Steinbruch Vatter
Der Steinbruch „Vatter“ am Sporenberg war der größte Steinbruch in Dossenheim. Der Betrieb wurde im Jahr 2003 nach einer Betriebszeit von 168 Jahren eingestellt.
Das Steinbruch- und Betriebsgelände ist aus Sicherheitsgründen für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Der Bruch und die historischen Anlageteile sind allerdings von einem öffentlich zugänglichen Waldweg aus problemlos von außen einsehbar.
Ein Zeitzeuge berichtet
Bernhard Wink, ehem. Sprengmeister im Steinbruch Vatter
Der erste Gesteinsabbau wird für die Zeit um 1860 erwähnt. In Spitzenzeiten arbeiteten im Steinbruch 1200 Menschen.
Im Sprengbetrieb wurden im Monat ca. 1,5 Tonnen Sprengstoff verbraucht. Gesprengt wurde zur vollen Stunde. Um entweder um 9-12-15 oder 17 Uhr.
Das abgesprengte Gestein wurde mit Feldbahnen in Loren abtransportiert. In den Jahren um 1900 wurden die Bahnen von Dampflokomotiven gezogen, bis Anfang der 1960-er Jahre dann mit dieselbetriebenen Feldbahnen. Ab den 1960-er Jahren erfolgte der Transport mit Militär-Lkw, die nach dem Koreakrieg direkt von der US-Armee günstig erworben werden konnten.
Aufbereitung
Bei der Zerkleinerung des Porphyrs durch die Brechwerke ging der Ablauf logischerweise immer von grob nach fein. Nachdem der Stein in einem Vorzerkleinerer z.B. auf Grobschottergröße (etwa Faustgroß) gebracht wurde, vielen die kleineren Bestandteile durch ein Rüttelsieb und wurden dem nächsten Brecher zugeführt. Dieser zerkleinerte wiederum auf die nächste Körnung. Die kleinste Körnung betrug 0,2 mm. Dieser Quarzsand wurde bis nach Holland geliefert. Er wurde dort dem Ton begemischt um dessen Festigkeit zu erhöhen. Der Porphyr war hitzebeständig und frostsicher. Aus dieser Mischnung wurden Tonrohre gefertigt.
Früher existierten mehrere Dampfmaschinen im Steinbruch, welche die Brecher, Sortieranlagen und die Seilbahn über Transmissionen antrieben. Ab etwa 1906 erzeugte im Werk ein Generator Strom, welcher bei Überschuß auch ins Ort geliefert wurde. Später wurde ein Stromanschluß ins Werk gelegt und auf elektrische Antriebe umgestellt.
Der Schornstein der Dampfmaschinenanlage wurde im 2. Weltkrieg von den anrückenden Amerikanern beschossen und erhielt 2-3 Treffer an der Spitze, worauf das obere Viertel abbrach. Später wurde durch einen umlaufenden Betonkranz der unbeschädigt obere Schorsteinbereich stabilisiert, obwohl der Schlot damals schon nicht mehr benötigt wurde.
Materialtransport
Der Materialtransport ins Tal zu den Silos erfolgte mittels Schwebe-Drahtseilbahn. Größere Steine (Sticksteine, Wasserbausteine für Uferbefestigungen) konnten allerdings nicht mittels Seilbahn transportiert werden. Dies war nur mit LKWs möglich. Die Abfahrt erfolgte durch die schmalen Straßen von Dossenheim. In späteren Jahren benötigte man hierfür eine Sondergenehmigung der Stadt. Die mit der Abfuhr verbundene Belästigung der Anwohner war einer der Hauptgründe für die Stilllegung des Steinbruchs.
Auf dem Steinbruchgelände befand sich ein kleines Fachwerkhäuschen. In diesem wurde den Arbeitern der Lohn ausgezahlt. Das Häuschen wurde abgetragen und befindet sich heute im ehemaligen Steinbruch Leferenz in Dossenheim. Bei dem kleinen Bauwerk handelt es sich um eines der ältesten Gebäude des Steinbruchs.
Textquelle: http://www.morr-siedelsbrunn.de/odenwald/steinbruch-vatter-dossenheim/