten. Die Schächte sind weitgehend verfallen. Sie sind an der Oberfläche als trichterförmige Vertiefungen ("Pingen") vielfach im Areal noch erkennbar.

Der Dendrologische Garten (Rotherspark)

1861 verlegte der Waldsassener Textilfabrikant Wilhelm Rother (1818 - 1898) seinen Wohnsitz dauerhaft nach (Bad) Berneck. Er war schon Jahre zuvor ein begeisterter Kurgast des Ortes. Als Bürger von Berneck erwies sich Rother als Förderer des Kurortes, seit 1866 war er auch Mitglied des Kurkomitees. Auf den Halden des zwei Jahrzehnte zuvor stillgelegten Bergwerkes "Beständiges Glück" ließ Rother auf eigene Kosten einen Park ("Blüchersruhe") mit heimischen und exotischen Laub- und Nadelgehölzen anlegen. Dieser stellt heute eine überregionale Besonderheit dar.

Wilhelm Rother wurde 1867 Ehrenbürger von Berneck. Er starb 1898. Der Stadt Berneck hinterließ Rother testamentarisch mehr als eine halbe Million Goldmark, u.a. mit der Auflage, "dass die ganzen Zinsen und Renten des Nachlasses ausschließlich zum Vorteil und zur Hebung der Kuranstalten verwendet werden sollen". An den Förderer der Stadt Berneck erinnert im umbenannten "Rotherspark" der 1900 aufgestellte Granitobelisk aus Kösseine-Granit. Bestattet ist Wilhelm Rother auf dem alten Friedhof hinter der evangelischen Kirche.

Tipps

Thiesen Wetterstation

Carl Thiesen finanzierte dem Kurort eine für die damalige Zeit technologisch aufwendige und damit äußerst kostspielige Wetterstation. Diese steht heute noch oberhalb des Marktplatzes.

GEO-Tour Station 10: BRANDHOLZ
Humboldt in Brandholz

Humboldt im Goldrausch

Am Abend des 20. Juli 1792 verfasst Alexander von Humboldt bereits Teile seines Berichtes über die Befahrung der Fürstenzeche in Brandholz und fügt diesem in einem zweiten Teil unter der Überschrift "Aussichten zur fortzusetzenden Wiedergewältigung der Fürstenzechen Baue" hinzu. Bei Niederschrift dieses Berichtes ist Humboldt möglicherweise schon in das Wunsiedler Revier weitergereist.

Am Abend des 23. Juli notiert Humboldt (jetzt bereits in Arzberg) am Rand eines Briefes an Carl Freiesleben:

"Die Fürstenzeche in Goldkronach hat mich sehr intriguirt [= neugierig gemacht]. Ich habe Akten, Risse p. studiert, bin das ganze ein 50 Lr. (= Lachter, 1 Lr. ∼ 2 Meter) tiefe Gebäude mit Ueberhauen aus dem 14ten Jahrhundert! durchfahren. Nun habe ich alles ins Reine. Es ist ein ungeheurer Bau, eine Grube auf 1.300 Lr. Länge."

Die Fürstenzeche im Jahr 1792

In seinem Bericht der Inspektionsreise beschreibt Humboldt den Zustand der Fürstenzeche. Diese war bereits unter Burggraf Friedrich V. 1365 als Fürstenzeche eröffnet worden und hatte ihre Blütezeit bis zum Einfall der Husiten 1430. Bis dahin hatte man die goldreichsten und gut erschließbaren Bereiche der Lagerstätte schon weitgehend abgebaut, so dass die Ausbeute immer geringer und und der Abbau immer schwieriger wurde. Über viele Jahrhunderte hinweg wurde der Bergbau auf Gold sogar subventioniert (es wurde eine "Zubuße" gegeben).

Humboldt erwähnt in seinem Bericht, dass die "Wiedergewältigung" der Fürstenzeche (sie befand sich demnach 1792 nicht in Betrieb) seit wenigen Monaten ("1 Quartal") auf allerhöchsten Befehl (vermutlich durch Minister Hardenberg) eingestellt worden war und dass man "[...] bloß das Ganze durch Einwechslung der Türstöcke in befahrbarem Stande" hielt. Humboldt studiert bereits zu diesem Zeitpunkt alte Bergwerksakten, u.a. die "lehrreichen Beschreibungen des Herrn Berghauptmann von Bothmer". Carl Ludwig Freiherr von Bothmer (1736–1803) war Berghauptmann im Fürstentum Bayreuth. Dessen Berichte können nur wenige Jahre zuvor verfasst worden sein.

Humboldt erwähnt in seinem Bericht die folgenden Stollen, Schächte und erzführenden Gänge:

    • Tannenschacht
    • Schmuzler
    • Schmiedtenstollen/Schmidtenstollen
    • Jacobschacht
    • Ferberschacht
    • Nasses Lichtloch
    • Rautenkranzer Gang (aber noch keine Rautenkranz-Zeche)
    • Knechtgang
    • Spießglasgang (= Spießglanz, Antimonit)
    • Weißer Kiesgang

.

Damit werden viele Lokalitäten genannt, deren Zeugnissen man noch heute bei einer Wanderung entlang des Humboldtweges begegnen kann.

Aus Humboldts Beschreibungen geht der sehr komplexe Aufbau der Goldlagerstätte am Goldberg hervor. Ursache dafür ist die starke tektonische Zergliederung des Gebirges im Nahfeld der Bruchzone der "Fränkischen Linie" (deren Einfluss Humboldt natürlich noch nicht kennen konnte). Humboldt widerspricht in seinem Bericht der Auffassung, dass "die Golderze auf der Fürstenzeche nicht auf ordentlichen Gängen, sondern [an] das Gestein durchschwärmenden Trümmern" gebunden wären. Diese Ansicht hätte vielfach zu einer wenig rentablen Wiedergewältigung der Zeche geführt.

Tipps

Goldbergbaumuseum Goldkronach

Das Goldbergbaumuseum in Goldkronach präsentiert in mehreren Abteilungen die Stadtgeschichte Goldkronachs, die Geologie der Umgebung und der Goldlagerstätte, die Geschichte des Bergbaus, das Blattgold-Kunsthandwerk sowie Alexander von Humboldt im Fichtelgebirge.

Internet: www.goldbergbaumuseum.de

GEO-Tour Station 11: GOLDKRONACH
Humboldt in Goldkronach

Humboldt und das Goldstädtchen

Goldkronach gehört zu den Orten in Oberfranken, in denen Alexander von Humboldt heute wohl noch am gegenwärtigsten ist. So bezeichnet sich das kleine Städtchen vielfach auch als "Humboldt-Stadt". In Goldkronach hat auch der Verein Alexander von Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach e.V. seinen Sitz. Dessen Anliegen ist es, insbesondere an Humboldts Wirken in Goldkronach von 1792 bis 1795 zu erinnern. Einen Link auf die Internet-Präsenz des Vereins finden Sie weiter unten.

Als Sitz des Bergamtes Goldkronach und die einst reichen Goldlagerstätte am Goldberg hatte Goldkronach besondere Bedeutung für Alexander von Humboldt. Erstmals kam Humboldt am 20. Juli 1792 im Rahmen seiner Inspektionsreise nach Goldkronach. Von hier aus befuhr er die Fürstenzeche und blieb bis zur Weiterreise ins Wunsiedler Revier (20. Juli in Arzberg). Nach seinem offiziellen Dienstantritt im Oberbergdepartement Ende Mai 1793 war Goldkronach Ziel von Humboldts erstem Geländebesuch. Hier hält er sich im Juni mehrere Tage auf. Sein Quartier ist die alte Quickmühle (Amalgamiermühle) in Goldmühl. Von dort schreibt er am 10. Juni 1793 seinem Freund Carl Freiesleben:

"Ich komme eben aus der Grube. Ich bin 2 Meilen geritten und an 3 Stunden auf der Fürstenzeche gefahren, wundern Sie Sich also nicht, liebster Freiesleben, wenn ich Ihnen einen verworrenen Brief schreibe. Mit dem Bergbau geht alles schneller, als ich dachte. [...] In bin seit wenigen Tagen hier, um den eingestellten Bau auf der Fürstenzeche [...] vorzurichten. Das allgemeine Vertrauen, welches der gemeine Bergmann mir übberall zeigt, macht mir meine Arbeit lieb, denn sonst ist meine Lage sonderbar genug, ich thue eingentlich Dienste als Geschworener, nicht als O[ber]bergmeister. Von meinen Vorrichtungen schriebe ich Ihnen jezt nichts. Ich bin zu müde, die Hitze ist unerträglich und die Grubenwetter matt.[...] Die alte Mühle, die ich bewohne, war eine Quikmühle schon im 13ten Jahrhundert. Die Zoppte stürzt sich wild durch die Felsklippen durch. Wenn es glükken sollte, die ausgewanderten Bergleute wiederzurufen, dieser romantischen Gegend nur einen kleinen Theil ihres alten Glanzes wiederzugeben ..."

Humboldtorte

Die alte Mühle in Goldmühl

In den Jahren 1793 und 1794 diente die ehemalige Quickmühle in Goldmühl (heute Ortsteil von Bad Berneck) Alexander von Humboldt als Quartier. Die Mühle wurde um 1557 (nicht wie Humboldt schrieb "schon im 13ten Jahrhundert") als Schneidsäge mit sechs Wasserrädern erbaut. Die Wasserräder trieben ein Pochwerk, eine Mahlmühle und Blasebälge für eine Schmelzhütte an. In den ersten Jahren diente sie auch als Amalgamierwerk ("Quickmühle"), d.h., aus dem durch das Pochen zerkleinerten Erz wurde das Gold mit Hilfe von Quecksilber herausgelöst. Mahl- und Quickmühle arbeiteten bis 1563, danach wird die Mühle zunächst nur noch als Schmelzhütte betrieben, kommen eine Drahtzieherei (um 1600) und eine Getreidemühle (1689) hinzu (Holl & Schulz-Lüpertz 2012). Das heutige Wohnhaus stammt von 1769 (dem Geburtsjahr Humboldts!) und wird als solches noch heute privat genutzt. Die neben der Haustür angebrachte Gedenktafel sehen Sie nebenstehend.

Hotel "Alexander von Humboldt" (vormals Gasthaus "Zum weißen Schwan")

Das heutige Hotel steht an dem Ort, an dem zu Humboldts Zeit das Haus des Musikus und Handelsmannes Johann Georg Todschinder stand. In diesem hatte Humboldt möglicherweise seinen Amtssitz. Daran erinnert die an der Fassade angebrachte Gedenktafel:

"An diesem Platze stand das Haus, in welchem Alexander von Humboldt in den Jahren 1792 - 1795 als koenigl. Preußischer Bergamtsassessor und Oberbergmeister zeitweilig amtierte"

Ganz sicher belegt ist dies jedoch nicht. Das heutige Hotelgebäude wurde nach dem großen Stadtbrand von 1836 errichtet. Diesem Brand waren viele Gebäude des Ortes zum Opfer gefallen. Ursprünglich hieß das hier untergebrachte Gasthaus "Zum weißen Schwan". Es wurde im Jahr 1868 in einem Festakt in "Alexander von Humboldt-Hotel" umbenannt.

Ehemaliges Forsthaus (heute Goldbergbaumuseum)

Das heutige Goldbergbaumuseum an Durchgangsstraße (Bayreuther Straße 21) trägt im Wappenrelief über der Eingangstür die Jahreszahl 1740. In ihm befand sich zu Zeiten Humboldts (bis in die heutige Zeit) eine Forstdienststelle. Oberförster war damals Adolph Ferdinand Böhner, Schwiegervater von Georg Friedrich Püttner (Büttner bei Humboldt). Dieser war einer der Freiberger Kommilitonen von Humboldt. In einem Brief vom 11. Juli 1793 an einen anderen Freiberger Studienfreund, den Russen Vladimir Jurevič Sojmonov, erwähnt Alexander von Humboldt, dass er bei Böhner den gemeinsamen Studienfreund Püttner getroffen habe. Vielfach wird erwähnt, Humboldt hätte in dem Haus auch kurzzeitig gewohnt. Dies geht aus dem erwähnten Brief jedoch nicht hervor. Dort schreibt Humboldt von Forstmeister Böhner, in dessen Nachbarschaft er wohne.

Ein Besuch des Goldbergbaumuseums sollte man nicht versäumen. Es ist zurzeit allerdings nur von April bis Ende November an Sonn- und Feiertagen von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Neben der Geologie und Bergbaugeschichte im Raum Goldkronach beinhaltet das Museum auch einen eigenen Raum zu Alexander von Humboldt.

Einstiges Wohnhaus Marktplatz 11 (heute Bäckerei)

Dort wo heute auf der Nordseite des Marktplatzes ein Gebäude mit einer Bäckerei besteht, stand bis zum Stadtbrand von 1836 das Wohnhaus des Schichtmeisters, Bergverwalters und Knappschaftsschreibers Christian Ernst Tornesi. Dieser wohnte hier mit seiner Familie in den Jahren von 1738 bis 1754. Christian Ernst Tornesi kam 1731 aus dem Unterharz nach Goldkronach. Am 7. April 1748 wurde hier als eines von neun Kindern sein Sohn Otto Heinrich Tornesi geboren, der später ein geschätzter Kollege von Alexander von Humboldt und 1798 dessen Nachfolger im Oberbergdepartement werden sollte (siehe dazu weiter unten). Die ganze Familie siedelte 1754 nach Bayreuth über. Christian Ernst Tornesi war dort zum Inspektor und Verwalter für das Zucht- und Arbeitshaus in St. Georgen berufen worden. Dem Zuchthaus war eine Marmorfabrik angeliedert, in dem die Häftlinge arbeiten mussten und die Tornesi ebenfalls leitete.

Schloss Goldkronach und Humboldt-Kulturforum

Das Goldkronacher Schloss ist ein ehemaliges Ritterschloss aus dem 16./18. Jahrhundert. Es ist heute in Privatbesitz und Sitz des Alexander-von-Humboldt Kulturforums. Eine kleine Sonderausstellung zu Alexander von Humboldt sowie die von Hans Dressel (†) stammende Humboldt-Büste können bei Veranstaltungen der Kulturforums oder Führungen des GEOPARK Bayern-Böhmen besichtigt werden.

Nationles Geotop Goldberg

Seit 2019 gehört der Goldberg bei Goldkronach, das Zentrum des einstigen Goldbergbaus, zu den Nationalen Geotopen Deutschlands. Zu verdanken ist dies seiner montanhistorischer Bedeutung, auch im Hinblick auf das Wirken Alexander von Humboldts, und der dort vorhandenen Infrastruktur.

Tipps

Humboldt-Weg und Besucher-Bergwerke

Der rund sechs Kilometer lange Rundweg führt auf Waldwegen und -pfaden, innerorts auf befestigten Wegen, vorbei an vielen ehemaligen Zeugnissen des Bergbaus seit dem Mittelalter. Startpunkte sind am Infohaus zu den Besucher-Bergwerken auf dem Goldberg, am Parkplatz des Friedhofes, am Wanderparkplatz in Brandholz. Auch der Start in Goldkronach am Marktplatz ist empfehlenswert (Wegstrecke ca. zwei Kilometer länger). Dieser beginnt am Marktplatz und führt ca. 100 Meter nach der Bäckerei am Marktplatz 11 in Richtung Sichersreuth bzw. am Ende der Stadtkirche über einen Wanderpfad zunächst zum Parkplatz am Friedhof (eine Abkürzung direkt auf die Straße an der Ottenleite ist möglich).

 

Goldbergbaumuseum

Öffnungszeiten:
April bis Ende November Sonn- und Feiertage, 13 bis 17 Uhr
Für Gruppen sind gesonderte Termine möglich.

 

Kulturforum Alexander von Humboldt Schloss Goldkronach
www.humboldt-kulturforum.de

Goldbergbaumuseum Goldkronach
www.goldbergbaumuseum.de

Goldbergknappen

http://www.goldbergknappen.de/html/rundgang_beginn.html

GEO-Tour Station 12: BISCHOFSGRÜN
Humboldt in Bischofsgrün

Humboldt und die Perlen

Alexander von Humboldt besucht Bischofsgrün bzw. den Fröbershammer erstmals am 21. Juli 1792. Er notiert in seinem Inspektionsbericht, dass es dort zwei Frischfeuer, einen Zainhammer (für die Nagelschmiede) und eine Knopfhütte gibt. Der Knopfhütte widmet er besondere Aufmerksamkeit.

Humboldt führt aus, dass die Knopfhütte nur in fünf Wintermonaten betrieben wird und dem Kommerzienrat Loewel gehört. Aus dem Hinweis, dass man "die Arbeiter [im Sommer] zum Holzhauen und zur Feldwirtschaft braucht" geht hervor, dass die einheimischen Bauern die Arbeit in der Knopfhütte verrichteten. Zum Zeitpunkt seines Besuches (Juli) wurde in der Knopfhütte jedoch wohl nicht gearbeitet. Humboldt hat sich demnach die Knopfhütte vor Ort ausführlich schildern lassen. Als Rohstoff für die Glasknöpfe - die Batterlessteine / Paterle - nennt Humboldt einen Grünstein mit wenig Feldspat und vieler innig beigemengter Hornblende von Schneeberg und Ochsenkopf. Er selbst habe das Gestein noch nirgends im Lande anstehend gefunden", es liege dort "in Butzen umher".

Bei dem von Humboldt angsprochenen Gestein handelt es sich um ein vulkanisches Gestein, dass in einer rund 5 Kilometer langen und bis zu 20 Meter breiten NNW-SSO-verlaufenden Förderspalte quer durch den Ochsenkopf vorkommt, den sogenannten Proterobas. Vorkommen am Schneeberg gibt es allerdings nicht.

Humboldt berichtet über das Schmelzen des Gesteins, den Knopfofen sowie das Arbeiten am Ofen. Am Ofen arbeiten 25 Mann (!) vor je einer Öffnung und zogen die geschmolzene Masse (das Glas) mit einer langen Zange ("Kluft" bei Humboldt, auch "Kluppe" genannt) aus dem im Ofen stehenden Schmelztiegel, um es anschließend (durch Drehen) zu "modeln".

Hergestellt werden im Jahr Knöpfe im Wert von 4.000 - 5.000 Gulden. Bei einem Preis von 6 Kreuzer je "Schnur" mit je 20 Dutzend Knöpfen sind dies ... Knöpfe.

Die schwarzen Proterobas-Knöpfe wurden mit Emailfarbe bemalt und anschließend die Farbe eingebrannt. Als Farbstoffe wurden verwendet: weiß - Brauneisenstein mit Arsenikkalk, gelb - Birkenkohle, blau - Smalte (mit Kobald gefärbetes Kaliumsilikatglas).

Humboldt berichtet, dass Glasknöpfe bereits seit 200 bis 300 Jahren in der Region hergestellt werden und ihren Ursprung in "in der Warmen Steinach" - also in Warmensteinach - hat. Derzeit gäbe es im Bayreutherischen fünf Fabriken, die ihre Erzeugnisse nach Schlesien und Polen, teils für den "Sklavenhandel nach Afrika [?] geben."

Humboldt schließt seinen Bericht über die Knopfhütte mit einer Bemerkung zur Abwanderung von Arbeitern aus dem Bayreuther Fürstentum in die nahegelegee obere Pfalz und nach Böhmen:

"Bayreuther Arbeiter sind in die obere Pfalz und nach Böhmen übergelaufen und die Konkurrenz der dort neu angelegten Fabriken, die wohlfeileres [= günstigeres] Holz haben, hat den Absatz vermindert und die Ware wohlfeiler gemacht."

Dies lässt erkennen, dass der Mangel an Holz in der Region wirtschaftliche Folgen hatte.

Der Fröbershammer

Humboldt berichtet auch über die Frischfeuer und den Zainhammer, die "vortrefflich eingerichtet" sind und "sehr gute Ware" liefern. Er merkt jedoch an, dass der Verlust an Eisen durch das Frischen beträchtlich ist (3/8). Als wahrscheinliche Ursache benennt er das "Anlaufen" (siehe unten).

In einem Frischfeuer wird das Roheisen bei starker Hitze wieder aufgeschmolzen. Mit einem Blasebalg wird Luft über die Eisenschmelze geführt, um dem im Eisen von der Herstellung noch vorhandenen Kohlenstoff zu verbrennen. Zwischendurch wird das flüssige Eisen immer wieder umgerührt. Ziel ist es, möglichst wenig Kohlenstoff im Eisen zu haben, um es weniger spröde und damit gut schmiedbar zu bekommen. Das Frischen dauert 5 bis 6 Stunden.

Der von Humboldt verwendete Begriff des "Anlaufens" ist möglicherweise ein Hinweis darauf, dass man das Eisen mit einer Stange unter Drehen aus der flüssigen Schmelzmasse herausgenommen hat. Während des Drehens setzte sich das Eisen an der Stange fest. Anschließend wurde es abgeschreckt und geschmiedet. Dann wurde das Eisen wieder in die Schmelzmasse gehalten und die nächste Schicht lagerte sich an. Der Vorgang wurde so lang fortgesetzt, wie sich das Eisen schmieden ließ und dem Schmied nicht zu schwer. Am Grund des Ofens setzte sich das minderwertige "Theileisen" ab. Durch das Schmieden werden noch vorhandene Schlackenreste aus dem Eisen entfernt.

Das Frischen des Eisens ist ein sehr viel Energie verbrauchender Vorgang. Humboldt berichtet, dass je Frischfeuer am Fröbershammer je Woche 42 Zentner Eisen gefrischt werden, wobei dafür 84 Kübel Holzkohlen verbraucht wurden. Hierzu benötigte man 17 bis 21 Klafter Holz (ganz grob 1 Klafter Holz = 3 Kubikmeter). Für beide Frischfeuer waren das pro Woche rund 102 bis 126 Kubikmeter Holz!

Lesen Sie hier den gesamten Text Humboldts über die Frischfeuer und den Zainhammer zu Bischofsgrün. Es sei hier als Beispiel der von ihm verwendeten Fachtermini und Darstellungsweise aufgezeigt.

Tipps

Glaswanderweg

Der Glaswanderweg ist ein industriehistorisch interessanter und naturräumlich reizvoller Themenwanderweg mit einer Länge von 42 Kilometern zwischen Weidenberg und Bischofsgrün. Er ist in die Abschnitte

  • Weidenberg - Sophienthal - Zainhammer
  • Zainhammer - Warmensteinach - Grünstein
  • Grünstein - Neugrün - Fichtelberg - Karches
  • Karches - Bischofsgrün

gegliedert. Ausführliche Informationen finden sich auf der Internetseite www.glas-im-fichtelgebirge.de.

Waldglashütte am Ochsenkopf

Archivalische Notizen aus dem 17. Jahrhundert beschreiben eine „Glas- und Knopfhütte am Fichtelberg“, entlegen an der Landesgrenze zwischen den Fürstentümern Brandenburg-Kulmbach und Obere Pfalz. Archäologische Ausgrabungen unter Trägerschaft der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Bayreuth e. V. zwischen 2004 und 2006 haben die Relikte der alten Proterobas-Glashütte wieder zum Vorschein gebracht. Die begleitenden archäologischen Untersuchungen sind ein allererster Schritt hin zu einer wissenschaftlichen und interdisziplinären Aufarbeitung der Siedlungs-, Wirtschafts-, Sozial- und Kunstgeschichte im zentralsten deutschen Mittelgebirge.

Die am südlichen Hang des Ochsenkopfes im heutigen Landkreis Bayreuth ausgegrabene Glashütte lässt sich weit zurückverfolgen. Lorenz Glaser bittet 1616 um die Genehmigung zur Errichtung einer neuen Hütte auf oberpfälzischen Grund an der Mooslohe. Der Standort zwischen Proterobas- und Quarzitgängen an dem aus den Kalten Brunnen fließenden Bächlein ist ideal gelegen.

Die Waldglashütte erreichen Sie am besten vom Parkplatz nahe der Bleaml-Alm auf dem Forstweg Richtung Ochsenkopf. An der ersten Abzweigung (ca. 400 Meter nach Eintritt in das Waldgebiet) nach rechts und dem Forstweg noch etwa 200 Meter folgen.

GEO-Tour Station 13: LUISENBURG / WUNSIEDEL
Humboldt in Luisenburg / Wunsiedel

Humboldt und die Luisenburg

Bislang wurde im Zusammenhang mit dem Felsenlabyrinth der Luisenburg als berühmtester Besucher Johann Wolfgang von Goethe genannt. Dieser duchstieg Teile des Felsenmeeres 1785, noch vor der ersten Ausbauphase zu einem bürgerlichen Landschaftsgarten, und bei einem zweiten Besuch 1820. Zu diesem Zeitpunkt war das Labyrinth schon nahezu in seiner heutigen Form begehbar. Über Besuche Alexander von Humboldts ist tatsächlich nur sehr wenig bekannt. Die Kenntnis davon stützt sich auf eine Reisebeschreibung des polnische Grafen de Lagarde-Messence in von 1819, in der es heißt: "[...] dort findet man ein rechtmerkwürdiges Moos, das in der Finsternis schimmert. Als Herr von Humboldt, Bergwerksmeister seines Zeichens, durch diese Berge ging, machte er die Analyse davon [...]". Aufzeichnungen Humboldts selbst hierzu sind jedoch heute nicht mehr verfügbar.

In Humboldts Inspektionsbereicht von 1792 findet sich die folgende Textstelle:
"Daß das relative Alter dieser Granit-Abänderungen sehr verschieden ist, läßt sich schon daraus abnehmen, daß man auch die eine nicht selten ("an der Luxburg") als Bruchstück in anderen eingewachsen findet."

Einige Absätze weiter heißt Humboldt:

"Der Granit auf dem höchsten Kuppengebirge liegt teils söhlig (aie auf der Luxburg), teils schießt er (wie auf dem Schneeberge) unter 10° gegen Abend [nach Westen] ein."

Humboldt bezieht sich mit seinen Beobachtungen zweimal auf die Luxburg, die 1805 zu Ehren des Besuches der preußischen Königin Luise in Luisenburg umbenannt wurde. Es ist daher davon auszugehen, dass Humboldt diese Erscheinungen mit eigenen Augen gesehen hat. Anders wäre es auch verwunderlich gewesen, denn bereits ab 1790 begann die Begehbarmachung des Labyrinthes.

Humboldt und der Granit

Humboldt ist zu einer fränkischen Zeit noch dem "Lager der Neptunisten" zuzuordnen. Er folgt damit der Lehrmeinung seines Lehrers in Freiberg, Abraham Gottlob Werner. Danach wurde der Granit in einer frühen Phase der Bildung der Erdkruste aus einem Urozean, d.h. aus einem wässrigen Medkum, ausgefällt. Als ein Indiz dafür galt auch die "Schichtung" des Granits:

"Da, wo noch das alte Ausgehende1) des Granits zu sehen ist, d.i. auf einzelnen, turmähnlichen Kuppen, findet sich der Granit äußerst regelmäßig, wie dichter Kalkstein geschichtet, und zwar in Lagern zu 2 Fuß 8 Zoll."

1) Das Ausgehende meint hier "die obersten Schichten". Humboldt beschreibt hier Felstürme, Felsbastionen, an denen die horizontalen Lagerklüfte gut zu erkennen sind.

Seine erste Niederschrift ergänzt Humboldt bei einer Überarbeitung des Manuskriptes (zwischen August 1792 und April 1793) wie folgt:

"Ich glaube nämlich, daß aller Granit ursprünglich (da wo die trocknenden Wasser die Atmosphäre berührten) d.h. im Ausgehenden geschichtet war und daß geschichteter Granit nur darum ein so seltenes (von einigen nicht reisenden Geognosten geleugnetes) Phänomen ist, weil wir überall gleichsam in den Vertiefungen der zerstörten Erdrinde wohnen und das alte Ausgehende des Granits nur auf den höchsten besuchten Punkten der Erdoberfläche zu suchen ist."

Für Humboldt ist der Granit nur in seinen obersten Abschnitten geschichtet: "[...] da wo die trocknenden Wasser die Atmosphäre berührten." Auch wenn es im Inspektionsbericht nicht weiter ausgeführt ist, dürfte Humboldt den Granit in der Tiefe als strukturlose Masse betrachtet haben. Ob er Vorstellungen darüber hatte, wie es hierzu gekommen sein soll, ist ebenfalls nicht ausgeführt.

Bei Seußen nahe Arzberg macht Humboldt eine weitere Beobachtung in den granitischen Gesteinen des Fichtelgebirges, die ihm so bemerkenswert erscheint, dass er sie noch während seiner Inspektionsreise im Juli 1792 an den Herausgeber des Bergmännischen Journals schreibt (vermutlich am 23. Juli). Der Brief erscheint daraufhin noch in der Juli-Ausgabe des Journals.

"Auf einer Reise durch das Wunsiedler Bergamt entdeckte mein lehrreicher Begleiter Herr Hof-Kammerrath Tornesi, [...] zwei vollkommene Granitkugeln am Wege unweit Seisen [= Seußen]! Dies Phänomen wird Ihnen gewiß nicht weniger auffallend scheinen, als es mir war. Beide Granitkugeln waren von 14-16 Zoll im Durchmesser [35-40 cm][...]. Sie bestehen aus einem deutlichen feinkörnigen Granite mit vielem tombackbraunen Glimmer, und zeigen konzentrisch-schalige absonderte Stücke, von denen wir zwei Schalen ablößten. Beide waren noch ihrer natürlichen Lagerstätte, eingewachsen in einem grobkörnigen Granite, der sich durch den (am Fichtelberg nicht seltenen) kristallisierten Feldspat auszeichnete und der Verwitterung nahe war: ein Beweis also, daß selbst der Granit [...] die Fähigkeit [hat] sich kugelartig zu ballen!"

Was Humboldt in die Eigenschaft des Granits "sich kugelartig zu ballen" hineininterpretiert, lässt sich nicht ohne Weiteres erschließen. Es ist vermutlich vor allem eine Beobachtung, die er der geognostischen Gemeinschaft kundtun will. Humboldt erwähnt die Kugeln auch in seinem Inspektionsbericht:

"[...] kommen auch Granitkugeln mit 2- 3fach konzentrisch, schalig abgesonderten Stücken in einem verwitterten Granite bei Seäßen vor".

In einer nachträglichen Ergänzung kommentiert Humboldt:

"Ihre Art des Vorkommens zeigt, daß sie nicht sekundär sind. In anderen Teilen europäischer Gebirge sind sie noch nie entdeckt worden und unseren Gebirgen [...] ausschließlich eigen."

Die Beobachtung Humboldts zeigt sein Interesse und Gespür für das "Nichtalltägliche", die Besonderheiten, die es gilt weiter zu erforschen. Die von Humboldt beschriebene Erscheinung erklärt sich heute als Folge von Verwitterungsprozessen (was sich bei Humboldts Beschreibung ja bereits andeutet). Die "Kugeln" sind in einer Verwitterungsdecke infolge des richtungslosen Gefüges des magmatischen Gesteins entstanden. Ausgehend von einer quaderförmigen, durch Klüfte begrenzten Rohform sind die Gesteinskanten rasch verwittert. In die kugelige Form sind Verwitterungslösungen unterschiedlich weit eingedrungen (oder auch thermische Einwirkungen, Frost oder Temperatur) und haben die konzentrischen Schalen abgelöst.

Tipps

Besuchen Sie das Felsenlabyrinth der Luisenburg - eine der wichtigsten geologischen Lokalitäten im GEOPARK Bayern-Böhmen.

GEO-Tour Station 14: KLAUSEN / SEUßEN
Humboldt in Klausen / Seußen

Humboldt und das Klima

Alexander von Humboldt besucht das Püttnersche Alaunwerk Treue Freundschaft in der Klausen bei Seußen erstmals am 24. Juli 1792 im Rahmen seiner "Inspektionsreise". In seinem Bericht schildert er ausführlich das Werk und die Produktionsschritte der Herstellung von Alaun.

Schon in seinem Bericht beschreibt er die bituminöse Blätterkohle, in der "oft noch unversehrte Tannenzweige, die ihre natürliche Rinde erhalten" haben, zu finden sind. Humboldt erwähnt diese Fossilien auch in einem Brief an den Verleger des "Bergmännichen Journals" Hoffmann, der diesen bereits in der Juli-Ausgabe 1792 abdruckt. Dort heißt es:

[...]Bei Klausen an der Oberpfälzischen Grenze liegt das 21 Lachter mächtige Braunkohlenflöz unter einem Gerölle von mehr oder weniger verwitterten Basaltkugeln. Einige sind mit den Fingern zerreiblich, und doch erkennt man noch die 6-9 fach concntrisch schaligen abgesonderten Stücke. In der Braunkohle finden sich unversehrte Aeste von Tannenzweigen, die fast ihre natürliche Farbe erhalten haben, und so also gegen die Feuerrevolution zeugen. [...]"

Mit dem Zeugnis gegen die Feuerrevolution spielt Humboldt auf die Diskussion zwischen Neptunisten und Plutonisten an (siehe dazu Station Luisenburg und Steinhaus). Nachdem Basalte die Braunkohlen überlagern, war Humboldt der Meinung, dass - wären diese aus glutflüssiger Lava erstarrt - die Lava die Pflanzenfossilien in der Farbe verändert, vermutlich verbrannt hätten. Aus heutiger Sicht ist bereits die Interpretation der Lagerungsverhältnisse nicht richtig. Die Basaltblöcke sind in einer lehmigen Grundmasse durch den Prozess des Bodenfließens hangabwärts auf die Braunkohlenlager verfrachtet worden.

Die Sache mit der Ekliptik

Im November 1794 schreibt Alexander von Humboldt einen Brief an den Mathematiker Johann Friedrich Pfaff. Darin kündigt er ein größeres Werk unter dem Titel "Ideen zu einer künftigen Geschichte und Geographie der Pflanzen oder historische Nachricht von der allmäligen Ausbreitung der Gewächse über den Erdboden und ihren allgemeinsten geognostischen Verhältnissen" an, das "in 20 Jahren" erscheinen soll. In dem Brief erläutert Humboldt, dass selbst in hohen geographischen Breiten Pflanzenfossilien vorkommen, die unter "Tropenwärme" vor Ort gewachsen sind. "Unter den vielen möglichen Gründen, welche eine Tropenwärme [...] hervorbringen können, studiere ich den besonders über die veränderte Schiefe der Ekliptik ...". Humboldt bittet Pfaff um eine Stellungnahme darüber, ob die Ekliptik in der Vergangenheit nicht auch 48° (gegenüber heute 23 1/2°) betragen haben könnte. Die Antwort von Pfaff ist nicht erhalten, da Humboldt in aller Regel die an ihn gerichteten Briefe vernichtete. In einem Vortrag vor der Akademie zu Berlin am 24. Januar 1823 stellt Humboldt eine völlig andere Hypothese zum Wachstum wärmeliebender Pflanzen weit außerhalb der heutigen Tropen auf. Lesen Sie diese Textpassage hier

Humboldt schließt seinen Brief wie folgt:

"Auf meinen rauhen Felsenhöhen hänge ich solchen Träumereien nach. Beraubt von den nothwendigsten Hilfsmitteln muß ich mich an lebendige Orakel wenden ...".

Was ist Alaun?

Alaun ist chemisch ein wasserhaltiges Doppelsulfat (SO44-), ein Salz der Schwefelsäure, vermischt mit Tonerde, einer kleinen Menge Potasche (Kalium) und Ammonium. Verwendung fand Alaun u.a.

  • in der Färberei als Beizmittel vor dem Aufbringen von Farbstoffen,
  • in der Gerberei, um weißgares Leder herzustellen,
  • zum Leimen von Papier, um es tintenfest zu machen,
  • zum Härten von Gips und Gelatine,
  • zum Stillen innerer Blutungen und Durchfälle
  • zum Blutstillen bei Schnittwunden (Rasur)
  • als Deodorant

Alaun kommt in der Natur i.d.R. nicht als Mineral vor, sondern muss in mehreren Schritten aus Schwefel-führenden Gesteinen ausgelaugt werden. In Frage kommen dafür Braunkohlen oder Schwefelkies-haltige Alaunschiefer.

Das ehemalige Alaunwerk auf der Klausen

Bereits 1732 gab es in Hohenberg a.d. Eger die Braunkohlengrube "Freundschaft". Dort verbrannte man die Kohle und laugte sie anschließend zur Herstellung von Alaun aus. In Arzberg entstand 1765 eine Alaunhütte am Schachtweg "in der Biih" (= bei der Alaunhütte), die ihre Braunkohle ebenfalls aus Hohenberg bezog, jedoch bereits 1770 ihren Betrieb wieder einstellte.

Für das Gebiet der Klausen erwirbt der in Seußen ansässige Oberförster Balthasar Christoph Reiz die Mutungsrechte für die Zeche "Treue Freundschaft", die 1762 ihren Betrieb aufnimmt. Vor Ort entsteht ein Alaunwerk, in dem aus der Schwefelkies-haltigen Braunkohle bis 1837 (75 Jahre lang) Alaun produziert wird. Erwähnung finden die Schwefelkies-haltigen Braunkohlen allerdings schon in der von dem markgräflichen Bergrat Johann Wilhelm Kretschmann stammenden "Sammlung zu einer Berg Historia" als "Schefel Kieße von der Clausen, eine Stunde von Redwitz nach Arzberg zu, wobei eine Art Stein Kohlenn, so alaunisch seyn ...".

Eine erste Beschreibung des Alaunwerkes stammt von 1786:

"Das Werk besteht aus 2 Hauptgebäuden, wovon jedes 2 Stockwerke hoch ist. In denselben wird zu ebener Erde in 5 kleinen Blechpfannen die Lauge gekocht und in 5 größeren Bleipfannen abgekühlt [...]. Hinter dem Gebäude befindet sich eine Hütte mit 10 hölzernen Kufen verschiedener Größe, in welchen sich die Sole sammelt. 11 Personen liefern wöchentlich 8 Zentner Alaun und etwas rote Farberde". (Nach: J.K. Bundschuh, Geographisches Lexikon von Franken, Ulm 1799-1804).

Alexander von Humboldt und das Alaunwerk auf der Klausen

Alexander von Humboldt widmet dem Alaunwerk auf der Klausen 1792 einen ausführlichen Bericht. Er stellt darin fest, dass das Gestein, "aus welchem man hier den Alaun gewinnt, [...] weder Alaunschiefer noch Alaunerde, sondern wahre Braunkohle" ist. Die Lagerstätte des Flözes bezeichnet er als "überaus merkwürdig".

Aus Humboldts Beschreibung der Lagenstätte lässt sich der folgende geologische Aufbau ableiten:

  • Humus
  • 2 - 3 m Verwitterungslehm mit 37 - 42 cm großen Basaltkugeln
  • 4 - 5 m weiße und braune Letten
  • darunter (ab ca. 8 m) folgt das Braunkohlenflöz

Die Mächtigkeit des Flözes ist offensichtlich unbekannt, es soll jedoch noch in 42 m Tiefe erbohrt worden sein. Humboldt hält fest, dass die Lagerstätte im Nordwesten von Gneisen begrenzt wird (man findet sie in mehreren Aufschlüssen heute noch entlang des nördlichen Uferweges. In der Braunkohle beschreibt Humboldt "unversehrte Tannenzweige, die ihre natürliche Rinde erhalten [haben], und unverwitterte Schwefelkiese."

Der Beschreibung Humboldts zufolge erreichten die Bergleute das Braunkohlenflöz von der Oberfläche her über mehrere mit großem Aufwand gezimmerte Schächte. Über diese wurde das "mit dem Keilhauer Gewonnene durch Haspel herausgefördert." Der eigentliche Abbaustollen lag bis in 28 Meter Tiefe und hatte eine Länge von rund 220 Metern in südlicher Richtung. Der größte Teil des Stollens war ausgezimmert.

Zur Zeit von Humboldts Besuch arbeiteten 12 Bergleute auf der Grube, das Alaunsieden erfolgte nur während der wärmeren Jahreszeit. Das mit verwittertem und unverwittertem Schwefelkies durchsetzte Alaunerz, die Braunkohle, wurde auf die "Bühne" verbracht, ein aus Balken und Brettern bestehendes Bauwerk oberhalb der Grube, die mundartlich so genannte "Biih". Auf der "Biih" wurden die Braunkohlen vor der eigentlichen Alaunproduktion erst eineinhalb bis zwei Jahre gelagert, um dort zu "wittern". Danach beginnt das Auslaugen (12-15 Jahre!). Während der Lagerung und später beim Begießen und Wenden der Braunkohlen oxidiert der Luftsauerstoff den Schwefelkies (Pyrit) in der Braunkohle. Die dabei freigesetzte Schwefelsäure löst aus den tonigen Begleitsedimenten der Braunkohle Aluminium, Kieselsäure und Bitumen heraus. Diese Lauge wird in einen Schuppen nahe der Alaunhütte geleitet, wo sie in mehreren, im Boden eingelassenen Vorratskästen (1,50 m im Durchmesser, 1,20 m tief) zwischengelagert wird.

Im nächsten Schritt wird die Lauge in drei "Läuterpfannen" 36 Stunden lang "gesotten" (gekocht). Während des Siedens setzen sich die bituminösen Bestandteile und die Kieselsäure als teerartige Masse ab, die getrocknet schwarz-glänzend ist und einen muscheligen Bruch hat. Die geläuterte Lauge wird zum Abkühlen in größere Pfannen geleitet, danach in zwei Garpfannen unter Zugabe von Pottasche (Kaliumkarbonat) 24 Stunden eingedampft.

Humboldt nennt in seinem Bericht, dass wöchentlich 5 Zentner Alaun produziert werden. Der Holzbedarf dafür beträgt 10 Klafter. Humboldt bilanziert daraus die jährliche Produktion von 100 - 120 Zentner Alaun mit einem Holzverbrauch von 200 - 240 Klaftern (bei 5 - 6 Monaten Betrieb). Kritisch äußert er sich über den hohen Holzverbrauch, den er u.a. einer unsachgemäßen Befeuerung und falschen Bauweise der Pfannen zuschreibt.

Das "Püttnersche Alaunwerk" auf der Klausen

Humboldt benennt das Alaunwerk auf der Klausen als das "Püttnersche Alaunwerk". Es gehörte demnach der Kaufmanns- und Bankierfamilie Jakob Friedrich Püttner (1720-1798) aus Hof, die auch Eigentümer der Vitriol- und Alaunhütte "Goldene Adlerhütte" bei Wirsberg war. Dessen Enkel, Georg Friedrich Püttner, war Kommilitone Humboldts in Freiberg und übernahm später das Vitriolwerk bei Wirsberg und die Alaushütte auf der Klausen.

Hüttenmeister zur Zeit des Besuches von Humboldt war der Johann Christian Ullmann, "... ein sehr verständiger Mensch, aber ehemaliger Bermann aus Johanngeorgenstadt, der sich wohl besser auf Bergbau als Pyrotechnik verstehen mag." (Humboldt). Von 1808 an leitete das Püttnersche Alaunwerk der aus der Niederlausitz stammende August Reinsch (1778 - 1869), der ausgebildeter Apotheker war. Er war zuvor als Laborant auf der "Goldenen Adlerhütte" tätig. Reinsch übernahm nach dem Tod des Obersteigers J.C. Benker 1805 die Leitung der 1795 von Alexander von Humboldt in Arzberg gegründeten Bergschule. Reinsch übernimmt einige Jahre vor 1833 das Alaunwerk zu eigener Pacht. Für das Jahr 1829 werden noch 5 Bergarbeiter und 10 Alaunsieder genannt. Das Alauswerk wird 1833 von den Püttnerschen Gewerken an den Seußener Gutsbesitzer Christian Paul Aecker verkauft. Reinsch geht als "Berg- und Hüttenfaktor" (Verwalter) des Schwefelkiesbergwerkes am Silberberg nach Bodenmais (heute Besucher-Bergwerk).

Der Niedergang des Alaunwerkes auf der Klausen

Der neue Eigentümer seit 1833 des Alauswerkes, Christian Paul Aecker aus Seußen, betrieb das Werk nach einer Angabe von Carl Wilhelm von Gümbel nur bis zum Jahr 1837. 1834 heißt es in einem Text jedoch bereits, das sich " [...] sämtliche Grubenbaue der 'Treuen Freundschaft'bei Seußen ohne alle Beaufsichtigung und Unterhaltung befinden, wodurch eine sehr üble Gruben- und Hüttenwirtschaft [entstanden] ist". 1853 kam es durch das Bergamt zu einer "Freierklärung", da die Erben des mittlerweile verstorbenen Christian Paul Aecker den Verpflichtungen des Bergamtes nicht nachkamen.

Vom Alaunwerk zum Freizeitsee

1870 entsteht an Stelle der aufgelassenen Bergbaugrube der Klausenteich, jedoch wird die Staumauer durch ein Hochwasser im Juni 1913 zerstört. Erst 1935 wird der Teich durch den Klausenwirt Georg Sölch neu angelegt. Dieser wird 1912 zusammen mit seiner Familie als Bewohner des Gebäudes Nr. 1 des Anwesens "Treue Freundschaft" genannt. Im anderen Gebäude (1a) lebten sechs weitere Familien. Das von dem Ökonomen und Bierwirt Wirtshaus bestand bis zur Flutung des Feisnitzsee 1972/73 als Kühlwasserreservoir für das Braunkohlen-Kraftwerk Arzberg.

Tipps

Machen Sie einen Rundgang um den Feisnitz- bzw. Haid-Speichersee (Wegstrecke rund 2,2 Kilometer) oder besuchen Sie den 32 Meter hohen Aussichtsturm, die Waldenfelswarte, auf dem 633 Meter hohen Kohlberg. Von diesem haben Sie eine einzigartige Aussicht in das Fichtelgebirge, nach Böhmen und in die nördliche Oberpfalz (einfache Wegstrecke ab Parkplatz 1,6 Kilometer).

GEO-Tour Station 15: ARZBERG
Humboldt in Arzberg

Die Lagerstätten in Arzberg und Umgebung waren zurzeit Humboldts und darüber hinaus die ergiebigsten im Wunsiedler Revier. Abgebaut wurden die an den Wunsiedler Marmor gebundenen Eisenerze. Und dies bereits seit dem Mittelalter. Erst 1941 kam der Bergbau in Arzberg mit der Stilllegung der Zeche "Kleiner Johannes" zum Ende. Über die Geschichte des Bergbaus, das Wirken Alexander von Humboldts in Arzberg und die Geologie des Fichtelgebirges informiert die heute auf dem Gelände der ehemaligen Zeche bestehende Infostelle von Naturpark Fichtelgebirge und GEOPARK Bayern-Böhmen.

Entsprechend der Bedeutung von Arzberg hielt sich Alexander von Humboldt häufiger wohl auch in Arzberg auf, doch gibt es nachweislich nur wenige Briefe, die von hier stammen. Humboldt wohnte während seiner Aufenthalte in Arzberg im Müssel'schen Haus, dem heutigen Bergbräu. Eine Gedenktafel in der Hausfassade erinnert daran. Sie wurde bereits am 12. September 1880 dort angebracht. Der damalige Arzberger Bürgermeister gab bei der Einweihung der Gedenktafel das Versprechen, "dass er sowohl als auch alle seine Nachfolger dasselbe würdig für alle Zeiten schützen und der Nachwelt zum ewigen Andenken an den großen Gelehrten, auf den Deutschland, Europa, ja die ganze zivilisierte Welt stolz ist, erhalten wollen".

Wie in Steben richtet Alexander von Humboldt in Arzberg eine Bergschule ein. Ende Juni schrieb Humboldt von seinen Plänen an das Oberbergdepartement in Bayreuth. Man sei "dort oben in der Kultur zurück", und die Schule sei hier nötiger als irgendwo. Nach langem Suchen wäre die Wahl auf den Obersteiger Johann Caspar Bencker (†1805) als Schulleiter gefallen. Dieser sei ein verdienstvoller und sehr erfahrener Grubenbeamter, der gewiss auch als Lehrer einiges leisten würde. Im Herbst 1795 schreibt Humboldt in seinem Generalbericht über das Wunsiedler Revier, dass der Etat für die Schule bereits eingeplant sei. Begonnen wurde mit dem Unterricht jedoch erst 1796. Es handelte sich um eine Winterschule mit Unterricht von November bis Mai für "Bergjungen" ab dem 12. Lebensjahr. Weder in Arzberg noch in Wunsiedel ist allerdings ein Gebäude für die Bergschule nachweisbar. Es ist daher anzunehmen, dass der Unterricht in der Wohnung des Bergschullehrers abgehalten wurde. Im Jahr 1804 wurde die Arzberger Bergschule nach Goldkronach verlegt.

Lesen Sie hier die Textpassage aus Humboldts Generalbericht von 1795, in der er auf die geplante Bergschule in Arzberg eingeht.

Aus den Briefen und Berichten Alexander von Humboldts geht hervor, dass er in Arzberg häufig persönlich in die Bergwerke eingefahren ist. Schon während seiner Inspektionsreise 1792 besuchte er eine Reihe dieser Gruben:

"Die Gruben, welche ich befahren, waren Susannen-Glück und Goldkammer Fundgrube, Silberkammer Fundgrube, Anna Christiana Fundgrube, Gottes Geschick Fundgrube und Friedrich Christian Fundgrube. Die beiden Hauptgruben gehören dem Faktor Müßel, dessen Vater sein Vermögen dem Bergbau fast schon ganz aufgeopfert hatte, als er diese Werke aufnahm, welche ihm und den Nachkommen einen reichlichen Ersatz geben und die [Berg-] Baulust zu Arzberg aufs neue sehr rege gemacht haben".

St. Georg-Stollen im Röslautal

In seinem Generalbericht schreibt Humboldt auch über den St. Georg-Stollen im Tal der Röslau (= Gsteinigt). Konkret geht es um Verbesserungsvorschläge für den weiteren Ausbau des Entwässerungsstollens für die Arzberger Bergwerke (= Erbstollen). Über dem Eingang des 2008 wiederhergestellten Mundlochs stehen die Jahreszahlen 1722-1795-1817-2008. Sie kennzeichnen die wichtigsten Ausbau- und Sanierungsetappen des Stollens.

Der St. Georg-Stollen wurde 1722 im Tal der Röslau so tief wie möglich angelegt und bis 1727 bis zur Eisensteinzeche Morgenstein vorangetrieben. In einem Befahrungsbericht vom August 1770 wird erwähnt, dass der Stollen im Bereich der Zeche Morgenstern fast völlig verbrochen ist. Bis zur Grube "Gold- und Silberkammer" scheint er jedoch durchgängig gewesen zu sein. [3] Die Gold- und Silberkammer ist die wohl bedeutendste Grube des Wunsiedler Reviers.

Im Jahr 1817 wurde in dem Stollen erstmals eine "Wasserkunst" eingebaut. Darunter versteht man im Bergbau eine technische Vorrichtung zur Entwässerung von Grubenbauten. Diese wurde bereits von Alexander von Humboldt ins Gespräch gebracht. So schreibt Humboldt 1795 in seinem Generalbericht:

"Mein hartes Eindringen in den Faktor [= Unternehmer] Müssel, nach Vorschriften des B.[erg]Amts nun so zu bauen, daß die Gewältigung mit dem Kunstgezeuge möglich wäre [...]."

Im nächsten Satz heißt es:

[...] und hielt es für besser, jetzt loszubrechen, als eine so wichtige den Arzberger Bergbau allein erhaltende Arbeit verzögert zu sehen."

Für den Einbau einer Wasserkunst will Humboldt die technischen Voraussetzungen schaffen. So schlägt er zunächst die Beseitigung von Krümmungen im bestehenden Stollen vor.

"Bei einem so langen Gestänge, zu dem man sich ja ohnedies nur aus Noth verstehen mußte, weil kein anderes Mittel die Arzberger Gruben zu sichern übrig blieb, bei einem so langen Gestänge muß jede Krümmung vermieden werden."

Mit dem Einbau der Wasserkunst sollte es möglich werden, insbesondere die Abbausohlen der ertragreichen Gold- und Silberkammer Gruben tiefer zu legen. Erst nach Humboldts Weggang wird die technische Anlage 1797 bis ins Detail geplant. Umgesetzt wurde sie jedoch erst im Jahr 1817. Angetrieben wurden die eingebaute Wasserhebemaschinen (mit 20 Pumpwerken, verbunden über ein Gestänge im St. Georg-Stollen) durch ein unterschlächtiges Wasserrad im Röslautal. Der Schacht der Grube Gold- und Silberkammer konnte bis 1841 auf 120 Meter unter Gelände abgeteuft werden. Noch heute sind im Uferbereich die Reste der ehemaligen Radstube zu erkennen.

Lesen Sie hier Humboldts Originaltext zum Sankt-Georg-Stollen.

Der St. Georg-Stollen besteht noch heute. Während des 2. Weltkrieges diente ein Teil von ihm den Arzbergern zeitweilig als Luftschutzraum. Nach dem Krieg wurde das Mundloch verschlossen und war kaum noch als solches zu erkennen. Im Jahr 2008 wurde der Stolleneingang wieder freigelegt und nach der alten Aufnahme von 1913 in seiner heutigen Form saniert. Seit 2009 gehört das Gsteinigt mit seinen geologischen und montanhistorischen Zeugnissen zu den "100 schönsten Geotopen von Bayern".

Humboldt-Orte in Arzberg

Müssel-Haus / Bergbräu

Bei seinen Aufenthalten in Arzberg wohnte Alexander von Humboldt auf dem Kirchberg im Hause der Patrizierfamilie Müssel.

Infostelle Altes Bergwerk Kleiner Johannes

Die Infostelle befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Eisenerz-Bergwerkes Kleiner Johannes. Sie zeigt in mehreren Räumen einen Querschnitt durch die wichtigsten Gesteine und Mineralien des Fichtelgebirges sowie die Geschichte des Bergbaus in Arzberg. Auf dem Gelände befindet sich eine kleine Ausstellung mit Gesteinsexponaten aus dem Fichtelgebirge, der Nachbau der ehemaligen Förderanlage sowie ein Schaustollen. Eine 2017 ergänzte Ausstellung zur ehemaligen Specksteingrube Johannes bei Göpfersgrün ist nur zu besonderen Zeiten möglich.

Anschrift: Altes Bergwerk, Altes Bergwerk 1, 95659 Arzberg
Telefon: (0)9233 40 40 (Stadt Arzberg)
GPS: 50.059242, 12.192009

Öffnungszeiten der Infostelle:
Von Josefi (19.3.) bis Barbara (4.12.),
jeweils von 8 - 17 Uhr

Das Bergbaurevier Arzberg-Röthenbach

Die Verhältnisse im einstigen Arzberg-Röthenbacher Revier sind in der Monografie von Ernst Schmidtill (1963) ausführlich beschrieben. Die Lagerstätte, die an den Marmorzug gebunden ist, ist zwischen Röthenbach und Arzberg zweigeteilt in einen südlichen und einen nördlichen Erzzug (entsprechend zweier Marmorzüge). Das Profil der unten gezeigten Karte zeigt zwei voneinander getrennte Marmorlagen, die durch einen Phyllitrücken getrennt sind. Marmor und Phyllite fallen mit 70 - 80° nach Südwesten ein. Der Phyllitrücken ist bei Röthenbach etwa 60 Meter mächtig, östlich davon nur noch rund 30 Meter. Bei Arzberg ist er überhaupt nicht mehr vorhanden.

Mehr erfahren

Tipps

Volkskundliches Gerätemuseum Bergnersreuth

Das Museum Bergnersreuth ist ein Freilichtmuseum in einem alten Bauerngehöft. Neben den Dauerausstellungen zu den landwirtschaftlichen Geräten gibt es Abteilungen zur Bodenqualität und -bearbeitung. Original erhalten sind teils die Wohnstuben der ehemaligen Bewohner. Das Museum ist auch Station der GEO-Tour Boden des GEOPARK Bayern-Böhmen.

Anschrift: Wunsiedler Str. 14, 95659 Arzberg
Telefon: (0 92 33) 52 25
Internet: www.bergnersreuth.de

Öffnungszeiten:
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GEO-Tour Station 16: STEINBERG / Steinhaus Thiersheim
Humboldt in Steinberg / Steinhaus Thiersheim

Humboldt, die Kohle und der Vulkan

Das Steinhaus liegt am Fuße des "Steinberg-Vulkans". Dieser gehört zusammen mit dem "Neuhauser Schloßberg" und dem bereits in Tschechien liegenden "Plattenberg" (Blatná) zu einem vulkanischen "Dreigespann" an der bayerisch-tschechischen Grenze. Zwischen dem Steinberg und dem Plattenberg hat sich die Eger in einem markanten Tal eingetieft.

Der Steinberg wird von Alexander von Humboldt im Zusammenhang mit der Suche nach Steinkohlen erwähnt. Der hohe Bedarf an Brennmaterial für das Montanwesen weckte schon vor Humboldts Amtszeit in Franken das Interesse der Bergbehörde an diesem fossilen Energieträger, doch war die Suche danach wohl eher unsystematisch. Humboldt stellt die Kohleprospektion auf neue Füße. Der Fokus lag dabei in den Gebieten zwischen Bayreuth und Kulmbach (Kulmbach/Kessel, Schlemme/Schlämm, Lanzendorf: Lettenkohlen/Keuper), Neustadt am Kulm (Lettenkohlen/Keuper) und in der Umgebung des Steinberges (Tertiär).

Am 22. Oktober 1794 schreibt Alexander von Humboldt an der Oberbergdepartement in Bayreuth:

"Da durch einzelne, unvollendete Versuche auf Steinkohlen bisher die Frage, ob wir bauwürdige Flöze im Lande haben, nicht entschieden und viel Geld versplittert worden ist, so hatte ich mich entschlossen, die Sache methodisch anzugreifen.[...] und gab ihm [dem Berggeschworenen Sievert] eine ausführliche Anweisung, alle Punkte, wo nur Sage oder Hofnung auf Steinkohlen wäre, einzeln zu untersuchen und ein Verzeichniß davon anzufertigen. Ich hielt es für ökonomisch wichtig genug, wenn man nur eine sichere Liste solcher Orte niederlegen könnte, wo nicht mehr zu suchen ist, statt dass man sonst immer auf dieselben Punkte zurückkehrt. Ich habe, indem ich dies Verfahren dem Hochl.[öblichen] K[öniglichen O.B. Dep. gehorsamst anzeige, die Ehre, den Anfang der Sieverschen Arbeit in der Anlage einzureichen, weit entfernt indes von der Besorgnis, dass alle Versuche, welche

bei Culmbach,
bei Lanzendorf und Schlemme,
unter den Basalten der Arzberger Refier und vielleicht bei Sulz im Ansbachischen anzustellen sind, gleich fruchtlos sein werden."

In einem weiteren Schreiben am 19. März 1795 schlägt Humboldt tiefere Bohrungen (20 - 24 Lachter, ca. 40 - 48 m) u.a. "an den Basalten des Wunsiedler Refiers" (am Steinberg) vor. Die Bohrung am Steinberg wird in der Folgezeit auch durchgeführt. Jedoch ohne einen erhofften Erfolg.

Im Herbst 1796 erreicht Humboldt eine Anfrage des Oberbergdepartements zu einer weiteren Erkundungsbohrung bei Kothigenbibersbach. Humboldt rät davon ab. Lesen Sie hier den gesamten Wortlaut der Briefes Humboldts an das Oberbergdepartement.

Der Vulkan und der Basalt

Auch wenn es der Titel unserer Tafel suggeriert, Alexander von Humboldt sah im Steinberg keinen Vulkan. Dass es sich dabei um einen Basaltberg handelte, war ihm bewusst. Das geht aus seinen Briefen ans Oberbergdepartement hervor. Humboldt war während seine Zeit in Franken jedoch noch Anhänger der Lehrmeinung Gottlob Abraham Werners. Dieser war in Deutschland der wichtigste und einflussreichste Vertreter der "Neptunisten". Diese sahen im Basalt ein aus einem Urozean ausgefälltes Gestein, das in keinem Zusammenhang mit Gesteinsschmelzen oder Vulkanen stehen würde. Vulkane waren für die Neptunisten dagegen das Ergebnis im Untergund brennender Kohlelager. Humboldt maß daher dem Basalt des Steinberges keine besondere Bedeutung bei.

Tipps

Hutschenreuther Gedenkstein

Besuchen Sie den Carolus Magnus Hutschenreuther-Gedenkstein. Dieser erinnert an das Auffinden von Kaolin in der Nähe des Steins durch den Begründer der C. M. Hutschenreuther Porzellanfabrik in Hohenberg a.d. Eger (1822). Tatsächlich hatte ihm das Kaolin sein Verwandter und späterer Schwiegervater, der Oberförster Ernst Ludwig Reuß, bei einem Besuch in Hohenberg gezeigt. Hutschenreuther blieb in Hohenberg und richtete 1814 in Räumen der Hohenberger Burg, die ihm Reuß zur Verfügung gestellt hatte, eine Porzellanmalerei ein. Das Jahr 1814 gilt daher auch als Geburtsjahr der Porzellanindustrie im Fichtelgebirge. In Sichtweise zum Gedenkstein liegt eine ehemalige Farberde-Grube (mit kleiner Infotafel).

Geotop Heiligenberg

Über den "Mittelweg" ("M") erreichen Sie das auf der Nordostseite des Steinberges liegende Geotop "Heiligenberg". Dort können Sie die Basalte des Steinberges in anstehenden Felsen sehen. Von hier aus hat man auch eine Aussicht ins Egerer Becken.

© GEOPARK Bayern-Böhmen

Mit freundlicher Genehmigung. Vielen Dank.

Infomaterialien

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Geroldsgrün

Faltblatt „Geroldsgrüner Geopfade“

Gosheim: Geopark Nördlinger Ries, Lehrpfad Kalvarienberg

Das Geotop Kalvarienberg bei Gosheim bietet Einblicke in die „Ries-Tektonik“ am östlichen Kraterrand.

Östlich von Gosheim gelegen, im Übergang des Rieskraters zur Monheimer Alb, in der sogenannten Megablockzone zwischen Innerem Kraterring und Äußerem Kraterrand, erklären entlang des zugehörigen Lehrpfads sieben Ereignistafeln geologische und naturkundliche Phänomene. Zwei Sitzgruppen laden zwischendurch zu einer Vesper und zum Verweilen ein.

Ein kulturgeschichtliches Highlight ist der Kreuzweg aus dem 19. Jhd., der vorbei an einer Kapelle wieder zum Startpunkt des Geopark-Lehrpfads führt. 

Die Entstehung des Rieskraters

Vor 14,5 Millionen Jahren rast ein etwa 1 km großer kosmischer Körper (Asteroid), begleitet von einem 150 m großen Trabanten, auf die Erde zu. Beide schlagen mit einer Geschwindigkeit von über 70.000 km/h auf der Albhochfläche ein und erzeugen zwei Krater mit Durchmessern von 24 km und 4 km:

Das "Nördlinger Ries" und das "Steinheimer Becken".

Bei Drücken von mehreren Millionen bar und Temperaturen über 20.000˚C verdampfen der Asteroid und Teile der Gesteine  bzw. werden aufgeschmolzen. Eine Druckfront (Stoßwelle) bewegt sich mit Überschallgeschwindigkeit durch das tiefere Gestein, verändert es und führt durch eine Schockmetamorphose zur Bildung von Hochdruckmineralen wie Coesit und Stishovit (Quarz) sowie Diamant (Kohlenstoff).

In den ersten Sekunden nach dem Einschlag entsteht eine über 4 km tiefe Kraterhohlform. Die ausgeschleuderten Gesteinsmassen bilden bis in eine Entfernung von 50 km eine geschlossene Auswurfsdecke (Bunte Trümmermassen). Zeitgleich schießt eine heiße Glutwolke über dem Krater in die hohe Atmosphäre. Der tiefe Krater besteht nur wenige Sekunden.

Im Kraterboden werden die kristallinen Gesteine des Grundgebirges freigelegt, der Kraterboden wölbt sich auf. Gleichzeitig brechen vom übersteilen Kraterrand Gesteinsschollen ab und vergrößern dadurch den Krater, der ursprüngliche Kraterrand wir immer undeutlicher, der Krater sebst verflacht.

Nach wenigen Minuten sind alle Gesteinsbewegungen beendet. Die Glutwolke kollabiert und lagert mehrere 100 m mächtige heiße Gesteinsmassen im Krater und auch in isolierten Bereichen außerhalb des Kraters ab (Suevit).

Im Umkreis von 100 km oder mehr war alles pflanzliche und tierische Leben bereits durch die enorme Druck- und Hitzewelle ausgelöscht worden.

Ries-See

Im Krater selbst bildete sich ein abflussloser See, der sog. Ries-See, der überwiegend von Niederschlägen innerhalb des Kraters und seiner nächsten Umgebung gespeist wurde.

Direkt nach dem Impaktereignis füllte sich der Krater zunächst durch sintflutartige Regenfälle. Im Becken sammelten sich mächtige Schlamm- und Schuttströme aus zusammengeschwemmten Gesteinstrümmern der Auswurfmassen. Der aus den gelösten Mineralstoffen der Riestrümmermassen stammende Salzgehalt im See wird durch Niederschläge nur langsam verdünnt, so dass über längere Zeit ein Salz-(Soda-)See bestand.

Ursprünglich reichten die Ablagerungen des Ries-Sees mehr als 100 m über die heutige Riesebene. Der Krater war spätestens ab dem Obermiozän weitgehend aufgefüllt. Erst durch die Erosion während des Eiszeitalters wurde die heutige Kraterform wieder sichtbar.

Infomaterialien

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Nördlinger Ries

Faltblatt „Geotop Kalvarienberg“

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Nördlinger Ries

Broschüre „Fenster in die Erdgeschichte“